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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Parameter zur Überbelastung im Job



1up
09.02.2009, 21:20
Ich suche clues/tipps/parameter, die man aus dem qualitätsbericht oder durch ein bisschen nachforschen finden kann, die mir ermöglicht zu estimieren, wie überbelastet die ärzte auf den jeweiligen kliniken sind. Nimmt man die zahl der insgesamt stationär behandelten patienten, und dividiert es durch die anzahl von assis? Betten/ärzte ratio? Hat wer ein vorschlag?

Stimmt es z.B dass ärzte durschnittlich 1 aufnahme, jeden 2ten tag hat? Durch dividieren von der totalen anzahl an patienten durch 365 tage, durch anzahl an assis, komme ich so auf diese zahl. So ungefähr 0,48 aufnahmen pro tag.

Was sonst, sollte man unbedingt berücksichtigen?

Feuerblick
09.02.2009, 21:26
Äh... kannst du mal auseinanderdröseln, was du überhaupt wissen willst? Was soll dir die Anzahl der durchschnittlichen Aufnahmen pro Tag und Arzt sagen? Je nach Fachrichtung sind die erstens unterschiedlich aufwendig in der Versorgung und außerdem sind die Aufnahmen ja nun wirklich nicht das, was die Hauptarbeit macht. Meistens sind es nicht mal die Patienten, die Grund für Überstunden sind sondern der Papierkram drumherum.
Insofern wirst du durch simple ZAHLEN niemals herausfinden, in welcher Klinik Ärzte wie belastet oder überlastet sind... :-nix Das ist schlichtweg realitätsfern.

1up
09.02.2009, 21:32
OK, super! Ich will wissen, ob + wie man einschätzen kann, ob man auf der abteilung dauernd das gefühl haben wird, die zeit reicht nicht aus, man schafft nicht das arbeit zu erledigen.

Welche teile von dem papierarbeit brauchen dann zeit? (Ich habe im spital nur selten bis länger als eins als student bleiben müssen, deswegen kenne ich mich nicht richtig aus.) Als ehrgeiziger forum-nützer, tippe ich ein wie ein tornado, werde ich dann weiterhin um punkt 1 nach hause gehen können?

Ausserdem, wenn die patientenbriefe das problem ist, dann sind aufnahmen und entlassungen miteinander gekoppelt, und so gesehen könnte ich ja genauso sagen 0.48 entlassungsbriefe pro tag pro arzt?

Feuerblick
09.02.2009, 21:37
Bei regulärer Arbeitszeit von 42 Stunden pro Woche wirst du ganz sicher nicht mittags um ein Uhr nach Hause gehen. Da kannst du so schnell tippen ,wie du möchtest.
Mit Papierkram meine ich (je nach Fachrichtung): Briefe, Gutachten, BG-Sachen, Reha-Anträge, Anträge auf Pflegegeld, noch mehr Briefe, DRG-Kodierung, Krankenkassenanfragen, MDK-Rückfragen, noch mehr Briefe und vieles mehr. Dazu natürlich die normale Arbeit wie Visite, Aufnahmen, Entlassungen, Angehörigen- und Patientengespräche. Je nach Fachrichtung aufwendig und weniger aufwendig möglich.
Du siehst, du musst erstens genau wissen, nach welcher Fachrichtung suchst und du musst zweitens wissen, was in der Fachrichtung so alles anfällt, bevor du aus Qualitätsberichten herausrechnen kannst, wie überlastet die Ärzte wohl sind.

1up
09.02.2009, 21:43
Du siehst, du musst erstens genau wissen, nach welcher Fachrichtung suchst und du musst zweitens wissen, was in der Fachrichtung so alles anfällt, bevor du aus Qualitätsberichten herausrechnen kannst, wie überlastet die Ärzte wohl sind.
Ich werde neurologe werden. Das ist 100% fix.

Gibt es nicht computerprogramme, die den prozess automatisieren, z.b häufig verwendete sätze einfach rezirkulieren, und es ermöglicht, ultraschnell standard-anträge zu schreiben?

Egal welche fachrichtung, sind wohl die arbeitsbelastung zwischen den unterschiedlichen kliniken vergleichbar, und meine annahme war, dass die belastung stark mit der zahl an patienten pro arzt korreliert. Je mehr patienten, je mehr carotis-ultraschall, je mehr EMGs, unsw.

