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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitsmoral und krank sein



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Lava
21.10.2008, 17:23
Jetzt mal ein Thema, das mich interessiert: wie handhabt ihr es, wenn ihr krank seid? Man liest hier sooooo oft im Forum, wie sich Leute zur Arbeit schleppen trotz angeschlagener Gesundheit, teilweise sogar mit Fieber! Ich weiß nicht, ob ich jetzt ein Weichei bin oder unkollegial, aber wenn ich krank bin, bin ich krank und bleib zuhause! Meistens haut mich auch schon eine banale Erkältung so um, dass selbst der Weg zur Arbeit auf dem Fahrrad eine große Anstrengung ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich da noch arbeiten soll. Warum gehen trotzdem so viele zur Arbeit? Weil so kurzfristig kein Kollege einspringen kann? Weil man die anderen nicht belasten will? Angst vor einer Kündigung gar?? Oder ist es doch mehr so eine art Märtyrertum?

Ach ja, zu was das führt, hört man auch immer wieder: Erkältungen werden über WOCHEN verschleppt, bis es wirklich nicht geht und man eine Woche mit Antibiotika zuhause verbringt. Oder manch einer für 24 Stunden in einem Bett auf der Inneren landet mit Schädel MRT :-))

Ulmer
21.10.2008, 17:52
na ja... weil ich einfach einen guten Eindruck machen will. Ich bin deswegen trotz Fieber und Kopfschmerz doch zu Arbeit gegangen. Und weil mir die Arbeit immer noch sehr viel Spaß macht.
Aber das zwingt natürlich nicht alle andere mit gleichen Symptome zu Arbeit zu gehen.

ehemalige Userin 24092013
21.10.2008, 17:59
Ich denke auch, wenn man krank ist, dann ist man krank und bleibt zu Hause.
Oft ist es auch so, dass man weniger belastbar ist, wenn z.B. über Wochen sehr viel Stress im Job anfällt. Da kann ein Schnupfen schon dafür sorgen, das man sich subjektiv absolut nicht mehr in der Lage fühlt zu arbeiten.

Vor einiger Zeit habe ich das: wenn man krank ist, bleibt man daheim und steckt nich noch das halbe Team an auch gut vertreten.
Problem wird es dann irgendwann, wenn man sich in einer bestimmten beruflichen Position wiederfindet, die es (fast) nicht erlaubt krank zu sein, denn einen Ersatz in dem Bereich zu finden wird enorm viel schwieriger.
Hier überwiegen dann Verantwortung gekoppelt mit dem schlechten gewissen.
Ob es aber vor lauter Verantwortung und schlechtem gewissen (vielleicht noch vermischt mit nem guten Eindruck) so sinnvoll ist weiss ich nicht.

Mir ist nur eins sehr wichtig: lieber schaffe ich mit einem weniger im team, kann mich aber auf alle arbeitenden zu 100% verlassen, als dass ich mit einem Team arbeite, wo 2 MA nicht richtig brauchbar sind und geschont werden müssen und am Ende vielleicht noch völlig zusammenberechen.

ehemalige Userin 24092013
21.10.2008, 18:03
na ja... weil ich einfach einen guten Eindruck machen will. Ich bin deswegen trotz Fieber und Kopfschmerz doch zu Arbeit gegangen. Und weil mir die Arbeit immer noch sehr viel Spaß macht.
Aber das zwingt natürlich nicht alle andere mit gleichen Symptome zu Arbeit zu gehen.

Kopfschmerz: gutes Stichwort. Damit gehe ich auch arbeiten.
Nur um mit einem manchmal echt schrecklichen Kopfschmerz trotzdem gleiche leistung abzuliefern sieht die Dosis vorher so aus: mind. 1,2 g Brufen, 4 -5 g Paracetamol und wenns dann immer noch nicht langt, dann noch 1 g Ponstan drauf.
Das langt dann, um halbwegs schmerzfrei und weniger schnell genervt arbeiten zu können.


Ui, die 40 mg Nexium dazu, die hätte ich fast noch vergessen, die sollten dann mal alles Andere etwas "entschärfen".

Lava
21.10.2008, 18:10
na ja... weil ich einfach einen guten Eindruck machen will.

Also doch Märtyrertum. Es gibt auch Leute, die nur bis 20 oder 22Uhr in der Klinik hocken, damit der Chef irgendwann mal vorbei kommt und beeindruckt ist. Ich halte davon nichts.

