PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was kommt nach den Goldinlays?



Seiten : 1 2 [3]

hennessy
16.09.2008, 14:41
ok, zum Thema Natriumsalze hab ich nix zu sagen.

Aber die vom Kollegen postulierten Galvano-Inlays waren mal ziemlich "in aller Munde". Inzwischen sind sie wieder einigermaßen vom Tisch, weil es zwar vom Randschluss her recht gut gepasst hat, aber der Verbund zwischen Gold und Keramik war den Gegebenheiten im Mund nicht gewachsen, es kam oft zu Kerbspannungen und letztendlich zur Fraktur des Inlays.

Dass Keramik-KRONEN aufgrund der Passgenauigkeit ohne Kleber bzw. Zement eingesetzt werden können, wäre zwar schön, ist aber ein Wunschdenken. Irgendeine Befestigung (entweder adhäsiv oder konventionell) muss sein. Das Randschlussverhalten ohne Kleber bzw. Zement ist dem von Gold bei weitem unterlegen. Wir sprechen hier von ca. 25 mü bei optimalem Goldrand im Vergleich zu mehr als 100 mü bei Keramik.
Ich hab mir zwar die Homepage des Kollegen nicht angesehen, aber entweder ich habe einen Knopf in meiner Denkmurmel oder irgendwas anderes stimmt hier nicht.

actin
16.09.2008, 14:55
Dass Keramik-KRONEN aufgrund der Passgenauigkeit ohne Kleber bzw. Zement eingesetzt werden können, wäre zwar schön, ist aber ein Wunschdenken. Irgendeine Befestigung (entweder adhäsiv oder konventionell) muss sein. Der Satz auf dieser Homepage lautet ja: "Vollkeramikversorgungen können aufgrund ihrer exakten Passform ohne Kunststoffkleber eingesetzt werden."

Da wird einfach offen gelassen, womit sie stattdessen befestigt werden und so der Eindruck werweckt, es würde gar kein Befestigungsmaterial benötigt. Ich hatte diesen Satz zumindest auch so interpretiert, aber genaugenommen sagt er nur, dass kein Kunststoffkleber verwendet werden müsse.

Aber eine andere Frage: Mein momentaner Wissensstand ist, dass Goldinlays mit einem Zement befestigt werden, Keramikinlays aber mit einem Kunststoffkleber. Gerade dieser Kleber soll einer der Gründe sein, die für Goldinlays anstelle von Keramikinlays sprechen. Der Kleber soll einerseits potenziell allergen sein und andereseits durch mögliche Auswaschungen im Laufe der Zeit zur Lockerung des Inlays und undichten Rändern führen können. Ist das noch der aktuelle Stand oder gibt es da etwas Neues? Gibt es inzwischen Befestigungsmöglichkeiten für Keramikinlays, die die genannten Nachteile der Befestigung mit Kunststoffklebern nicht aufweisen?

hennessy
16.09.2008, 15:12
Der Satz auf dieser Homepage lautet ja: "Vollkeramikversorgungen können aufgrund ihrer Passgenauigkeit ohne Kunststoffkleber eingesetzt werden."

Da wird einfach offengelassen, womit sie stattdessen befestigt werden und der Eindruck werweckt, es würde gar kein Befestigungsmaterial benötigt.

Aber eine andere Frage: Mein momentaner Wissensstand ist, dass Goldinlays mit einem Zement befestigt werden, Keramikinlays aber mit einem Kunststoffkleber. Gerade dieser Kleber soll einer der Gründe sein, die für Goldinlays anstelle von Keramikinlays sprechen. Der Kleber soll einerseits potenziell allergen sein und andereseits durch mögliche Auswaschungen im Laufe der Zeit zur Lockerung des Inlays und undichten Rändern führen können. Ist das noch der aktuelle Stand oder gibt es da etwas Neues? Welche Befestigungsmöglichkeiten für Keramikinlays, die die genannten Nachteile der Befestigung mit Kunststoffklebern nicht aufweisen, gibt es?
Es wird getestet, Keramikinlays mit einem selbstadhäsiven Zement einzusetzen. Bei Vollkeramikkronen klappt das schon ganz gut, für Inlays stehen noch Ergebnisse von Studien aus. Zur Zeit befestige ich selbst meine Keramik-Inlays nach wie vor mittels Ätzen, Primer, Bonding, Adhäsiv und dann ein dualhärtender Komposit-Kleber. Das ganze unter Kofferdam zur absoluten Trockenlegung. Die Nachteile des Klebers hast Du vollkommen korrekt wiedergegeben. Aber so lange es noch nichts besseres gibt, sind wir wohl darauf angewiesen.

