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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chancen für Uniklinik-Stelle?



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Angina
04.01.2009, 11:15
Langsam aber sicher wird das Thema Stellensuche für mich aktuell, deshalb würde ich gerne die Bewerbungs-Erfahrenen Assis fragen, wie schwer (oder leicht) es ist eine Stelle an einer Uniklinik zu ergattern? Worauf achten die Chefs besonders (Noten? Forschung? Arbeitsbereitschaft?) und wie kann ich meine Chancen vielleicht noch verbessern?

Momentan erscheint mir das nämlich am attraktivsten. Zum einen wegen der intensiveren Weiterbildung als an kleinen Häusern, zum anderen, weil ich gerade gelesen habe, dass der Lohn etwas besser sei, als beispielsweise in kirchlichen Häusern. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.

Außerdem ein großes Thema für mich: bisher habe ich keine fertige Doktorarbeit vorzuweisen (habe ein Projekt begonnen, dass aber zu scheitern droht).
Inzwischen habe ich aber richtig Lust bekommen mehr zu forschen und erhoffe mir von der Stelle an einer Uniklinik eventuell die Chance eine neue Doktorarbeit (gern auch nach Feierabend) anzufangen.

Noch eine andere Frage, die mich beschäftigt: wenn man erst einmal in einem kleinen Krankenhaus angefangen hat zu arbeiten, gibt es danach überhaupt noch Chancen an die Uniklinik zurück zu kommen? Oder wird erste Arbeitserfahrung in kleinen Häusern mit "häufigen Krankheitsbildern" sogar gern gesehen, bevor man sich an den "Orchideen" der Uni versucht?

Feuerblick
04.01.2009, 11:24
In welches Fach möchtest du denn gerne gehen? In der Regel macht sich eine (fast) fertige Doktorarbeit gut im Lebenslauf, ein Projekt und der Wunsch, an der Uni eine Doktorarbeit anzufangen dürfte aber (wenn denn im Anschreiben schon erwähnt) ganz sicher ein gutes Argument sein. Auch die Tatsache, dass du forschen möchtest.
Manche Chefs achten tatsächlich auf Noten, einige tun es jedoch auch nicht. Vorausbildungen oder interessante Lebensläufe sorgen sicher auch für Aufmerksamkeit.
Du kannst auch zuerst an einem kleineren Haus anfangen und später an eine Uniklinik gehen. Das macht heute keinen Unterschied mehr, da auch die Unikliniken sich ihre Leute nicht mehr aus einem riesigen Bewerberpool aussuchen können.
Mir hat es geholfen, dass ich an eine Uniklinik "am Ende der Welt", also nicht in eine der begehrten Städte gegangen bin. War ein guter Kompromiss.
Ansonsten: Hier im Forum gab es auch schon Antworten auf deine Fragen. Bemühe doch mal die Suchfunktion (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/search.php?) ;-)

pieks
04.01.2009, 11:36
Hi Angina,

es ist - wie Feuerblick schon erwähnt hat - sicherlich abhängig vom Fach, das Du anvisierst ..

Meine Erfahrung:

Ausbildung in einem "kleinen Haus" ist häufig praxisbezogener und für die Basics geeigneter als die Ausbildung an einer Uniklinik.
Z.T. bist Du an der Uniklinik in dem "Teilgebiet" des Faches perfekt ausgebildet, es "fehlen" aber die Basics.

Heutzutage ist es NICHT unmöglich nach der Ausbildung/oder einigen Jahren Ausbildung in einem "kleinen" Haus an eine Uniklinik zu wechseln (vor einigen Jahren noch undenkbar!).
Inzwischen müssen (auch) Unikliniken Stellen im DÄ ausschreiben :-D

Gruß pieks

Angina
04.01.2009, 11:40
Danke für erste Tipps. Aber das mit der Suchfunktion ist nix...hab ich schon vorbildlich vor Erstellung des Threads erfolglos mit ein paar "Schlüsselbegriffen" versucht. Daher freu ich mich über weitere Meinungen oder auch Links, wenn sich jemand an konkrete Threads erinnert.

Ist es tatsächlich so, dass es sogar in Unikliniken an Bewerbungen mangelt? Ich dachte wirklich das Problem wäre momentan noch auf kleine und/oder abgelegene Häuser beschränkt.

Und kannst du, Feuerblick, für dich bestätigen, dass mehr/strukturiertere/effizientere Weiterbildung stattfindet, als es vermutlich außerhalb der Uni der Fall wäre?

