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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : An die Anästhesisten:



Grombühlerin
09.09.2008, 20:44
Hallo,

angeregt durch Mar7inis Thread wollte ich mal fragen, wie das bei den Kollegen in der Anästhesie so läuft, da ich außerhalb meiner Klinik kaum Anästhesisten kenne.

- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?

bei mir nach 3 Monaten und 3 Wochen, allerdings erstmal nur verlängerte Dienste, (manche OAs bleiben da, andere gehen heim) und Wochenenddienste, wo offiziell der Chef im Haus ist.

Ich finde das -da ich mich noch nicht so fit fühle- recht früh.... Kann z.B.noch keine PDKs und die braucht man ja öfter mal im Kreissaal.

Ach ja, Dienst ist nur für OP, Kreissaal und Notaufnahme, Intensiv hat eigene Leute (nicht zwingend Anästhesisten)

-Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?

Ich mach Vollnarkosen und Spinale alleine, hab schon ziemlich viele von beiden, sonst ist es aber eher spärlich.

Ein paar ZVKs unter Anleitung (es werden bei uns einfach sehr wenige gelegt) und 2-3 PDKs mit Hilfe.

-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?

Bei uns ist all das nicht erwünscht, hinsetzen tu ich mich aber trotzdem und lass mich dann halt mal anmeckern, seh ich gar nicht ein, stundenlang zu stehen wenn es nicht sein muss.

Freu mich auf eure Berichte!

Sebastian1
09.09.2008, 21:02
- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?

War noch nicht, wird noch sein. Abgestuftes System: Intensiv ist aussen vor, hat Schichtsystem.
1. WBJ: Nach ca. 6 Monaten Wochenenddienste, die keine bereitschaftsdienste, sondern Regelarbeitszeit sind. Aufgaben: Schmerzvisite (alle Pat. im Haus mit PDK/PCA/Plexus etc) alleine. Bei komplexen Problemen ist diensthabender OA, der dann zu dem Zeitpunkt eh meist im Haus ist, ansprechbar. Nach der Visite Unterstützung des Hausdienstes in OP, Kreißsaal oder was sonst eben so anfällt.
Nach ca. 8 Monaten Spätdienste in der Woche, Regeldienst von 16-24 Uhr als 2. Dienst.
2. WBJ: 1. Dienst, kann von Assi oder FA besetzt werden. Allein ist man von 0-8 Uhr, OA kann im Haus sein, muß aber nicht.
3: WBJ: Intensiv. Zu dem Zeitpunkt muss man den NEF-Schein haben, da die ITSler einen der beiden NEFs mitbesetzten.
4.+ WBJ: normalerweise dann für alle Dienste geeignet (NEF, 1.+2. Dienst, Schmerzdienst)

Find ich eigentlich ein gutes Konzept, zumal ich noch keine Situation mitbekommen habe, wo man mal wirklich allein gelassen worden wäre wenn man Hilfe anfordert.


-Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?
Hm. "Können" ist schwierig. Ich kann denk ich mittlerweile recht sicher intubieren und Routinenarkosen mäßig vorerkrankter Patienten fahren (immer mit der Sicherheit im Hintergrund, dass da ja noch jemand ist, wenn mal was ist). PDKs, auch thorakale kommt man bei uns recht früh dran, das klappt auch nicht schlecht, aber "können" im Sinne von "mach ich nachts im Schlaf" - nein. ZVKs funktionieren recht gut, kommt man auch gut dazu, da wir auch für andere Abteilungen durchaus mal im AWR konsiliarisch ZVK-Anlagen machen. Periphere Anästhesien gibts nicht wenig bei uns, allerdings vor allem in der Unfallchirurgie, hatte ich bisher mangels kontinuierlichem Einsatz dort noch keine Gelegenheit, da wirklich Erfahrung zu sammeln ausser ein paar axilläre, Femoralis und anteriore Ischiadikusblöcke. Aber das kann ich alles noch an einer Hand abzählen.



-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?

