PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 4 Wochen Anästhesie im Chirurgie-Tertial -ja oder nein?



Seiten : [1] 2

MummyPat
03.01.2009, 17:33
Huhu,

wir haben die Möglichkeit im Rahmen des Chirurgie-Tertials 4 Wochen Anästhesie zu machen...Hmh...

So ein totaler Anästhesie- und Op-Freak bin ich ja nicht :-))
Viele erzählen,das es so laaangweilig sei,während den OPs? :-nix

Aber ein bißchen Einblick sollten man ja schon haben,oder?!?!
Ich weiß nicht-ja oder nein...

Wer war im PJ in der Anästhesie und was mußtet/durftet/solltet Ihr so machen?
Wie war Euer Tagesablauf?

Danke und lg,MP

Muriel
03.01.2009, 17:35
Ich meine, es kommt darauf an, was Dir dort geboten wird. Sprich doch mal mit denen, die es schon gemacht haben. Wenn Du z.B. Intubieren lernen kannst, mal mit auf dem NEF fahren kannst, oder auch einfach "nur" siehst, was zu einer ordentlichen Narkose gehört, lohnt es sich sicherlich. Ich hätte dieses Angebot jederzeit angenommen, auch wenn Anästhesie wohl mit das letzte Fach wäre, das ich machte.

birko
03.01.2009, 19:26
Ich studiere zwar noch nicht einmal, aber ich habe bei einem Praktikum bei vielen OPs zuschauen dürfen, immer neben dem Anästhesisten.
Während der OP war es fast immer sehr langweilig für die Anästhesie, kam mir zumindest so vor.
Da wurde dann rumtelefoniert, mit den Anästhesieschwestern gequatscht etc.!

Aber ich konnte auch Anästhesisten auf der Intensivstation erleben und das fand ich wahnsinnig spannend. Es war nur blöd, dass auf einer 9 Betten IPS eines kleinen Krankenhauses nicht gerade oft ein Anästhesist gebraucht wurde und ich schon das Gefühl hatte, dass viele Anästhesisten nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen, sodass sehr ausführliche Protokolle über jeden Patienten geführt wurden, was ich in der Inneren zum Beispiel noch nie gesehen habe.

Wie gesagt, nur der Eindruck eines Praktikanten.

John Silver
03.01.2009, 22:51
Bin derselben Meinung wie Muriel. Wenn Du dabei intubieren lernst etc., dann ist es auf jeden Fall eine sehr gute Sache. Wenn Du aber nur Zugänge legst und sonst nur zuschauen darfst, ist es außerordentlich langweilig.

Xela
04.01.2009, 00:24
freut mich wie umfassend birko mein fach zusammengefasst hat: da anästhesisten sich permanent langweilen wird telefoniert, mit der schwester gequatscht und ausführlich protokoll geschrieben. da internisten wenig langeweile haben schreiben sie auch keine protokolle. aha. was man noch hinzufügen sollte sind natürlich die geregelten arbeitszeiten und der viele kaffee, was die langeweile etwas mildert..

mal polemisch gefragt- was kann langweiliger sein als 4 wochen haken halten? die wenigen male, die ich im chirurgie-pj nadel/faden oder gar instrumente in die hand bekommen habe kann ich an zwei händen abzählen.. den rest der zeit hab ich weggezoomt. ich hätte die gelegenheit zeit in der anästhesie zu verbringen sofort beim schopf ergriffen, in meinem lehrkrankenhaus wär das aber absolut undenkbar gewesen- wer hätte sonst im op assistiert?