Ich möchte mich in der Psychiatrie bewerben, wo ja bekanntlich für den Teil "Psychotherapie" im Facharzt einiges an finanzieller Eigenleistung (für externe Weiterbildung und Therapiestunden) zu erbringen ist. Meine Hoffnung ist, dass an einer Uniklinik mehr hausinterne Angebote vorhanden sind.

Talelady
04.01.2009, 11:43
Bist du schon durchs PJ durch oder liegts noch vor dir oder bist du mitten drin? Ein PJ-Tertial in der anvisierten Klinik/dem Institut ist oft eine gute Möglichkeit den Fuß in die Tür zu bekommen.

Feuerblick
04.01.2009, 11:48
Und kannst du, Feuerblick, für dich bestätigen, dass mehr/strukturiertere/effizientere Weiterbildung stattfindet, als es vermutlich außerhalb der Uni der Fall wäre?Wie es in deinem Wunschfach abläuft, kann ich dir nicht sagen, aber in "chirurgischen" Fächern ist es an Unikliniken eigentlich sogar schlechter mit effizienter, strukturierter Weiterbildung. Sprich: An einer Uniklinik kommst du zumindest in meinem Fach deutlich seltener in den OP und wirst dafür aber schnell für Studentenunterricht und Co. eingeteilt, statt selbst weitergebildet zu werden. :-nix Ersteres macht mir zum Glück nicht allzuviel aus.

pieks
04.01.2009, 12:17
Hi Angina,

momentan/inzwischen scheint der Ärztemangel auch die Unikliniken erreicht zu haben.
Es werden dort bislang überwiegend Kollegen mit einigen Jahren Erfahrung/bzw. Fachärzte gesucht.

Wie das in der Psychiatrie -auch hinsichtlich der Weiterbildung - im Speziellen aussieht kann ich Dir nicht sagen. Vielleicht melden sich noch entsprechende Kollegen...

Aber u.a. eine Bewerbung an einer Uniklinik zu versuchen, ist auch als "Berufsanfänger" sicherlich kein Fehler.


Gruß pieks

eve05
04.01.2009, 12:50
Hi,

man muss "nur" zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann hat man immer eine Chance an einer Uni :-). Versuch macht klug!

Und das mit der chirurgischen Ausbildung trifft auch nicht auf alle Unis zu, ich jedenfalls kann mich nicht beklagen ;-) Nur der Punkt mit der sehr schnellen Spezialisierung läßt sich nicht so ganz von der Hand weisen, zumindest an meiner Arbeitsstätte muss man sich recht schnell für einen Spezialzweig entscheiden, um auch mal interessantere Dinge zu lernen, auch wenn Rotationen vorgesehen sind.

Ich glaube aber schon, dass mir die Uni eine ganz gute Weiterbildung bietet und ich neben den "Specials" auch die Basics lernen kann :-).

Liebe Grüße,
Eve

Lava
04.01.2009, 16:27
Es hängt auch ein bisschen von der Abteilung ab, glaube ich. Abteilungen mit einem guten Ruf haben sicherlich immer noch mehr Bewerber als schlechte. Daher: einfach mal breit bewerben an vielen Kliniken. Von Vorteil ist es, wenn die dich kennen, weil du da z.B. PJ gemacht hast.

lala
04.01.2009, 16:33
Ich möchte mich in der Psychiatrie bewerben, wo ja bekanntlich für den Teil "Psychotherapie" im Facharzt einiges an finanzieller Eigenleistung (für externe Weiterbildung und Therapiestunden) zu erbringen ist. Meine Hoffnung ist, dass an einer Uniklinik mehr hausinterne Angebote vorhanden sind.

Hallo,
also bei meinen Bewerbungen in der Psychiatrie hatte ich mich in 3 Unikliniken und 4 anderen Häusern vorgestellt - bin nur an einer Uni nicht genommen worden, habe mich aber dann doch für ein Landeskrankenhaus entschieden, bin später doch wieder an eine ganz andere universitäre Klinik aus anderen Gründen gewechselt.

