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THawk
09.10.2008, 10:00
braucht man, um moralisch zu handeln eine Qualifikation? Ist mir ganz neu.
Ne, aber gute Umgangsformen und ein freundlicher Ton sind auch hier gern gesehen!

Autolyse
09.10.2008, 10:19
braucht man, um moralisch zu handeln eine Qualifikation? Ist mir ganz neu.
Wer bestimmt überhaupt, was moralisches oder ethisches Handeln ist? Du? Kaum.
Steht es nicht vielmehr jedem frei im Rahmen der vorgegebenen Grenzen - landläufig auch als Rechtsordnung bezeichnet - dies selbst zu definieren oder ist es nicht sogar zwingend notwendig dies zu tun, da man andernfalls lediglich das übernähme, was andere für ethisch halten - mit den bekannten Folgen im letzten Jahrhundert?

Talelady
09.10.2008, 10:20
Oder sollte man denen auch den Beruf aberkennen, die ... in der Freizeit ... Kinderpornos schauen?manche berufe schon!!! :-meinung

Kliri
09.10.2008, 10:52
Auf genau diese Antwort habe ich gewartet :-).

Ich denke, es geht hier einfach um "moralische" Entscheidungen, die jeder für sich selbst treffen sollte.


weißt du, ich bin eben der Meinung, dass sich nicht jeder seine eigene Moral zurecht biegen kann, sondern das es moralische Grundwerte gibt an denen sich jeder messen lassen muss, diese legt die Gesellschaft fest ( und insofern ändern sie sich auch, aber nicht jeder kann eben für sich selbst festlegen, was er moralisch findet und was nicht ) - jemanden Hilfe nicht zuteil werden zu lassen, weil einem der eigene Feierabend und das endlich abschalten wichtiger ist ( hach heute geltender Vorstellung eben unmoralisch und ich hoffe sehr, dass solche Leute wie du nicht die Oberhand gewinnen, so das sich diese heute noch geltende Moralvorstellung in diesem Punkt ändert) und insofern hinkt dein Beispiel mit der Abtreibung eben auch , weil es heute gesellschaftlich anerkannt ist, dass Frauen das Recht zur Abtreibung haben, da ändern auch individuelle Meinungen in "Mütterforen" nichts daran Gesellschaft

ehemalige Userin 24092013
09.10.2008, 11:09
@ Kliri:
Ja es gibt Momente, in denen mir das "Abschalten" - wie Du es nennst wichtiger ist.
Ich nenne es Abgrenzung. Wie gesagt, wenn ich direkt dabei bin und sehe, dass irgendwer Hilfe braucht, dann helfe ich auch und gehe mit Deinen Grundwerten mit.
Trotzdem muss sich sogar hier jeder seine eigene Moral zurechtbiegen....
Auch einem Maler, einem Psychiater und einem Physiotherapeuten sind ihre "Feierabende" ober eben Abgrenzungen wichtiger - zumindest sollte das so sein ansonsten stimmt da irgendwas anderes nicht.

Ich jedenfalls hätte keine Lust nach "Feierabend" noch Probleme anderer zu analysieren, die schmerzhaften Nackenverspannungen eines Nachbarn zu lösen oder die Wohnung von nem Kumpel zu streichen.
Tja, was soll ich nun tun? Dauerarbeitslos, weil scheinbar kein Beruf geeignet für mich ist?

medijan
09.10.2008, 11:23
Nur mal so am Rande:

Morallehre bzw. Ethik stehen zwar in gewisser Verwandtschaft zur Rechtswissenschaft aber es ist dennoch kein moralisches Argument mit aktuellen Gesetzen zu argumentieren. Diese ändern sich nämlich wie hier schon angemerkt wurde mit den Gesellschaften.

Aus moralischer Sicht kann man imho sowohl aus einem konsequenzialistischen Ansatz als auch von deontologischer Seite eine Verpflichtung zur Hilfeleistung ableiten auch wenn kein Hippokratischer Eid mit entsprechend einhergehendem Berufsethos vorliegt.

ehemalige Userin 24092013
09.10.2008, 11:32
aus einem konsequenzialistischen Ansatz als auch von deontologischer Seite eine Verpflichtung zur Hilfeleistung ableiten auch wenn kein Hippokratischer Eid mit entsprechend einhergehendem Berufsethos vorliegt.


Mein Gott und ich dachte immer, ich kann fliessend lesen ;-):-)).

Kurz zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt: eine Anzeige an den Menschen, der mit der Medizin offensichtlich vor Jahren "abgeschlossen" hat und für seine - für sich nachvollziehbaren - Gründe hatte, nicht zum Zugpersonal zu laufen halte ich doch für stark übertrieben.

THawk
09.10.2008, 12:44
Ich jedenfalls hätte keine Lust nach "Feierabend" noch Probleme anderer zu analysieren, die schmerzhaften Nackenverspannungen eines Nachbarn zu lösen oder die Wohnung von nem Kumpel zu streichen.
Tja, was soll ich nun tun? Dauerarbeitslos, weil scheinbar kein Beruf geeignet für mich ist?

Ich habe selber auch keine Lust darauf abends meine Nachbarin mit ihren medizinischen Problemchen vor der Tür stehen zu haben. Aber wenn ein wirklicher Notfall im Haus wäre oder eben jemand draußen Hilfe braucht halte ich es schon für die (u.a. moralische) Pflicht von medizinisch ausgebildeten Menschen sich zu melden und aktiv zu werden.

Kliri
09.10.2008, 14:06
Ich habe selber auch keine Lust darauf abends meine Nachbarin mit ihren medizinischen Problemchen vor der Tür stehen zu haben. Aber wenn ein wirklicher Notfall im Haus wäre oder eben jemand draußen Hilfe braucht halte ich es schon für die (u.a. moralische) Pflicht von medizinisch ausgebildeten Menschen sich zu melden und aktiv zu werden.

ja so sehe ich das eben auch, wir haben ja nicht diskutiert, ob man Nackenverspannungen des NAchbarn nach Feierabend behandeln sollte oder nicht, sondern ob man sich meldet, wenn im Zug durchgesagt wird, dass Hilfe benötigt wird, denn Kaddel schrieb hierzu:

"Sollte ... tatsächlich mal eine Ansage im Zug / Flugzeug durchkommen, dann bin ich ehrlich gesagt nicht wirklich sicher, ob ich sofort aufspringen und hinrennen würde ..... Man mag mich gerne für diese Art von Egoismus steinigen .... aber irgendwann habe auch ich mal frei, Feierabend (wie auch immer man das jetzt bezeichnen möchte) und will einfach meinen Abstand."

Kliri
09.10.2008, 14:25
Wer bestimmt überhaupt, was moralisches oder ethisches Handeln ist? Du?

Nein natürlich nicht ich, sondern die Gesellschaft.

Moral beschreibt, was Menschen faktisch für richtig halten oder was sie gemäß ihrer Vorstellungen vom richtigen Handeln tun.

bei Wikepedia heißt es hierzu:

"Der Begriff subsumiert ... die Forderungen und Erwartungen an andere, die erfüllt oder auch enttäuscht werden. Moral wird dabei oft als Fairness, Respekt gegenüber anderen, Rücksichtnahme, Achtung der Rechte anderer usw. verstanden." - also wenn man dies verinnerlicht, dann wirst du wohl kaum ernsthaft vertreten können, dass es nur meine moralische Vorstellung allein ist ( ich also bestimme, was moralisches HAndeln ist, so wie du mit deiner retorischen Fragea unterstellst), die Hilfe um die man gebeten wird ( hier: durch eine entsprechende Durchsage im Zug) zu verweigern

Unsicherer
09.10.2008, 14:34
also ich schließe mal aus den vielen Antworten das sobald man das Studium abgeschlossen hat--gewissermaßen "Arzt auf Lebenszeit" ist und in solchen Situationen immer aufspringen sollte und zur Hilfe eilen sollte.

Kliri
09.10.2008, 14:44
Ne, aber gute Umgangsformen und ein freundlicher Ton sind auch hier gern gesehen!


:-meinung aber man muss (kann!) auch nicht alles mit Nettigkeit und einem freundlichen Ton erwidern oder komentieren! zu einem Einbrecher z.B. würdest du dich doch auch nicht wegen deiner guten Umgangsformen verpflichtet fühlen zu sagen " ach das finde ich aber gar nicht schön von Ihnen, dass sie gerade in mein Haus einbrechen" - und da ich es wirklich zum :-kotz fand, was Kaddel geschrieben hat, habe ich es mit dem Wort "ekelhaft" bezeichnet, wenn man eine solche Meinung hat, weil ich das schlicht und einfach so sehe, es also meine Meinung zu dieser Sache war und die darf man hier doch sagen oder? Das hat also rein gar nichts mit guten oder schlechten Umgangsformen zu tun.

Kliri
09.10.2008, 15:00
also ich schließe mal aus den vielen Antworten das sobald man das Studium abgeschlossen hat--gewissermaßen "Arzt auf Lebenszeit" ist und in solchen Situationen immer aufspringen sollte und zur Hilfe eilen sollte.


ja -solltest du , wenn du keine Lust dazu hast mach was anderes als Medizin

Unsicherer
09.10.2008, 15:08
Lust hätte ich persönlich schon---sogar beim sport wenn jemand verletzt liegen bleibt oder so geh ich automatisch hin ohne groß zu zögern aber ich hab leider eine große Angst in so einer Situation----GROßE ANGST----vor allem falls etwas schief gehen sollte hab ich unglaubliche Angst mir dann später Vorwürfe zu machen und das mich mein Gewissen niemals mehr in Ruhe lassen würde.