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, gibt es kein Material, das nur positive Seiten hätte. Auch der seit langem bewährte Phosphatzement zum Einsetzen von Goldinlays hat durch die oft pulpenkillende Phosphorsäure (>30%) seine Nachteile.

holtman
16.09.2008, 15:24
moin,

Gibt es inzwischen Befestigungsmöglichkeiten für Keramikinlays, die die genannten Nachteile der Befestigung mit Kunststoffklebern nicht aufweisen?
nein - keramikinlays sollten nach wie vor ausschließlich adhäsiv (also klebend) eingesetzt werden.

dieser kunststoffkleber besteht im wesentlichen übrigens aus den gleichen inhaltsstoffen wie das material einer normalen kunststofffüllung. einziger unterschied: etwas dünnflüssiger und nicht nur durch licht aushärtend, sondern auch über die zeit. dementsprechend sind natürlich auch allergische reaktionen auf diese inhaltsstoffe möglich.

man kann sich die klebefuge eines keramischen inlays also praktisch als sehr kleine kunststofffüllung vorstellen, die an die selben indikation einer solchen gebunden ist: absolute trockenheit beim einsetzen, sonst geht das ganze nämlich ins hemd.

//EDITH: schund, hennessy war mal wieder schneller :-))

hennessy
16.09.2008, 16:15
moin,

nein - keramikinlays sollten nach wie vor ausschließlich adhäsiv (also klebend) eingesetzt werden.

dieser kunststoffkleber besteht im wesentlichen übrigens aus den gleichen inhaltsstoffen wie das material einer normalen kunststofffüllung. einziger unterschied: etwas dünnflüssiger und nicht nur durch licht aushärtend, sondern auch über die zeit. dementsprechend sind natürlich auch allergische reaktionen auf diese inhaltsstoffe möglich.

man kann sich die klebefuge eines keramischen inlays also praktisch als sehr kleine kunststofffüllung vorstellen, die an die selben indikation einer solchen gebunden ist: absolute trockenheit beim einsetzen, sonst geht das ganze nämlich ins hemd.

//EDITH: schund, hennessy war mal wieder schneller :-))
ach komm, Meister Holtmann
:-party

2 Deppen, 1 Gedanke!
lg
hennessy

Boaso
16.09.2008, 19:03
Ich habe mich gerade mal auf der Praxishomepage (http://www.dr-lechner.de/) des Verfassers der Publikation aus Boasos Link umgesehen.


Zu Füllungen bzw.Inlays steht dort unter anderem:

Das finde ich doch ganz schön inkonsequent, denn auch wenn dieses Inlay nur einen relativ geringen Goldanteil aufweist, weil es nur mit Gold beschichtet ist, ansonsten aber aus Keramik besteht, dürfte es für Goldallergiker nicht geeignet sein. ;-)

Hennessy, kennst Du solche Galvanoinlays?




Also: Keramik ohne Kleber geht bei Inlays nicht, sondern nur bei Kronen oder Dreiviertelkronen.
Man fertigt also eine Krone an, obwohl eigentlich aufgrund der Schadensgöße auch eine Füllung ausreichen würde. Man erkauft sich also die Metallfreiheit mit einem größeren Verlust an intakter Zahnsubstanz.:-wand

[Ironiemodus=on] Letzten Endes hieße die Konsequenz aus der Tatsache, dass es noch kein optimales Füllmaterial gibt, bei jeder kleinen Kariesläsion statt einer Füllung eine Keramikkrone einzusetzen. ;-)
Oder vielleicht sogar: Alle Zähne entfernen und falls mal Amalgam drin war auch noch den Kiefer ausfräsen? Und dann? Implantate rein? Aber natürlich aus Zirkoniumoxid. Nur: Wie befestigt man die Implantate im ausgefräseten Kiefer? Also vorher Sinuslift? [Ironiemodus=off]




Das finde ich doch ganz schön inkonsequent, denn auch wenn dieses Inlay nur einen relativ geringen Goldanteil aufweist, weil es nur mit Gold beschichtet ist, ansonsten aber aus Keramik besteht, dürfte es für Goldallergiker nicht geeignet sein. ;-)



.......geb ich Dir recht, halte ich leider auch für einen faulen Kompromiss.