4 wochen in der anästhesie entsprechen ja quasi ner famulatur mit pjler-status. die zeit sollte also zumindest reichen um etwas einblick in das fach zu bekommen und einige dinge zu lernen. bei uns würdest du in vier wochen grundlagen der narkose(-führung), der medikamente, des monitorings usw. kennen lernen. an manuellen fähigkeiten maskenbeatmung (sollte meiner meinung nach jeder arzt können! und ist am anfang gar nicht so einfach.), legen großlumiger kanülen (grau + orange), intubation (4wochen reichen nicht um sicher intubieren zu können, aber immerhin hast du es dann mal gemacht), vielleicht auch legen arterieller zugänge und mit ganz ganz ganz viel glück mal nen zvk. weiterhin wirst du bei regionalen zuschauen können (glaub nicht, dass dich da wer punktieren lässt).

ich empfinde das als tolles angebot deiner klinik. wenn du dich motiviert zeigst besteht die chance einiges zu lernen. auf jeden fall bekommst du einen blick "auf die andere seite" - gerade für angehende chirurgen fände ich den wichtig.. ich will hier jetzt keine anästhesie-vs.-chirurgie-diskussion starten, meiner meinung nach würde sowas das zusammenarbeiten im op einfach verbessern..

spitze betonen!

Relaxometrie
04.01.2009, 01:13
spitze betonen!
Wird mal hell im Hals :-))

birko
04.01.2009, 11:05
freut mich wie umfassend birko mein fach zusammengefasst hat: da anästhesisten sich permanent langweilen wird telefoniert, mit der schwester gequatscht und ausführlich protokoll geschrieben. da internisten wenig langeweile haben schreiben sie auch keine protokolle. aha. was man noch hinzufügen sollte sind natürlich die geregelten arbeitszeiten und der viele kaffee, was die langeweile etwas mildert..



Ich weiß, dass meine Aussage ein bisschen blöd rübergekommen ist.
Aber ich habe es nun mal wirklich, aus meiner Sicht, in dem Krankenhaus erlebt und verallgemeiner es ja nicht auf alle Anästhesisten.

Talelady
04.01.2009, 13:51
wir haben die Möglichkeit im Rahmen des Chirurgie-Tertials 4 Wochen Anästhesie zu machen...Hmh...

So ein totaler Anästhesie- und Op-Freak bin ich ja nicht :-))
Viele erzählen,das es so laaangweilig sei,während den OPs? :-nix

Wer war im PJ in der Anästhesie und was mußtet/durftet/solltet Ihr so machen?
bei uns würdest du in vier wochen grundlagen der narkose(-führung), der medikamente, des monitorings usw. kennen lernen. an manuellen fähigkeiten maskenbeatmung (sollte meiner meinung nach jeder arzt können! und ist am anfang gar nicht so einfach.), legen großlumiger kanülen (grau + orange), intubation (4wochen reichen nicht um sicher intubieren zu können, aber immerhin hast du es dann mal gemacht), vielleicht auch legen arterieller zugänge und mit ganz ganz ganz viel glück mal nen zvk.
Die Erfahrungen einer Freundin entsprechen mehr oder minder dem was Xela sagt + sie hat nach wenigen Wochen immer wieder (einfache) Narkosen selber fahren dürfen. Genau in diesem Moment höre wohl die Langeweile im OP auf und es wäre auch dort wirklich spannend.
Anderen Leuten ergings anders... es kommt wohl immer auf beide Seiten an: den Ausbilder und die Motivation des PJlers.

Wenn Du aber nur Zugänge legst und sonst nur zuschauen darfst, ist es außerordentlich langweilig.Ich finde es gut, den großen Respekt (den die meisten Nicht-Anästhesisten vor Viggos jenseits der rosanen kultivieren :-)) ) abzulegen und auch schon mal einen arteriellen Zugang gelegt zu haben.

Miss
04.01.2009, 13:52
freut mich wie umfassend birko mein fach zusammengefasst hat: da anästhesisten sich permanent langweilen wird telefoniert, mit der schwester gequatscht und ausführlich protokoll geschrieben. da internisten wenig langeweile haben schreiben sie auch keine protokolle. aha. was man noch hinzufügen sollte sind natürlich die geregelten arbeitszeiten und der viele kaffee, was die langeweile etwas mildert..
Ich frag mich auch immer, wieso ich für dieses Fach überhaupt studiert habe...ein Wochenend-Crashkurs hätte doch genügt, kann doch jede Putzfrau... (ohne deren Job schlecht zu machen, denn deren Job würde ich schlecht machen ;-))

Miss
04.01.2009, 14:01
Allerdings ist 'nur zugucken' in jedem Fach langweilig. Das muß ich zugeben!
Jedoch kann man nicht sofort einen Hospitanten alles machen lassen, weil das dann auch für mich eine großes Verantwortung ist. Aber die meisten von uns, v.a. die erfahreneren, lassen sie angefangen bei Maskebeatmung und Zugänge legen so viel wie möglich und immer mehr (nach Möglichkeit) machen.

