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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweifel an der korrekten Berufswahl



MPEG
19.11.2008, 13:40
Hallo zusammen. Obwohl ich nach dem lesen vieler Beiträge hier aus dem Forum sehen kann, dass ich mit meinen Problemen wahrlich nicht alleine bin, muss ich hier doch mal mein Leid klagen.

Bin seit ca. 1 1/2Jahren im Beruf, habe ohne Umwege mein Studium hier in Deutschland durchgezogen und auch zufriedenstellend beendet. Das Studium selber fand ich - bis auf die üblichen Tiefen - im Prinzip klasse, hat wirklich Spass gemacht. Schon damals merkte ich, dass ich einen gewissen Hang zur Inneren Medizin hatte. Allerdings fand ich auch viele andere Fächer hochinteressant. Nach dem PJ habe ich mich dann trotz eines sehr schönen Wahltertials in der Anästhesie zur Inneren Medizin entschlossen. Voller Vorfreude und Optimismus trat ich diese Stelle dann auch an. Bis jetzt.

Nach 18 Monaten bin ich irgendwie am Ende und Stelle alles in Frage. Und das Schlimme daran: Die Medizin macht mir wirklich Spass!

Aber: Bei uns (Haus der Maximalversorgung) wird nur gefordert, nicht gefördert. Kaum Ausbildung, nach dieser Zeit kann ich z.B. quasi null Sonographie! Zeigt einem keiner, und um sich das selbst beizubringen, fehlt schlicht die Zeit. In der Notfallaufnahme soll man dann aber am besten alles können... Das geht nicht, ich arbeite ohne Pause von 7.30h voll unter Strom bis min. 17.30h durch, wenn nicht noch ein Dienst auf mich wartet. Wir sind unterbesetzt, ständig überbelegt und Freizeitausgleich ist ein Schimpfwort. Krank werden ist schon hart an der Grenze, schließlich müssen das dann die auch nicht gelangweilten Kollegen kompensieren. Und dann noch die Wochenenddienste: Wenns blöd läuft, sind drei Wocheenden quasi kaputt. Sind zwar nur Schichten von 12h, aber was soll man dann noch machen? Im Dienst ist meiner Erfahrung nach nur Keulen angesagt, Ruhen Fehlanzeige.

Bin jedenfalls frustriert. Und das soll jetzt noch so bis zum FA weitergehen? Habe nicht wenig Lust alles hinzuschmeissen und mir ne andere Fachrichtung zu suchen. Ich stehe momentan nicht mehr gerne auf, so etwas kenne ich nicht! Bis jetzt konnte ich mich immer selbst motivieren mit Gedanken wie "es wird besser", das sehe ich aber nicht mehr.

Egal, bin jetzt fertig. Kennt jemand zufällig ne Stelle, bei der man mit seiner Freundin keine Termine zum Sehen vereinbaren muss und die auch noch SPass macht? Wie ist das denn bei Euch so (insb. in der Inneren)?

:-nix

rate mal
19.11.2008, 14:06
Kennt jemand zufällig ne Stelle, bei der man mit seiner Freundin keine Termine zum Sehen vereinbaren muss und die auch noch SPass macht? Solche Stellen gibt's wie Sand am Meer - aber keine einzige davon an einem deutschen Krankenhaus.

MPEG
19.11.2008, 15:35
Ich dachte eher an eine andere Fachrichtung...

Peter_1
19.11.2008, 15:37
Lieber MPEG,

ich empfehle die Stelle zu wechseln, nach 1,5 Jahren hast Du Berufserfahrung und wirst ohne Probleme eine bessere Stelle finden. Bevor Du das machst aber schon mal Fühler ausstrecken und mit den Assis des neuen Wunschkrankenhauses sprechen um rauszufinden ob es dort besser läuft. Man muss und kann sich die Weiterbildungsstellen doch heutzutage gut aussuchen. Manche Chefs haben dies durchaus geschnallt und bieten auch eine gute und strukturierte Weiterbildung, einfach mal unhören.

Doktor_No
19.11.2008, 15:56
"Kennt jemand zufällig ne Stelle, bei der man mit seiner Freundin keine Termine zum Sehen vereinbaren muss und die auch noch Spass macht?"

ich hab so eine stelle. am anfang steht eben die fächerwahl. innere ist quasi der garant für solche ätzdienste wie von dir beschrieben...

Kackbratze
19.11.2008, 16:36
Chirurgie auch. :-oopss

MPEG
19.11.2008, 17:53
Zunächst mal Danke für Eure Antworten, manchmal hilft es ja einfach mal drüber zu reden.

