PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tätigkeit niedergelassener MKG



EzRyder
13.09.2008, 10:41
Liebe Kollegen!

Mich würde mal interessieren wie denn so das Tätigkeitsspektrum eines niedergelassenen MKGlers aussieht?
Interessant fände ich auch inwieweit da Kooperation mit Zahnärzten besteht und wo eher Konkurrenz. Als Beispiel mal die Implantatversorgung, kann der ZA auch, trotzdem bieten das u.a. ja gerade viele MKGler an.
Was meint ihr zu den Zukunftsaussichten sich in diesem Fach niederzulassen? In der allg. Chirurgie wird die ambulante Praxis ja bald aussterben.
(primus & hennessey, Ihr seit verpflichtet zu antworten ;-) )

hennessy
13.09.2008, 11:14
ok:
Der Vorteil, den der MKG-Chirurg und auch der Oralchirurg vor dem Zahnarzt hat, ist die Vielfalt der Implantat-systeme. Der Zahnarzt tut sich in der Regel eins oder zwei an, die Chirurgen haben mehr. Denn dort rentiert sich auch der doch immense finanzielle Aufwand für die Bereitstellung des Instrumentariums und die benötigte Bereitschaft, sich mit den verschiedenen Systemen auseinander zu setzen.
Desweiteren haben die MKG-Chirurgen sehr oft Belegbetten in angeschlossenen Kliniken. Damit steht einem erweiterten Behandlungsspektrum nichts im Weg. Viele führen auch plastische Eingriffe durch, was natürlich auch in Sachen Schönheits-OP recht lukrativ ist. Also schon ne recht anständige Perspektive.

Was die Zusammenarbeit mit den Zahnärzten angeht, kann ich nur für unsere Gegend sprechen. Hier ist sie fantastisch. Die Chirurgen organisieren immer wieder gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen, die z.B. von Implantatfirmen gesponsort werden. Es werden das chirurgische und das prothetische Vorgehen in Einklang gebracht. Oder man bietet Themen wie die Manifestation allgemeinmedizinischer Erkrankungen mit Aspekt zur Mundhöhle an etc. etc. Man kann auch hospitieren oder selbst tätig werden. Hierzu werden die OP ´s des Chirurgen und der Anästhesist gestellt und man kann mit seinen eigenen Helferinnen arbeiten (z.B. Konservierende Rundumbehandlung in einer Sitzung in ITN) und und und.

maradona69
13.09.2008, 11:27
anzumerken ist noch, dass sich das operative spektrum beim niedergelassenen im wesentlichen mit dem eines oralchirurgen deckt.

sicher werden prinzipiell auch plastische eingriffe durchgeführt, hier ist aber inzwischen die konkurrenz von seiten der hno und plastischen chirurgen, teilweise auch dermatologen, recht gross, so dass man schon sehr gut eingeführt/aufgestellt (und natürlich versiert) sein muss, um sich am markt behaupten zu können.

fazit: wenn man von vorneherein weiss, dass man sich niederlassen will, sollte man sich mE kritisch mit der immens langen ausbildungsdauer auseinandersetzen und evtl alternativen in betracht ziehen.

hennessy
13.09.2008, 14:52
Das ist vollkommen richtig. Aber auch die Konkurrenz muss sich erst mal am Markt behaupten.
Und Alternativen gibt es ja. Was bleibt, ist die wirklich ellenlange Ausbildungsdauer.

