PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leukämie & Lymphom



HonorisCausa
28.01.2009, 19:30
Hallo!

Mein Pathobuch liefert mir leider keine klare Antwort zu folgender Frage:

Kann es sein, dass aus dem Non-Hodgkin-Lymphom eigentlich nur eine CLL hervorgehen kann und sonst keine Art von Leukämie? Die anderen Arten kommen doch nur aus dem Knochenmark, oder gibt es vielleicht doch eine ALL-Form die primär aus einem Lymphom hervorgeht?

In meinem Pathobuch steht nur, dass bei Lymphomentartung eine Ausschwemmung zur Leukämie führt.

Hab ich da gerade einen Denkfehler? :-oopss

John Silver
28.01.2009, 19:46
Du machst sogar mehrere Denkfehler.

1. Es gibt nicht "das" Non-Hodgkin-Lymphom. Diese "Klassifikation" ist im Grunde obsolet, denn schon heute werden über 200 verschiedene Lymphomarten differenziert, und das Hodgkin-Lymphom ist nur eine davon - alle anderen sind somit Non-Hodgkin-Lymphome. Zwischen den einzelnen Lymphomtypen gibt es z.T. große Unterschiede, und pauschale Aussagen á lá "es kann nur zu einer CLL konvertieren" sind unsinnig.

2. Lymphome entstehen nicht nur in der Peripherie - sie können sehr wohl auch im Knochenmark entstehen bzw. dieses infiltrieren.

3. Wo eine Leukämie oder ein Lymphom entsteht, ist letztlich so gut wie immer unerheblich. Wichtig ist vor allem, aus welcher Zellreihe die malignen Zellen entstammen, auf welcher Entwicklungsstufe die Entartung einsetzte, und welche bekannten, prognostisch relevanten Faktoren wie beispielsweise Chromosomen-Translokationen vorliegen.

Soweit ich weiß, "konvertieren" Lymphome i.d.R. eher in reifzellige Leukämien, aber in der Medizin ist nichts unmöglich. Unreifzelligen Leukämien, beispielsweise irgendeine AML, entstehen eher sekundär nach Chemotherapien. Ist aber nicht mein Fachgebiet, daher alles ohne Gewähr.

HonorisCausa
28.01.2009, 20:07
mh, Danke!!!

Also Punkt 1 und 2 sind mir ja bewußt, aber sonst ist bei mir der Groschen noch nicht ganz gefallen muss ich leider zugeben :-heul

John Silver
28.01.2009, 20:28
Naja, also stark vereinfach ausgedrückt (soweit ich das selbst verstehe), verhält sich die Kiste in etwa so: Eine Zelle befindet sich im Reifungsprozess. Sagenwirmal, es handelt sich um einen Lymphozyten, der im Knochenmark einige Reifungsschritte durchläuft, und anschließend in die Peripherie wandert, um dort die Reifung zu einem, sagenwirmal, T-Lymphozyten abzuschließen. Wenn diese Zelle in einem der späteren Reifungsschritte entartet, in einem der Schritte also, die in der Peripherie stattfinden, entsteht ein Lymphom, in diesem Fall ein T-Zell-Lymphom. Die entartete Zelle kann aber die Reifungsschritte nicht rückwärts durchlaufen, daher ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich die entartete T-Zelle des T-Zell-Lymphoms zu einem unreifen Knochenmark-Lymphozyten "zurückentwickelt" und eine ALL produziert, sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, daß die besagte Zelle bestimmte Mutationsschritte durchläuft und danach Züge einer CLL annimmt, ist durchaus ernstzunehmen.

HonorisCausa
28.01.2009, 20:32
Naja, also stark vereinfach ausgedrückt (soweit ich das selbst verstehe), verhält sich die Kiste in etwa so: Eine Zelle befindet sich im Reifungsprozess. Sagenwirmal, es handelt sich um einen Lymphozyten, der im Knochenmark einige Reifungsschritte durchläuft, und anschließend in die Peripherie wandert, um dort die Reifung zu einem, sagenwirmal, T-Lymphozyten abzuschließen. Wenn diese Zelle in einem der späteren Reifungsschritte entartet, in einem der Schritte also, die in der Peripherie stattfinden, entsteht ein Lymphom, in diesem Fall ein T-Zell-Lymphom. Die entartete Zelle kann aber die Reifungsschritte nicht rückwärts durchlaufen, daher ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich die entartete T-Zelle des T-Zell-Lymphoms zu einem unreifen Knochenmark-Lymphozyten "zurückentwickelt" und eine ALL produziert, sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit hingegen, daß die besagte Zelle bestimmte Mutationsschritte durchläuft und danach Züge einer CLL annimmt, ist durchaus ernstzunehmen.


dann heißt das doch, dass ich mit meiner Vermutung nicht ganz falsch lag und es ehr zur Entstehung einer CLL kommt und ehr weniger zu einer ALL und die entstehung einer AML oder CML ist unrealistisch. warum verstehe ich das nicht?

John Silver
28.01.2009, 20:36
Aus einem Lymphozyten bzw. Lymphozytenvorläufer kann definitiv keine myeloische Leukämie entstehen, egal welcher Art; und vice versa. Schau Dir einfach mal ein schönes einprägsames Bild der Entwicklung einzelner Linien an.

Evil
28.01.2009, 20:37
Ist so nicht ganz korrekt, weil die leukämischen Zellen sich ja aus entarteten Blasten enwickeln, nicht zu einem späteren Reifungszeitpunkt. Im Blastenschub kann man eine ALL von einer CLL nicht unterscheiden, wie weit die dann noch ausdifferenzieren, hängt u.a. von der Zytogenetik ab.

Insofern kann ein differenziertes Lymphom durchaus in eine ALL oder eine andere hochmaligne Form übergehen, ich frag aber morgen noch mal meinen hämatologischen OA.

Und eine AML oder CML kann nur aus einem myelodisplastischen Syndrom oder einer Polyzythämie entstehen, aber IMMER im Knochenmark.

HonorisCausa
28.01.2009, 20:44
Insofern kann ein differenziertes Lymphom durchaus in eine ALL oder eine andere hochmaligne Form übergehen, ich frag aber morgen noch mal meinen hämatologischen OA.


Und eine AML oder CML kann nur aus ... Knochenmark.

Also:

CLL --> ja
ALL--> vermutlich
AML/CML --> definitiv nein

also wie ich mir das bereits vorgestellt hatte, abgesehen davon, dass die ALL weiterhin unklar bleibt.

McBeal
29.01.2009, 04:20
Noch mehr Verwirrung: die CLL ist keine Leukämie, sondern selbst ein niedrigmalignes NHL. ;-)

LG,
Ally