Sitzen: ja, klar. Natürlich orientiere ich mich, was die operateure gerade machen, aber da auch die E-Dokumentation am PC im Saal gemacht wird und der als Sitzarbeitsplatz eingerichtet ist, ist das kein Problem.
Lesen und Internetsurfen: no-go. Lesen vielleicht mal in der Patientenakte ;)
Internetzugang erhalten bei uns nur OA+, da ist das Haus insgesamt sehr viel restriktiver als andere, die ich kennengelernt habe. Fehlt mir auf Arbeit wenig als Medium zum Zeittotschlagen, wohl aber als Nachschlagewerk, das wäre manchmal schon enorm praktisch.

Grombühlerin
09.09.2008, 21:13
vielen Dank für die ausführliche Antwort!

das mit dem sitzen nervt mich gewaltig, ich kann den Spruch "ein sitzender Anästhesist schläft!" echt nicht mehr hören!

Die ganzen Plexus und so habe ich nicht erwähnt, weil sie bei uns aus Zeitmangel paraktisch nicht gemacht werden (man wechselt meist alleine, d.h. gibt einen Pat. ab und leitet dann den nächsten ein, da muss es dann schnell gehen, also viele Vollnarkosen....)

Das mit dem "Können" war dumm formuliert, ich meinte damit "was macht ihr regelmäßig ohne dass ihr dafür sorgt, dass ein OA in der Nähe ist".

Evil
09.09.2008, 21:18
Langs ist's her...

1. Dienst: nach 7 Monaten in einem Haus mit Polytraumaversorgung und großer Gyn; Hintergrund-OA braucht 20 Minuten, bis er da ist. Ich war schon recht nervös, aber die Oberen und die Kollegen haben ziemlich auf die >Einarbeitung (Sectiones, PDA,...) geachtet, und wir hatten (größtenteils) sehr fitte Anä-Pfleger/schwestern, die teilweise sogar ZVKs legen konnten.

was ich nach 5 Monaten konnte: gilt für mich eigentlich dasselbe wie für Seb, wir hatten aber recht viele PDKs im Kreißsaal

perioperativ: kein Internet, daher Magazine (Ärzteblatt :-))), Diss Korrekturgelesen, Kaffeetrinken...

Rumpelstilzchen
10.09.2008, 08:36
Mein (hoffentlich) zukünftiger anästhesiologischer Chef meinte, vor Ablauf eines Jahres dürfte ich keine Dienste machen, weil mir vorher einfach die Sicherheit und das Können fehlen würden.

Kajana79
10.09.2008, 16:31
Dienste: nach einem Jahr (man ist zu zweit im Haus mit einem FA)
Können nach 4 Monaten: hmm... je nach dem, in welchen Sälen man gewesen ist...
Sitzen: ja, Lesen, geht schon, wird aber nicht ganz so gerne gesehen und sollte nicht fachfremd sein (außer im Dienst :-) )

MelC
10.09.2008, 17:15
- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?

nach einem halben Jahr, bei uns (mittleres Haus) ist jedoch immer mit ein OA im Haus. Als 1.Dienst wird man immer zuerst angerufen und kann dann bei Schwierigkeiten oder Parallelnarkosen den OA dazurufen (glücklicherweise sind die bei uns alle sehr nett). Man ist auch für Intensiv zuständig.


-Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?

Standartnarkosen, lumbale PDAs (bei großer Geburtshilfe mit 2200 Geburten ist das Hauptwerk im Dienst ), thorakale PDAs und ZVKs ansatzweise.
Für meine erste Notsectio nachts hatte ich den OA dazu gerufen.

-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?

bin jetzt ganz erstaunt! es gibt Häuser wo man nicht sitzen darf??? wegen latenter Kreislaufschwäche bin ich ja mit in die Anästhesie!
lesen ist auch kein Problem (solange es nicht die Tageszeitung ist). habe eigentlich immer Fachliteratur dabei.

John Silver
10.09.2008, 19:05
Ich sehe unsere Sandmännchen und -frauchen ständig lesen, i.d.R. Fachpresse. Ist doch nichts dabei.

