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Relaxometrie
08.10.2008, 22:36
Eine Freundin von mir hatte viele Jahre lang ca. 1-2x im Monat eine Migräneattacke, welche 24-36 Stunden anhielt. Ibuprofen hat oft gut, manchmal aber auch gar nicht geholfen. Ein jahrelang zurückliegender Besuch beim Neurologen hatte ergeben, daß sich eine Prophylaxe mit Betablockern lohnen könnte, wurde dann aber nicht angegangen.
Irgendwann hat mich die Freundin dann um Rat gefragt, und wir haben intensiv nach Auslösern für eine Migräneattacke gesucht. So richtig sind wir nicht fündig geworden, und während sie ein Schmerztagebuch führte, welches ich ihr empfohlen hatte, verflüchtigte sich die Migräne für fast ein Jahr.
Vor ein paar Tagen kam aber wieder ein Ibuprofen-resistenter Anfall, und ich habe überlegt, ob ich ihr mal ein Triptan empfehlen, oder im Fall der Fälle auch kaufen könnte.
Aber ich kenne mich mit dieser Medikamentengruppe nicht aus und möchte ein paar Erfahrungen sammeln.
Wie kommt es, daß z.B. Formigran nur apothekenpflichtig ist, während z.B. Maxalt rezeptpflichtig ist?
Wer hat Triptane schonmal genommen und kann von Erfahrungen berichten?

Szaf
08.10.2008, 23:11
Nun ja...warum die einen Triptane apothekenpflichtig sind und die anderen Verschreibungspflichtig das kann ich dir nicht Beantworten.Aber selbst habe ich auch Migräne und Jahre durch in denen ich mal mehr und mal weniger Anfälle hatte. Mittlerweile sind es nur noch 2 oder 3 im Jahr. Die Diagnose bei mir wurde durch meinen Hausarzt gestellt und Medikamenten mäßig glaube ich habe ich fast alles durch was es so freikäuflich gab ohne wirklichen Erfolg bis mir ein Arzt nach einem Benzodizepin und einem Würzburger Tropf erstmals ein Rezept für Imigran ausstellte.

Für mich war das Medikament ein Segen da ich relativ schnell nach erster Einnahme komplett Symptomfrei war und wieder meinem Alltag nachgehen konnte. Allerdings aufgrund der Möglichen Nebenwirkungen finde ich sollte man vor der Einnahme besser einen Neurologen konsultieren da ich es nicht so wirklich toll finde gerade bei dieser Medikamenten Gruppe zur Selbstmedikation zu greifen.

Liebe Grüße
Szaf

alley_cat75
09.10.2008, 08:09
Bevor Deine Freundin sich an Triptanen vergreift (die haben eine lange Nebenwirkungsliste!), sollte sie bei den ersten Anzeichen von Kopfschmerzen mal 20 - 30° MCP nehmen und dann nach 20 Minuten Paracetamol oder Ibuprofen. Das empfehlen unsere Neurologen, weil Migräne eine Magenmotilitätsstörung macht und das Analgetikum nicht wirklich wirken kann. Von Betablockern würde ich abraten - grundsätzlich bei allen Patienten, die unter 50 Jahre sind. Ich musste sie selbst vor einiger Zeit wegen einer Myokarditis schlucken und das ist echt nicht schön. Bremst einen in allen Lebensbereichen aus. Mal mit Ausdauersport versucht? Triptane sollten m. E. nach die letzte aller Möglichkeiten sein. :-meinung

Die Niere
09.10.2008, 08:17
Ich selbst bin auch Konsument und liebe dieses Medikament. Ich nutze es zwar nur äusserst selten (zum Glück), aber wenn mich mein Cluster mal wieder zu Boden battled, kann ich damit recht schnell (max 10 Minuten) wieder auf die Beine kommen und für den Alltag brauchbar werden. Aber es einfach mal so zu nehmen, halte ich wegen der Nebenwirkungen auch nicht für sinnvoll. Da sollte sie sich lieber beraten lassen.