Ich weiss, dass die spitäler, die reguläre mappen, und keine computersysteme verwenden, anstrengend sind, ich habe da selber mithelfen müssen, schreibmaschine zu spielen, um werte in der patientenkurve zu übertragen. Das kostet natürlich, und ist komplett unnötig im computerzeitalter.

Also sollte ich wohl nachfragen, ob's kodierassis gibt, ob es reguläre mappen gibt, aber was noch?? Ob ich selber den patient zum MR schieben muss?

Feuerblick
09.02.2009, 21:50
Du kannst so viel computersteuern wie du möchtest, eingeben musst du es halt doch noch.
Frag die Assistenten im angepeilten Haus, was sie an Überstunden machen und wie die Arbeitsbelastung ist. Klar, je mehr Patienten pro Arzt, desto mehr Arbeit, aber das alleine macht es nicht. Und frag auch, warum die Arbeitsbelastung so ist wie sie ist.

John Silver
09.02.2009, 21:52
Ich denke, Du kannst solche Dinge nur herausfinden, wenn Du einige Wochen oder Monate in einer Klinik gearbeitet hast, oder einen "Insider" kennst, der Dir die Wahrheit unverblümt präsentiert.

Wie schon gesagt wurde, sagt die Anzahl der Aufnahmen nicht viel über die Arbeitsbelastung aus. Wenn man etwas Erfahrung und ein gutes Schema hat, macht man eine Aufnahme in 15-20 Minuten, selbst sehr komplexe Patienten beanspruchen dann nicht mehr als 30 Minuten. Richtig viel Zeit frißt aber, außer dem bereits erwähnten Papierkram, die ineffektive Struktur der meisten Krankenhäuser. Man verliert sehr viel Zeit beim Versuch, alte Akten und Befunde der Patienten zu besorgen, Untersuchungen anzusetzen etc. Und nochmal soviel Zeit geht drauf, zu kontrollieren, ob alles, was man angefordert, organisiert und angesetzt hat, auch wirklich gemacht wird.

Außerdem kommen noch Dinge wie Zeit zum Lesen infrage. Wenn man während des üblichen Betriebs ständig rumrennt wie eine Ratte im Labyrint, dann muß man das Nachlesen bestimmter Sachen oder das Lesen der aktuellen Fachpresse in die "Freizeit" verschieben.

Interessant ist auch, ob Assistenzärzte solch primitive, aber u.U. sehr zeitraubende Aufgaben wie Blutentnahmen machen müssen. In manchen Kliniken habe ich erlebt, daß Assistenzärzte alle i.v.-Medikamente applizieren müssen, und die Infusionen sogar selbst vorzubereiten haben. DAS ist wirklich ein Witz, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, und zwar täglich, und ist unglaublich frustrierend, da unglaublich primitiv und unterfordernd.

1up
09.02.2009, 21:53
Hmm.. ich bin aber von natur her kein manipulierendes talent, habe mich nur in der letzten zeit in der zynischen richtung bewegt, also weiss ich nicht ganz so wie ich den assis bringen kann, mir ein ehrliches antwort zu geben. Es ist vielleicht ein bisschen zu offensichtlich, zunächst kaffee zu spendieren, zuckerl usw.... he he.

Edit: Danke John. Werde ich mir merken. Danke an euch beiden

Lava
10.02.2009, 16:41
Hm, ich weiß jetzt nicht, wie das in der Neurologie aussieht, aber hilfreich ist es, sich über den Ablauf von Prozessen zu informieren. Wie J.S. schon sagte gibt es Kliniken, wo die Ärzte kein Blut abnehmen müssen. Ganz toll sind Stationssekretärinnen, die Konsile und andere Termine anmelden. Du füllst nur den Zettel aus und die organisieren alles. Das ist Gold wert! (Im PJ hab ich da immer selber telefonieren müssen, das ist ätzend)

