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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mittelmäßigkeit...



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Mitherfi
28.07.2008, 19:06
Mir geht seit ein paar Tagen eine Sache durch den Kopf... Ich hatte vor kurzem meine Hausärztin zu einer Sache gefragt. Sie erzählte mir das Falsche und deswegen gings mir eine Woche voll übel. Ich gehe wieder hin, treffe dort ihren Kollegen und der windet sich hin und her, weil er seiner Kollegin nicht in den Rücken fallen will und bringt mich so erst auf die Idee, dass da was falsch läuft. Sein Rat ist dann ebenfalls der Falsche gewesen oder sagen wir halbrichtig. Ich informiere mich daraufhin selber und gehe wieder in die Praxis, komme diesmal zu Kollege Nr. 3. Dieser ist etwas ehrlicher und gibt offen zu, dass seine Kollegin mir da Quatsch erzählt hat. Dann gibt er mir einen Ratschlag, aber der ist wieder offensichtlicher Unsinn...

Und jetzt erzählt mir nicht, dass ich das nicht beurteilen kann, denn ich behaupte, ich kann es in diesem Fall nach intensiver Recherche etc.Alle 3 Ärzte hatten es sicherlich gut gemeint, aber keiner hat sich befleißigt mal eben in die Unterlagen zu gucken, wenn man es so nicht weiß.

Aber es geht auch gar nicht darum, ich wollte nur, das ihr versteht wie ich da drauf komme...


Und zwar frage ich mich, ob der Umfang des Lernstoffes und der Praxis hinterher so gross ist, dass es gar nicht mehr menschenmöglich ist sich das alles zu merken und so jeder Arzt eigentlich von vorne herein höchstens zum Mittelmaß verdammt ist.

Irgendwie fände ich es recht unbefriedigend, wenn ich regelmäßig feststellen müsste, dass ich meinen Patienten mehr schade wie nutze. Ich bin da schon etwas perfektionistisch veranlagt.

Irgendwie gibt mir das echt zu denken, denn es ist ja nicht so, dass man solche Dinge nicht öfter hört oder nicht auch schon häufiger erlebt hat.

Muriel
28.07.2008, 19:13
Ohne dass du konkreter wirst, wird es sehr schwer sein, eine befriedigende Antwort zu finden. Es gibt sicherlich Dinge, die jeder Arzt, erst Recht, wenn sie in sein Fachgebiet fallen, wissen sollte. Andersherum gibt es nun mal auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Dingen, die man nicht mal eben so wissen kann und auf die man auch nicht zwingend sofort kommen muss, weil nun mal Zebras seltener sind als Pferde. Und ja, letztendlich wird es jedem Arzt so gehen, dass er eine ganze Menge nicht aus dem Stehgreif kann und weiß und dass er auch einige Dinge schlichtweg übersieht oder nicht im entferntesten daran denkt.

Feuerblick
28.07.2008, 19:34
Und nicht zu vergessen: Bei vielen Erkrankungen führen mehrere Wege nach Rom bzw. zur Heilung. Ergo kann es gut sein, dass einem drei Ärzte drei verschiedene Meinungen mitteilen, drei verschiedene Therapien anregen und der eine über die Ideen des anderen sagt, das sei Unsinn oder halb richtig. :-nix

pieks
28.07.2008, 19:55
Mitherfi ,

da wirst Du Dich im Verlauf Deiner Karriere und Deiner potentiellen "Patienten"-Karriere noch sehr oft mit "rumschlagen müssen". :-(

Leider gibt es sehr viele Dünnbrettbohrer in unserem Beruf.

Und wenn ich Dir erzählen würde, was ich im Verlauf meinens Beruflebens schon alles an offensichtlichem Unsinn in der Diagnostik und Therapie bei Patienten erlebt habe .. dann wäre dises Forum zugemüllt :-D

und was ich selbst als Patient schon erlebt habe ... :-nix

Da überlegt man sich manchmal, ob man nicht lieber "bei Aldi an der Kasse" arbeiten geht.

Und ich überlege mir mindestens 5x bevor ich selbst zu einem Arzt gehe ...
Die meisten Erkankungen bei mir selbst behandel ich ohnehin selbst...

