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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für Neurofacharzt mit Psychatrie beginnen?



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hassabasta
16.09.2008, 11:37
Hallo allerseits,

in ein paar Wochen werde ich das Hammerexamen schreiben und hoffentlich dann auch bestehen :-))

Es sieht wohl so aus, als würde danach alles auf Neuro rauslaufen. Ist halt super interessant. :-top

Jetzt meine Frage: Für den neurologischen Facharzt muss ich ja ein Jahr Psychatrie machen. Wäre es nicht sinnvoll damit anzufangen? Das hätte die Vorteile, dass man die Neurologie dann am Stück hat (vielleicht auch ein bissel besser forschen kann) und dass mit Psychatrie der für mich schlimmste Abschnitt schon vorbei ist. :-D Psychatrie geht echt gar nicht auf Dauer.

Andererseits wird sich keine psychatrische Klink um mich reißen, da ich noch nie auch nur mal eine Famulatur dort gemacht habe und praktische Erfahrung in Neuro (außer PJ) ja auch nicht besitze.

Wäre nett, wenn ein paar Leute dazu vielleicht mal ein paar Worte schreiben könnten.

Ach ja: Wird mir eigentlich das psychatrische Jahr auch überall anerkannt, auch wenn ich z.B. für Neuro nachher das Bundesland wechseln sollte?

Vielen Dank schon mal! LG hassabasta :-top

Moorhühnchen
16.09.2008, 15:56
Hi hassabasta,

ich überlege momentan das selbe zu machen. Auch ich hab wenig Lust auf Psych und stelle mir dieses Jahr echt schwierig vor... zudem weiß ich auch nicht, wie man das im Vorstellungsgespräch am besten verpackt oder ob denen das dann vollkommen klar ist, daß man nur ein Jahr bleibt. :-nix

Naja, hilft nix. Ich hoffe weiterhin, daß ich 'ne Stelle in der Neuro kriege - die Psych ist eher der Notnagel. Soweit ich weiß, kann man sich auch ein halbes Jahr Neuroradio anerkennen lassen?

surfsmurf
16.09.2008, 17:06
Ich würde euch nach meinen Erfahrungen als Neuro-PJ und Gesprächen mit Kollegen eher von der Strategie abraten. Wenn man an ein großes KKH mit voller Weiterbildungsermächtigung geht, ist man meist ohnehin in einen Rotationsplan eingeteilt, bei dem Psychiatrie später vorgesehen ist (bei uns - glaube ich - im 4. oder 5. Jahr). Ansonsten sehe ich folgende Vorteile, wenn man Psychiatrie später macht:

1) Wenn man schon ein bißchen neurologische Erfahrung hat, nimmt man aus dem Jahr auch mehr für seinen neurologischen Alltag, könnte ich mir jedenfalls vorstellen. Und man weiß vor allem, für was man das Jahr Psychiatrie braucht.

2) Man kann in der neurologischen Zeit am Anfang nochmal für sich überprüfen, ob Neuro wirklich das Richtige ist. Oder doch nochmal auf Innere umschwenken. ;-)

3) Im Vorstellungsgespräch kommt der Satz "Eigentlich will ich jetzt gar nicht hier sein, sondern lieber XY machen" natürlich weniger gut an.

4) Wenn man neurologisch was kann, ist man für die Psychiater ja auch wertvoller, weil sie sozusagen einen halben neurologischen Konsiliar im Haus haben.