Fast alle Psychiatrien bieten Teile der PT-Weiterbildung (v.a. Theorie, zT Supervision) hausintern (oder übegreifend) an und/oder übernehmen Kosten (zB Balint etc.) teilweise. Die Selbsterfahrung (meist der teuerste Teil) kriegst du in fast keiner Klinik bezahlt.
Nach meinen Erfahrungen sind aber die Unis im Hinblick auf die angebotene PT-Weiterbildung nicht unbedingt besser als kleinere Häuser oder LKH. Wichtig: Ganz konkret Nachfragen im Bewerbungsgespräch! Welche Kosten und auch welche Therapieausrichtung (VT? analytisch?) ist da der Standard? Und die Stellensituation in der Psychiatrie ist so toll, dass man zZ hin-und herwechseln kann ohne Probleme...
Viel Spaß bei der Suche,
lala

milz
04.01.2009, 17:29
Eine Stelle an der Uni zu finden scheint derzeit kein großes Problem zu sein (für mich war es zumindest keins).

test
04.01.2009, 19:37
Denke das Problem ist weniger ob Uni oder Nicht-Uni als das Fach, das man anstrebt. Davon hängts meist eher ab, ob es schwierig ist eine Stelle zu bekommen. Und wie schon gesagt sind manchmal einzelne Abteilungen besonders beliebt, da ist es dann auch schwieriger.
Denke etwas Probleme hat man momentan auch an Unis allerhöchstens in wenigen Fächern (Derma und Päd z.b.). :-nix
Viel Erfolg ;-)

snoopie
04.01.2009, 21:49
Hi,
ich hab folgende Erfahrung gemacht:
Forschung, Forschung und nochmal Forschung am liebsten in deiner Freizeit und schon Erfahrung in der Forschung mitbringen - dann nehmen die dich mit Kusshand.
Bring auf jeden Fall vor dem Bewerbungsgespräch die aktuellen Forschungsprojekte des Chefs in Erfahrung.
Viel Spaß beim Freizeitforschen
- Hab mich dagegen entschieden.

Feuerblick
04.01.2009, 21:55
Hehe, auch das ist relativ und fachgebietsabhängig. Bin im dritten Jahr an einer Uni-Klinik (okay, es ist die zweite in meiner Laufbahn) und musste bisher weder in meiner Freizeit noch sonst wirklich forschen. Meine Chefs wissen aber auch, dass eine Habil und große Forschung nicht in meine Pläne passen und damit werde ich eben in der Studentenausbildung oder bei Vorträgen eingesetzt und muss nicht in wüstes Forschen verfallen. :-) Man kann es ja im Vorstellungsgespräch diplomatisch andeuten, ohne Forschung komplett abzulehnen :-))

test
05.01.2009, 00:26
Bei uns macht eine Minderheit der Assistenten Forschung, dafür aber dann relativ ernsthaft (teilweise mit Freistellung). Die übrigen Assistenten arbeiten nur klinisch und machen maximal kleine Projekte. :-nix
Finde ich persönlich auch sinnvoll. Forschung hat nur Sinn, wenn man dahinter steht und investieren will. Nur so nebenher und weil mans muß, bringt es meist nicht viel.
Die Assistenten, die nur klinisch arbeiten, müssen dafür eben auf der klinischen Seite dann mehr arbeiten als diejenigen die auch noch forschen. :-nix

alley_cat75
05.01.2009, 09:17
Denke das Problem ist weniger ob Uni oder Nicht-Uni als das Fach, das man anstrebt.

Würde ich genauso sehen. Wenn Du wild auf Forschen bist, kannst Du das auch an einem kleinen Haus. Ich bin nach dem Studium an ein 350-Betten-Haus gegangen, um kein internistischer Fachidiot zu werden und frühzeitig diverse diagnostische Grundfertigkeiten zu erlernen. Bisher ging der Plan sehr gut auf. Nach einigen Monaten habe ich meinen Chef angesprochen, ob er nicht eine Studie für mich hätte. ... Derzeit betreue ich 3 Studien und das ziemlich eigenverantwortlich. Das Geld wandert daher in meine Tasche und nicht in die des Chefs. Wohl der größte Unterschied zur Uniklinik. Bei einer Studie hilft ein PJler, der etwas vom Kuchen abgebkommt. Nachteil am kleinen Haus: meine Kollegen interessieren sich gut wie nicht für zusätzliche Tätigkeiten und auch Studentenunterricht wird eher als Last gesehen. Unser Chef ist da nicht rigoros; wer keine Lust hat, muss auch nicht.