EzRyder
13.09.2008, 16:18
Hmm, danke schonmal, also wenn man nur "dübeln" will wärs sicher am klügsten "nur" den Oralchirurgen anzustreben.
Wie siehts denn mit kleineren chirurgischen Eingriffen aus wie Zysten und Abzessen? Erledigt das der ZA oder wird hier überwiesen? Und bei verdächtigen bzw. ungekärten Schleimhautbefunden, überweist ihr direkt in die Klinik oder erst mal zum Niedergelassenen?

hennessy
13.09.2008, 17:00
Hmm, danke schonmal, also wenn man nur "dübeln" will wärs sicher am klügsten "nur" den Oralchirurgen anzustreben.
Wie siehts denn mit kleineren chirurgischen Eingriffen aus wie Zysten und Abzessen? Erledigt das der ZA oder wird hier überwiesen? Und bei verdächtigen bzw. ungekärten Schleimhautbefunden, überweist ihr direkt in die Klinik oder erst mal zum Niedergelassenen?
entscheide ich immer fallbezogen.

primus
14.09.2008, 09:05
na gut...

die tätigkeit eines niedergelassenen mkglers besteht aus folgenden gebieten:

1. oralchirurgie (macht den löwenanteil aus; viele mkgler sind ausschießlich oralchirurgisch tätig)
- retinierte/verlagerte zähne
- wurzelspitzenresektionen (vor allem im seitenzahnbereich)
- zysten (vor allem kieferzysten)
- freilegungen (vor allem obere dreier)
- abszesse
- mundschleimhaut- und kieferhöhlenerkrankungen
- präprothetische chirurgie
- "kleine" traumatologie (zahn-/alveolarfortsfrakturen)
- implantologie (mit augmentation)
- (chirurgische) parodontologie
2. "kleine" mkg-chirurgie, allerdings nur im falle einer belegarzttätigkeit, sprich: belegbetten zwingende voraussetzung:
- v.a. "große" traumatologie und kieferorthopädische chirurgie (umstellungsosteotomie)
3. fachgebietsbezogene plastische chirurgie
- im prinzip die ganze palette (manche schrecken nicht einmal vor brüsten zurück ), allerdings sind wieder belegbetten im externen klinikum bzw. klinikcharakter der eigenen einrichtung zwingende voraussetzung.

letztlich sind die meisten niedergelassenen mkgler fasst auschließlich oralchirurgisch tätig, daher stehen sie in starker konkurrenz zu den niedergelassenen oralchirurgen, deren zahl immer weiter zunimmt.
belegbetten lohnen sich kaum, da die belegarzttätigkeit finanziell recht unattraktiv ist.
durch die zunahme der plastiker (fa für plast. und ästhet. chirurgie) wird auch der "plastische" kuchen immer kleiner, so dass sich eine entsprechende zusatzausbildung für mkgler m.m.n. immer weniger lohnt.

zum thema implantologie:

die erfolgreichsten (zumindest auf dem papier) "implantologen" sind meist keine chirurgen, sondern "einfache" zahnärzte, die sich vor allem durch unermüdliche vortragstätigkeit und mitgliedschaft im vorstand verschiedener implantologischer fachgesellschaften auszeichnen.
um möglichst viel "dübeln" zu können ist die erfolgreiche marketing-strategie wahrscheinlich ausschlaggebender als der fach(zahn)arzt-titel bzw. das chirurgische know-how.

dazu kommt, dass die implantologie immer mehr integraler bestandteil des behandlungsspektrums des allgemeinzahnarztes (vor allem bei jüngeren kollegen) wird, so dass m.m.n. sich das gebiet in zukunft in der chirurgischen praxis weitestgehend auf das weich- und hartgewebsmanagement konzentrieren wird, während das dübeln selbst meist der hauszahnarzt übernehmen wird.

zum thema zukunftsaussichten nach niederlassung:

1. da die oralchirurgische ausbildung im zahni-studium suboptimal ist (um es mal vorsichtig auszudrücken), ist die anzahl der kollegen, die sich mit chirurgischen eingriffen schwertun, erschreckend hoch.
dazu kommt, dass gerade in der chirurgie routine eine immense rolle spielt (und die bekommt man nicht durchs literaturstudim oder 1 ost am tag).
daher denke ich, dass der bedarf an chirurgisch weitergebildteten kollegen auch in zukunft hoch bleibt.
2. interessant fände ich, wie sich das verhältnis von mkg- und oralchirurgen in zukunft entwickelt. die früheren anfeindungen sind einer langsamen annäherung (v.a. in bayern) gewichen. da die anzahl der oralchirurgen schneller zunimmt (bedingt durch kürzere ausbildungsdauer) als die der mkg-chirurgen könnte sich der konkurrenzkampf in zukunft verstärken (es sei denn man schafft die weiterbildung zum oralchirurgen ab - was mancherorts noch immer im gespäch ist). wir werden´s sehen...

so, ezryder, ich hoffe, das war ausführlich genug (und du bist noch nicht eingeschlafen...) :-))

EzRyder
14.09.2008, 10:53
Vielen Dank Primus, von wegen einschlafen, nett von dir so ausführlich zu antworten. :-top

hennessy
14.09.2008, 15:48
hast Du vor, in die Richtung Chirurgie zu gehen?

haroffee613
14.09.2008, 16:42
das gute an der mkg ist dass du alles machen kannst was ein oralchirurg macht plus plastische eingriffe :
umstellungsosteotomien , genioplastiken , facelifts und rhinoplastiken .
man hat also mehere standbeine und kann sich glücklich schätzen ein breites arbeitsspektrum zu haben.

und wenn man lust hat kann man auch zahnärztliche tätigkeiten übernehmen :-)

auch der akupuntur im rahmen der schmerztherapie ist möglich.

also mkgler = oralchirurg + plastiker :-micro

was gibt es schöneres ????


an der uni kommen dann noch das spektrum der tumorbehandlung und LKS und dergleichen hinzu.
der idealfall wäre : praxis und 2 mal die woche uniklink !

EzRyder
15.09.2008, 22:36
hast Du vor, in die Richtung Chirurgie zu gehen?

Mache jetzt mal Famulatur in der MKG-Klinik, weil ich einfach mal sehen will wie es da zugeht. Finde das Tatigkeitsspektrum toll, bin aber etwas skeptisch was Zukunftsaussichten angeht, da das komplette Fachgebiet ja eigenlich ein Mix von Oralchirurgie, HNO und Plastischer/Unfall ist. Der Ausbildungsweg ist schlicht und ergreifend eine Zumutung.
Gyn finde ich bis jetzt am besten und da brauchts kein Doppelstudium und man kann sich gut niederlassen oder an der Klinik bleiben. Mal sehen, Famus werden sicher bei der Entscheidungsfindung helfen.
:-peng

hennessy
16.09.2008, 06:13
Mache jetzt mal Famulatur in der MKG-Klinik, weil ich einfach mal sehen will wie es da zugeht. Finde das Tatigkeitsspektrum toll, bin aber etwas skeptisch was Zukunftsaussichten angeht, da das komplette Fachgebiet ja eigenlich ein Mix von Oralchirurgie, HNO und Plastischer/Unfall ist. Der Ausbildungsweg ist schlicht und ergreifend eine Zumutung.
Gyn finde ich bis jetzt am besten und da brauchts kein Doppelstudium und man kann sich gut niederlassen oder an der Klinik bleiben. Mal sehen, Famus werden sicher bei der Entscheidungsfindung helfen.
:-peng
Gyn????? Respekt! Das könnt ich z.B. nie. Da bin ich ganz froh, dass ich am anderen Ende sitze.
Dir viel Glück bei Deiner Entscheidungsfindung.

Mr. Listen
17.09.2008, 19:19
das ist lustich.

ich habe auch zwischen gyn und mkg geschwankt. habe mich letztlich (erstmal) für die mkg entschieden, allerdings hauptsächlich weil sie mich schon sehr lange begeistert hatte (länger als gyn) und ich noch keine lust hatte zu malochen. letztendlich hat sich das zahni-studium leider auch nicht gerade als rumchillerei rausgestellt, aber hej: life's a s**t-sandwich =)