Abschließend: Wenn man in der Neuro keine Stelle findet, würde ich ein halbes Jahr Innere machen, das wird bei den Neurologen (jedenfalls bei unseren) ganz gern gesehen und auch anerkannt (jedenfalls vom der LÄK Hessen). Aber ich habe letztens auf einer Veranstaltung mit mehreren neurologischen Chefärzten aus dem Großraum Köln gesprochen und die haben alle erzählt, dass sie händeringend Leute suchen......

psycho1899
16.09.2008, 17:06
Hallo allerseits,

in ein paar Wochen werde ich das Hammerexamen schreiben und hoffentlich dann auch bestehen :-))

Es sieht wohl so aus, als würde danach alles auf Neuro rauslaufen. Ist halt super interessant. :-top

Jetzt meine Frage: Für den neurologischen Facharzt muss ich ja ein Jahr Psychatrie machen. Wäre es nicht sinnvoll damit anzufangen? Das hätte die Vorteile, dass man die Neurologie dann am Stück hat (vielleicht auch ein bissel besser forschen kann) und dass mit Psychatrie der für mich schlimmste Abschnitt schon vorbei ist. :-D Psychatrie geht echt gar nicht auf Dauer.

Andererseits wird sich keine psychatrische Klink um mich reißen, da ich noch nie auch nur mal eine Famulatur dort gemacht habe und praktische Erfahrung in Neuro (außer PJ) ja auch nicht besitze.

Wäre nett, wenn ein paar Leute dazu vielleicht mal ein paar Worte schreiben könnten.

Ach ja: Wird mir eigentlich das psychatrische Jahr auch überall anerkannt, auch wenn ich z.B. für Neuro nachher das Bundesland wechseln sollte?

Vielen Dank schon mal! LG hassabasta :-top

Ich persönlich kenne keine Kollegen, der seine FA-Ausbildung mit dem Psychiatrie-Jahr angefangen hat, obgleich es das sicher auch gibt. Einzige 'relative' Ausnahme wären vielleicht mein ehem. CA, der zuerst den Facharzt für Psychiatrie gemacht hat und dann in der Neuro nach dem Neurojahr hängengeblieben ist.

Prinzipiell hat das Psychiatrie-Jahr am Ende der Weiterbildung den Vorteil, dass man etwas mehr Zeit hat, für die Prüfung zu lernen ;-)

Ich würde auch jederzeit wieder mit Neurologie anfangen und definitiv nicht das Psychiatrie-Jahr vorziehen, aus persönlicher Neigung. Harte Argumente pro oder contra falllen mir spontan nicht ein. Eine Psychiatriestelle als erfahrener neurologischer Assistenzarzt zu finden ist meistens kein ein Problem.

Antracis
16.09.2008, 18:00
Passt bloß auf. Bei uns in der Abteilung waren auch einige Neuros, die letztlich in der Psych hängengeblieben sind, weil sies ja so schlecht nicht fanden. Und die hatten am Anfang auch den Horror davor. Aber dafür sind wir ja da, um sowas zu behandeln. :-))

Ansonsten kann ich nur bestätigen: Psych-Chefs nehmen sehr gern schon etwas erfahrene Neuro Assis, selbst wenn die nur das eine Jahr bleiben. Dann hat man auf Station wenigstens jemanden, der weiß, wie man halbwegs einen Bluthochdruck einstellt und auch weiß, welches Ende des Stetoskops ins Ohr kommt. ;)

lg
Anti

Relaxometrie
16.09.2008, 18:13
Für den neurologischen Facharzt muss ich ja ein Jahr Psychatrie machen.
Was ist das für ein Fach? Psychatrie? Nie gehört.

Moorhühnchen
16.09.2008, 18:33
Nun ja, ich hab bis vor einem halben Jahr auch noch gedacht, daß ich als Alternative zur Neuro vielleicht gerne Innere machen würde... dann kam das PJ und mittlerweile schließe ich diese Option aus. Ich weiß, daß die Erfahrung in der Inneren sehr wertvoll wäre, ich würd auch gerne diese Erfahrungen sammeln, aber das PJ hat da einiges verdorben. Das ständige Allein-Sein auf Station ohne Möglichkeit jemanden was fragen zu können... im PJ von mir aus - aber NICHT als Assi!!! :-dagegen
Ich meine, man soll niemals nie sagen, aber bevor ich keine Stelle in der Neuro bekomme (wovon ich ja im Moment nicht ausgehen möchte), gehe ich lieber in die Psych, wenn sie mich da nehmen. Wenn das nicht klappt, versuch ich's in der Neuroradio und wenn das widerum nicht klappt, dann von mir aus Innere.... oder Anästhesie oder sonstwas. Aber soweit kommt es hoffentlich nicht! :-))