Bille11
21.10.2008, 18:24
....

Ach ja, zu was das führt, hört man auch immer wieder: Erkältungen werden über WOCHEN verschleppt, bis es wirklich nicht geht und man eine Woche mit Antibiotika zuhause verbringt. Oder manch einer für 24 Stunden in einem Bett auf der Inneren landet mit Schädel MRT :-))

es war die chirurgische station bitteschön (auch, wenn der innere chef 1x zur visite abkommandiert wurde) :-)) (immer schön bei sich inner abteilung ablagern lassen, soviel muss sein) aber es ist klasse, wie schnell man an mrt's dran kommt wenn man sie wirklich braucht. :-zzz

Ulmer
21.10.2008, 18:44
Also doch Märtyrertum. Es gibt auch Leute, die nur bis 20 oder 22Uhr in der Klinik hocken, damit der Chef irgendwann mal vorbei kommt und beeindruckt ist. Ich halte davon nichts.
mag sein... aber mir ist das wichtig...

Feuerblick
21.10.2008, 18:52
Guten Eindruck macht es absolut nicht, wenn sich ein Bazillenmutterschiff krank (und ich meine KRANK und nicht nur erkältet und leicht schlapp, sondern Fieber und alles, was man so braucht) an die Arbeit schleppt. Das ist albern und auch nicht wirklich kollegial! Für mich gäbe es nur einen Grund, mich an die Arbeit zu schleppen trotz Krankheit (soweit "schleppen" halt möglich wäre): Wenn ich an dem Tag Dienst hätte und wüsste, dass den keiner so schnell übernehmen kann.
Sonst: Wenn ich krank bin, bin ich krank und basta. "Guten Eindruck" kann ich auch durch meine Arbeit machen und nicht durch Märtyrertum! :-dafür

DrSkywalker
21.10.2008, 18:55
Ich würde auch lieber einen Tag aussetzen, als mich krank zur Arbeit zu quälen, nur um einen Guten Eindruck zu machen. Man muss bei dieser Frage auch an die Kollegen und v.a. an die Patienten denken, so eine Infektion kann sich da mal ganz schnell ausbreiten. Einige Chefs sehen es sogar als verantwortungslos an mit einer infektiösen Krankheit am Arbeitsplatz zu erscheinen...

Feuerblick
21.10.2008, 19:10
Übrigens: Kollegen, die nur abends um zehn noch auf Station sind, weil sie vor dem eventuell auftauchenden Chef eine gute Figur machen wollen, sind genau der Grund, warum Verwaltungen immer noch meinen, dass ärztliche Überstunden ja wohl zum Berufsbild gehören und selbstverständlich nicht bezahlt sondern totgeschwiegen werden sollten. Wann werden denn endlich mal die belohnt, die ihren guten Eindruck durch schnelles und effizientes Arbeiten in der Arbeitszeit machen???

Pünktchen
21.10.2008, 19:28
Man muss es halt lernen und entscheiden was man sich zutraut. Wenn man krank zur Arbeit kommt nimmt keiner auf dich Rücksicht...entweder arbeiten oder krank sein. Also der Anspruch sinkt seltens und das der Chef deinen Einsatz trotz Krankheit außerordentlich würdigt, ist wohl sehr selten, denn die merken sowas nicht. Wenn du krank Dienst machst, dann muss du das selbst entscheiden und bestimmte Umgebungsgegebenheiten einbeziehen z.B. Fachgebiet, eingesetzte Station, Ansteckungsgefahr für andere (Patienten, Personal, Angehörige), Dienstart (Fieber als Notarzt macht sich nicht gut).

Ich hab bis jetzt, wenn ich krank war, fast immer trotzdem gearbeitet, weil wir etwas dünn besetzt sind...aber irgendwann ist halt schluss, wie ich bitter erfahren durfte vor 6 Wochen. Aber solche Dinge muss man lernen...kann das Schädel-MRT mittlerweile toppen...manchmal glaube ich, daß nur Ärzte sowas machen.

Aber im Prinzip sollte man so verantwortungsbewusst sein sich selbst und den Patienten gegenüber. Man sollte seinen Hausarzt dazuziehen (als unabhängige Meinung) und sich ggf. krankschreiben lassen.

