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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Endocarditis lenta durch Cocaaethylen?



DieAndere
15.08.2008, 17:04
..wer hat so etwas schon mal gesehen?
Es geht konkret um:
Patient (m), 40 Jahre, seit drei Jahren etwa diverse unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Arthralgien, diffuse Lymphknotenschwellungen am Hals, ständig rezidivierender Nagelpilz.
Rheuma durch große Klinik definitiv ausgeschlossen; ASL ist normal, CRP ist auch nicht erhöht, sämtliche Immunglobuline normal, im Diff. eine leichte Eosinophilie; CKMB ist normal; leicht erhöht Chol. und Trigl.; stark erhöht Ferritin. Leber o.B.; Niere o.B.; Epstein - Barr Titer positiv.
Herz per Sono durchgecheckt, ist vergrößert ab sonst laut Klinik nix auffällig. Ich meine, ich hätte ein leichtes Mitralgeräusch bei der Ausk. gehört.
Klinik meint, sein Zustand sei auf den Epstein- Barr zurück zu führen; kann ich mir aber nicht vorstellen.
Patient berichtet in seiner Anamnese über exzessiven Kokain und Alkoholgenuß.
Habe in der Literatur nachgelesen, daß Alk und Cocain zusammen besonders herztoxisch sind.
Wer kann mir mehr darüber sagen!?

pieks
15.08.2008, 19:47
ich nehme mal an, HIV- und Hep. B/C- Titer wurden getestet und waren o.p.B.?

test
15.08.2008, 19:50
Alkohol und Kokain an sich sind herztoxisch, aber würden eher eine dilatative Cardiomyopathie verursachen als eine Endocarditis.
Kokain und Alkohol fördern auch den Hypertonus, der auch wieder zur Schädigung des Herzens beiträgt aber auch nicht im SInne einer Endocarditis.

Wurden denn auch Drogen iv. genommen? Das würde dann das Risiko einer rechtsventrikulären Endocarditis erhöhen.

Wurden denn jetzt Blutkulturen abgenommen?
War das Echo transthorakal oder transösophageal?

Grübler
15.08.2008, 21:59
Hat der Patient Fieber? Mir ist auch grad nicht klar, wie die oben geschilderten Daten / Werte auf eine Endokarditis passen (bis auf das Herzgeräusch)...

Bei EBV wäre natürlich eine Leukozytose zu erwarten - aber eine Myokarditis kann durchaus eine Komplikation bei längerem (subakutem) Verlauf darstellen.

Eine "klassische" bakterielle Endokarditis würde ich jetzt aber nicht erwarten (s. Werte).

Was sagen denn die Blutkulturen?


EDIT: Hab grad noch was nachgeschlagen. EBV ist auch mit dem "chronic fatigue syndrome" (chronischen Abgeschlagenheitssyndrom) assoziiert. Ist das vielleicht ein Ansatz - obwohl die geschilderten Symptome ja eher unspezifisch sind...?

Monty
17.08.2008, 13:33
Also wenn ich hier alle Sachen zusammenbringen müsste, dann würde ich hier auf DCM infolge Myokarditis tippen (womöglich als Summationseffekt einer EBV- oder sonstigen Infektion mit potentiell kardiotropen Viren und der kardiotoxischen Wirkung von Alkohol und Kokain) mit leichter MI infolge Dilatation des Mitralklappenanulus.

DieAndere
18.08.2008, 13:41
ich nehme mal an, HIV- und Hep. B/C- Titer wurden getestet und waren o.p.B.?
..das ist alles o.B. Trotzdem - danke für die Anregung!

DieAndere
18.08.2008, 13:43
Alkohol und Kokain an sich sind herztoxisch, aber würden eher eine dilatative Cardiomyopathie verursachen als eine Endocarditis.
Kokain und Alkohol fördern auch den Hypertonus, der auch wieder zur Schädigung des Herzens beiträgt aber auch nicht im SInne einer Endocarditis.

Wurden denn auch Drogen iv. genommen? Das würde dann das Risiko einer rechtsventrikulären Endocarditis erhöhen.

Wurden denn jetzt Blutkulturen abgenommen?
War das Echo transthorakal oder transösophageal?

...nein, das Kokain wurde klasisch geschnupft und dazu Wodka flaschenweise konsumiert.
Blutkulturen wurden nicht gemacht, ASL war nicht erhöht.
Echo: thorakal. Von daher bin ich mir auch nicht sicher, daß die Mitralis o.B. ist. siehe Herzgeräusch. Danke für die Antwort!

DieAndere
18.08.2008, 13:48
Hat der Patient Fieber? Mir ist auch grad nicht klar, wie die oben geschilderten Daten / Werte auf eine Endokarditis passen (bis auf das Herzgeräusch)...
Er hat eher subfebrile Temperaturen. Ich vermute es, weil die E.l. auch als sehr unspezifisch in der Literatur beschrieben wird, aber imer mit Arthralgien und Mitralisgeräusch.

Bei EBV wäre natürlich eine Leukozytose zu erwarten - aber eine Myokarditis kann durchaus eine Komplikation bei längerem (subakutem) Verlauf darstellen.
...sind für eine Myokarditis die Symptome nicht zu blande? Aber ich werde mal auch in die Richtung noch schauen, danke für den Hinweis!

Eine "klassische" bakterielle Endokarditis würde ich jetzt aber nicht erwarten (s. Werte).
Nein, ich auch nicht. Literatur sagt, es gibt eine aseptische, eben durch das Cocaaethylen.

Was sagen denn die Blutkulturen?
Sind nicht gemacht worden, weil die klinik das völlig ausschließt.


EDIT: Hab grad noch was nachgeschlagen. EBV ist auch mit dem "chronic fatigue syndrome" (chronischen Abgeschlagenheitssyndrom) assoziiert. Ist das vielleicht ein Ansatz - obwohl die geschilderten Symptome ja eher unspezifisch sind...?
...mmmm, war auch mein Gedanke!

Vielen Dank für die Mühe und die guten Anregungen!

DieAndere
18.08.2008, 13:49
Also wenn ich hier alle Sachen zusammenbringen müsste, dann würde ich hier auf DCM infolge Myokarditis tippen (womöglich als Summationseffekt einer EBV- oder sonstigen Infektion mit potentiell kardiotropen Viren und der kardiotoxischen Wirkung von Alkohol und Kokain) mit leichter MI infolge Dilatation des Mitralklappenanulus.

Danke! Bestätigt meinen Verdacht!

Lieben Dank an alle hier; Eure Hinweise haben mir wirklich geholfen!