lala
16.09.2008, 18:49
Bei der derzeitigen Stellensituation ist es eigentlich egal womit man anfängt - beide Fächer suchen immer....
Ich habe mit Neuro angefangen, bin eigentlich auch als Vollblut-Neurologin inkl der üblichen Vorurteile/Ängste und dann ins Psych-Jahr gegangen. Jetzt mache ich nach dem Neuro-FA einfach den anderen "hinterher". Psychiatrie ist nicht schlimm - im Gegenteil: viel ruhiger als Neuro! ;-)
Vorteile hat es schon, wenn man mit mehr Ahnung über somatische Medizin in die Psychiatrie geht - v.a. im Hinblick auf Dienste auch. Außerdem erlebt man die Psychiatrie dann mehr als "Entspannung" - wohingegen die Psychiater in ihrem Neuro-Jahr manchmal etwas geschockt sind ob der vielen Hektik :-))
Aber andererseits wird dann der "Rückweg" natürlich schwerer... :-nix

Moorhühnchen
16.09.2008, 19:05
Ja, ich glaube, das mit dem Entspanntsein ist ein gutes Argument.
Dazu hätte ich nochmal 'ne andere Frage, die hier eigentlich nicht so ganz reinpaßt... ich stell sie trotzdem mal.

Bei mir in der Umgebung gibt es natürlich mehrere Häuser die eine neurologische Abteilung haben. Die meisten davon sind eher größere Häuser, zum Teil Maximalversorgung, wo es Chirurgie, Innere, Gyn, HNO etc. gibt.

Dann gibt es ein KH, welches sich mehr oder weniger komplett auf Neuro und Psych spezialisiert hat. Die Neuro hat dort 125 Planbetten, also auch nicht gerade klein. Aber soweit ich das gelesen habe, gibt es dort halt keine Innere, Chirurgie etc.

Zuerst dachte ich, nee, das wär nix für mich - da hat man bestimmt immer Ärger, wenn man mal ein Konsil braucht. Und das brauchten wir in meinem PJ-Haus ja häufiger und sei es nur Tumorsuche bei den Gynnies oder Konsile in der HNO oder Augenheilkunde.

Dann hab ich mir gedacht, vielleicht lernt man dort aber eher "selbständiger" zu denken und ruft nicht wegen jedem entgleisten Diabetes oder anderem Bockmist das internistische Konsil (mit der Begründung, daß die Internisten ja auch nachts wegen jedem Kribbelkrabbel den Neurologen anpiepsen)...

Welche der beiden Denkweisen ist nun die richtigere??

Soweit ich mich erinnere, hab ich von vielen Assis in meinem PJ-Haus gehört, daß diese spezialisierte Klinik eine gute Ausbildung anbietet und ständig eine Stellenanzeige im Netz hat. Sonst weiß ich leider sehr wenig über die Klinik.
Bin also etwas ratlos, ob das was wäre...

lala
16.09.2008, 22:38
Zuerst dachte ich, nee, das wär nix für mich - da hat man bestimmt immer Ärger, wenn man mal ein Konsil braucht. Und das brauchten wir in meinem PJ-Haus ja häufiger und sei es nur Tumorsuche bei den Gynnies oder Konsile in der HNO oder Augenheilkunde.

Dann hab ich mir gedacht, vielleicht lernt man dort aber eher "selbständiger" zu denken und ruft nicht wegen jedem entgleisten Diabetes oder anderem Bockmist das internistische Konsil (mit der Begründung, daß die Internisten ja auch nachts wegen jedem Kribbelkrabbel den Neurologen anpiepsen)...

Welche der beiden Denkweisen ist nun die richtigere??


Naja- ich denke an einem Maximalversorgungshaus lernt man eher mehr. Du hast einfach mehr Schnittmengen mit anderen Fachrichtungen, in Notaufnahme, ITS oder wirst als AvD konsiliarisch in die anderen Abteilungen gerufen. Ich habe etliche neurologische Probleme auf der Kardio-ITS, in der Dialyse oder im Kreißsaal vorgestellt bekommen, SHT bei den Chirurgen, und und und...
Und auch von den Konsiliarärzten habe ich immer was "abgucken" können....

:-top

Und nebenbei: es ist einfach toll, im Dienst schnell mal einen Kollegen der nötigen Fachrichtung hinzurufen zu können wenn man`s braucht und nicht ständig irgendwo hinverlegen zu müssen - ich weiß es inzwischen zu schätzen ;-)

Moorhühnchen
16.09.2008, 23:18
Naja- ich denke an einem Maximalversorgungshaus lernt man eher mehr. Du hast einfach mehr Schnittmengen mit anderen Fachrichtungen, in Notaufnahme, ITS oder wirst als AvD konsiliarisch in die anderen Abteilungen gerufen. Ich habe etliche neurologische Probleme auf der Kardio-ITS, in der Dialyse oder im Kreißsaal vorgestellt bekommen, SHT bei den Chirurgen, und und und...
Und auch von den Konsiliarärzten habe ich immer was "abgucken" können....

:-top

Und nebenbei: es ist einfach toll, im Dienst schnell mal einen Kollegen der nötigen Fachrichtung hinzurufen zu können wenn man`s braucht und nicht ständig irgendwo hinverlegen zu müssen - ich weiß es inzwischen zu schätzen ;-)
Ja, das stimmt. Wobei sich 125 Betten schon sehr viel anhört und man somit vielleicht auch mit einem breiten Spektrum an interessanten Fällen rechnen könnte - zumal es wohl überregional geht und eine neurologische Intensivstation vorhanden ist. Ich kenne bisher nur die Stroke meines PJ-Hauses.
Oder aber es liegt am Ende nur die doppelte Menge von gewöhnlichem Kribbelkrabbel und Schwindel dort rum wie an meinem PJ-Haus (Maximalversorger, 62 Betten).... :-nix

Ich werd mich trotzdem mal dort bewerben und falls ich in die engere Auswahl kommen sollte, eine Hospitation dort machen. Denn eigentlich bin ich in erster Linie ja sehr neugierig, wie dort gearbeitet wird.

lala
17.09.2008, 08:11
125 Betten ist nicht wirklich viel. Und eine Neuro-ITS liegt voller Schläge und GBS-Patienten. Du machst auf NC-oder Kardio-ITS zB viel mehr an Hirntoddiagnostik, bist viel öfter mit der Frage nach Prognose bei Hypoxikern konfrontiert. Wirklich "kranke" (also internistisch kranke oder solche die kraniektomiert werden müssen) werden in solch einem Fachkrankenhaus auch immer wieder weiterverlegt!
Du hast dort vermutlich mehr "Normalkram" - einfache Schläge, MS,Epilepsie...und die Somatisierer (wg der Nähe zur Psychiatrie)!

abcd
17.09.2008, 08:52
Ich habe nur einen Kollegen, der in der Psychiatrie seinen Neuro-Facharzt begonnen hat, allerdings in dem Haus, in das wir eh normalerweise rotieren. für ihn war es ok so.
Ich rotiere jetzt nach 2 Jahren in die Psychiatrie und bin in Moment etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite wird alles etwas ruhiger ablaufen (andere Kollegen nennen es "Urlaub") zum anderen bin ich auch nicht soooo scharf auf das Fach. Gut finde ich, dass ich zum Wechsel klinische Erfahrung mitbringe, da die Psychiatrie örtlich vom Haus der Maximalversorgung getrennt ist und man nicht so schnell Konsile bekommt, bzw. dazu erst den Pat. mit Transport verschicken muss.

Frau Betty Land
17.09.2008, 09:00
* Man bekommt heute jederzeit praktisch überall an der Psychiatrie eine Stelle - was man denen beim Vorstellungsgespräch erzählt, ist völlig egal. Was man an Vorerfahrung, egal in welchem Fach, hat, ist ebenso völlig egal. Hauptsache, man hat Deutsch als Muttersprache. Wobei dies selbst im tiefsten Oberbayern nicht einmal mehr conditio sine qua non ist.

Und wenn man sagt: Gegenfach - umso besser ! Läuft man den Psychiatern nicht, wie so oft, bereits unter einem Jahr oder gar während der Probezeit wieder davon.....

* Auch in den allermeisten Neurologien ist das Zahnfleischgehen die Regel. Da bekommt man auch jederzeit, vor allem mit Neuro-PJ und Fam, eine Stelle. Selbst in München !

* Man kann aufgrund obiger Bedingungen heute Neuro und Psych so zusammenstoppeln, wie es einem beliebt. Die Chefs haben da kaum mehr etwas zu melden.

* Warnen möchte ich davor, als erfahrener Neuro die Quasi-Konsilnummer in der Psych (Gegenfachjahr) mitzumachen - rechtlicht unhaltbar, fachlich Quatsch (, weil die Psychs ihren basalsten Neuroquatsch schon selber können müssen...) und außerdem meist komplett unbezahlte und unbelohnte Mehrarbeit. Etwa EEG-Diagnostik für die Psychs - die müssen das selber können !

* In der Tat ist vor kleinen Neuro-Abteilungen (in kl. Häusern und vor kl. Häusern insgesamt) zu warnen - nicht nur wegen des zunehmenden Personalmangels, sondern auch, weil eine kl. Neuro auch oft ein kl. Spektrum anbietet und

nebenbei: es ist einfach toll, im Dienst schnell mal einen Kollegen der nötigen Fachrichtung hinzurufen zu können wenn man`s braucht und nicht ständig irgendwo hinverlegen zu müssen - ich weiß es inzwischen zu schätzen
Wie wahr, wie wahr !

Verlegungen sind viel Arbeit, rechtlich weitaus "heißer" als ein Kollege vor Ort und auch mächtig "Streß", wenn am anderen Ende der Leitung entweder Deutsch als Fremdsprache (kann nichts dafür !) und /oder die Arbeitswut in Person sitzt.

In der Tat scheint es auch so, daß weitaus mehr Neurologen im Psychjahr Richtung Psych abwandern als umgekehrt. Was verständlich ist, aber angesichts des rasant zunehmenden generellen Ärztemangels in der Psychiatrie wohl auch irgendwann enden wird.

hassabasta
19.09.2008, 19:37
Vielen Dank für die bisherigen Antworten!

LG hassabasta

LasseReinböng
19.09.2008, 20:22
In der Tat scheint es auch so, daß weitaus mehr Neurologen im Psychjahr Richtung Psych abwandern als umgekehrt. Was verständlich ist, aber angesichts des rasant zunehmenden generellen Ärztemangels in der Psychiatrie wohl auch irgendwann enden wird.

Wie ist dieses Phänomen zu erklären ? Sind die Arbeitsbedingungen in der Neuro so mies verglichen mit der Psychiatrie ? Oder sind es die späteren Aussichten...Niederlassung usw. ? Verstehe ich nicht...

Antracis
20.09.2008, 14:21
Wie ist dieses Phänomen zu erklären ? Sind die Arbeitsbedingungen in der Neuro so mies verglichen mit der Psychiatrie ? Oder sind es die späteren Aussichten...Niederlassung usw. ? Verstehe ich nicht...

Wie gesagt, ob es wirklich stimmt, dafür dürften sich schwerlich verlässliche Zahlen finden. Aber man hört es in der Tat immer wieder.