Unsicherer
09.10.2008, 15:10
Als Laie kann man sich dann ja immer noch irgendwie sagen "Ich wusst eh nicht was ich hätte tun sollen"----aber als Mediziner?

Dr. Pschy
09.10.2008, 15:25
Als Mediziner sollte man wissen, was man tut. Man hats ja auch mind. 6 Jahre lang studiert.

Kliri
09.10.2008, 15:25
Als Laie kann man sich dann ja immer noch irgendwie sagen "Ich wusst eh nicht was ich hätte tun sollen"----aber als Mediziner?

aber es geht doch allein darum, ob du wie du geschrieben hast "immer" aufspringen musst und nicht darum, ob du aus Angst auch sitzen bleiben kannst

eine Putzfrau, die im Straßengraben ein verunglückten Auto sieht und auch Angst davor hat, dass dort nun Schwerstverletzt vielleciht schrecklich entstellte blutverschmierte leute im Wagen liegen muss doch auch hingehen und Hilfe leisten ( so weit sie kann ) und so kann doch ein wie du ihn nennst "Arzt auf Lebenszeite" nicht sagen " ach ich würd schon gern, aber ich hab so schreckliche Angst was falsch zu machen"

.....aber vielleicht hab ich dich auch nur nicht richtig verstanden ????

Autolyse
09.10.2008, 15:27
Nein natürlich nicht ich, sondern die Gesellschaft.
[...]
In Verbindung mit:

weißt du, ich bin eben der Meinung, dass sich nicht jeder seine eigene Moral zurecht biegen kann, sondern das es moralische Grundwerte gibt an denen sich jeder messen lassen muss, diese legt die Gesellschaft fest ( und insofern ändern sie sich auch, aber nicht jeder kann eben für sich selbst festlegen, was er moralisch findet und was nicht )
Genau das ist der Punkt, die Gesellschaft bestimmt was moralisch ist; mithin bestimmt sie was verwerflich ist und sanktioniert Verhaltensweisen, die dem zuwiderlaufen durch das Strafrecht.
[Abseits davon: Kein ganz uninteressanter Fall, könnte man mal durchprüfen]

hennessy
09.10.2008, 15:29
ich glaube, das schlimmste, was man in einer Notfallsituation machen kann ist: Nichts zu tun.
Im konkreten Fall würde ich auch hingehen und mich vorstellen. Und dann mal sehen, ob ich irgendwie helfen kann. Und wenns auch nur Zuspruch und trostreiche, beruhigende Worte sind. Falls ein Arzt kommt, was in einem vollbesetzten Zug sehr wahrscheinlich ist, dann ist meine Aufgabe erfüllt. Aber falls ich die einzige medizinisch vorgebildete Person bin, dann werde ich den Teufel tun und mich in irgendwelche rechtlichen Problemchen reinsteigern, sondern Hand anlegen. Egal, wie lange mein Studium schon hinter mir liegt. :-meinung

thinker
09.10.2008, 15:34
Also ich würde das gar nicht so von einem Beruf abhängig machen. Uns wurde es zumindest auch im 1.Hilfe-Kurs der Uni so beigebracht, dass es gesetzlich so geregelt ist, dass jeder verpflichtet ist gemäß seiner Möglichkeiten zu helfen. Natürlich ist das nicht auf alle Situationen 1:1 anwendbar, aber ich denke, dass es in einem Notfall nicht zu viel verlangt ist, ob vom Arzt, oder der Putze, Hilfe zu holen, den Notruf zu tätigen oder bei der Person zu sein um ihr "beizustehen"...
Das ist für mich schon eine Selbstverständlichkeit. Angst wird doch jeder bestimmt haben und ich weiß, dass ich es aufjedenfall hätte ;) Aber ich würde es dennoch versuchen und mein Bestes geben mein gelerntes anzuwenden. Und wenn die Beatmung nicht klappt, dann hoffentlich das Drücken ;-) ...

Ich möchte mich nicht über alle stellen, und finde Kliri`s Aussagen etwas zu überheblich formuliert, da ich Kaddel`s Beiträge in gewisser Weise nachvollziehen kann. Ich glaube auch, dass das eine eher gängige Meinung ist auch wenn es nicht shcön ist. Zumindest habe ich noch nix von gehört, dass bei einem Notfall im Zug aus allen Abteilungen die gut ausgebildeten Ärzte herangelaufen kamen...hmm... :-nix