Kann also ein kurzes Reinschnuppern in die Anästhesie nur empfehlen, denn auch wenn das nicht Euer Fach ist. Wenn man ein paar Mal intubiert hat, kann man das vielleicht noch nicht perfekt, hat aber mit großer Wahrscheinlichkeit die Grundsache verstanden. Wenn man auch noch Maskenbeatmung und Legen einer Larynxmaske beherrscht, dann kann man fast alle Patienten über evtl. entscheidene Minuten bringen!
Und die Basis-Medis muß man ja zumindest fürs Examen beherrschen, später schadet das bestimmt auch nicht.

Also machen! :-meinung

Xela
04.01.2009, 14:29
Ich frag mich auch immer, wieso ich für dieses Fach überhaupt studiert habe...ein Wochenend-Crashkurs hätte doch genügt, kann doch jede Putzfrau... (ohne deren Job schlecht zu machen, denn deren Job würde ich schlecht machen ;-))
yo! schlag ein, miss!

John Silver
04.01.2009, 15:22
Als PJler ist man in der Chirurgie meistens in der Tat nur ein Objekt zum Ausbeuten. Viele Chefs haben noch nicht kapiert, daß ein PJler, der sich rundum wohl fühlt, sich wesentlich eher um eine Stelle bewirbt, auch wenn das Fach vermeintlich "das Falsche" ist. Daher wird man bei einer Ana-Rotation wohl nicht schlechter dran sein. Ansonsten bleibe ich bei meiner Meinung: wenn man nur Zugänge legt, und sei ab und an ein arterieller dabei, so ist es kaum besser, als Haken zu halten.

Viggo-King
04.01.2009, 16:02
4 wochen in der anästhesie entsprechen ja quasi ner famulatur mit pjler-status. die zeit sollte also zumindest reichen um etwas einblick in das fach zu bekommen und einige dinge zu lernen. bei uns würdest du in vier wochen grundlagen der narkose(-führung), der medikamente, des monitorings usw. kennen lernen. an manuellen fähigkeiten maskenbeatmung (sollte meiner meinung nach jeder arzt können! und ist am anfang gar nicht so einfach.), legen großlumiger kanülen (grau + orange), intubation (4wochen reichen nicht um sicher intubieren zu können, aber immerhin hast du es dann mal gemacht), vielleicht auch legen arterieller zugänge und mit ganz ganz ganz viel glück mal nen zvk. weiterhin wirst du bei regionalen zuschauen können (glaub nicht, dass dich da wer punktieren lässt).

Hab selber Anästhesie als Wahlfach im PJ gehabt. Und obwohl ich definitiv später nicht Anästhesie machen möchte (das wusste ich bereits vorher), war es ein klasse Tertial mit alldem was XELIA oben auch berschrieben hat, insklusiv Spinale und dem einen oder anderen PDK. In wohl keinem anderen Fach hast du die Möglichkeit all das zu machen, was ein "richtiger Doc" auch alles macht, unter Anleitung versteht sich!!



auf jeden fall bekommst du einen blick "auf die andere seite" - gerade für angehende chirurgen fände ich den wichtig.. ich will hier jetzt keine anästhesie-vs.-chirurgie-diskussion starten, meiner meinung nach würde sowas das zusammenarbeiten im op einfach verbessern..



Genau das kann ich nur unterstreichen! Es ist immer gut, mal auch auf die andere Seite des Vorhanges zu schauen. (Gilt natürlich auch für die Anästhesie!!!) Mit dem Verständnis, was der andere da macht, lässt es sich doch viel leichter arbeiten. Hätten das in ihrer Ausbildung mehr Chrirurgen gemacht, würde es bestimmt in manchen OP´s etwas ruhiger zugehen!!!