Man kann nur versuchen, sich selbst bezüglich der Diagnostik und Therapie bei Patienten immer wieder zu hinterfragen und sich in seinem Fachgebiet ständig auf dem laufenden zu halten ..

Gruß pieks

alley_cat75
28.07.2008, 20:27
Wer perfektionistisch veranlagt ist, sollte wohl lieber Ingenieur statt Arzt werden. ;-) Als Arzt und erst recht als Patient ist das wohl keine Seltenheit, dass Meinungen zu Diagnostik/Therapie divergieren. Wie schon festgestellt, führen viele Wege nach Rom. Was ich wirklich unprofessionell an dieser Geschichte finde, ist, dass die Kollegen sich gegenseitig für Dummquatscher halten. :-dagegen Ich habe nicht selten eine andere Meinung als meine Stationskollegin, jedoch regeln wir das unter vier Augen und nicht vor den Patienten. Erst einmal heiße ich alles gut und versuche dann herauszufinden, wer von uns beiden richtig liegt. Dokumentation ist die Basis. :-top Aufgeklärten Patienten kann man dann auch mal augenzwinkernd sagen, kennen Sie das, wenn Sie Ihr Auto in drei verschiedene Werkstätten bringen? Ich für meinen Teil behaupte einfach mal, in der Medizin gibt es nichts 100%iges bzw. nichts endgültiges und das genau finde ich interessant. Ein kleinzelliges T4 BroCa ist so richtig mies; die meisten überleben die nächsten Monate nicht und dann taucht 1 x im Jahr einer auf, dessen Tumor schon nach 2 Zyklen Chemo nicht mehr nachweisbar ist. Und das, wo man dem Patienten lang und breit erklärt hat, er solle schnell noch seine Angelegenheiten klären. :-nix

Dr. Julius Hibbert
29.07.2008, 01:39
Ich habe (als Laie) auch meistens das Gefühl dass mein Arzt Murks macht. Ich bin allerdings auch nicht oft beim Arzt, habe also nicht so viele Erfahrungen. Einmal hatte ich in der Schule ganz plötzlich Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, etc. Bin dann zu meinem Kinderarzt (der praktischerweise direkt neben der Schule ist) und der ist überhaupt nicht auf meine Beschreibungen eingegangen. Hat einmal in meinen Hals geschaut, eine Angina diagnostiziert (Halsschmerzen o.Ä. hatte ich aber nicht) und hat mir Antibiotika verschrieben. Naja, Hauptsache ich hatte mein Attest.
Ein anderes mal hatte ich beim Gehen Schmerzen in der Hüfte. Der gleiche Arzt hat dann direkt eine Sakroiliitis festgestellt. Nachdem ich aber schon wieder Antibiotika schlucken sollte und leichte Zweifel geäußert habe, hat er mich zum Orthopäden geschickt. Der hat dann einmal an meinem Bein gezogen und alles war wieder wunderbar.

Auf jeden Fall hatte ich nach den beiden Geschichten nicht mehr so viel Vertrauen und war eigentlich eh schon zu alt für den Kinderarzt. Letztens musste ich dann nach langer Zeit nochmal zum Arzt, weil ich seit mehreren Wochen Husten hatte und er einfach nicht wegging. Daraufhin bin ich dann zu einer Allgemeinärztin, die eine Nasennebenhöhlenentzündung festgestellt hat und mir irgendeinen Kräutersaft verschrieben hat. Sie meinte in einer Woche müsste eigentlich alles besser sein. Nachdem drei Wochen später gar nichts besser war, hab ich das Zeug dann mal gegooglet. Da stieß ich dann auf zahllose Berichte von Patienten, bei denen das "Medikament" überhaupt nicht gewirkt hat. Außerdem fand ich die Info, dass eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Deswegen musste ich das wohl auch selber zahlen. Ich kam mir dann irgendwie verarscht vor, auf jeden Fall wollte ich dieser Quacksalberin nicht noch einen Besuch abstatten. Nach weiteren 3-4 Wochen war der Husten dann glücklicherweise auch weg.

Egal wie oft ich versuche mir einzureden, dass ich als Laie die ganzen komplizierten Zusammenhänge nicht verstehen kann, irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass meine Ärzte nicht den blassesten Schimmer haben, was sie da eigentlich tun.

