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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Narkose bei Opiatabhängigkeit



Relaxometrie
19.09.2008, 11:15
An alle Anästhesie-Gurus unter Euch :-)

Was habt Ihr für Erfahrungen mit Narkosen bei ehemals / noch aktiven opiatabhängigen Patienten?
Wie hoch dosiert Ihr welches Medikament?
Aus meinem Anästhesie-PJ kenne ich die Standardnarkose so:
Zur Einleitung Fentanyl, Propofol und dann ein Muskelrelaxans. Zur Aufrechterhaltung der Narkose dann ein volatiles Anästhetikum, und bei Bedarf nochmal Schmerzmittel.
Aber an eine Opiatabhängigennarkose kann ich mich nicht erinnern. Daher die Frage, welchen Problemen Ihr bei solchen Narkosen schon begegnet seid.

Ich arbeite ja (noch ein paar Wochen) auf einer Station, auf der hauptsächlich Opiatentzüge gemacht werrden. Meine Patienten sind allerdings oft recht angeschlagen und brauchen auch ab und zu mal 'ne OP. Wenn sie mich nach der Narkose fragen, kann ich da nie sooo kompetent Auskunft geben. Da ich seit heute selbst krankgeschrieben bin (nur 'ne fette Erkältung---keine Sorge:-D), habe ich Zeit, mich mal mit der ein oder anderen Wissenslücke auseinanderzusetzen.

Rumpelstilzchen
19.09.2008, 11:58
In meinem PJ war es so, daß die Alkoholiker und auch die Junkies einfach "ein bißchen mehr" bekommen haben. Da gab's keine Vorgaben, das wurde empirisch gelöst.

Cassy
19.09.2008, 12:20
Ich bin mir absolut nicht mehr sicher, aber in meiner Zeit als Pflegekraft in der Anästhesie hatte ich mal solch einen Fall. Bin wirklich am Überlegen ob dieser Patient zur Einleitung überhaupt Schmerzmittel bekam. :-nix Ich kann mich nur noch dran erinnern, dass er bei der Injektion des Trapanals furchtbar geschrien hat. Danach wurde die Narkose mit Sevo aufrecht gehalten.

Nemesisthe2nd
19.09.2008, 13:16
in dem krankenhaus, in dem ich anästhesiepraktikum für den Rettungssanitäter gemacht hab, wurde bei bekanntem C2-abusus gerne mit Trapanal eingeleitet...

Propofol ist wohl recht "anfällig", soll heißen die dosis muss zum teil massiv erhöht werden, hab aber keine ahnung ob es da mechanismen wie enzyminduktion in der leber etc. greifen...

opiat-abhängige o.ä. hab ich da aber nicht zu gesicht bekommen...

ne andere sache: wäre es nicht bei vielen OPs möglich auf regionale verfahren zurückzugreifen? unter umständen eben auch zusätzlich mit "Vollnarkose" aber eben ohne opiate... kommt natürlich auf die OP an, bei visceral oder thoraxchirurgie wird das natürlich nicht gehen...

Schädelspalter
19.09.2008, 17:27
ne andere sache: wäre es nicht bei vielen OPs möglich auf regionale verfahren zurückzugreifen? unter umständen eben auch zusätzlich mit "Vollnarkose" aber eben ohne opiate... kommt natürlich auf die OP an, bei visceral oder thoraxchirurgie wird das natürlich nicht gehen...
Doch in gewissen Grenzen schon - gut sitzende Peridualanästhesie in dem Bereich und so kann man selbst größere Bauchoperationen in Intubationsnarkose nur mit einem volatilen Anästhetikum zur Aufrechterhaltung ohne i.v. Opioide fahren (sprich: opioid nur zur Einleitung).
Bei dem Patientenklientel hat ein PDK oder anderes Regionalanästhesieverfahren natürlich auch postoperativ eine große Berechtigung zur Analgesie, um auf weitere Medikamente verzichten zu können.

MediMephisto
22.09.2008, 11:54
bei abhängigen und abstinenten:
Regionalanästhesie (Lokal, Leitung, Neuraxial), Paracetamol, Metamizol, Ketamin, Volatile, Clonidin, Dexmedetomidin, i.v. Lidocain....


-bei abhängige opioide ggf. höher Dosieren, hoch potente benutzen (Sufenta)

-bei abstinenten wenn möglich verzichten, wenn nicht möglich low dose und kurzwirksame (Ultiva) benutzen