PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie steigt man als Arzt eigentlich auf?



Seiten : [1] 2

Diana88
04.09.2008, 18:51
ich frage mich wie die Laufbahn als Arzt in der Klinik eigentlich ist. Als erstes fängst du natürlich als Assistenzarzt an, dann kann man Stationsarzt werden, oder? Braucht man dazu schon einen Facharzt?

Und wie wird man eigentlich Oberarzt, was muss man dafür können und wie Chefarzt? Warum wird ein 48-jähriger CA neu eingestellt, wenn es 58-jährige Oberärzte gibt, die schon seit 20 Jahre in dem Haus sind? Warum werden die nicht "befördert"?

Freu mich auf Antworten.

Moorhühnchen
04.09.2008, 19:40
ich frage mich wie die Laufbahn als Arzt in der Klinik eigentlich ist. Als erstes fängst du natürlich als Assistenzarzt an, dann kann man Stationsarzt werden, oder? Braucht man dazu schon einen Facharzt?

Und wie wird man eigentlich Oberarzt, was muss man dafür können und wie Chefarzt? Warum wird ein 48-jähriger CA neu eingestellt, wenn es 58-jährige Oberärzte gibt, die schon seit 20 Jahre in dem Haus sind? Warum werden die nicht "befördert"?

Freu mich auf Antworten.
Als Assistenzarzt bist Du meistens der Stationsdepp... äh, -arzt. Wenn Du nicht gerade Ambulanzdepp.... äh, -arzt bist. Einen Facharzt brauchst Du dafür nicht. Der Unterschied liegt höchstens in der Bezahlung und evtl. Entscheidungsfreiheit über Therapien ohne Rücksprache mit dem Oberarzt. So zumindest lief das in meinen PJ-Abteilungen. :-))

Tja, und das mit dem Chef- und dem Oberarzt. Kommt häufig darauf an, ob einer nur Dr., PD oder gar Prof. ist. An vielen Unikliniken gibt es Profs, die "nur" Oberärzte sind. Die könnten sich an peripheren Häusern als Chef bewerben... "Aufsteigen" tut man nicht einfach so und "befördert" wird man auch eher selten. Die meisten neuen Chefärzte, die ich erlebt habe, kamen nicht von dem Krankenhaus, wo sie nun Chef sind. Sie wurden ihren OÄ vor die Nase gesetzt... :-))
Als an einem KH hier in der Nähe der CA der Kardiologie starb, übernahm der ca. 55jährige leitende OA ein Jahr lang die Position des Chefs - dann kam einer neuer Chef von außerhalb. So läuft es fast überall! Warum das so ist, weiß ich eigentlich nicht so genau. :-nix

Prinzipiell ist die Reihenfolge aber:
Assistenzarzt (Stationsarzt als eigene "Statusbezeichnung" gibt es nicht)

Facharzt (zwischen Assi und FA liegt eigentlich nur die Facharzt-Prüfung)

Oberarzt (evtl. noch leitender OA)

Chefarzt ("Es kann nur einen geben!" ;-))

Feuerblick
04.09.2008, 20:08
Aus irgendwelchen Gründen (vielleicht, um regelmäßig "frisches Blut" zu bekommen) ist es tatsächlich besonders an Unikliniken so, dass ein im Hause befindlicher Oberarzt (ob er nun Dr. med., PD oder gar schon Prof. ist, spielt da keine Rolle) nur in Ausnahmefällen im gleichen Haus den Chefarztposten bekommt. Viele suchen sich daher übergangsweise eine andere Klinik und bewerben sich auf einen freiwerdenen Posten in ihrer alten Klinik. Warum das nun wirklich so ist, konnte mir bisher niemand schlüssig begründen.

John Silver
04.09.2008, 20:25
Aus irgendwelchen Gründen (vielleicht, um regelmäßig "frisches Blut" zu bekommen) ist es tatsächlich besonders an Unikliniken so, dass ein im Hause befindlicher Oberarzt (ob er nun Dr. med., PD oder gar schon Prof. ist, spielt da keine Rolle) nur in Ausnahmefällen im gleichen Haus den Chefarztposten bekommt. Viele suchen sich daher übergangsweise eine andere Klinik und bewerben sich auf einen freiwerdenen Posten in ihrer alten Klinik. Warum das nun wirklich so ist, konnte mir bisher niemand schlüssig begründen.