Auf jeden Fall ist das für mich eine Motivation, anders zu werden. Ich habe keine Lust, irgendwann eine Praxis zu eröffnen und dann 30 Jahre lang "so viel wie nötig, so wenig wie möglich" zu tun, während mein Wissen aus dem Studium immer weiter verstaubt, veraltet und zu Halbwissen verkommt. Ich will am Ball bleiben, selbstkritisch sein und versuchen, Jahr für Jahr fachlich immer sicherer zu werden.

Und ich glaube schon dass das Möglich ist. Wahrscheinlich geht es einfach darum, ob man sich für Medizin entscheidet weil man halt ein ganz gutes Abi hatte, oder weil Papa auch schon Arzt war - oder ob man Arzt werden will, weil einen die Medizin interessiert und weil man sich wirklich intensiv damit beschäftigen will.

Kackbratze
29.07.2008, 05:32
Du hast den Gedanken und dann kommt die KV und die GKV und Du kannst dein Wissen getrost über Bord werfen, weil die Dinge, die helfen würden nicht bezahlt werden und wenn Du sie doch anordnest, wirst Du in Regress genommen und darfst deine Therapien aus eigener Tasche zahlen ("Nein Kind, Du darfst nicht auf die Uni, Papa behandelt noch 2 chonisch kranke Patienten in der Praxis. Wir haben kein Geld...")

king kola
29.07.2008, 10:50
hier werden die eigenen ideale angepriesen und sich rel. weit aus dem fenster gelehnt. eure behandelnden ärzte machen fehler und ihr/wir werdet bzw. werden das genauso machen!
ich will hier keinen in schutz nehmen, der nach dem motto "hauptsache attest und was zum einschmeißen" diagnostiziert, aber ich denke auch, dass man erstmal ne ganze weile in dem beruf arbeiten sollte, bevor man versucht meinungstechnisch größere brötchen zu backen. und mit länger meine ich nicht 3 oder 4tes WJ...

Moorhühnchen
29.07.2008, 12:37
Ich glaub, die Mittelmäßigkeit ist eine der großen Gefahren in der Medizin und dem Patienten eigentlich überhaupt nicht näherzubringen.
Man lernt an der Uni so viele Symptome und die notwendigen Untersuchungen, um sie abzuklären - aber kaum ist man in der Praxis, bzw. im Krankenhaus, wird doch alles nur nach Schema F gemacht. Was soll man auch anderes tun? :-nix

Kann mich an einige Beispiele erinnern:
- Neuro: Anfang 50jährige Patientin schildert Symptome, wie sie eigentlich lehrbuchmäßig bei einer Trigeminusneuralgie vorkommen (ua. Schmerzauslösung durch Zähneputzen etc.)
Der CA sagt aber, es könne überhaupt keine Trigeminusneuralgie sein, weil die niiiiiie vor dem 60. Lebensjahr vorkäme..... :-wand Gegen die Einwände des schon recht erfahrenen Assistenten wird die Pat. nun also auf die psychosomatische Schiene gelenkt - klar, kann natürlich auch sein, aber ich würd mir da als Pat. auch schon verarscht vorkommen, allein aufgrund der Aussage, es gäbe keine TN vor dem 60.LJ...... :-sleppy

- am WE in der Inneren Aufnahme: junger Pat. kommt mit Halsschmerzen vom ÄND, der sich keine Diagnose zugetraut hat, der Aufnahmeassi vermutet am ehesten eine Mononukleose und....... verordnet Amoxicillin!
Auf meine Frage, warum er das denn täte, obwohl das ja offensichtlich falsch sei, war die Antwort: "Naja, wenn er Ausschlag bekommt, haben wir wenigstens den Beweis!" :-notify :-wand

Mit sowas verschafft man sich beim Patienten natürlich kein Vertrauen und ich selbst habe schon ein wenig Angst davor, mein Hirn ausschalten zu müssen, nur weil Cheffe oder OA anderer Meinung sind - aber leider isses halt so. :-keks
Der meiste Murks geschieht sehenden Auges und ist von oben gewollt. :-meinung

alley_cat75
29.07.2008, 15:43
Ich habe (als Laie) auch meistens das Gefühl dass mein Arzt Murks macht. Ich bin allerdings auch nicht oft beim Arzt, ...

