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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pflichten im PJ



Hez
27.11.2008, 21:20
Da geht mein PJ nun in 2 Wochen zuende und jetzt muss ich trotzdem fragen:
Muss ich als PJlerin Blutprodukte und Chemos anhängen?
EKs und TKs habe ich schon oft angehängt, aber vor Chemos scheue ich mich sehr. Ich möchte ja auch nicht in die Patientenversorgung und frage mich, ob das zu meinen Pflichten gehört. Oder wo ich Infos darüber finde.
Danke!

hypnose-kroete.de
27.11.2008, 21:32
Blutprodukte DARFST Du streng genommen gar nicht anhängen, wenn nicht ein richtiger Arzt Dich dabei direkt beaufsichtigt: Eine nach Transfusionsgesetz nicht delegierbare Aufgabe - auch wenn die Praxis anders aussieht.

Ich persönlich hätte vor den Blutprodukten mehr Respekt als vor den Chemos.

Antracis
27.11.2008, 21:42
Blutprodukte DARFST Du streng genommen gar nicht anhängen, wenn nicht ein richtiger Arzt Dich dabei direkt beaufsichtigt: Eine nach Transfusionsgesetz nicht delegierbare Aufgabe - auch wenn die Praxis anders aussieht.

Ich hatte es sogar so verstanden, dass es auch nicht mal unter direkter Aufsicht geschehen darf. Sprich, die wesentlichen Handlungen, also Bedside-Test und Anhängen und vor allem initiales Starten der Infusion dürfen nur eigenhändig durch einen Arzt erfolgen. Lasse mich da aber gerne korrigieren...

Ansonsten bin ich immer wieder erstaunt, was sich viele Ärzte trauen. Abseits des Gesetzesbuchstaben scheint mir persönlich eine direkte Aufsicht durchaus vertretbar ( Das bezieht sich jetzt nicht auf die möglichen rechtlichen Konsequenzen, sondern auf das Gefahrenpotential der Situation.)

Aber ansonsten: Da wird im Vorbeigehen ein Kreuzblutschein unterschrieben, den irgendjemand 2 Stunden vorher abgenommen hat, und man weiß nicht wer...eventuell sind noch nichtmal die Röhrchen beklebt. Der Konservenbegleitschein und die Konserve an sich wird bearbeitet, während man wegen einer anderen Sache telefoniert, beim Bedside-Test wird aus einer Mischung aus Unwissen und Faulheit nur die Konserve gestestet, man macht sich über Kollegen lustig, die den Patienten immer nach Vornamen und Geburtstdatum fragen. Alles schon erlebt.

Ganz ehrlich: Wenn dann was passiert und die Leute Ihre Approbation verlieren und im Bau landen, ist es einfach nur richtig!

:-meinung

Gruß
Anti

Feuerblick
27.11.2008, 21:51
Nun ja, ich finde es schon in Ordnung und sinnvoll, wenn PJler Konserven oder auch Chemos anhängen. Immerhin sind sie im PJ, weil sie ärztliche Tätigkeiten lernen sollen. Voraussetzung ist aber, das eine vernünftige Begleitung und Beaufsichtigung passiert. Ist die nicht gewährleistet und drückt man einem "frischen" PJ an seinem allerersten Tag auf Station ein EK in die Hand und lässt es ihn selbständig anhängen, dann scheint man nicht sehr viel Wert auf die eigene Approbation zu legen. :-nix Bei mir hat kein PJ ohne vorheriger Einarbeitung und anfängliche Kontrolle EKs angehängt (beim zehnten fehlerfrei angehängten EK muss ich dann nicht mehr zwingend kontrollieren, finde ich :-))) und solche Sperenzchen wie fehlender oder vor Stunden angefertigter Bedside oder durch andere Kollegen angefertigter Bedside gab es schlicht nicht. Wer anhängt, der nimmt das Blut für den Bedside ab und testet selbst...
@Hez: Müssen musst du nicht, aber wenn du mit vernünftiger Einarbeitung und Überwachung DARFST, dann tu es. So sicher bist du später nicht mehr, wenn du approbiert auf Patienten losgelassen wirst. Und auch wenn du später fernab vom Patienten arbeitest, kann es nicht schaden, solche Dinge gemacht zu haben, finde ich.

Hez
28.11.2008, 09:01
Einarbeitung? Ihr meint das: "Das EK ist da, das kannst du jetzt beim Herrn XY anhängen."
Ich hatte diesbezüglich keine Einarbeitung. Nun sind Bedside-Tests ja nicht so schwer und ich kontrolliere alle Nummern UND -man höre und staune- frage den Patienten nach dem Geburtstdatum. Ich frage mich allerdings auch, wie meine Stationsärztin da blind alles unterschreiben kann.
Letzten Freitag war ich für 2 h, also bis Dienstende, alleine und musste auch einige EKs und TKs anhängen. Eine Frau hat dann tatsächlich darauf reagiert. Nicht im Sinne eine klassischen Transfusionsreaktion, aber mit leichter Dyspnoe und Übelkeit. Glücklicherweise hat mal ein Doc der anderen Onko-Station nach mir sehen wollen und ich hab ihn dann auf die Frau gehetzt.
Es ist zwar nicht viel passiert, der Patientin gings auch schnell wieder besser, aber ich hab mich sehr unwohl dabei gefühlt. Und wenn ich mir nun vorstelle, dass bei einem Patienten die Chemo para läuft oder er irgendwie anders regaiert und am Ende wars die PJlerin... Tschüss Approbation. :-(

@ feuerblick: Ich gebe dir ja recht, dass es sicher nicht übel ist, das mal gemacht zu haben. Aber nicht ohne Einarbeitung. Ich bin sehr sicher, dass ich keinen Beruf in der Patientenversorgung ausüben werde und deswegen riskiere ich diesbezüglich nichts.

Feuerblick
28.11.2008, 09:31
*seufz* Nein, SO soll es natürlich nicht laufen und dass du den Kram anhängst, wenn KEIN Doc verfügbar ist, ist auch ganz sicher nicht Sinn der Sache. Da würde ich mich an deiner Stelle auch weigern.
Einarbeitung heisst, alles gezeigt zu bekommen, den Ablauf zu beherrschen und mehrere Transfusionen unter Aufsicht durchgeführt zu haben. Alles andere wäre mir persönlich viel zu kitzlig. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle besser für die Approbation...:-nix

Antracis
28.11.2008, 09:55
@Feuerblick:

Ich möchte auch nicht missverstanden werden: Ich halte nicht jeden gleich für einen Idioten, der einen PJler mit entsprechender Einführung und Supervision ein EK anhängen lässt. ;-)
Ich verstehe aber beispielsweise jeden, der schon Kreuzblut nur unterschreibt, wenn er es wirklich allein abgenommen hat. Einfach, weil die rechtliche Situation so sonnenklar ist und die potentiellen Risiken sehr hoch. Natürlich stimme ich Dir zu, dass es einfach nur dämlich ist, dass man als PJler definitiv nicht darf, was man dann 1/2 Jahr später definitiv tun muss.
Ich hab während eines Praktikums im 5. Semester mehrmals Kreuzblutscheine unterschrieben und abgenommen, weil die Schwestern meinten, ich dürfte das. Und ich hatte damals keine Ahnung. Wenn da jetzt was passiert und der Schein geprüft wird, dann hätte der Staatsanwalt vermutlich die zuständige Uniklinik dem Erdboden gleichgemacht. Aber so läuft es halt. Muß ja nicht heissen, dass man da aber selbst seine Hände reinhängen muss... :-)

Gruß
Anti

Ehemaliger User 05022011
28.11.2008, 10:26
@feuerblick

alles Gute zum Geburtstag!

Rumpelstilzchen
28.11.2008, 10:34
Ich habe im PJ auch EK angehängt, aber nicht komplett selbständig.

Allerdings habe ich alle Vorbereitungen (bed-side-test, Namensvergleich etc.) unter Aufsicht durchgeführt beziehungsweise vor Gabe des EK kontrollieren lassen. Also nicht ganz allein, aber immerhin fast. Nur so gewinnt man Sicherheit, und wenn was schiefgeht? Ist der nicht anwesende Stationsarzt fällig.

Ich habe mich aber auch arztabhängig geweigert, irgendwas zu machen, da ich gerade in meinem Inneretertial erst zum Ende hin tatsächlich so etwas wie eine klinische Ausbildung erfahren habe.

Feuerblick
28.11.2008, 10:35
@Anti: Es ist wie überall... Solange man seinen gesunden Menschenverstand einsetzt und sich eben vergewissert, dass alles nach Plan läuft, kann auch der PJ Kreuzblut abnehmen und EKs anhängen. Aber eben nur mit Anleitung. Dafür ist das PJ schließlich auch gedacht. Insofern... rechtlich sicherlich nicht ganz in Ordnung, trotzdem aber sinnvoll. Einen PJ, der schon zu dusslig ist, Kurven zu führen, hätte ich sicher nicht an die EKs gelassen, auch wenns für mich letztlich mehr Arbeit bedeutete, mich auch noch darum zu kümmern. ;-)

@Khiri: Danke!:-)

McBeal
28.11.2008, 10:35
Ich hab während eines Praktikums im 5. Semester mehrmals Kreuzblutscheine unterschrieben und abgenommen, weil die Schwestern meinten, ich dürfte das. Und ich hatte damals keine Ahnung. Wenn da jetzt was passiert und der Schein geprüft wird, dann hätte der Staatsanwalt vermutlich die zuständige Uniklinik dem Erdboden gleichgemacht. Aber so läuft es halt. Muß ja nicht heissen, dass man da aber selbst seine Hände reinhängen muss... :-)

Mir wurde im PJ auch erklärt, dass ich zwar keine EKs anfordern darf, aber wenn ich Kreuzblut abnehme, natürlich das (dass ich den richtigen Patienten gestochen habe, Datum, Uhrzeit) auch unterschreiben muss. Und das finde ich auch okay. Ich habe mich aber auch immer mehrfach versichert, ob es der richtige Patient ist.
EKs anhängen haben wir PJler auch gemacht, dann aber auch mit selbstdurchgeführtem Bedside-Test und Frage nach Name und Geburtsdatum. Als ein Patient sich nicht äußern konnte, habe ich mir von der zuständigen Schwester seine Identität "bestätigen" lassen und das auch so dokumentiert.
Natürlich wurde ich vorher in dies alles eingewiesen und ich muss sagen, dass ich das sehr sinnvoll fand. So konnte ich bei Fragen immer den Diensthabenden rufen, bald bin ich selbst die Diensthabende. ;-)
Mit Chemos hatten wir nichts zutun, einfach weil Chemos ja auch eine (kleine) Gefahr für einen selbst darstellen. Ich habe nur häufig die Ports angestochen.

LG,
Ally

Antracis
28.11.2008, 10:53
Mir wurde im PJ auch erklärt, dass ich zwar keine EKs anfordern darf, aber wenn ich Kreuzblut abnehme, natürlich das (dass ich den richtigen Patienten gestochen habe, Datum, Uhrzeit) auch unterschreiben muss. Und das finde ich auch okay.

Mir wurde halt erklärt, dass bereits die Kreuzblutabnahme ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Prozesses ist, der Arztvorbehalt hat. Folglich dürfe auf den offiziellen Dokumenten auch nur die Unterschrift eines approbierten Arztes auftauchen. Das war aber wie gesagt im Rahmen einer PJ-Einführung, wäre interessant, wenn jemand eine entsprechende Quelle hätte, wo die Rechtsgrundlage eindeutig daraus hervorgeht.

[edit] Habe jetzt auf der Seite eines Institutes für Transfusionsmedizin (in einem MC-Test :-)) ) den Hinweis gefunden, dass die Kreuzblutabnahme deligierbar ist und der Bedsitetest unter direkter Aufsicht ebenfalls. Allerdings übernehmen die natürlich keine Garantie für rechtssicherheit. Angesichts der Quelle kann man dann aber doch davon ausgehen. Wie gesagt, mir wurde es aber lustigerweise bei der PJ-Einweisung anders erklärt. ;-)

http://www.klinik.uni-wuerzburg.de/deutsch/einrichtungen/kliniken/InstitutfrKlinischeTransfusionsmedizinundHmotherap ie/rzte/FragenundAntworten/content.html#A8


Gruß
Anti

qwert
29.11.2008, 10:25
Wir dürfen Blut nur in Beisein eines Stationsarztes anhängen und Chemos machen auschließlich die Schwestern. Die Braunülen dafür dürfen wir nicht legen, machen die Ärzte selbst. Chefanordnung und daran wird sich gehalten und ich bin froh darüber.

Hez
29.11.2008, 17:36
Wir dürfen Blut nur in Beisein eines Stationsarztes anhängen und Chemos machen auschließlich die Schwestern. Die Braunülen dafür dürfen wir nicht legen, machen die Ärzte selbst. Chefanordnung und daran wird sich gehalten und ich bin froh darüber.


Keine Braunülen?? Was macht ihr den ganzen Tag? ;-)

Antracis
29.11.2008, 18:54
Naja, ich vermute mal, es handelt sich nur um die Braunülen, die speziell für die Chemos gelegt werden. ;-)

Ansonsten find ich Chemos auch eigentlich heikler als EKs, denn: Wenn man lege artes die EKs anhängt, ist das Risiko eines schweren Transfusionszwischenfalls sehr gering. Bei Chemos ist es wohl so, dass auch bei aller Sorgfalt immer mal was passieren kann...und wenn der Arm vor sich hinfault, kann man sich wenig damit trösten, an alles gedacht zu haben. :-nix

Gruß
Anti

Evista
29.11.2008, 19:50
Ich denke, dass es wie bei allem primär eine rechtliche Frage ist. Man kann ins Gefängis wandern, wenn man Fahrlässigkeiten auf diesem Bereich begeht. Und wenn man sich ansieht, dass ein Fehler bei Transfusionen ein praktisch in jedem Fall irreversibles Todesurteil ist, ist das auch nicht ganz ungerechtfertigt. Versetzt euch mal in die Lage der Person, die so was in den Blutkreislauf gejagt gekriegt...die sterben, nicht der PJ und nicht der Arzt..

Hez
30.11.2008, 00:09
Naja, ich vermute mal, es handelt sich nur um die Braunülen, die speziell für die Chemos gelegt werden. ;-)

Ansonsten find ich Chemos auch eigentlich heikler als EKs, denn: Wenn man lege artes die EKs anhängt, ist das Risiko eines schweren Transfusionszwischenfalls sehr gering. Bei Chemos ist es wohl so, dass auch bei aller Sorgfalt immer mal was passieren kann...und wenn der Arm vor sich hinfault, kann man sich wenig damit trösten, an alles gedacht zu haben. :-nix

Gruß
Anti


Achso, ich dachte schon, dass die gar keine Braunülen legen. Was ja mein persönlicher Traum wäre. :-))

Mit dem Chemos gebe ich dir Recht. Ich beachte alles, was man bei EKs beachten muss. Bei den Chemos hab ich einfach ein blödes Gefühl. Und mir gehts auch ums Prinzip. Wenn mir das niemand einmal ordentlich erklärt und ich eben auch nur noch 2 Wochen auf der Station bin, dann werde ich dieses riskio nicht eingehen.