Eine Erklärungsmöglichkeit: Psychiatrie ist ein Fach, das mit vielen Vorurteilen behaftet ist, auch von Arztseite her. In der Regel findet man beispielsweise bei Berufsanfängern eine kleine Gruppe, die sich gar nichts anderes vorstellen kann, als die Psychiatrie. Und den deutlich größeren Rest, der sich alles mögliche vorstellen kann, nur nicht, jemals in der Psychiatrie zu arbeiten. Merkt man ja schon am Einleitungspost dieses Threads, welche Berührungsängste da bestehen.
Der angehende Psychiater hat also schon eine gewisse Auseinandersetzung hinter sich, wenn er sich für das Fach entscheidet. Wenn er dann doch nicht in der Psychiatrie bleibt, dann wohl, weil er sich das doch vollkommen anders vorgestellt hat, vielleicht auch gerade hinsichtlich der Arbeitsbedingungen. Und dann flieht man in der Regel schon früher, nicht erst anlässlich des Neurojahres. Die Neurologen-Überläufer hingegen - so zumindest mein Eindruck aus 3 Gesprächen - treffen auf ein Fach, dass sie letztlich noch mehr fasziniert, als die Neurologie. Das aber bei weitem nicht so schlimm ist, wie sie sich vorgestellt haben. Sprich, es ist wohl selten eine Flucht aus der Neurologie.

So zumindest mein Eindruck.

Gruß
Anti

LasseReinböng
20.09.2008, 15:34
Eine Erklärungsmöglichkeit: Psychiatrie ist ein Fach, das mit vielen Vorurteilen behaftet ist, auch von Arztseite her. In der Regel findet man beispielsweise bei Berufsanfängern eine kleine Gruppe, die sich gar nichts anderes vorstellen kann, als die Psychiatrie. Und den deutlich größeren Rest, der sich alles mögliche vorstellen kann, nur nicht, jemals in der Psychiatrie zu arbeiten.
Anti

Das ist wohl wahr !

Relaxometrie
20.09.2008, 15:43
Ich kann mir auch einige andere Fachbereiche vorstellen, habe aber aus einem diffusen Interesse am Fach erstmal mit der Psychiatrie begonnen.
Irgendwie bin ich in die Suchtabteilung reingeschliddert und wechsele im November in die Allgemeinpsychiatrie, wo ich dann entscheiden möchte, ob ich bei dem Fach bleibe.
Was ich an den Arbeitsbedingungen sehr anstregend finde, ist, daß man sich (vor allem in den Diensten, in denen man für >650 Patienten zuständig ist) unter enormem Zeitdruck um Menschen kümmern soll, die sich entweder in einer akuten Krise, oder in einer nicht lange vergangenen Krise befinden.
Die Dienstbelastung hält sich, was die Anzahl der Dienste angeht, sehr in Grenzen. Aber dafür sind wir in den Diensten dann auch alleine für das gesamte Haus mit ca. 20 psychiatrischen Stationen zuständig, was natürlich ein unfassbarer Zustand ist!

apple
20.09.2008, 21:54
Ich hab auch in der Psychiatrie angefangen und wollte nur das 1 Jahr machen und dann in die Neuro wechseln, hab das dem Chef auch offen im Gespräch gesagt und er meinte, er hat das Gleiche gemacht nur umgedreht und hat auich das Argument angebracht, dass man dann nicht mittendrin aus der Forschung raus muss :-)) Ich hab dann trotzdem einen 2-Jahresvertrag bekommen und nun macht mir Psychiatrie so viel Spaß, dass ich wohl dabei bleibe :-)) Hatte aber auch vorher schon manchmal geschwankt, war für mich also nicht schrecklich damit anzufangen. Kann es aber trotzdem empfehlen, damit anzufangen, gerade wenn man es nicht so toll findet, dann hat man es weg und in der Neuro kann man Psychiatrieerfahrungen ja auch ganz gut gebrauchen.