Wie schon geschrieben, zum Amalgam könnte ich einen Roman schreiben......tu ich aber nicht..........sonst werde ich hier "gesteinigt". :-))

........habe leider nicht die Zeit und Kraft auf alle Postings einzugehen.
Meine Meinung zum Gold habe ich nun kundgetan.

Zum Thema "Kleber"............da könnten sich die Zahnärzte doch mal dahinterklemmen, dass es in der Forschung ein wenig vorangeht.

An der Universität Greifswald wird bezüglich der bioverträglichen Kleber, die auch in der Zahnmedizin angewandt werden sollen, geforscht.


LG

chillz05
16.09.2008, 19:32
Auch der seit langem bewährte Phosphatzement zum Einsetzen von Goldinlays hat durch die oft pulpenkillende Phosphorsäure (>30%) seine Nachteile.


Ist ja ganz interessant, dass du es erwähnst. Ich habe gerade einen Vortrag über Hybridionomere, also kunststoffverstärkte GIZ (z.B. Ketac Cem) erstellt. Hört sich in Bücher und vom Hersteller ja alles ganz toll an, sozusagen als pulpaschonende Alternative zum Harvard. Auch bei uns an der Uni schon das Mittel der Wahl beim Einsetzen von Metall. Wie siehts denn damit in der Praxis aus? Taugen die denn auf Dauer etwas?

hennessy
16.09.2008, 19:49
Ist ja ganz interessant, dass du es erwähnst. Ich habe gerade einen Vortrag über Hybridionomere, also kunststoffverstärkte GIZ (z.B. Ketac Cem) erstellt. Hört sich in Bücher und vom Hersteller ja alles ganz toll an, sozusagen als pulpaschonende Alternative zum Harvard. Auch bei uns an der Uni schon das Mittel der Wahl beim Einsetzen von Metall. Wie siehts denn damit in der Praxis aus? Taugen die denn auf Dauer etwas?
Das von Dir angegebene Produkt beinhaltet meines Wissens nach ziemlich viel Weinsäure, was der Pulpa sicherlich nicht unbedingt gut bekommen wird.
Als Alternative zum Phosphatzement könnte ich höchstens noch Carboxylatzement ansehen, wobei hier allerdings die Körnung schon wieder relativ grob ist und damit den Randspalt vergrößert.

actin
16.09.2008, 20:14
Auch der seit langem bewährte Phosphatzement zum Einsetzen von Goldinlays hat durch die oft pulpenkillende Phosphorsäure (>30%) seine Nachteile.Da ist mit Chillz05 zuvorgekommen.
Darauf wollte ich gerade auch zu sprechen kommen. Das klingt ja gar nicht gut. Sogar >30%. Also ganz schön häufig.

chillz05
16.09.2008, 20:18
Ja als Abbindeverzögerer ist Weinsäure enthalten, das stimmt. Soll aber eher für Iritationen der Odontoblasten sorgen, als pulpatoxisch sein. Naja is ja auch wurscht. Aber da es hier DER neue Zement ist, und andere wiederum wenig von halten, zeigt ja mal wieder, wie es immer in der Zahnmedizin ist: Viele Wege führen nach Rom, und jeder nimmt nen anderen. Aber das machte das ganze Feld ja auch so spannend, lässt Platz für die Experimentierfreuden des Einzelnen und fördert eine rege interne Diskussion.....
Amen!

hennessy
16.09.2008, 20:19
[b][/i][/i]Da ist mit Chillz05 zuvorgekommen.
Darauf wollte ich gerade auch zu sprechen kommen. Das klingt ja gar nicht gut. Sogar >30%. Also ganz schön häufig.
die Prozentzahl bezog sich auf die Konzentration. Sorry!

chillz05
16.09.2008, 20:21
[b][/i][/i]Da ist mit Chillz05 zuvorgekommen.
Darauf wollte ich gerade auch zu sprechen kommen. Das klingt ja gar nicht gut. Sogar >30%. Also ganz schön häufig.

Ich glaube mit 30% meinte er den Anteil der Phosphorsäure im Zement...der liegt in der Regel sogar bei über 50%.
Das heisst jetzt nicht, dass jede dritte Pulpa wegen dem Zeug flöten geht.