Anders als alley_Cat halte ich jedoch eine Prophylaxe mit Betablockern, wenn es das Leben so sehr einschränkt, dass sie regelmässig nicht am Alltag teilnehmen kann, für durchaus sinnvoll. Eine prophylaktische Betablockade beginnt meist schon bei niedrigen Dosierungen, die man im Alltag garnicht spürt. Aber wie gesagt...geht zum Arzt!

lg, die niere

Relaxometrie
09.10.2008, 10:04
Danke schonmal für die bisherigen Antworten.
Ausdauersport betreibt die betroffene Person seit vielen Jahren regelmäßig 2-3x/Woche.
ß-Blocker hat sie neulich wegen einer anderen Sache mal genommen und fühlte sich -wie alley_cat75 es beschrieben hat- eher ausgeknockt. Deswegen ist sie einer erneuten ß-Blocker-Eindosierung gegenüber nicht sooo offen, würde es aber wahrscheinlich, wenn die Migräne wieder regelmäßig auftritt, doch mal versuchen.
Das mit den MCP-Tropfen werde ich mal ansprechen. Aber nicht, daß die Person dann extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen davon bekommt :-))

Das mit den Triptanen auf eigene Faust, ohne daß ich wirklich Ahnung von dieser Medikamentengruppe habe, finde ich auch nicht so toll, aber informieren möchte ich mich trotzdem mal. Auch meine Patienten in der Psychiatrie haben ab und zu Migräne und sprechen mich auf Triptane an. Noch wollte es aber niemand wirklich verordnet haben, deswegen habe ich auch im klinischen Alltag noch keine Erfahrung damit gesammelt.

Tombow
09.10.2008, 10:07
Bei 1-2 Attacken/Monat mit erheblicher Beeinträchtigung und Wirkungsverlust der klassischen NSAID wäre eine Prophylaxe durchaus indiziert, und es müssen nicht unbedingt Betablocker sein. Niedrigdosiert Topiramat wäre eine gute Alternative und im Vergleich zu Betablockern oder Valproat (Off-Label, in erster Zeit regelmäßige Transaminasenkontrollen notwendig) nebenwirkungsarm.

Triptane wirken am besten, wenn sie zum Anfallsbegin gegeben werden, bei einem manifesten Anfall bringen sie nicht viel. Zolmitriptan gibt es auch als Nasenspray (schnelle und vom Magenzustand unabhängige Resorption, schneller Wirkeintritt), nur bei deiner Bekannten halte ich eher eine Prophylaxe für indiziert.

hiddl
09.10.2008, 10:23
Bevor Deine Freundin sich an Triptanen vergreift (die haben eine lange Nebenwirkungsliste!)
Ich bezweifle, dass Die Nebenwirkunsliste von Triptanen wesentlich länger ist als die von ASS oder PCM, ohne das jetzt allerdings überprüft zu haben.

Im allgemeinen sind Triptane super verträglich, wenn man beachtet, sie nicht in der Aura-Phase zu nehmen und nicht bei kardio-vaskulären Erkrankungen. Bei heftigen Migräne-Anfällen rate ich auf jeden Fall dazu. Welches Triptan, ist letztlich Geschmackssache, die haben alle ein ähnliches Wirkungs- und NW-Profil, das probiert man am besten aus. Von Sumatriptan heißt es, es sei am NW-trächtigsten, aber das muß auch nicht sein (NW im Sinne von Müdigkeit, KL-Problemen, Hitzegefühl).

Ich sitze hier übrigens gerade in einer Kopfschmerzspezialambulanz und bei uns sind Betablocker als Prophylaxe auch und gerade bei jungen Frauen unbedingt Mittel der ersten Wahl. Langsam eindosiert, als Einmaldosis abends ist z.B. Metoprolol bis 100 mg in aller Regel überhaupt kein Problem. Auf jeden Fall NW-ärmer als Topiramat.

Gruß, Ute

Relaxometrie
09.10.2008, 10:27
Langsam eindosiert, als Einmaldosis abends ist z.B. Metoprolol bis 100 mg in aller Regel überhaupt kein Problem.
Wie schnell machst Du die Eindosierung?

hiddl
09.10.2008, 10:34
Mit 25 mg anfangen und dann jede Woche um 25 mg steigern.

alley_cat75
09.10.2008, 13:10
... halte ich eine Prophylaxe mit Betablockern, wenn es das Leben so sehr einschränkt, dass sie regelmässig nicht am Alltag teilnehmen kann, für durchaus sinnvoll.