We even check the patient occasionally! :-))

Miss
11.09.2008, 17:11
- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?Der erste chirurg. Bereitschaftsdienst ist bei uns erst im 2. WBJ angedacht...alle jüngeren Assis haben so ab 1 plus 2,3,4 Monate damit angefangen. Ab Ende 2. /Anfang 3. WBJ dann gyn. BDs, man wird vorher im Kreißsaal eingearbeitet.
Spätdienste, d.h. bis 18, 20 Uhr oder später laufen so ab dem 8. Monat, weil da ja auch nur noch der BD zusätzlich im Haus ist.

Bei uns gibts wie gesagt 2 BDs, ein OA (Fkts~) ist in Rufbereitschaft...bis auf einen kann man alle ohne Probleme immer dazu rufen.
Bei uns ist immer ein FA im Haus, entweder als einer der BDs oder auf der Intensiv (die Schicht dort läuft unabhängig).

-Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?
Vollnarkosen und SPA sind auch mein täglich Brot ;-)
Bei uns sind PDKs erst Programmpunkt, wenn man SPAs im Schlaf beherrscht und mind. 50 hat. PDKs laufen bei uns nur im zentralen OP, bin gerade im Bereich Auge/Gyn/kleinere Uro, dort werden werden mehr SPAs gemacht, deswegen bin ich da jetzt mittlerweile gut in Übung -freu mich also auf die PDKs :-)

Man darf ja nicht überheblich werden als Anfänger, wenn die normalen OPs gut laufen. Aber da wir einen sehr großen Anteil an richtig kranken Patienten haben, macht mir das normalerweise auch keine Sorgen bzw. ich bin da einfach dran gewöhnt. Ich bin halt eher vorsichtig und wenn was ist, dann ruf ich jemanden dazu (oder frag mal telefonisch nach), das wird auch so gewünscht. Außerdem läuft bei uns auch die Einarbeitung sehr sorgfältig, das gibt auch viel Sicherheit.

ZVKs: auch nur 2, 3 mit Anleitung/ Hilfe

Plexus/ andere regionale Sachen: auch eher später

Schmerzvisite: in Kombin. mit der Prämed.Ambulanz, aber nur wenn die Pain nurse nicht da ist (die ist Gold wert, aber gerade im Urlaub) :-oopss -> der ständige Kampf mit irgendwelchen Pumpen, man läuft ständig irgendwelchen Schwestern hinterher, um Schlüssel, Filter oder Ersatzpumpen zu bekommen...

-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?
Bei uns ist Hinsetzen ausdrücklich erwünscht :-) schon für den ganzen Schreibkram. Fachliteratur darf auch sein, kommt halt so ein bißchen auf OP und Patient an.

Internetsurfen: während man auf Patienten wartet ;-)
Bei uns ist in jeder Einleitung und jedem OP ein PC, allein schon dafür, um Labordaten abzurufen (oder auch mal andere Befunde), sehr nützlich

connile
14.09.2008, 09:19
- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?

Hatte gestern nach 2 Monaten in der Anästhesie meinen ersten Rufdienst (muss aber im KH bleiben, weil ich zu weit weg wohne, und hab dann auch fast alles gemacht, weil ich ja eh da war und die Überstunden brauche). Im Haus war noch ein Oberarzt (als eigentlicher Diensthabender). Es ist ein kleineres Haus, es gibt nur einen diensthabenden Anästhesisten, der sowohl für OP, Kreißsaal, chirurgische Intensiv und den Hausnotruf (Rea-Team) zuständig ist. Der Rufdienst (meist OA oder CA) muss innerhalb 20 Minuten da sein.
Demnächst (in 1-2 Monaten, schätze ich) werde ich wohl auch richtige Dienste machen, muss aber erst noch fit für den Kreißsaal werden (hab noch nie nen PDK gelegt und noch keine Notsectio bzw. Sectio in VN gemacht). Bei den Anfängern wird das aber dann immer so gemacht, dass der OA entweder im Haus bleibt oder dass der OA Hintergrund hat, der gegenüber vom KH wohnt, also wäre schnell auch jemand da, wenn man nicht allein klarkommt.


-Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?