Meinen Erfahrungen nach ist es übrigens heute kein Problem mehr, erst später an die Uniklinik zu wechseln. Welcher Assistent kann schon im 1 Jahr sonographieren und endoskopieren?! Definitiv ein dickes Plus, falls ein Klinikwechsel erwünscht ist. Mich würden keine 10 Pferde an die Berliner Charité bekommen (naja, vielleicht ein eigener Parkplatz). :-))

Lava
05.01.2009, 15:36
Wobei du an einem kleinen Haus sicher keine Grundlagenforschung, sprich: Labor, machen kannst.

apple
05.01.2009, 16:06
Ich möchte mich in der Psychiatrie bewerben, wo ja bekanntlich für den Teil "Psychotherapie" im Facharzt einiges an finanzieller Eigenleistung (für externe Weiterbildung und Therapiestunden) zu erbringen ist. Meine Hoffnung ist, dass an einer Uniklinik mehr hausinterne Angebote vorhanden sind.
Das ist leider bei jeder Uni anders, bei uns muss man den Großteil (ca. 5000 Euro insgesamt) selbst bezahlen, nur einen kleinen Teil der Stunden kann man bei uns im Haus absolvieren. Hab aber schon in einigen Anzeigen gelesen, dass an manchen Häusern ein Teil der Ausbildung finanziert wird.
Ansonsten kann ich aus Erfahrung sagen, dass man in der Psychiatrie ganz gut nach Feierabend forschen kann, da dieser meist zwischen 17 und 18 Uhr liegt (ja, mir macht das Spaß und ich mach das freiwillig :-) )und ich kenne auch ein paar Kollegen, die ihre Doktorarbeit erst nach Arbeitsantritt angefangen haben. Wenn man auf einer weniger stressigen Station ist, kann man durchaus auch zwischendrin mal was für die Forschung tun.
Ich denke es kommt bei der Bewerbung auf den Chef an, aber wenn Du zum Forschen motiviert bist, kommt das auf jeden Fall positiv an, ob Du nun die Diss schon fertig hast oder nicht :-)

Angina
07.01.2009, 22:36
Euch allen vielen, vielen Dank für die Infos und Tipps (bin begeistert, dass auch tatsächlich ein paar WB-Assis aus der Psychiatrie mitgelesen haben und direkt aus der "Praxis" meines Wunschfachs berichten)!!!

In Sachen PJ: Stecke mittendrin und im nächsten Tertial werd ich dann versuchen in der Uni-Psychiatrie zu glänzen ;-)
Trotzdem bin ich froh über jeden Ratschlag. In so großen Häusern sieht man ja den Chef oft nur von weitem und ich bin nicht sicher, ob ich dadurch wirklich meine Chancen steigern kann.

Daher gefällt mir die "go broad" Idee, mich auch an den so genannt unbeliebteren Unis zu bewerben. Auch kleinere Häuser klingen gar nicht mehr so unattraktiv, wenn tatsächlich ein Großteil der Weiterbildungskosten übernommen wird.
Mal schauen, wie es wirklich an der Uni wird. Bestimmt gibt das Tertial mehr Aufschluss darüber, ob das so erstrebenswert ist, wie ich mir das im Moment vorstelle.

Endlos nach Feierabend forschen will ich jedenfalls nicht...hauptsächlich für die Doktorarbeit (das klang vorher vielleicht missverständlich). Aber da dann lieber was Spannendes forschen, als irgendwelche alten Daten aus dem Staubkeller zu ner Notlösung zusammenzubasteln.

Ist echt aufregend, wie der erste Job in greifbare Nähe rückt und fühlt sich irgendwie gut an, dass theoretisch alles möglich ist.

Talelady
08.01.2009, 08:59
In so großen Häusern sieht man ja den Chef oft nur von weitem und ich bin nicht sicher, ob ich dadurch wirklich meine Chancen steigern kann. Das stimmt zwar schon, dieser Chef entscheidet aber so gut wie nie alleine, ob und wer denn nun eingestellt wird. Ein wirklich wichtiger Faktor ist ob der Bewerber ins Team passt und um das herauszufinden, haben sowohl du als auch das Team an deiner Uniklinik ja genug Zeit :-) :
In Sachen PJ: Stecke mittendrin und im nächsten Tertial werd ich dann versuchen in der Uni-Psychiatrie zu glänzen ;-) Wenn der Chef dich vielleicht nicht aus der Nähe miterleben wird, Oberärzte werden es sicher (und auch nicht zu unterschätzen: seine Sekretärin). Auch Unikliniken, die (noch) keine Anzeigen schalten sind immer auf der Suche nach fähigen und passenden Einsteigern.

Und du selbst kannst natürlich während der vielen Monate, alles relevante herausfinden: wie es mit den Diensten läuft, mit den Fortbildungskosten, wie die Ausbildung überhaupt ist, wie, was und wann die da forschen etc... Ich finde so ein PJ-Tertial ist die beste Hospitation, die man kriegen kann. :-meinung