PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stadien Lungenembolie



kleiner wolf
22.12.2008, 21:10
Hallo! Ich habe da ein Problem. Bei einer Lungenembolie gibt es ja 4 Stadien. Ab dem 3. Stadium wird eine Lysetherapie erforderlich. Welche Kriterien sind nun aber eher zu beachten, wenn der Patient die Aspekte des 3. Stadiums nur teil weise aufweist.
konkreter Fall:
spricht für 2. Stadium: Tachykardie (102/min.), Tachypnoe (32/min.)

spricht für 3. Stadium: niedriger arterieller Blutdruck (90/60),
gestaute Halsvenen

aber es liegennicht vor:Zyanose, Synkope, die eigentlich bei Stadium 3 Aufwirken. Müssen diese Kriterien auftreten, damit der Patient in Stadium 3 eingeordnet wird oder reichen bereits der arterielle Blutdruck und die gestauten Halsvenen aus,um die Lysetheraphie durchzuführen?
Welche Verfahren können in der kurzen Zeit, die einem bis zu Therapiebeginn zur Verfügung steht noch zur Klassifikation angewandt werden?

ich hätte auf jeden Fall eine BGA durchgeführt. Reicht die Zeit für eine Spiral-CT?

LaTraviata
22.12.2008, 22:37
Ich könnte Dir jetzt nur beispielgebend eine Antwort aus der präklinischen Notfallmedizin servieren:
Da die Lungenembolie recht schnell zu akuten Kreislaufstörungen oder gar zum Kreislaufversagen führt, gehen wir meist vom schlimmeren Stadium aus. Da wir auch seit einigen Wochen nun die Lyse im Notfallrucksack mit uns führen, wird diese auch schneller angewandt, was sicherlich auch den Patienten zu Gute kommt. Ich zumindest hatte schon dreimal den Fall, dass ich bei Patienten angekommen bin, noch mit ihnen sprechen konnte und diese schlussendlich deutliche Zeiten einer Lungenembolie zeigten. Dank rechtzeitiger Lyse bzw, einmal auch beobachtetem Herz-Kreislauf-Versagen sind sie wieder wohlauf...

Aber ein CT zu fahren, allein um zwischen den Stadien unterscheiden zu können, halte ich für übertrieben und zeitraubend - Zeit, die man im akuten, fulminanten Fall nicht hat. Aber wir haben auch "draußen" nicht die Möglichkeit dazu ;-)...

Hypnos
23.12.2008, 07:19
Aber ein CT zu fahren, allein um zwischen den Stadien unterscheiden zu können, halte ich für übertrieben und zeitraubend - Zeit, die man im akuten, fulminanten Fall nicht hat. Aber wir haben auch "draußen" nicht die Möglichkeit dazu ;-)...

Ich glaube, daß auch niemand auf die Idee kommt, einen Patienten im Stadium IV nach Grosser und damit per definitionem im cardiogenen Schock noch ins CT zu zerren. Die Diagnose wird klinisch gestellt, sinnvoll wäre sicherlich noch zur Diagnostik ein zeitnah durchgeführtes TEE. Hiermit kann bereits ein Stadium 2 nach Grosser diagnostiziert werden.

Meint

Hypnos

P.S.: "Draussen" muß man sich eben auf seine sieben Sinne verlassen - das ist ja gerade das reizvolle an der Notfallmedizin. Obschon ich auch schon Todesfälle durch Lyse gesehen habe...

LaTraviata
24.12.2008, 21:08
"Draussen" muß man sich eben auf seine sieben Sinne verlassen - das ist ja gerade das reizvolle an der Notfallmedizin. Obschon ich auch schon Todesfälle durch Lyse gesehen habe...

Ja, wir haben auch wohl kaum ein Medikament in unserem Repertoire, dass auch nur annähernd soviel Nebenwirkungen hätte. Glücklicherweise habe ich bisher noch niemanden unter der Lysetherapie sterben sehen, aber ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit. Wie will man auch bei einem bereits somnolenten/ komatösen Patienten die ganzen Kontraindikationen ausschließen?!

Aber reizvoll ist die Nptfallmedizin ganz sicher - auch vor dem Studium :-top!

Monty
26.12.2008, 18:50
Also ich denke ihm geht es weniger um die präklinischen Maßnahmen als um die schnelle zielführende Diagnostik in der Klinik...
Zum Auseinanderdröseln des Stadiums ist die Klinik am wichtigsten und nachrangig ein Echo wohl am geeignetsten, so habe ich es gelernt:

kein Schock, keine Zeichen der RV-Dysfunktion -> nicht-massive LE -> Antikoagulation
kein Schock, Zeichen der RV-Dysfunktion -> submassive LE -> Antikoagulation, Lyse erwägen
Zeichen der RV-Dysfunktion + Schock (RRsyst < 90 + Tachykardie) -> massive LE -> Lyse, außer bei absoluten KI
Kreislaufstillstand -> massive LE -> immer Lyse

Zur Risikostratifizierung der submassiven LE dient Troponin und BNP, da erhöhte Werte mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergehen.