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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kinofilm: Dr. Alemán



agouti_lilac
13.08.2008, 00:08
Hallo,

wer von euch will den Film sehen?

http://www.thieme.de/viamedici/aktuelles/artikel/dr-aleman.html


Der 26-jährige Medizinstudent Marc Jimenez-Tränker verbringt ein Tertial seines Praktischen Jahres in Cali, Kolumbien, einer der gefährlichsten Städte Lateinamerikas. Im Krankenhaus wird er täglich mit Schussverletzten konfrontiert - alle Opfer eines schwelenden Bandenkrieges im Stadtviertel Siloé. Marc stürzt sich selbst trotz aller Warnungen in das Leben des Armenviertels und hat die Geschehnisse bald nicht mehr im Griff. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit.
Hört sich auf jeden Fall interessant an! Vielleicht kann jemand ein bißchen was erzählen, der ihn gesehen hat. :-)

Ricochette
14.08.2008, 15:36
Allerdings will ich den Film sehen. Und zwar nochmal. Absolut empfehlenswert. Ich stell jetzt mal meinen Kommentar hierhin, den ich auch schon auf der Online Media Database abgelassen habe:

Vorab: Ich habe genau eine Stunde und 46 Minuten gebraucht, um zum absoluten Dr. Aleman Fan zu werden. Nachdem ich ganz naiv und unvorbereitet in die Premiere auf dem Festival von Karlovy Vary geraten war, dauert es mehrere tschechische Biere lang, bis ich halbwegs die Sprache wiedergefunden hatte. Vielleicht lag das daran, dass ich mich plötzlich selbst auf der Leinwand gesehen hatte. Aber ich nehme an, das dürfte auch vielen anderen so ergehen, wenn sie jemals nur mit dem Gedanken gespielt haben, für eine Weile ins Ausland zu gehen. Denn davon handelt dieser Film:

Der "Dr. Aleman" ist ein deutscher Medizinstudent, der sein praktisches Jahr im Ausland macht und dabei mit so einigen heftigen Dingen zu tun bekommt, die er in seiner Heimat wohl ins Reich der Räuberpistolen verwiesen hätte. Konkret befindet er sich in Kolumbien, doch das spielt eigentlich gar keine Rolle, denn was ihm hier geschieht, könnte jedem, zumindest jedem deutschen Studenten, und ganz besonders jedem Medi, überall auf der Welt geschehen. Und was ihm geschieht, hat wohl viel mit seiner Haltung zu tun: Er ist neugierig, völlig offen für die neue Welt, fest entschlossen, alle Vorurteile zusammen mit der aus ihnen resultierenden Angst zu ignorieren.

Deswegen will ich hier auch gar nicht viel über Bilder und Erzähltechnik sprechen, der Film ist Kino mit allem Drum und Dran. Aber was "Dr. Aleman" für mich so eindrucksvoll macht, ist die Konsequenz, mit der seine Hauptfigur (ein absolut brillianter August Diehl, in der Originalfassung souverän spanisch sprechend) seinem Vorsatz der Offenheit folgt. Das an "City of God" erinnernde Viertel, in das er sich hineinbegibt, ist genau der richtige Nährboden für unsere mehr oder weniger heimliche sozialromantische Fantasie, dass eine arme Welt auch irgendwie ein bessere, "echtere" sein muss. (Warum sonst sind wir denn alle in "City of God" gerannt? Geballert wird doch auch woanders, oder?) Eigentlich ist dieser Film, so exotisch seine Handlungsorte sind, ein genauso liebevolles wie gnadenloses Portrait eines Deutschen unserer Generation. Denn was dem Dr Aleman zum Verhängnis wird, ist dieser groteske Wunsch, die eigenen Wurzeln einfach ablegen und "einer von ihnen" sein zu wollen. Dabei verliert er immer mehr die Distanz, und die ganzen schönen humanistischen Ideale verkehren sich ins Gegenteil. Und ich muss sagen, dass ich in diesem Zusammenhang das Ende genauso schmerzlich wie wahrhaftig finde.

Zuhause sitzen und klug reden können wir alle. Aber tragen die klugen Worte auch noch, wenn plötzlich um uns herum alles ganz anders ist? Meiner Erfahrung nach, nach all den radikalen Meinungswechseln, nach all den haltlosen Aggressionsausbrüchen, die ich bei Internationalen Helfern überall auf der Welt erlebt habe, sehr wenig. Es ist auf eine brachiale Weise erleichternd für mich, dieses Phänomen zum ersten Mal in einem Film wiedergespiegelt zu sehen.

PS: Wie auf der Homepage (www.dr-aleman.com) nachzusehen ist, läuft der Film übrigens in einigen Kinos auch in Originalfassung, so wie auf dem Festival. Für jeden, der das Glück hat, eins davon in seiner Nähe zu haben, kann ich das aufgrund des Themas ausnahmsweise mal wirklich empfehlen.

Jugulum
26.08.2008, 12:05
Ich habe gestern Dr. Alemán gesehen und war sehr enttäuscht. So recht weiß ich nicht, was ich erwartet habe, aber dass mir dann ein so vollkommen fehlgeleiteter und selbstgerechter PJler in Kolumbien präsentiert wird hätte ich nicht erwartet.
Spätestens als er es sich nach ca. 40 Minuten mit allen Bezugspersonen gründlich verscherzt hatte hat mich für den Rest des Films nur eine Frage begleitet: Warum fliegst Du nicht nach Hause?

Was für eine Zeitverschwendung.

Rugger
26.08.2008, 12:37
Ich habe gestern Dr. Alemán gesehen und war sehr enttäuscht. So recht weiß ich nicht, was ich erwartet habe, aber dass mir dann ein so vollkommen fehlgeleiteter und selbstgerechter PJler in Kolumbien präsentiert wird hätte ich nicht erwartet.
Spätestens als er es sich nach ca. 40 Minuten mit allen Bezugspersonen gründlich verscherzt hatte hat mich für den Rest des Films nur eine Frage begleitet: Warum fliegst Du nicht nach Hause?

Was für eine Zeitverschwendung.Das hast Du sehr treffend zusammengefasst. War ebenfalls ziemlich enttäuscht von dem Film, wusste es aber nicht recht in Worte zu fassen warum.

R.

Ps. Habe die beiden Threads zum Thema mal zusammengefasst!

Kaya777
27.08.2008, 05:58
Der Beitrag von Ricochette ist ja wohl absolut billige Schleichwerbung. Genau einen Beitrag im Forum, am gleichen Tag zum User geworden und dann nichts mehr.
Und sich im angeblich 4. Semester bei einem Film ueber einen PJler selbst auf der Leinwand zu sehen.... Peinlich. Kenne den Film nicht. Und so ein "heimlicher" Werbekommentar verleidet es mir auch. :-meinung

Scienceman
27.08.2008, 21:35
lol, was für eine idealisierung,Ricochette.