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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieviel Blutverlust bis HB um 1 mg/dl sinkt?



//stefan
11.12.2008, 12:14
Moin...

Kann man ungefähr pauschal sagen, wieviel Blutverlust zu einem Abfall des Hämoglobin um 1 mg/dl führt?

Ausserdem würde ich gern wissen ab wann eine "CO2-Narkose" bzw. eine Vigilanzminderung aufgrund einer Hyperkapnie auftritt.

Die Literatur, die ich besitze, gibt da leider keine Antwort.

Grüsse
Stefan

THawk
11.12.2008, 13:27
Nur mal zu deiner ersten Frage:
Ein akuter Blutverlust führt primär überhaupt nicht zu einer Veränderung des Hb. Der Hb ist eine Konzentration (mg/dl oder mmol/l). Wenn du blutest, verlierst du sowohl Erythrozyten als auch Serum. Daher verändert sich dein Hb nicht. Allerdings wird der Serum-Verlust schneller ausgeglichen als der Erythrozyten-Verlust - das ist der Grund, weshalb der Hb nach einer akuten Blutung trotzdem absinkt (ggf. verstärkt durch Infusionen -> Verdünnungseffekt).

Mir ist ebenfalls keine genaue Angabe bekannt, die deine Frage beantworten würde. Vor dem Hintergrund oben halte ich das aber auch für schwierig zu beantworten.

Auch bzgl. deiner zweiten Frage kann ich dir keine genaue Antwort geben. Das wird mit Sicherheit patientenabhängig sein. Also z.B. an welche pCO2-Level der Patient gewöhnt ist.

dantheg
11.12.2008, 14:16
Naja man sagt so grob dass ein EK den Hb Wert um 1 bzw den Hkt um 3 steigert. In einem EK sind so 300 ml drinnen @ 70% Hkt ... das hieße so 380 ml @ 55% Hkt. Also müsste man so grob 380 ml Vollblut verlieren um einen Abfall des Hb um 1 Punkt zu bekommen. Vorausgesetzt man rechnet genug Zeit ein damit sich alles so einpendelt nach einem akuten Blutverlust.

Evil
11.12.2008, 15:56
Kann man ungefähr pauschal sagen, wieviel Blutverlust zu einem Abfall des Hämoglobin um 1 mg/dl führt?Stark abhängig vom Volumenstatus und Ausgangs-Hb. Die exsikkierte anäme alte Dame wird nach 500ml wahrscheinlich um mindestens 2-3 mg/dl abfallen. Dagegen wird der junge Müsli-Jogger, der Wasser wie ein Gaul säuft, erst mit einem Liter 2 mg/dl runtergehen.
Dafür gibt es eine schöne Formel zur Bestimmung des intravasalen Volumens, damit kannst Du Dir das selber ausrechnen.


Ausserdem würde ich gern wissen ab wann eine "CO2-Narkose" bzw. eine Vigilanzminderung aufgrund einer Hyperkapnie auftritt.Wie THawk schon sagte, ist das abhängig davon, was der Patient gewohnt ist. Grundsätzlich wird es ab 55 mmHg paCO2 interessant.

EzRyder
13.12.2008, 11:57
@Evil: Kannst du die Formel mal posten?

Monty
13.12.2008, 12:28
Naja, kann man ja ausrechnen: Ausgangspunkt ist meinetwegen ein physiologischer Mann mit 5l Blut und einem Hb von 15g/dl. Der Typ blutet jetzt und sein Hb soll um 1g/dl also auf 14 sinken. Jetzt kann man eine Gleichung aufstellen:
Gesamt-Hb-Menge = 15 g/dl * 50 dl
Davon verliert er jetzt eine gewisse Menge Blut, das Gesamtvolumen wird hinterher wieder aufgefüllt, die Gesamt-Hb-Menge verteilt sich dann auf das Restblut und das verlorene Volumen, das Restblut hat die neue Konzentration von 14g/dl, das verlorene Blut natürlich die alte.

Gesamt-Hb-Menge = 14 g/dl * 50 dl + Hb-Verloren
Hb-Menge-Verloren = 15 g/dl * x (x ist das verlorene Blutvolumen)

Bastelt man alles zusammen...
15 g/dl * 50 dl = 14 g/dl * 50 dl + 15 g/dl * x
...und löst nach x auf, dann kommt man auf x = 50 g/15 g/dl = 3,3 dl = 330 ml. So viel Verlust also für 1 g/dl ausgehend von einem physiologischen Ausgangswert fürs Hb.

Allgemein kann man sich dann folgende Formel herleiten:

Verlorenes Volumen = (Hb-alt - Hb-neu) * Gesamtblutvolumen / Hb-alt

(Ohne Gewähr, die Formel ist aus Verallgemeinerung des oben beschriebenen Ansatz gewonnen.)

Evil
13.12.2008, 13:20
Abschätzung des physiologischen intravasalen Volumen:
ca. 60% des Normalgewichtes in kg entspricht dem Wasseranteil, und ungefähr 1/9 davon befinden sich intravasal. Wenn Du das durch den Hämatokrit teilst, kommst Du ungefähr auf das intravasale Blutvolumen.

Beispiel: 75kg schwerer Mann, ca 45l Wasser im Körper, also 5l Wasser intravasal, das macht dann ein Blutvolumen von etwas mehr als 8l.

EzRyder
13.12.2008, 19:13
Abschätzung des physiologischen intravasalen Volumen:
ca. 60% des Normalgewichtes in kg entspricht dem Wasseranteil, und ungefähr 1/9 davon befinden sich intravasal. Wenn Du das durch den Hämatokrit teilst, kommst Du ungefähr auf das intravasale Blutvolumen.

Beispiel: 75kg schwerer Mann, ca 45l Wasser im Körper, also 5l Wasser intravasal, das macht dann ein Blutvolumen von etwas mehr als 8l.


Danke monty.

@evil: mehr als 8l für nen 75kg mann???
Also in meiner S.R. steht was von 7-8% des KG. das wäre dann bei nem 75kg 6l Gesamtblut.

Vom Gesamtwasser (ca 50kg) bei jenem Durchschnittsmann befinden sich 16 liter im Extrazellulärraum.
Davon sind 75% interstitiell(12l)
Vom verbliebenen Viertel(4l) sind 75% Blutplasma und 25% transzelluläres Wasser(1l).
Ergo 3 l Blutplasma. 3l x HKt(bsp 0,5) = 6l

Gut merken kann man sich auch KG/12,5.

Evil
14.12.2008, 00:20
Ich kenn als Abschätzung die Neuner-Regel. Und 6l für einen 75kg-Mann erscheint mir auch relativ wenig :-nix