@Dr. No
Du scheinst ja urologisch zu denken :-) und zufrieden zu sein, im Archiv habe ich folgendes gefunden:
http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/archive/t-45269.html

Würdest Du dem zustimmen? Insbesondere in Hinblick auf die Dienste. Bitte nicht falsch verstehen, ich MÖCHTE arbeiten, gerne sogar, aber eben auch noch ein Leben haben... Wie ist das bei Euch so geregelt? Meinst Du, dass man sich ohne OP-Erfahrung guten Gewissens bewerben kann (bis auf eine Famulatur in Uro und eben PJ)? Wie ist denn die Balance zwischen operativer und konservativer Arbeit im Alltag so?

wassertrinker
19.11.2008, 18:26
Hallo MPEG,

ich habe jetzt meine 2. Innere Stelle gekündigt und war nicht mal in einem Haus der Maximalversorgung, sondern zuerst in einem Wald- und Wiesenkrankenhaus und dann in nem dezent größeren Haus mit 400 Betten.

Das Fach Innere an für sich macht mir auch Spaß, ich habe überhaupt keine Probleme mit den Patienten, finde den Verlauf von Symptomen bis Diagnose total faszinierend, aber die Umstände, die du ja auch beschrieben hast, haben und vor allem das Gefühl für sich nicht voranzukommen, im praktischen Bereich nichts zu lernen, haben mich jetzt dazu bewogen von der Inneren in die Anästhesie zu wechseln. Hatte im PJ auch als Wahlfach Anästhesie und ich hatte damals viel Spaß dabei und man kommt auch einfach dazu, praktisch tätig zu werden.

Habe ehrlicherweise nicht so lange durchgehalten wie du, aber ich wollte es auch nicht, nachdem ich immer sehr schnell registriert habe, dass mich das ganze Unglücklich macht, sowas wie soziales Leben nicht mehr existent ist, ich teilweise bis zu 6-7 Überstunden gemacht habe, hab ich meine erste Stelle nach 7 und meine zweite Stelle nach 3 Monaten geschmissen.

Ich weiß nicht, ob es das Richtige war, aber sind wir nicht jung und können auch einfach mal Wagnisse im Leben eingehen, zurück gehts immer, nur wenn man es nie probiert hat, hat man sich viell. auch die Chance genommen, das "Richtige" zu finden...

Sorry, viel zu viel bla bla, aber der Frust, von dem du berichtest, hat mich genau so im Griff...

LG

Picknicker
19.11.2008, 19:46
Es gibt aber auch in der Inneren Stellen mit angenehmer Atmosphäre und vor allem geringer Belastung. Ich arbeite in nem Haus der Maximalversorgung in München (Gastro). Meine tägl. Arbeitszeit geht von 7.30 Uhr bis 16.15 Uhr. Zu dem Zeitpunkt bin ich dann aber auch meistens fertig. Dazu kommen 1,5 Tage Dienst am WE im Monat, sowie 3 Nachtdienstwochen im Jahr. Überstunden gibt´s als FZA (->ca. 10-12 freie Wochen im Jahr), der Rest wird ausbezahlt. Himmlisch :-top
Ich weiß natürlich, daß sowas der 6er im Lotto ist, aber das gibt´s auch.

Xela
19.11.2008, 22:49
ich stand auch zwischen innere und anästhesie und hatte in beiden fächern zwei sehr schöne pj-tertiale. ich hab mich für die anästhesie entschieden und bin damit bis jetzt sehr glücklich!

ich hatte eine super einarbeitung, habe geregelte arbeitszeiten. überstunden sind bei uns die absolute ausnahme und werden bezahlt. die stimmung in unserer abteilung ist gut, die meisten kollegen sind supernett, meine oberärzte durch die bank total cool und sehr an meiner ausbildung interessiert. bis jetzt ist die arbeit abwechslungsreich, je nachdem in welchen op-bereich man rotiert (haus der maximalversorgung, keine uni).

natürlich gibts auch ätzende tage und je nach dem, was in meinem saal so operiert wird geh ich auch mal sehr fertig nach hause. im großen und ganzen bin ich mit dem job aber zufrieden, eben weil ein leben neben der arbeit möglich ist.

ich denke, dass ein jahr in der inneren sicher sehr lehrreich für mich wäre und ich spiele mit dem gedanken, das irgendwann auch noch zu machen. langfristig seh ich mich aber in der anä/intensiv. mal schauen.

wie wärs mit nem wechsel in die anästhesie?

Doktor_No
21.11.2008, 07:39
@MPEG: in dem von dir genannten thread habe ich alles geschrieben, was für meine stelle gilt. daran hat sich nix geändert.

MPEG
21.11.2008, 20:26
@MPEG: in dem von dir genannten thread habe ich alles geschrieben, was für meine stelle gilt. daran hat sich nix geändert.