Nicht zu unterschätzen ist auch die Software, mit der gearbeitet wird. Unsere ist z.B. großer Schrott. Umständlich zu bedienen und es fehlen viele nützliche Features, was einem die Arbeit sehr sehr sehr erschweren kann. Leider kann man sowas auch nicht bei nur einer einzigen Hospitation einschätzen. Man muss wirklich mal ein paar Tage damit arbeiten. :-(

lala
10.02.2009, 17:17
Kann mich den anderen nur anschließen! Es gibt Kliniken mit Blutabnahmedienst und Kodierassistenten, klar. Und andere, wo man selber die Patienten im Bett zum EMG/Doppler schiebt, auch mal ins MRT oder CCT....je nach Situation :-)
Aber nach eigener reichlicher Neuro-Erfahrung wird es kaum eine KLinik (Akutneurologie) geben, wo man NIE mal länger bleibt...und ich denke, ich bin schon sehr strukturiert und gut organisiert....
Wenn Du `ne Fachrichtung mit weniger Stress, Arbeitsaufwand etc. willst: geh lieber in die Psychiatrie :-top
Neuro ist halt (auch) ein Fach mit immer kürzerer Verweildauer und hohem Durchsatz....in meiner letzten Neuro-Stelle konntest du mit 3-4 Aufnahmen/Tag/Assistent rechnen....dazu kommen Doku, Schreiben, Visiten, Gespräche...evt willst du "nebenbei" Ausbildung/Supervision durch OA (=> kostet Zeit und Wartezeit)....Gespräche mit Patienten/Angehörigen...kosten extrem viel Zeit....wenn man dann noch EEG, EP befunden will, oder Funktionsdiagnostik lernen will.....
Und wie immer hängt es auch davon ab, was für einen Anspruch DU an DICH hast: schnellschnell alles wegarbeiten und pünktlich gehen oder Patienten in Ruhe und mit Vernunft über ihre MS/Hirntumor/ALS aufklären und für sie da sein? :-nix

1up
10.02.2009, 17:37
Aber nach eigener reichlicher Neuro-Erfahrung wird es kaum eine KLinik (Akutneurologie) geben, wo man NIE mal länger bleibt...und ich denke, ich bin schon sehr strukturiert und gut organisiert....
OK, dann bleibe ich mal länger, aber werde ich genug zeit haben, neuro zu lernen, oder werde ich nur überarbeitet sein, und die zeit für bürokratische schreibangelegenheiten verschwenden? Das ist die frage.

Es geht nicht darum, dass ich nicht arbeiten mag. Ich denke, wenn man nie zeit hat, selber zu lernen, wenn zu viel auf der station los ist, um ein duplex anwenden zu lernen, dann bringt es mir nix.


Neuro ist halt (auch) ein Fach mit immer kürzerer Verweildauer und hohem Durchsatz....
Wieso? Was ist dabei stressig? Ist es der stroke-unit?


Und wie immer hängt es auch davon ab, was für einen Anspruch DU an DICH hast: schnellschnell alles wegarbeiten und pünktlich gehen oder Patienten in Ruhe und mit Vernunft über ihre MS/Hirntumor/ALS aufklären und für sie da sein? :-nix
Ich habe immer den anspruch an mich gestellt, dass ich es besser kann als den z.teil intoleranten volltrotteln, die man auf stationen mal treffen kann, und dass ich ein geduldiger, akzeptierender, angenehmer arzt sein mag, ohne autoritätsprobleme zu haben, und schwierige patienten vorzuwerfen, dass sie zu viel verlangen.

Die maske setze ich auf wenn ich ins spital gehe, mal schauen wie weit es reicht mit den guten vorsätzen. Dann kan ich eher ein normales arschl0ch im privaten leben sein.

Psychiatrie als forschungsgebiet ist spannend, insbes schizophrenie, aber die neuro lerne ich lieber.

John Silver
10.02.2009, 20:29
Was Stationssekretärinnen betrifft: es ist nicht alles Gold, was glänzt. Unsere etatmäßige Sekretärin ist ziemlich faul und langsam. Ich mußte mit ihr und der Pflegedienstleitung mehr als einmal schimpfen und mosern, bis die angefangen hat, ihre Arbeit halbwegs ordentlich zu machen. Aber bis heute habe ich nicht das Gefühl, daß ich mich auf sie verlassen kann. Wenn ich ihr einen Auftrag gebe, muß ich später kontrollieren, ob meine Anweisung auch ausgeführt wurde. Und bei solchen "Hilfskräften" ist es oft einfacher und mit weniger Aufwand verbunden, selbst Termine für Untersuchungen zu vereinbaren - dann weiß man zumindest, daß alles so gemacht wurde wie es sein soll.

Hypnos
11.02.2009, 09:35
Es riecht hier so nach Troll.... :-meinung