Lava
21.10.2008, 19:35
Nee, nicht nur Ärzten. Mein Papa ist auch so ein Typ, der mit 39°C Temperatur am Schreibtisch sitzt. Meine Ma fehlt pro Jahr bestimmt ne Woche oder mehr, mein Vater hat in den letzten JAHREN keine Woche gefehlt wegen Krankheit :-nix OK, der ist auch seltener krank :-))

Flauta
21.10.2008, 19:36
I...manchmal glaube ich, daß nur Ärzte sowas machen.



Manche Lehrer (oder Ref.) sind da nicht viel besser....ich rühme mich, nach 2 Schuljahren Arbeit bisher nicht krank gewesen zu sein.
Manchmal wärs echt besser gewesen, 1-2 Tage zu Hause zu bleiben um danach fit wieder loszulegen, als sich 1-2 wochen mit leerem Aku hinzuschleppen.
Aber: wenn man krank ist, kann man das sowieso viel zu enge Programm nicht einhalten, straft eventuell die Schüler, weil eine Klausur nicht stattfinden kann, macht denen noch mehr STress, terminlich wirds knapp zur Zeugnisvergabe....und man schleppt sich hin (ich jedenfalls...irgendwie "Kann" ich nicht zu Hause bleiben), andere sind schon krank wenn sie nur meinen, einen Schüler mit Schnupfen im U. zu haben (ne Kollegin droht mit "krankschreiben lassen bis zu den Sommerferien" wenn sie auch nur 1 h Überstunden hat....und tut das dann auch....).
Gibt eben alles....

hypnose-kroete.de
21.10.2008, 19:54
Aus der Klinik kann ich noch nicht mit eigenen Erfahrungen aufwarten, aber aus prä-und-während-studienzeitsmäßiger Berufstätigkeit denke ich: Krank ist krank und bleibt daheim.

Das keine Rücksicht genommen wird, wenn man krank zur Arbeit kommt ist denke ich auch normal - Man ist ja da, dann kanns auch nicht so schlimm sein.

Ich kenne es von mir selber bei mit (peripheren) Schmerzmitteln nicht mehr beherrschbaren Kopfschmerzen bei Sinusitis (Frquenz so 1x/anno), da kannste mich aber in der Pfeife rauchen, das es sich gewaschen hat.

In dem Zustand wäre ich auch eine Gefahr für meine späteren Patienten weil die Konzentrationsfähigkeit unter einem dumpfen, frontalbetoten Dauerkopfschmerz doch arg leidet. Ich würde mich in dem Zustand nicht von mir behandeln lassen wollen.

Und wenn man sich krank zur Arbeit schleppt, bleibt die Arbeitszeit in summa hora vielleicht gleich, dafür leistet man gesund in der selben Zeit mehr und bessere Arbeit, als wenn man krank ist und nur auf halber Flamme kocht.

Den Kollegen gegenüber finde ich es nicht fair, die werden vielleicht angesteckt und müssen zusätzlich zu ihrer eigenen Arbeit ggf. noch darauf aufpassen, daß der Kranke keinen Mist baut, das kann mehr Arbeit machen als einen Totalausfall zu kompensieren.

Das solch heldenhafter Einsatz von manchen Chefs honoriert wird glaube ich nicht: Das kriegen die überhaupt nicht mit und wenn, sollten sie einen offensichtlich Kranken ausschimpfen und nach Hause schicken, schließlich mindert der seine eigene Arbeitsfähigkeit auf längere Sicht, wenn er sich nicht auskuriert, was auch nicht im Sinne des Erfinders sein kann.
So würde es zumindest laufen, wenn ich die Welt erfunden hätte.
Daß ich die Welt nicht erfunden hab, merkt man daran, daß es Bananen und Füße gibt. So einen Mist hätte ich mir niemals ausgedacht.

ivannie
21.10.2008, 20:04
Irgendwie will mir nicht ganz einleuchten, wie man sich als ARZT (!) krank auf eine Station schleppen kann, zu einem Haufen Patienten, die sicherlich nicht noch eine zusätzliche Infektion brauchen können. Ein Lehrer (...) kann gern mal krank im Unterricht rumsitzen, die Schüler stecken das sicherlich besser weg als die Patienten. Ob das sinnvoll ist, bleibt aber mal dahingestellt.
Ich glaube viele Menschen, speziell Ärzte, haben ein sehr großes Geltungsbedürfnis. "Wenn ich nicht da bin, dann stürzt der Himmel ein.. ." Komisch irgendwie.. auch in Famulaturen und im PJ sieht man schon solche Exemplare. Ist das auch ansteckend?
Japp, und ansonsten muss man einfach der Kroete zustimmen. Nur die Geschichte mit den Füßen und den Bananen versteh ich nicht. Ich mag meine Füße..^^

Flauta
21.10.2008, 20:20
Ein Lehrer (...) kann gern mal krank im Unterricht rumsitzen, die Schüler stecken das sicherlich besser weg als die Patienten. Ob das sinnvoll ist, bleibt aber mal dahingestellt.