Niere, Du bist bestimmt eine Frau oder ein Mann ohne Sexualleben... und Du hast noch nie selbst Betablocker genommen. Selbst bei geringen Dosierungen hauen die Betablockern wirklich die Beine weg, vor allem, wenn man sonst keine Medikamente nimmt und eigentlich ein quirliger Mensch ist. Nimm doch mal 25 mg/d zwei Wochen lang; dann weißt Du was ich meine. ;-) Recht gebe ich Dir dennoch, denn wenn der Leidensdruck so groß ist und man ständig Attacken hat, wäre mir persönlich jede Nebenwirkungen egal. Ich selbst kenne zwar keine Kopfschmerzen, aber die Migräneopfer die man beruflich erlebt, tun mir echt leid.

Die Niere
09.10.2008, 17:09
Niere, Du bist bestimmt eine Frau oder ein Mann ohne Sexualleben... und Du hast noch nie selbst Betablocker genommen.Beides muss ich verneinen. Auf der einen Seite habe ich ein ziemlich ausführliches Sexualleben und auf der anderen Seite bin ich mit der Einnahme von Betablockern, Calciumantagonsiten, Triptanen und Co. äusserst versiert und 25mg Beloc hab ich im Alltag (und da ist das Poppen mit eingeschlossen) nicht bemerkt.

Es ist wie bei einer Waage. Leidensdruck grösser als Nebenwirkungsprofil -> einnehmen! Umgekehrt -> nicht einnehmen. Aber das gilt für jedes Medikament und jede Operation in der Medizin und darf wohl kaum als DAS Faktum verkauft werden.

gruesse, die niere

alley_cat75
09.10.2008, 17:16
Beides muss ich verneinen.

Gut, dann bin ich beruhigt. :-)) Bekanntlich unterscheiden sich Wirkungen von Patient zu Patient. Ich sehe nur unsere Tachykardiepatienten, die nach Wochen hier wieder aufschlagen und uns um Änderung der Medikation anflehen, eben gerade junge Männer. Wobei einigen gedämpfter Sexualtrieb zugute kommt. Aber, das passt hier nicht... ;-)

capucine
09.10.2008, 19:53
Hallo miteinander,

ich selber nehme Propanolol als Dauerprophylaxe bei schwerer Migraine bereits ueber 2 Jahre und habe bisher eigentlich keine NW gespuert. Bin aber sowieso derart quirrlig-hyperaktiv wie mir ein OA mal so nett sagte, dass man mir die Einnahme nie anmerkt. Es gibt jedoch bestimmt auch andere Charaktere...

Triptane sind fuer jeden der wirklich unter Migraine leidet ein Segen, ohne dieses Medikament haette ich wohl so manche Klausur nicht schreiben und so manchen Dienst in voelliger Handlungsunfaehigkeit verbracht. Leider werden diese Medikamente immer noch viel zu spaet verordnet, ein Missbrauch sollte jedoch vermieden werden, um die Wirksamkeit zu erhalten. Ich selber nehme Triptane alle 2 Monate bei ganz schlimmen Anfaellen, wenn alles andere versagt hat bzw wenn ich zb Dienst habe oder aehnliche performanceaehnliche Verpflichtungen anstehen.
Selbstmedikation ohne Vorstellung beim Neurologen halte ich jedoch auch fuer nicht angebracht - einmal eine ordentliche Diagnose, Optimierung der Basismassnahmen (dh MCP, Ibuprofen 400 mg etc) und dann ein Triptan fuer alle Faelle in der Hinterhand...

Gruss capucine

Inelein
09.10.2008, 21:42
Ich habe auch eine Zeit lang (bis vor ca. 9 Monaten) sehr häufig sehr starke Migräneattacken, auch noch mit Aura, gehabt. Bei mir hat leider gar nichts geholfen, Triptan hat zwar bei den ersten beiden Einnahmen super gewirkt, danach hab ich allerdings so krasse Nebenwirkungen bekommen, dass ich von da an lieber die Stunden bis die Attacke vorbei war, durchgeheult hab, als es weiter einzunehmen. Hab dann irgendwann gar nichts mehr genommen (hat eh alles nicht geholfen...) und dafür gegen meine Triggerfaktoren (die ich gottseidank sehr gut kenne) angearbeitet, und bin jetzt bei 3 Migräneattacken in den letzten 9 Monaten angekommen, was ich im Vergleich zu vorher (1 pro Woche :-kotz ) angenehm und auch ohne Medis erträglich finde.