Mmh, nicht oft beim Arzt, aber wohl wegen Nichtigkeiten. Warum hattest Du kein Vertrauen? Immerhin hat der Kinderarzt Dich zum Orthopäden geschickt und dort wurdest Du geheilt. Wo genau war jetzt die falsche Entscheidung?
Daraufhin bin ich dann zu einer Allgemeinärztin, die eine


Nasennebenhöhlenentzündung festgestellt ... und mir irgendeinen Kräutersaft verschrieben hat. ... Nach weiteren 3-4 Wochen war der Husten dann glücklicherweise auch weg.

Wahrscheinlich hatte sich Deine Abneigung gegen Antibiotika schon herum gesprochen. Und wozu auch eine andere Therapie, wo doch der Husten dann von selbst wieder verschwunden ist. Du gehörst zu der Kategorie Patient, die bei Mininmalleiden Maximaltherapie wünschen. :-dagegen Du wärst ein guter Privatpatient. :-D


Ich habe keine Lust, irgendwann eine Praxis zu eröffnen und dann 30 Jahre lang "so viel wie nötig, so wenig wie möglich" zu tun, während mein Wissen aus dem Studium immer weiter verstaubt, veraltet und zu Halbwissen verkommt.

Alle niedergelassenen Ärzte nur halbwissend, verstaubt und dumm. Mensch, Du lehnst Dich ganz schön aus dem Fenster. Im Gegensatz zu angestellten Ärzten sind die Niedergelassenen zu regelmäßigen FoBi verpflichtet und die meisten, die ich kenne, nehmen das auch fleißig wahr. Auf Kongressen sitzen die Niedergelassenen bis zum Schluss und verpassen kein Seminar, während angestellte Herrschaften das Kulturprogramm genießen. Deine Ansichten sind voller Vorurteile und vielleicht merkt man Dir das schon an, wenn Du selbst Patient bist. Solche Leute bekommen von mir auch nur Kräuterzeugs.

alley_cat75
29.07.2008, 15:48
... ein wenig Angst davor, mein Hirn ausschalten zu müssen, nur weil Cheffe oder OA anderer Meinung sind - aber leider isses halt so.

So isses nicht, ist doch Unsinn. Wenn Du Deine Argumentation richtig führst, bekommst Du auch von Obrigkeiten recht. Meine Erfahrung... In der Chefarztvisite wird bei uns viel diskutiert. Mein Chef meint immer, ich dürfe alles machen, ich müsse es nur gut begründen können. Bei unseren Lungenpatienten setze ich rigoros ambulant geführtes ACC, Mucosolvan ab. Musste nun deswegen eine FoBi machen und die Datenlage erläutern - nämlich das der ganze Krempel nichts bringt. Schon war der Chef stille. Auch als Assi darf man sich selbstbewusst verkaufen. Chefs mögen das, wirklich, erst recht, wenn Du irgendo etwas gelesen hast und das entsprechend wiedergeben kannst.

Medi-Mami
29.07.2008, 16:46
Ärzte sind eben auch nur Menschen. Ich habe auch schon Fehldiagnosen erhalten und damit bin ich nicht die Erste und auch bestimmt nicht die Letzte gewesen.

Schade finde ich, wenn einem Ärzte in der Kinderklinik nicht richtig zuhören. Ich finde schon, dass man als Mama Manches im Gefühl hat. Beispiel: Mein Sohn, damals gerade eins, bekam über Nacht hohes Fieber und atmete ganz seltsam. Nachdem das Fieber trotz Paracetamol nicht zurückging fuhren wir morgens um 5 in die Kinderklinik. Mein Sohn war total fertig und weinte die ganze Zeit. Die Ärztin kam, schaute ihm in die Ohren, sagte was von Flüssigkeitsansammlungen und Mittelohrentzündung und verschrieb Antibiotika. Warum er so komisch stöhnte/atmete konnte sie mir nicht sagen. Ich habe mehrmals erwähnt, dass er sich nicht an die Ohren fasst und dass er die ganze Zeit geweint hat und dadurch auch Tränen in sein Ohr gelaufen sind. Geweint hat er übrigens, da er inzwischen leider eine kleine Klinikphobie hat - sind dort leider Dauergast. Aber egal. In den Hals hat sie ihm dann gar nicht mehr geschaut. Ibuprofen gegen Fieber als Saft wollte sie auch nicht geben - wenn Para nicht hilft, hilft sonst auch nichts :-??? Dabei habe ich gerade damit auch schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Naja, ich bin dann in die Notapotheke und hab mir doch Nurofensaft geholt. Und damit ist dann zum Glück das Fieber wieder runter gegangen. Später sind wir dann zum Kinderarzt. Ergebnis war: Ohren ok, Hals Ok, Stöhnen kommt vom Fieber. Manche Kinder hätten das bei hohem Fieber. Am Ende war es das 3-Tage-Fieber.

Meine schlimmste Fehldiagnose war vor kurzem eine angeblich defekte Venenklappe die dringend operiert werden muss - für € 1000,00. Die 1000 € haben mich stutzig gemacht und vor allem, da ich ja nichts an den Beinen habe, keinerlei Beschwerden. Also hab ich mich nochmals bei einer ganz netten Ärztin untersuchen lassen. Meine Venen sind total gesund und vor alle, sei ihr dieser Arzt bekannt. Er würde öfters falsche Diagnosen stellen. Und die angeblich so neue Op-Methode wäre schon veraltet. Leider hatte sich zu diesem Zeitpunkt meine Cousine beide Beine für € 2000 operieren lassen, allerdings hatte sie auch tatsächlich Beschwerden. Nur sind die leider schlimmer statt besser geworden :-heul Aber ich hoffe, so etwas sind traurige Einzelfälle.

Nautila
29.07.2008, 18:44
Aus meiner Sicht zählen zwei Dinge:
Mensch bleiben und nachvollziehbar erklären.
Ich denke aber, das hängt viel vom einzelnen Typ Mensch ab.
Es gibt Koryphäen auf bestimmten Gebieten, die aber (um das Thema Kinderklinik aufzugreifen) absolut nicht in der Lage sind, ein Elternteil sachlich und ausreichend aufzuklären.

Eine Fehldiagnose (sofern sie nicht um Leben und Tod geht) darf durchaus sein, man darf auch seine Meinung revidieren oder durch ein Gespräch mit anderen zu einem abweichenden Schluss kommen.
Nur sollte man dem Patienten soviel Mündigkeit zugestehen, dass er das auch erklärt bekommt.

Ich denke, und die Erfahrung habe ich mittlerweile als Mutter eines ebenfalls dauerkranken Kindes gemacht, es hat viel mit der eigenen Motivation der jeweiligen Ärzte zu tun. Ärzte sind auch nur Menschen, und keine Halbgötter in Weiß - und wenn ich die Begründung für ein Medikament nicht erklärt bekomme, nehme weder ich es noch verabreiche ich es meinem Kind.

Ein krasses Beispiel waren damals Herztabletten, die der Hausarzt meiner Schwester gegen Seekrankheit verschrieb ... der Name des Medikaments ist mir entfallen.

Mitherfi
29.07.2008, 18:46
Mir gehts eigentlich nicht darum irgendwelche Hausärzte in die Pfanne zu hauen. Fehler passieren in jedem Job! Das führt zu nichts.
Das unterschiedliche Ärzte auch unterschiedliche Therapien bevorzugen, finde ich eigentlich gut, denn es ist ja auch nicht jeder Patient gleich.

Das in meinem Fall ein Fehler vorliegt, weiß ich trotzdem, aber ich werde deswegen sicher nicht gleich den Arzt wechseln, sondern beim nächsten Mal vorsichtig versuchen, die Ärztin auf ihren Fehler kommen zu lassen. Da es bei mir um ein Standardmedikament ging, wird sie garantiert wieder auf diese Probleme stossen und das müsste ja nicht sein. Egal, wie gesagt, es sollte nur ein Beispiel sein!