OK, THX. Auch allen anderen, ich werde mich jetzt nach was Neuem umsehen. Ich denke, Ihr habt mit Euren Stellen definitiv das bessere Los gezogen.

Vielleicht sieht man sich...

:-party

Meistereder2000
26.11.2008, 16:51
Hi @all
bin jetzt auch seit ca 10 Monaten in der Inneren tätig. Es beruhigt ja ungemein, dass man auch von anderen Kollegen so etwas hört; aber auch einige meiner Freunde/Kommilitonen haben bereits ihre Stellen in der Inneren gewechselt. Aus der ANästhesie bekomme ich ausschließlich positive Rückmeldungen, hier hat sich noch keiner beklagt ;-)

Also ich hab damals *g* an meinem ersten Tag ne Station mit 14 Patienten bekommen; eine Kollegin hat mir die noch vorgestellt und gezeigt, wie ich Arztbriefe ins System tippen kann und am zweiten Tag stand ich dann da. Null Einarbeitung, teilweise wußte ich noch nicht mal was ich tun muss, wenn ich will dass ein Patient z.B. endoskopiert wird. Die ersten Tage und Wochen waren die Hölle; ich war hoffnungslos überfordert, konnte mir auch die ganzen Details zu den Pat nicht merken und war pausenlos mit Akten lesen beschäftigt. Natürlich konnte ich Kollegen fragen, aber die kennen die Pat nicht und denen ist auf ihrer Station auch nicht langweilig. Einfache Funktionen wie LangzeitEKG und Ergo musste ich immer selber machen. Habe dann immer 12-13-Stunden ohne Pausen geackert; einmal bin ich auf dem Heimweg im Auto eingeschlafen und hab einen Unfall gebaut (zum Glück nur Blechschaden). Nach 2 1/2 Monaten hab ich die ersten Wochenenddienste auf Station gemacht; 130 Patienten und ich, der AvD. Für Überstunden gibt es faktisch gesehen nix.
Mittlerweile bin ich zwar "besser" und habe so einigermaßen meine Station im Griff; aber der Frust und die Unlust am Job, die in den ersten Wochen entstanden sind, sind geblieben.
Innere ist ein Riesen-Fachgebiet und in unserem Haus (Zentralversorgung) wird sehr viel angeboten. Da unsere Stationen nicht streng getrennt sind in Fachdisziplinen muss man irgendwie alles können und kann sich auf nichts konzentrieren. Besonders onkologische Patienten sind immer noch sehr anstrengend. Aber auch die teilweise schwer dementen Patienten bei denen oft keine sinnvolle Kommunikation möglich ist, belasten einen schon sehr. Wenn ich mal wieder überfordert bin (WE Dienst, 5 Probleme gleichzeitig auf 3 Stationen, dringender Gesprächsbedarf von Angehörigen von patienten, die ich noch nie gesehen habe, zwischendrin alle 5 min der Piepser) entwickle ich Aggressionen. Und dann merke ich, dass ich hier wohl fehl am Platz bin.

Für mich steht fest, dass die Innere nix für mich ist. Ich nehme noch die demnächst anstehende Einarbeitung in die Notaufnahme mit (sofern es das dann wirklich gibt) und versuche es dann mit Anästhesie, was ich auch im PJ gemacht habe. In der Hoffnung, es wird wenigstens etwas besser.

roger rekless
27.11.2008, 10:35
Das klingt ja echt übel hier! An die Unzufriedenen: Seid ihr in Städten stationiert oder eher in der Peripherie? Ich hab bei meinen Famulaturen (die immer in Bonn oder Wuppertal stattfanden) bisher zwar auch mal gestresste Ärzte (logisch) kennengelernt... aber eigentlich waren alle zufrieden und happy mit ihrer Situation. Neue wurden auch ein paar Wochen einem Alt-Assi zur Seite gestellt bis sie den Ablauf verinnerlicht hatten und selbst ne Station leiten konnten, also nicht so krass wie Meister Eder ins kalte Wasser geschmissen.
Und noch ne praktische Frage: Wenn mann es nach bis zu einem Jahr merkt, dass einem die Innere nicht so passt, und man zur Anästhesie wechseln will... dann kann man sich doch bis zu 12 Monate der Inneren auf die Anästhesie-Facharztausbildung anrechnen lassen, so dass man insofern keine Zeit verliert, hab ich das richtig verstanden?

Gruß
Roger

hypnose-kroete.de
27.11.2008, 12:23
<snip> kann man sich doch bis zu 12 Monate der Inneren auf die Anästhesie-Facharztausbildung anrechnen lassen, so dass man insofern keine Zeit verliert, hab ich das richtig verstanden?

Rrrrrrrrrrrrrrrichschtisch!

Disharmonic
28.11.2008, 03:51
Hm,

kann den Tenor hier leider nur allzu gut nachvollziehen.
Vor einiger Zeit hab ich mal einen ähnlichen Thread eröffnet.