Eigentlich ganz einfach: die anderen Oberärzte würden den "neuen" Chef nicht akzeptieren, da er gestern noch mit ihnen gleichgestellt war. Das ist nicht nur in der Medizin so: Chefs kommen meisten von außerhalb, um interne Querelen zu vermeiden.

Muriel
04.09.2008, 20:33
Das stimmt sicherlich zum Teil, aber ich bin mir sehr sicher, dass es auch gewisse Regularien gibt, die es einem Uni-Chef tatsächlich verbieten, dort Chef zu werden, wo er groß geworden ist, ohne igendwann mal woanders gewesen zu sein. Ich kenne diese Diskussion noch von vor 5 Jahren als der Chefposten der aachener Augenklinik zu vergeben war. Mein Chef hatte dort für längere Jahre den Kommissar gemacht, und es hat Ewigkeiten gedauert, bis der jetzige Chef dann endlich mal kam. Dort erzählte er mir mal, dass es da diese Regeln gäbe. Ich habe beim Gogglen jetzt aber auf die Schnelle nichts gefunden, was dies bestätigen könnte

Diana88
04.09.2008, 20:36
danke für die Antworten! Das mit dem OA ist mir noch nicht klar:
als Oberarzt muss man dann schon Facharzt sein, oder? und wie wird man Oberarzt? Wird man dazu berufen oder ernannt? Muss man dazu was bestimmtes tolles gemacht haben? Und durch wen wird man Oberarzt?

Muriel
04.09.2008, 20:39
Um "richtiger" Oberarzt zu sein, muss man Facharztstatus haben. Man bewirbt sich auf offen werdende OA-Stellen entweder an dem Haus, an dem man arbeitet, oder eben an einem anderen Haus, und entweder man bekommt den Job oder nicht. Qualifiziert zu sein, wäre wünschenswert, ist jedoch keine Voraussetzung.

Tombow
04.09.2008, 21:18
Dazu noch gibt es den Funktionsoberarzt. Eine Position im Niemandsland zwischen Assistent und OA. Man hat die Freiheiten, Pflichten und Verantwortungen eines OA, bekommt aber Assistentengehalt und muß dafür nicht unbedingt Facharzt sein.

Relaxometrie
04.09.2008, 22:29
Qualifiziert zu sein, wäre wünschenswert, ist jedoch keine Voraussetzung.
Über diesen Satz könnte man herzhaft lachen, wenn er nicht leider so realitätsnah wäre!!! :-((

lara162
05.09.2008, 00:27
Das stimmt sicherlich zum Teil, aber ich bin mir sehr sicher, dass es auch gewisse Regularien gibt, die es einem Uni-Chef tatsächlich verbieten, dort Chef zu werden, wo er groß geworden ist, ohne igendwann mal woanders gewesen zu sein. Ich kenne diese Diskussion noch von vor 5 Jahren als der Chefposten der aachener Augenklinik zu vergeben war. Mein Chef hatte dort für längere Jahre den Kommissar gemacht, und es hat Ewigkeiten gedauert, bis der jetzige Chef dann endlich mal kam. Dort erzählte er mir mal, dass es da diese Regeln gäbe. Ich habe beim Gogglen jetzt aber auf die Schnelle nichts gefunden, was dies bestätigen könnte
Hausberufungen sind in der Regel nicht gestattet. Hat Person X jedoch einen Ruf einer fremden Uni, kann die eigene Uni Person X (trotz Unizugehörigkeit) auch berufen. Daher ist es eher die Ausnahme als die Regel.

In anderen Ländern ist die Hausberufung hingegen durchaus üblich. Deutschland hat wohl Angst von Bevorzugung und Vetternwirtschaft (hab ich zumindest mal als Begründung gehört).

Nautila
05.09.2008, 01:18
Und was genau tut der leitende OA dann?
Vertritt er den Chef?
Oder ist er selbst der zweite Chef?

Kackbratze
05.09.2008, 07:42
Der leitende OA vertritt den Chef in Abwesenheit.
Ausserdem ist er meist für die Urlaubs/Abwesenheitsplanung zuständig (muss also dafür sorgen, dass immer genug Leute da sind)
Abrechnung kann er machen, wird aber häufig auf einen anderen OA "agbeschoben".
Weiterbildung, OP-Planung und Kontrolle der Fortbildungen können auch in seinen Aufgabenbereich fallen.