Szaf
10.10.2008, 01:22
^^^irgendwie krass.

Also ich finde das die schlimmste Nebenerscheinung in Sachen Triptanen die ist das man nur sehr sehr wenige Ärzte findet die bereit sind einem das Medikament zu verordnen aufgrund des hohen Preises. Dementsprechend ist mein Notfallpack leer und für den nächsten Anfall muss ich wohl vorlieb mit der dunklen Zimmerecke nehmen wenn PCM, ASS, Tomapirin, IBU und co nicht helfen wollen. :-dagegen

Evista
10.10.2008, 08:24
Bei mir sind Triptane die einzigen Medikamente, die Kopfschmerzen bei Migräneattacken wirklich lindern. Soweit ich weiß wirken sie an Serotoninrezeptoren, besonders 5HT-1B und 1D, die sie aktiveren (was die nachgeschaltete Freisetzung von Neuropeptid Y verhindert und somit antiinflammatorisch und anti-vasodilatativ wirkt). Da es sich bei den für die Psyche relevenanten jedoch um die 5HT2er handelt, gibt es da nicht so gravierende NW. Wobei das nur teilweise erforscht ist. Die NW sind auch individuellunterschiedlich, wie das bei zentral wirkenden Medis immer stärker der Fall ist. Sie haben meines Wissens auch noch den Zusatzeffekt, ein paar zentrale Histamin H1 Rezeptoren zu blockieren.

An sich würde ich das Zeug nur im Akutfall nehmen, das letzte Mal hab ich es i.v. vom Hausarzt bekommen, das wirkt sehr effektiv. Das Problem ist, dass man, wenn man keine Aura hat bzw. diese mal sehr heftig ausfällt, dazu nicht mehr die Gelegenheit kriegt, wenn man den Arzt nicht herkommen lassen will, das geht auch nur wenn man mal bei seinen Eltern daheim ist und dort in einer kleinen Stadt wohnt.

Ich habe allerdings keine zum Schlucken lagern. Sonst ist die Versuchung zu groß sie zu häufig zu nehmen-ich nehm in diesem Fall Paracetamol, sind zwar schädlich für die Leber, aber die analgetische Wirkung ist meist gut und sie sind, das ist der Riesenvorteil, eben die Billigsten.

Spezial-NSAIDs gegen Migräne gibts auch für ASS und Ibuprofen. Einfach in der Apotheke nachfragen, wird einem sowieso nicht gezahlt, da es rezeptfrei ist.

alley_cat75
10.10.2008, 08:24
Sehr genial sind übrigens Triptane in Form von Nasentropfen. Leider wohl sehr teuer und daher von Hausärzten nicht verschrieben. Noch während ich den Notaufnahmeschein ausfülle, kann ich meinen Patienten bei der Genesung zusehen.

lala
10.10.2008, 09:41
Triptane sind fuer jeden der wirklich unter Migraine leidet ein Segen, ohne dieses Medikament haette ich wohl so manche Klausur nicht schreiben und so manchen Dienst in voelliger Handlungsunfaehigkeit verbracht.
Absolute Zustimmung!! Ganz genau so ging es mir - v.a. NACH den Diensten!


Selbstmedikation ohne Vorstellung beim Neurologen halte ich jedoch auch fuer nicht angebracht - einmal eine ordentliche Diagnose, Optimierung der Basismassnahmen (dh MCP, Ibuprofen 400 mg etc) und dann ein Triptan fuer alle Faelle in der Hinterhand...Gruss capucine

Ja - und da ist man dann froh, endlich selber Arzt zu sein.
lala ,
selbstmedizierende Neurologin :-D

capucine
10.10.2008, 11:49
Das sage ich mir auch immer, wenn ich mir wieder eine Packung kaufe!

Die Niere
10.10.2008, 13:41
Moment...wie benutzt ihr denn die Triptane. Per os? Oder s.c.?

Ich habe nur die Subkutanspritzen und Nasentropfen (wobei ich letztere nur lagern, aber noch nicht ausprobiert habe) und erstere sind wirklich hervorragend in Wirkung, Wirkungseintritt...

Bei per os kannst du ja mit mindestens 45 Minuten rechnen bis die Wirkung eintritt...

gruesse, die niere