EDIT: Soviel zum Thema "Zuvorgekommen" :-notify

actin
16.09.2008, 20:34
Hennessy, ich muss nochmal auf Deine gestrigen Beiträge zurückkommen:


Ist zwar jetzt ein ganz saudummer Vergleich, aber ich stelle ihn mal trotzdem an:
Wenn Du ein Auto kaufst, dann frägst Du wahrscheinlich auch nicht unbedingt nach dem Material und der Größe des Pollenfilters der Klimaanlage, obwohl es evtl schon einen entscheidenden Unterschied hinsichtlich der Effektivität geben könnte..... Der Vergleich ist eigentlich gar nicht so blöd: Wenn ich Pollenallergiker wäre, würde ich mich mit dem Bau und der Funktionsweise der Pollenfilter der Autotypen, die für einen Kauf infrage kämen, vermutlich sogar sehr genau beschäftigen.

Es ist ja leider im Geschäftsleben inzwischen so, dass man, wenn man sich als schlecht informierter Interessent zu erkennen gibt, von Verkäufern, Handwerkern oder Maklern oft nicht beraten, sondern eher verar$cht wird. Ich hab' mich im Laufe meines Lebens deshalb zwangsläufig in einige Bereiche eingearbeitet, die mir beruflich ziemlich fernliegen.


.. Ich hab mir sogar die Mühe gemacht und zusammen mit meinem Techniker verschiedene Möglichkeiten des festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatzes in einem Realmodell zusammengestellt. Damit meine Patienten das ganze auch mal in die Hand nehmen können, was sie später im Mund tragen werden und dass sie sich intensiv damit beschäftigen können. Ich gebe ihnen das Modell auch gerne mal nach Hause mit, falls es Angehörige auch sehen möchten. Aber damit bin ich wohl einer der letzten einer aussterbenden Rasse. Das ist ja ein Superservice. :-top

actin
16.09.2008, 20:38
die Prozentzahl bezog sich auf die Konzentration. Sorry!
Ich glaube mit 30% meinte er den Anteil der Phosphorsäure im Zement...der liegt in der Regel sogar bei über 50%.
Das heisst jetzt nicht, dass jede dritte Pulpa wegen dem Zeug flöten geht.

Das klingt ja beruhigend. Ich hatte auch überlegt, ob sich die 30% auf die Konzentration der Phoshorsäurelösung beziehen oder auf den Anteil geschädigter Pulpen.

hennessy
16.09.2008, 20:42
Das klingt ja beruhigend. Ich hatte auch überlegt, ob sich die 30% auf die Konzentration der Phoshorsäurelösung beziehen oder auf den Anteil geschädigter Pulpen.
uff, das wäre ja krass.
Da könnten wir ja keinen Zahnersatz mehr anbieten.

actin
16.09.2008, 20:44
uff, das wäre ja krass.
Da könnten wir ja keinen Zahnersatz mehr anbieten. Ich hatte mich auch schon gewundert und überlegt, welche Zustände wohl unter meinen Goldinlays herrschen könnten. ;-)

hennessy
16.09.2008, 20:55
im abgebundenen Zustand ist der Phosphatzement auch recht gut
und bildet eine Isolation gegenüber der pulpa. Aber im noch nicht abgebundenen Zustand killt er halt ab und an.

actin
28.09.2008, 18:28
Denn eine 15 Jahre alte Kunststofffüllung ist eine tickende Zeitbombe. .....würde mich auch interessieren. Hältst Du mich bitte auf dem Laufenden?!Also: Entwarnung. Der ZA, bei dem ich wegen der "Zweitmeinung" zu dem Zahn mit der 15 Jahre alten Kunststofffüllung (lichthärtendes Composit) war, hat ihn gründlich untersucht und auch geröntgt. Ergebnis: Keine Beanstandungen. Keine Anzeichen für undichte Ränder oder Sekundärkaries unter der Füllung.

hennessy
28.09.2008, 19:08
Also: Entwarnung. Der ZA, bei dem ich wegen der "Zweitmeinung" zu dem Zahn mit der 15 Jahre alten Kunststofffüllung (lichthärtendes Composit) war, hat ihn gründlich untersucht und auch geröntgt. Ergebnis: Keine Beanstandungen. Keine Anzeichen für undichte Ränder oder Sekundärkaries unter der Füllung.
na prima! Es gibt also doch noch die berühmten Ausreisser, die länger halten. Umso schöner für Dich. War denn die Füllung eher klein oder doch mehrflächig?