//stefan
04.01.2009, 21:00
"Frische" Ärzte, die in unserem Haus die Fachrichtung Chirurgie einschlagen, müssen erstmal für 6 Monate in die Anästhesie... Das hat so seine Gründe.

eve05
04.01.2009, 21:11
Wegen der Intensivzeit oder warum? Ist in unserem Haus seit Neuestem auch so geregelt, dass man diese für den common trunk notwendige Zeit in der Anästhesie ableistet- klingt in der Theorie sehr sinnvoll und auch interessant von den Aspekten her, was man dort lernen sollen- mal sehen, ob das dann auch in der Praxis so umgesetzt wird!

ehem-user-02-08-2021-1033
05.01.2009, 12:54
Es ist immer gut, mal auch auf die andere Seite des Vorhanges zu schauen.


Vorhang ?
Mir hat man immer erzählt, dass das Ding Blut-Hirn-Schranke heißt. :-angel

Was soll ich sagen:
Anästhesie ist eigentlich schon ziemlich interessant, wenn man sich dafür interessiert.
Durfte in meiner Famulatur mit Maske beatmen, Larynxmasken legen, Zugänge legen und Intubieren. :-love

Eines hab ich mir bereits vorgenommem : ein Anästhesie-Tertial. :-)

Ob ich später mal Anästhesist werde, steht auf einem anderen Blatt.
Aber interessant ist es auf jeden Fall.

Sebastian1
05.01.2009, 19:16
Anästhesie ist eigentlich schon ziemlich interessant, wenn man sich dafür interessiert.Das muss ich mir merken :-D

ehem-user-02-08-2021-1033
07.01.2009, 12:50
Jetzt lese ich es auch...
Mist,
hätte doch nicht das Seminar "Rhetorik für Fußballer" besuchen sollen.

shockrocker
11.01.2009, 11:15
ich habe mein wahltertial in der anästhesie gemacht und ich würde es sofort wieder machen. als pj ist man dort immer nur zusätzlich, weil man eh nix alleine machen darf. wenn man coole leute findet, die einem was zeigen (und da gibts in jeder klinik welche von) kann man so abartig viel lernen. ich durfte zb unter aufsicht narkosen alleine ein- und ausleiten und überwachen....

also klare empfehlung, egal was du später mal machen willst ;-)

Kajana79
11.01.2009, 11:41
Ein paar Zwangsmonate Anästhesie für alle Chirurgen fände ich auch nicht schlecht :-)
Ich ärgere mich auch immer maßlos, wenn ich das Gefühl habe, dass auf der anderen Seite des Vorhangs meine Arbeit nicht wertgeschätzt wird, und ich mir wie der Idiot fürs Intubieren und Nachrelaxieren vorkomme. An den Fragen einiger operativ tätigen kollegen kann ich des öfteren rauslesen, dass die überhaupt nicht wissen, was ich da eigentlich mache. Andererseits kann ich ja auch verstehen, dass das oftmals aus chirurgischer Sicht gar nicht so ersichtlich ist. Vieles spielt sich eben nur in meinem Kopf ab, und oftmals ist das Vermeiden einer Katastrophe einfach nur ein kleiner Handgriff. Natürlich ist das 25jährige Sprunggelenk keine besonders aufregende Narkose, da kann sogar mal ein wenig Langeweile aufkommen, ein achtstündiger Schädeleingriff hingegen ist für gewöhnlich nicht langweilig, auch wenn man als Anästhesist streckenweise trotzdem "nur" auf seinem Stuhl sitzt und nicht aufgeregt hin und her springt. Man muss deshalb ja auch mitdenken und höllisch aufpassen. Dass das für einen Praktikanten nicht so erischtlich ist, ist schon klar, der hat es für gewöhnlich ja auch nicht erlebt, wie schnell die Sache aus dem Ruder laufen kann (und dann ist sowieso der Anästhesist schuld. Immer).