Ein Beispiel dafür, dass es vielleicht unmöglich ist in Bergen an Medikamentenauswahl alles zu kennen und auswählen zu können? Ich könnte mir vorstellen, dass es wohl wirklich schwer ist dann auch die Wechselwirkungen von Medis im Kopf zu haben... immer die richtige Dosierung für alles... Theoretisch steht beim niedergelassen Arzt doch der PC meist genau vor der Nase und man könnte einen kurzen Blick in die Rote Liste werfen... Aber das sähe ja wirklich auch komisch aus vor dem Patienten.

Hmh, na abhalten wird mich auch das nicht... ich hoffe halt darauf, dass ich es irgendwie schaffe dann auch gut zu werden im Beruf. Eben weil es mich frustrieren würde, wenn ich merke, dass laufend Fehler passieren.

Eddy
29.07.2008, 18:56
Hey Mitherfi, ich kann dir nur sagen das dir solche sachen noch öffter passieren werden. Obs nun pure Faulheit oder einfach nur Inkompetenz ist, solche Fehldiagnosen passieren täglich. Ich könnt dir hunderte Beispiele nennen.

Aber du solltest da nicht an dem Sinn deiner Berufswahl zweifeln sondern solche Erlebnisse als Motivation aufnehmen besser als nur mittelmäßig zu werden, damit dir solche Dinge erspart bleiben mögen.

LG Eddy

ps: Bsp: Ältere Frau wird vom Hausarzt kurz untersucht. Der schickt sie daraufhin mit einem Herzinfarkt per TAXI ins Krankenhaus. Und was auf dem Weg ins KH passiert ist muss ich wohl nicht mehr genauer erläutern.

Dr. Julius Hibbert
30.07.2008, 03:29
Irgendwie werde ich hier immer falsch verstanden...


Du gehörst zu der Kategorie Patient, die bei Mininmalleiden Maximaltherapie wünschen.Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es hätte mir schon gereicht, wenn die Ärztin gesagt hätte dass es nichts dramatisches ist und ich mich etwas gedulden soll. Ich bin nicht gekommen, weil ich ja so fürchterlich gelitten habe oder weil ich am nächsten Tag wieder quitschfidel sein wollte, sondern weil ich sichergehen wollte, dass es nichts ernstes ist. Das habe ich ihr auch so gesagt. Und wenn sie dann trotzdem der Meinung ist, mir etwas verschreiben zu müssen, dann erwarte ich auch, dass sie mir ein bewährtes Medikament verschreibt.


Alle niedergelassenen Ärzte nur halbwissend, verstaubt und dumm. Mensch, Du lehnst Dich ganz schön aus dem Fenster. [...] Deine Ansichten sind voller Vorurteile und vielleicht merkt man Dir das schon an, wenn Du selbst Patient bist. Danke für die ehrliche Meinung, aber ich fürchte du steckst mich in eine Schublade, in die ich nicht gehöre.
Ich habe mir nirgendwo ein allgemeines Statement über niedergelassene Ärzte erlaubt. Das waren nur meine persönlichen Erfahrungen mit zwei Ärzten von Tausenden. Wenn du meinen Beitrag nocheinmal liest, wirst du feststellen, dass ich immer von meinen Ärzten und nicht von Ärzten allgemein gesprochen habe. Das ist wichtig.

Und ja - diese beiden Ärzte sind für mich Negativbeispiele. Natürlich sind Ärzte genau so Menschen wie jeder andere auch und natürlich macht jeder Mensch Fehler. Wenn mich ein Arzt genau untersucht und sagt "Ich glaube es ist xyz" und es stellt sich als Irrtum heraus, habe ich kein Problem damit. Aber wenn er nach einem flüchtigen Blick auf mich die Diagnose stellt und mich nur an einen Facharzt überweist, weil ich Bedenken äußere, dann erwarte ich, dass er weiß was er tut. Leider war dem wohl nicht so. Ich hatte den Eindruck (wobei ich mich auch täuschen könnte) dass der Orthopäde ziemlich verwundert über die erste Diagnose war. Auf jeden Fall konnte ich nach zwei Minuten wieder gehen, war vollkommen beschwerdefrei und musste keine Antibiotika schlucken (ich habe übrigens überhaupt nichts gegen das Zeug, ich will es verständlicherweise nur nicht öfter als nötig nehmen).