Je nach Haus ist das unterschiedlich, inwieweit der leitende OA Verantwortung für die oben genannten Bereiche hat.
Die wichtigste Tatsache ist, dass er der ständige Vertreter des Chefs ist.

Nautila
05.09.2008, 08:11
Interessant. Vielen Dank.
Hat ein leitender OA dann einigermaßen geregelte Arbeitszeiten oder eher auch nicht? :-nix

Lava
05.09.2008, 12:18
Ich würd sagen der hat den stressigsten Job von allen. :-?

Diana88
05.09.2008, 16:39
Dazu noch gibt es den Funktionsoberarzt. Eine Position im Niemandsland zwischen Assistent und OA. Man hat die Freiheiten, Pflichten und Verantwortungen eines OA, bekommt aber Assistentengehalt und muß dafür nicht unbedingt Facharzt sein.

und was macht ein Funktionsoberarzt wenn er kein Facharzt ist? Wie kann ich mir das vorstellen?

Nautila
05.09.2008, 16:44
Funktionsoberarzt: Weisungsbefugt, aber nicht notwendigerweise mit Ahnung.
Habe ich mal so als Patientin in einem kleinen Krankenhaus erlebt, in dem der Chefarzt selbst Golfspielen war...

Miss
05.09.2008, 16:50
Über diesen Satz könnte man herzhaft lachen, wenn er nicht leider so realitätsnah wäre!!! :-((
Geht mir auch so :-))

John Silver
05.09.2008, 21:25
Das stimmt sicherlich zum Teil, aber ich bin mir sehr sicher, dass es auch gewisse Regularien gibt, die es einem Uni-Chef tatsächlich verbieten, dort Chef zu werden, wo er groß geworden ist, ohne igendwann mal woanders gewesen zu sein. Ich kenne diese Diskussion noch von vor 5 Jahren als der Chefposten der aachener Augenklinik zu vergeben war. Mein Chef hatte dort für längere Jahre den Kommissar gemacht, und es hat Ewigkeiten gedauert, bis der jetzige Chef dann endlich mal kam. Dort erzählte er mir mal, dass es da diese Regeln gäbe. Ich habe beim Gogglen jetzt aber auf die Schnelle nichts gefunden, was dies bestätigen könnte

Es kann sich bestenfalls um eine ungeschriebene Regel handeln, denn alles andere wäre mit dem Gesetz kaum vereinbar.

test
06.09.2008, 10:25
Also ich kenne es auch aus dem universitären Bereich so, dass eigentlich keine Berufung auf einen Lehrstuhl durch einen internen Bewerber besetzt wird, es sei denn, er hat bereits einen Ruf woanders hin und kann nur so am Haus gehalten werden.
Ob das aber wirklich irgendwo schriftlich festgehalten ist, weiß ich nicht. :-nix

Frau Betty Land
06.09.2008, 11:00
Also ich kenne es auch aus dem universitären Bereich so, dass eigentlich keine Berufung auf einen Lehrstuhl durch einen internen Bewerber besetzt wird,
Doch, das gibt es und es kommt immer öfter vor.

Zum Beispiel dann, wenn Bewerber von außen trotz "Ruf" reihenweise absagen (immer öfter im Osten der Fall !) oder aber die Uni(klinik) einen möglichst "billigen" Chef haben möchte, der nicht allzu viel fordert und schön eine Ruhe gibt. Und einer, der schon dasitzt und unbedingt Chef werden möchte und andernorts vielleicht kaum eine Chance hätte.....

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1219118934279&openMenu=987490165154&calledPageId=1013016724285&listid=1018881578312

Zum Beispiel wurde die Strahlentherapie in Regensburg (Uni) intern besetzt, auch die HNO in Dresden (Uni).

In "kleinen" Fächern wird es auch immer schwieriger, überhaupt mehrere qualifizierte Bewerber (Uniklinik) für eine Bewerbung aufzutrieben.

Wenn der Ärztemangel so weitergeht, dürften auch "interne" Karrieren bis zum Chefarzt außerhalb der Unikliniken in Wald-und-Wiesen-Kliniken wieder häufiger werden.

Denn Bewerber von außen dürften deutlich mehr fordern als ein Oberarzt, der Kind und Kegel vor Ort hat und für den dieser Sprung ohne viel Umzug etc. ein "kleiner" wäre....