Dennoch würde ich an der Berufswahl nicht (jetzt schon) zweifeln.
Vielleicht auch nicht an der Inneren selbst. Sicher an so einer Arbeitsstelle.

Das größte Problem sehe ich in einem fast nicht zu bewältigenden Dissens aus guter umfassender (innerer) Medizin, DRG und GVD mit entsprechendem Personalmangel.
Sonst wäre es möglich, jemanden einzuarbeiten, kleinere Stationen einzuteilen (da geht das dann schon mit Dementen und Krebskranken) und sich von Oberärzten was beibringen zu lassen. Oder wie bei mir: in meiner Freizeit.....
Natürlich gibt es wie in jedem Fach unschöne Dinge, die halt dazugehören.
Meine Lieblinge sind die 100 jährigen mit akuter AZ-Verschlechterung seit 10 Jahren, die nachts um 3 von ihren Angehörigen ins KH geschleppt werden, damit jetzt auf der Stelle alles mal wieder durchgecheckt wird.

Auf der anderen Seite kann ich nach 18 Monaten Innere einigermaßen Abdomen-Sonos und Echos. Seit einiger Zeit auch TEE und ÖGD unter Aufsicht. Und ab und an kommt ja mal jemand wirklisch Krankes - da gibt das dann schon ein gutes Gefühl.

Ich würde es mir also gut überlegen bevor ich das Fach wechsle.
Irgendwas hat Dich doch zur Inneren gebracht.
Laß Dir das nicht durch eine Sch* -Stelle kaputt machen.

Grüßle
Oli

Medimatze
29.11.2008, 12:56
Das klingt ja echt übel hier! An die Unzufriedenen: Seid ihr in Städten stationiert oder eher in der Peripherie? Ich hab bei meinen Famulaturen (die immer in Bonn oder Wuppertal stattfanden) bisher zwar auch mal gestresste Ärzte (logisch) kennengelernt... aber eigentlich waren alle zufrieden und happy mit ihrer Situation. Neue wurden auch ein paar Wochen einem Alt-Assi zur Seite gestellt bis sie den Ablauf verinnerlicht hatten und selbst ne Station leiten konnten, also nicht so krass wie Meister Eder ins kalte Wasser geschmissen.

Gruß
Roger

herzlich willkommen! ich kennen NIEMAND der zufrieden ist!

Leelaacoo
30.11.2008, 20:24
Hm,

kann den Tenor hier leider nur allzu gut nachvollziehen.
Vor einiger Zeit hab ich mal einen ähnlichen Thread eröffnet.

Dennoch würde ich an der Berufswahl nicht (jetzt schon) zweifeln.
Vielleicht auch nicht an der Inneren selbst. Sicher an so einer Arbeitsstelle.

Das größte Problem sehe ich in einem fast nicht zu bewältigenden Dissens aus guter umfassender (innerer) Medizin, DRG und GVD mit entsprechendem Personalmangel.
Sonst wäre es möglich, jemanden einzuarbeiten, kleinere Stationen einzuteilen (da geht das dann schon mit Dementen und Krebskranken) und sich von Oberärzten was beibringen zu lassen. Oder wie bei mir: in meiner Freizeit.....
Natürlich gibt es wie in jedem Fach unschöne Dinge, die halt dazugehören.
Meine Lieblinge sind die 100 jährigen mit akuter AZ-Verschlechterung seit 10 Jahren, die nachts um 3 von ihren Angehörigen ins KH geschleppt werden, damit jetzt auf der Stelle alles mal wieder durchgecheckt wird.

Auf der anderen Seite kann ich nach 18 Monaten Innere einigermaßen Abdomen-Sonos und Echos. Seit einiger Zeit auch TEE und ÖGD unter Aufsicht. Und ab und an kommt ja mal jemand wirklisch Krankes - da gibt das dann schon ein gutes Gefühl.

Ich würde es mir also gut überlegen bevor ich das Fach wechsle.
Irgendwas hat Dich doch zur Inneren gebracht.
Laß Dir das nicht durch eine Sch* -Stelle kaputt machen.

Grüßle
Oli

Ist jetzt zwar off-topic, aber:
Nach 18 Monaten Sono, Echo und TEE??? Mannn...davon kann ich nach 3 Jahren nur träumen, da kann man sich schon vorstellen, dass jemand zufrieden ist, das ist sicherlich nicht die Regel...ihr sucht nicht zufällig Assis?

Ich sonographiere für mich so vor mich hin, wenn ich abend auf der ITS alleine bin, weil ich sonst einen Anpfiff kriege...aber beibringen tuts einem auch keiner und dann soll man aber im Dienst können...pfff


LG Lee