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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fach ohne Zukunft?



die kartoffel
25.11.2008, 16:28
Hallo Leute!

Ich wollte gerne mal ein paar Meinungen von euch zu folgendem Thema hören:
Als kurze Einleitung: Mein Vater ist Zahnarzt mit eigener kleiner Praxis (2 Behandlungsstühle) in einer größerern Stadt in Ba-Wü. Er arbeitet viel und macht einen guten Job, verdient dafür gutes Geld. So weit, so gut, so gerecht.
Trotzdem rät er mir - trotz Interesse fürs Fach meinerseits - eher nicht zu einem Studium der Zahnmedizin und Übernahme der Praxis, trotz Schuldenfreiheit usw.
Er befürchtet, dass es in den nächsten Jahrzehnten zu einer (noch?) stärkeren Übersättigung mit Zahnärzten kommen wird.
Grund: Wenn heute ein 20-jähriger in seine Praxis kommt, hat der in 90% der Fälle einwandfreie Zähne, gut, vll muss man ein wenig Zahnstein wegmachen für 30 Euro, das wars. Wenn diese 20-jährigen dann 60 sind, hat ein absoluter Großteil von denen immernoch einwandfreie Beisserchen, da gute Zahnpflege, KO-Behandlung usw. seit Jahren bei der breiten Masse der Bevölkerung Standard sind.
Schön für die Menschen, aber paradoxerweise suboptimal für den Zahnarzt, da ein beachtlicher Teil seiner Tätigkeiten und vor allem die, die etwas einbringen, Zahnersatz und Co., wegbrechen.
Dieser Trend fängt erst an, aber er verstärkt sich zusehends. Meine Mutter ist Jugendzahnärztin am Gesundheitsamt, dh. sie besucht Kindergärten und Grundschulen und untersucht dort die Zähne der Kinder. Darüber wird auch seit Jahrzehnten Statistik geführt. Pauschalisierte Kernaussage: Schlechte Zähne sind bei der heutigen Jugend nurnoch aufzufinden a) bei der sozialen "Unterschicht" (nicht böse gemeint) und b) in sehr ländlichen Gebieten.
Nun kann man sich durchaus seine Nischen suchen: neue Tätigkeitsschwerpunkte wie ästhetische Zahnheilkunde, Unterrichten an Berufsschulen, Gutachtertätigkeit etc. Oder man geht eben in ein unterversorgtes Gebiet im Osten Deutschlands (was ja aber auch nicht Jedermanns Sache ist).
Aber all diese Nischen werden doch auch durch die oben beschriebene Entwicklung mehr und mehr eingeengt werden?! Wie gesagt, das ist keine Frage von Jahren, ein Zahnarzt wie mein Vater mit Mitte 50 kriegt zehn Jahre noch gut rum. Aber was is mit denjenigen, von uns, die jetzt erst anfangen zu studieren bzw sich niederlassen? Die müssen teilweise noch über 40 Jahre rumkriegen.
Sterben den Zahnmedizinern also die Patienten aus - im wahrsten Sinne des Wortes?
Wie denkt ihr darüber, gerne auch schon im Beruf stehende?

Viele Grüße, die Kartoffel

Cosma
25.11.2008, 17:08
Huhu,


bin kein Zahni sondern Humani, aber wenn ich zur PZR gehe kostet das nicht 30 sondern 83 Euronen.

Und: ist es nicht eher so, daß sich das Leistungsspektrum einfach verschiebt ?
Daß vielleicht weniger kranke Zähne behandelt werden, die wenigen aber viel hochwertiger, auch im Hinblick auf Ästhetik etc., daß das Einnahmebußen ausgleicht ?

Auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung kann ich mir nicht vorstellen, daß Zahnis wirklich die Arbeit ausgeht....
In meinem Bekanntenkreis schliesst gerade jeder Zahnzusatzversicherungen ab um sich bis ins hohe Alter hochwertigen Zahnersatz leisten zu können ...

Daß die "fetten Jahre" gerade eher vorbei sind, spüren sicher viele Selbständige (mein Pa hat auch erfolglos versucht meiner Schwester das Pharmaziestudium auszureden, weil seine Apo nicht mehr die Umsätze abwirft wie vor 15 Jahren ...wobei er aber immernoch gut davon Leben kann ...), wenn das dann noch mit elterlicher Sorge gepaart ist, kann ich so einen Rat auch nachvollziehen, aber ob mich das im Einzelfall von einer Brufswahl abhalten würde - eher nicht.

LG
Cosma

chillz05
25.11.2008, 19:25
Grund: Wenn heute ein 20-jähriger in seine Praxis kommt, hat der in 90% der Fälle einwandfreie Zähne.


Das ist schlichtweg Schwachsinn. Wie kommt denn dein Vater zu so einer unseriösen Aussage???
Zahnärzte werden nie arbeitslos sein, weil die Bequemlichkeit und Schlampigkeit was die tägliche Mundhygiene betrifft einfach nie aussterben wird.
Frag doch mal in deinem Umfeld die 20 jährigen, wieviele putzbare Flächen ein Zahn hat, oder wie oft sie Zahnseide und Fluorid anwenden. Dann nehm die ganzen Raucher, die früher oder später mit ner Paro Probleme bekommen. Dann rechne den demographischen Wandel dazu, der wird dir die nächsten 30 Jahre auch die Prothetik in die Praxis treiben. Zu guter letzt überlege, dass gutes und vitales Aussehen, nicht zu letzt über schöne Zähne repärsentiert, in den letzten Jahren immer wichtiger wurde und noch wichtiger wird....................ja und dann sag mir wieso man denn für die Zukunft alles so schwarz malen sollte wie dein Vater.

Feuerblick
25.11.2008, 20:03
Exakt diese Diskussion haben wir auch HIER (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=47929). Bitte im alten Thread weiterdiskutieren, sonst wirds unübersichtlich! Danke!

Feuerblick
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