PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gastroenteritis und Orale Kontrazeptiva



Alfons111
05.02.2009, 12:09
Eine Patientin leidet an einer ausgeprägten, akuten Gastroenteritis, die sich inbesondere durch häufiges Erbrechen und starke Durchfälle zeigt. Die Frau nimmt regelmäßig zur Verhütung orale Kontrazeptiva (Ein-Phasen Mikropille) ein. Zum Zeitpunkt der Erkankung befindet sie sich am Beginn der ersten Einnahmewoche nach der Pause. In den 24 Stunden bevor sich die Krankheitssysymtome manifestierten, hatte die Frau ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die starken Symptome der Gastroenteritis lassen es unwahrscheinlich erscheinen, dass die eingenommenen Pillen lange genug im Magen-Darm-Trakt verbleiben konnten, um komplett absorbiert zu werden.

Besteht für die Patientin ein Schwangerschaftsrisiko durch den im Vorfeld der Erkrankung stattgefundenen Geschlechtsverkehr? Wie hoch ist dieses Risiko einzuschätzen? Welche Möglichkeiten hat man nun als Arzt, einer Schwangerschaft entgegenzuwirken? (Notfallverhütung, Hormonspritzen?) Was rät man einer solcher Patientin in der Praxis?

Schnatti
05.02.2009, 22:31
Hi,

ist das eine Fangfrage, oder geht es jetzt wirklich um's relative Risiko?

Weil hier

Zum Zeitpunkt der Erkankung befindet sie sich am Beginn der ersten Einnahmewoche nach der Pause.
braucht man, denke ich, keine bis sehr wenig Bedenken zu haben.

Gruß,
Schnatti

Logo
05.02.2009, 22:46
-gelöscht-

Alfons111
06.02.2009, 09:14
Es ging mir einmal um das Risiko, aber auch darum, was man genau einer solchen Patientin raten soll. Während einer Famulatur durfte ich einmal statt FR zur Arbeit zu kommen, einige Stunden am Sonntag mit dem diensthabenden Internisten mitgehen. Es handelte sich um eine kleine Klinik im ländlichen Bereich ohne gynäkologische Bereitschaft. Genau so eine Patientin stellte sich uns dann vor, einmal wegen der Gastroenteritis, aber auch wegen der Fragen bezüglich der Verhütungssicherheit. Der Assistentsarzt hat ihr dann ein Rezept für die Pille danach ausgestellt, auch wenn das bei dem häufigen Erbrechen wohl nicht so wirkungsvoll gewesen sein wird. Ich frage mich aber nun schon, was ich der Patientin geraten hätte. Man will ja am Ende nicht daran schuld sein, dass eine Frau wegen falscher Beratung ungewollt schwanger wird. Vielleicht war das aber auch nur ein Ausnahmeszenario, dass ich so, wenn ich mal fertig bin, nicht erleben werde.

dantheg
06.02.2009, 10:21
Gar nicht so abwegig, Gastroenteritis mit Erbrechen wird beschuldigt einen gewissen Teil der (zugegeben kleinen) Versagerquote bei der Pille auszumachen. Und Versagen der Pille macht ungefähr die Hälfte der ungewollten Schwangerschaften aus. Daher, falls die Frau die Pille nimmt und eine Gastroenteritis entwickelt sollten zusätzlich eine Woche lang andere Formen der Verhütung verwendet werden (Kondom).

Ob man aber in so einem Fall zur Pille danach greifen soll ... mann sollte der Frau erklären dass Ihre Verhütung mit der Pille beeinträchtigt ist und die Entscheidung ihr überlassen. Und dokumentieren. Sonst wird sie ja doch schwanger und klagt und man ist ein Teil seines Gehaltes jeden Monat los. Auch doof.

Angel Oak
06.02.2009, 13:27
Ich denke für den GV VOR der Gastroenteritis besteht kein erhöhtes Risiko, GV DANACH erfordert zusätzliche Verhütung. Zu dem Zeitpunkt war die Pille ja noch wirksam und außer der Ovulation hemmt die Pille ja auch die Durchlässigkeit für Spermien. Bis durch die fehlende Pillenwirkung eine Ovulation stattfindet, dürfte kein lebendes Schwimmerli mehr zu finden sein. Das Restrisiko entspricht meiner Meinung nach dem Restrisiko der Pille bei korrekter Anwendung und es gibt auf keinen Fall eine Indikation für die Pille danach.

Keenacat
07.02.2009, 12:48
...zumal ja auch die pille danach oral verabreicht wird und sich potentiell auf demselben wege verabschiedet wie die ursprüngliche mikropille. ;-)