Letztenendes glaube ich, dass es in der Medizin - wie in jedem anderen Berufsfeld auch - immer solche und solche gibt. Es gibt Maler, die irgendwie notdürftig die Farbe an die Wand klatschen um möglichst schnell fertig zu sein, und es gibt Maler die beleidigt sind, wenn sie nach einer Woche nochmal vorbeikommen und schon die ersten Flecken auf dem neuen Anstrich sind. Meiner Meinung nach hätten erstere keine Maler werden sollen, aber was solls.


Aber du solltest da nicht an dem Sinn deiner Berufswahl zweifeln sondern solche Erlebnisse als Motivation aufnehmen besser als nur mittelmäßig zu werden, damit dir solche Dinge erspart bleiben mögen.

Das ist eigentlich auch genau das was ich meinte.

king kola
30.07.2008, 13:47
Amen!

Spark
30.07.2008, 14:33
Sehr viele Bereiche sind heute ausufernd umfangreich. "Wissen heißt wissen wo es steht" ist insofern zumindest einigermaßen wahr. Methodisches Vorgehen, die richtige "Checkliste" richtig abarbeiten, dabei die richtigen Informationen einholen und präzise zu kombinieren, und das alles auch noch zügig zu können, ist daher in vielen Bereichen Kernkompetenz. Eher als Auswendig können jedenfalls.

Völlig fachunabhängig habe ich ebenfalls das Gefühl, daß es eher wenig Menschen gibt, die das richtig gut können. Vor allem weil es glaube ich eine gewisse Vertiefung voraussetzt, die der zügigen, routinierten Beherrschung solcher "Geistestechniken" vorausgehen muß. Diese kommt in den meisten Studienfächern bzw. den Lernumfeldern generell viel zu kurz, das geht schon in der Schule los. Wissen und vor allem die Annäherung an Wissen und der Umgang damit wird gar nicht richtig gelehrt, eher Fakten abgehakt, Schnelllernverfahren um die nächste Prüfung irgendwie rumzukriegen und dann gleich wieder weiter im Text - so kommt man zwar formal durchs Studium, aber kaum zum Wesentlichen.

Das geht beileibe nicht nur Ärzten so.

Hellequin
30.07.2008, 15:47
...dabei die richtigen Informationen einholen...
Das setzt aber jeweils auch Patienten vorraus, die dir solche Informationen liefern können. Und ein nicht geringer Anteil der Patienten erzählt in der Anamnese auf deutsch gesagt *******. Bestimmt die Hälfte der Patienten kann dir weder die aktuelle Medikation("so eine kleine runde weiße Tablette halt"), noch relevante Vorerkrankungen nennen. Viele unterschlagen irgendwelche Symptome, erzählen Sachen ohne jeden Zusammenhang zum aktuellen Geschehen ("damals `45 vor Stalingrad"). Und aus diesem Durcheinander soll man dann die wichtigen und richtigen Informationen herrausfiltern.

birko
30.07.2008, 21:04
Wahrscheinlich geht es einfach darum, ob man sich für Medizin entscheidet weil man halt ein ganz gutes Abi hatte, oder weil Papa auch schon Arzt war - oder ob man Arzt werden will, weil einen die Medizin interessiert und weil man sich wirklich intensiv damit beschäftigen will.

100% agree!!!





Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es hätte mir schon gereicht, wenn die Ärztin gesagt hätte dass es nichts dramatisches ist und ich mich etwas gedulden soll. Ich bin nicht gekommen, weil ich ja so fürchterlich gelitten habe oder weil ich am nächsten Tag wieder quitschfidel sein wollte, sondern weil ich sichergehen wollte, dass es nichts ernstes ist. Das habe ich ihr auch so gesagt. Und wenn sie dann trotzdem der Meinung ist, mir etwas verschreiben zu müssen, dann erwarte ich auch, dass sie mir ein bewährtes Medikament verschreibt.


So geht es mir auch immer, auch wenn ich meinem Hausarzt sage, dass ich kein Medikament brauche, verschreibt er mir nutzloses Umckalaobo bei Husten, obwohl ich nur wissen wollte, ob es Keuchhusten ist.