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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Privatisierungen im Gesundheitswesen



Thomas24
11.10.2002, 12:21
Ich habe den folgenden Artikel gelesen und fand die darin implizierten Konsequenzen sehr unerquicklich- für alle Beteiligten.

http://www.die-zeit.de/2002/42/Politik/200242_krankenhaus.html

Wie denkt ihr über die Zukunft des solidarischen Gesundheitssystems ?

Lion
11.10.2002, 13:57
Hi,

sehr schwierig. Muß mir den Artikel wohl nochmal genauer durchlesen. Verdammt spannend, ist ja fast ein Krimi. :-))

Naja, der Herr Schäfer scheint seinen Job gut zu machen. In diese Richtung wird es über kurz oder lang hinauslaufen. Zumindest solange es keine besserern Konzepte gibt, bzw. entscheidende Menschen sich weiter den Mund fuzzelig reden ohne etwas zu unternehmen.

Aber wie bereits gesagt muß ich mir den Artikel noch einmal genauer durchlesen. Man hätte ihn eindeutig kürzer fassen können.

hobbes
12.10.2002, 02:07
Ich habe diesen Artikel gelesen und finde ihn sehr interessant, wenn auch etwas tendenziös, was aber DIE ZEIT nicht anders zu erwarten war.

Dem Konzept von Vivantes kann ich durchaus positive Aspekte abgewinnen:
- Risikoaufklärung ambulant am Vortag = patientenfreundlicher und günstiger = gut
- Ausnutzung der Infrastruktur durch höhere Belegungszeiten (Katheterlabor) = patientenneutral und günstiger = gut
- Optimierung der Abläufe insbesondere beim Putzpersonal = wieso nicht mit gleichen Massstäben rechnen wie bei sonstigen Wirtschaftsbereichen = patientenneutral = gut
- zentraler Einkauf = weniger Beeinflussbarkeit des Bestellers, grössere Bestellmengen, mehr Möglichkeiten für spezielle Bestellungswünsche durch mehr Marktmacht beim Lieferanten = günstiger und (wahrscheinlich) patientenneutral = gut
- kürzere Verweildauer der Patienten = patientenfreundlich = super

Ich habe aber auch negatives gelesen:
- Fallpauschalen (hat nichts mit Vivantes zu tun): diese sind ungerecht, weil sich Medizin mit Menschen und Krankheiten befasst und keine zwei Menschen und keine zwei Krankheitsfälle gleich sind.
- Entlöhnung je nach Einhaltung des Budgets = ungerecht und unrealistisch, weil die Patientengeschichten nicht berechenbar sind und weil Massnahmen zur Einhaltung dieses Budgets auf Kosten von Personal und Patienten gehen können, was nicht annehmbar ist.

Weiter habe ich über Überzeiten und über Mobbing gelesen. Ich denke, das gibt es auch in staatlichen Krankenhäusern zu hauf.

Fazit: Eine vernüftige Rationalisierung der Abläufe kann eigentlich nur zum Nutzen der Patienten sein. Das unbedingte Gewinnstreben eines Krankenhauses kann jedoch gefährlich werden. Hier bedarf es einer rigideren staatlichen Oberaufsicht. Das Managertum im Gesundheitsbereich umfasst neben viel Schikane sicherlich auf viel Manager-Leerläufe. Es wird sich auf die Dauer nicht rentieren, jeden Ausgabeposten separat zu berechnen, u.s.w. . Die Bereinigung auf Managerseite und die Rationalisierung der Verwaltungsabläufe sind ebenso dringend wie diejenigen im Medizinbereich.

:-meinung

Die Ärzteschaft sollte diese Rationalisierung selbst an die Hand nehmen (anstatt wie im Artikel 10 Monate für einen Chefarztkittel zu streiten) - bevor die Manager kommen!