Bei mir sinds zwar erst 2 Monate, aber ich mach Vollnarkosen und Spinale auch meistens alleine. Wenn ich das Gefühl habe, dass es kritisch werden könnte (schwerstkranke, instabile Patienten, anamnestisch schwierig zu intubierende Patienten) und bei Sachen wie ZVK oder Nervus-Femoralis-Katheter hol ich immer noch den OA dazu, einfach nur damit er da ist, falls es nicht klappt. Frühzeitiges Rufen, auch "prophylaktisch" ist auch erwünscht. Hab bisher 3 ZVKs und 7 NFKs gelegt, aber leider keinen einzigen PDK.


-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?

Natürlich sitze ich während der OP! Hab auch immer was zu lesen dabei (Anästhesie-Kitteltaschenbuch), ab und zu kann man auch während der OP mal kurz im Internet surfen, je nach dem wie viel man eben zu tun hat während der Narkose. Solange man es nicht übertreibt sagt da auch keiner was bei uns. Ansonsten unterhalte ich mich auch gern mit dem Anästhesiepflegepersonal, da geht die Zeit auch schneller vorbei.

Schuro
14.09.2008, 13:15
Hallo!

- Wann war euer erster Dienst (wo man wirklich mal alleine im Haus ist)?

Bei uns ist der erste Dienst nach 6 Monaten. Man ist grundsätzlich alleine und verantwortlich für OPs, Gyn und Intensivstation. Liegen OPs oder geplante Sectiones an, muss der Hintergrund informiert werden, der dann in Haus kommt.

- Was könnt/konntet ihr schon so nach 4 bis 5 Monaten?

Vollnarkosen, Spinale, PDKs, ZVKs, periphere Nervenblockaden
(NFK, Scalenusblöcke)

-Wie schlagt ihr die Zeit während langen OPs tot? Dürft ihr sitzen/lesen/Internetsurfen?

Wir dürfen sitzen, aber lesen und was anders machen dürfen wir nicht. Da ist unser Chef ziemlich pingelig.
Ich mach einen auf Clown bei den Chirurgen!


Ansonsten macht die Arbeit Spaß!

Liebe Grüße
Andrea

Miss
14.09.2008, 13:26
Das ist ja wirklich ganz unterschiedlich in den einzelnen Häusern.
Fühltet Ihr Euch nach so kurzer Zeit (z.T. nur 2 Mon.) denn schon sicher genug? Will Euch das nicht absprechen, frage rein interessehalber, denn mir persönlich hat zu diesem Zeitpunkt noch Erfahrung und richtige Routine gefehlt -v.a. für heiklere Sachen. (wobei ich sowieso noch viel zu lernen habe ;-))

connile
14.09.2008, 16:34
Ich muss dazu sagen, dass bei uns das Pflegepersonal super nett und sehr erfahren ist, das hilft einem als Anfänger auch sehr viel weiter. Und die Einarbeitung war auch klasse, 6 Wochen lang war immer ein Oberarzt oder der Chef mit mir im Saal und die haben mich sehr viel machen lassen und auch sehr viel erklärt. Aber so ganz sicher fühle ich mich trotzdem noch nicht, und deshalb rufe ich ja auch bei heiklen Sachen immer den Oberarzt dazu. Das kann man bei uns zum Glück ohne Probleme und jederzeit tun, ohne dass man hinterher blöd angemacht wird. Lieber früher rufen und vielleicht auch umsonst, als zu spät! Da hab ich echt super Glück mit meinen Oberen!

Schuro
15.09.2008, 18:03
Sicher fühlt man sich nicht. Aber: man ist durch das halbe Jahr im Op relativ sicher, was Intubationen angeht. Aber ich habe ja für die Narkosen dann immer einen Hintergrund bei mir...Es sei denn es wird eine Notop. Und auch dann gibt es bei uns erfahrene Pfleger, die einem ggf helfen.

Anders ist das bei den PDKs. Davor hab ich weiter Respekt. Da kann einem schon ziemlich viel Mist passieren. Da rufe ich den Hintergrund auch erst, wenn ich so GAR nicht weiterkomme.

Ich habe jetzt noch immer die Hose voll, wenns zum Dienst hin geht! Aber ich komm nicht drum rum!*leider*

Grüße