Es fragt sich, wer in der Schule wen ansteckt....da fliegt so allerhand rum...


Ich glaube viele Menschen, speziell Ärzte, haben ein sehr großes Geltungsbedürfnis. "Wenn ich nicht da bin, dann stürzt der Himmel ein.. ." Komisch irgendwie..

Lehrer auch....meist kann man das verlorengegangene Stoffgebiet irgendwie wieder reinholen. In meiner Karriere hat mal ein Franz-lehrer 8 Wochen am Stück gefehlt...hab trotzdem alles bestanden....nur, irgendwie denk ich da zu pflichtbewusst und schlepp mich dann doch hin.
Würde ich zu Hause bleiben, hätte ich ein solch schlechtes Gewissen, dass ich es nicht ertragen könnte.
Aber das wird man wahrscheinlich durch die Erfahrung lernen, wie man es abbaut.....(ich hoffs)

Feuerblick
21.10.2008, 20:25
@Ivannie: Nee, ist nicht ansteckend. Diese Infektion zumindest hab ich mir nie geholt... :-oopss

zvesda
21.10.2008, 22:24
bin zwar noch in der ausbildung, aber habe mich scon so einiges mal gefragt, ob es nun nicht kollegial ist, wenn ich fehle, wo ich weiß, dass es für die anderen stress bedeutet. einmal hat mich mein chef nachhause geschickt und meine kollegin hat mich nach ihrem feierabend "zurechtgewiesen" und meinte, dass ich garnicht so krank ausgesehen habe und sie an meiner stelle nicht gegangen wäre.. wenn man sich dann schon sowas anhören muss :-???

Relaxometrie
21.10.2008, 22:40
Wenn ich krank bin, bin ich krank und bleibe zuhause.
Für die dünne Personaldecke in unserer Abteilung (wie wahrscheinlich in jeder anderen Abteilung in deutschen Krankenhäusern) kann ich nichts, deswegen sehe ich auch keinen Grund dafür, mich krank zur Arbeit zu schleppen.
Im ersten Jahr meiner Berufstätigkeit (welches ich in 2 Wochen voll haben werde), war ich 2x krankgeschrieben. Einmal 2 Tage, einmal 5 Tage. Beide Male wegen einer heftigen Erkältung.
Einerseits wissen gerade wir, was für ernste und schlimme Erkrankungen es gibt, vor deren Hintergrund eine Erkältung selbstverständlich als Pillepalle dasteht. Aber fast jeder weiß wohl auch, daß man sich mit einer Erkältung trotzdem so elend fühlen kann, daß man nicht arbeiten möchte.
Wenn ich meine, daß ich wegen einer Erkrankung nicht arbeiten gehen kann, gehe ich zu meinem Hausarzt und schildere die Lage. Ich dramatisiere nicht, aber bagatellisiere auch nicht. Bei der ersten Krankschreibung bin ich früher wieder arbeiten gegangen, als er empfohlen hatte (das macht bei den jetzigen Krankschreibungen nach den Worten meines Hausarztes keine rechtlichen Probleme mehr).
Inzwischen halte ich mich an die Dauer der von ihm empfohlenen Krankschreibung.

Kollegen, die stark hustend, triefend, kotzend, oder sonstwie krank zur Arbeit kommen, bewundere ich nicht.

Hoppla-Daisy
21.10.2008, 23:20
Wenn man, weil man krank ist und nicht voll bei der Sache ist, einen gravierenden oder gar fatalen Fehler macht, kommt nachher auch niemand und sagt: JAHAAAA! ABER SIE/ER HAT DOCH VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN GEZEIGT UND IST TROTZDEM ARBEITEN GEKOMMEN UND HAT SICH UM DIE PATIENTEN GEKÜMMERT!

Dann steht man da mit 'nem dummen Gesicht.