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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studienwechsel - Von der Chemie zur Medizin?



Kronhelm
14.02.2009, 17:13
Hallo!

ich studiere derzeit Chemie (Bsc) an der Uni Regensburg. Zur Chemie im allgemeinen hat mich mein Interesse an der organischen Chemie, vor allem am Schnittstellenbereich zwischen Biologie und Medizin, gebracht.
Die Entscheidung fiel auf das "normale" Chemiestudium, weil es einem - anders als etwa bei Fächern wie Biochemie oder Life Science (die im Bezug auf mein Interessenprofil wohl passender gewesen wären) - mit erfolgreich absolviertem Bachelor-Abluss mehr Möglichkeiten zur Spezialisierung bietet - im biochemisch/pharmazeutischen ebenso wie im technischen Bereich. So musste ich mich noch nicht gleich festlegen, welchen Weg ich später bestreiten möchte.

Ich Verlauf des jetzt absolvierten 1. Fachsemesters ist mir aber relativ schnell klar geworden, dass ich mich für die Fächer Anorganische und Physikalische Chemie nur sehr wenig begeistern kann.
Zudem wollte ich definitv mehr Bezug zu Biologie und Medizin haben (Auf dieses Gebiet wird auch in höheren Fachsemester nur geringfügig eingangen (1 VL Bioorganische Chemie und ein gering gewichtetes Wahlfach Biochemie).

Ich bin mir jetzt darüber im Klaren, dass ich zum nächsten Wintersemester das Studienfach wechseln will, weiß allerdings nicht sicher, was die richtige Wahl für mich wäre.
Zur Debatte stehen aktuell Biochemie, Pharmazie, Medizin und Biologie.

Ich habe deshalb noch einmal viel recherchiert und mir intensiv Gedanken darüber gemacht, welche Themenbereiche mich (ganz unabhängig vom Fach) wirklich interessieren:

1.) Wie funktioniert die Biologie auf organischer, zellulärer und molekularer Ebene? Welche Funktion haben die einzelnen Organe, wie erfüllen sie ihre Aufgaben im Hinblick auf zelluläre und molekulare Vorgänge? Welche Eigenschaften haben die Biomoleküle und wie reagieren sie? Wie bewirken sie biologische Phänomene wie Biomembranbildung, Stoffwechsel, Antikörperbildung, Zellteilung, Apoptose etc.?

2.) Wie wirken Pharmaka und Gifte auf den Körper? In welche physiologischen Prozesse greifen sie wie ein? Welche Auswirkungen ergeben sich dadurch? Wie steht der Wirkmechanismus dieser Stoffe in Verbindung zu molekularer Struktur und Reaktionseigenschaften?

3.) Wie unterscheiden sich physiologische Vorgänge im kranken Körper von denen im gesunden? Welche Unterschiede gibt es, und wodurch werden sie induziert? Im allgemeinen: Wie zeigen sich Krankheiten auf organischer, zellulärer und molekularer Ebene? Mit welchen Methoden und Pharmaka kann man diese Krankheiten kurieren?

4.) Wie wirken pathogene Bakterien und Viren auf den Körper? Welche Schäden richten sie an? Durch welche zellulären und molekularen Effekte bewirken sie die krankhaften Symptome?

5.) Welchen Einfluss hat die Ernährung auf den Körper? Wie lässt sich durch richtige Ernährung das Krankheitsrisiko minimieren?

Damals hatte ich mich noch mehr oder weniger direkt zwischen Chemie, Biochemie (dafür hatte ich mich in Bayreuth beworben und wäre auch genommen worden), Biologie und Pharmazie entschieden. Über ein Studium der Medizin und den Arztberuf hatte ich zwar auch nachgedacht, mich aber nie enger damit befasst, da ich glaubte, dass mich vor allem die molekularen Grundlagen und die wissenschaftliche Forschungsarbeit interessieren würden.

Durch mein Studium der Chemie und die Recherche und Reflexion der letzten Monate ist mir erst klar geworden, wie sehr sich die Medizin doch mit meinen tatsächlichen Interessen überschneidet.
Ich weiß jetzt, dass mich der molekulare Bereich zwar tatsächlich sehr interessiert, sich aber vor allem in die Sparte "nicht nur, sondern unter Anderem" einordnen lässt.

Forschungsarbeit in meinen oben genannten Interessengebieten würde mich durchaus faszinieren.
Allerdings empfinde ich auch medizinische Beratung, Diagnostik und Labordiagnostik als sehr spannende Felder, in denen ich mich selbst verwirklichen könnte.
Hier kann man Menschen durch sein Fachwissen direkt helfen, was, denke ich, eine sehr befriedigende Form der Arbeit darstellt.
Diese Möglichkeit hätte ich im Falle eines Studiums der Biochemie oder Biologie nicht, und in der Pharmazie nur in eingeschränktem Maße (Arzneimitteltherapie). Mit Medizin wäre je nach Neigung beides möglich.

Was mich daran zweifeln lässt, ob ein Medizinstudium das richtige für mich wäre, ist, dass ich mich für operative klinische Fächer wie etwa Chirurgie oder Orthopädie nicht wirklich begeistern kann. Und die machen ja einen nicht unerheblichen Anteil der klinischen Ausbildung aus. Was klar ist, schließlich sollte jeder Arzt, egal welcher Fachrichtung, grundsätzlich dazu im Stande sein, einen Knochenbruch grundlegend zu behandeln oder kleinere chriurgische Eingriffe durchzuführen.
Ebenfalls frage ich mich, ob und wenn ja, inwieweit der klinische Teil des Studiums aus sturem Auswendiglernen von Symptomen und Maßnahmen besteht, oder ob man sich vieles durch Transfer und Verständnis der Grundlagen in Physiologie/Anatomie/Biochemie erschließen kann.

Weil ich mir selbst einfach nicht schlüssig bin, möchte ich hiermit Leute, die mehr über die Thematik wissen als ich, fragen, was sie mir in anbetracht meiner Interessen im Bezug auf Studienwahl bzw. Studienwechsel raten würden.

Danke!

Kronhelm

XZar
14.02.2009, 18:02
Nunja ich will dir eigentlich keinen Rat geben, da du den selber finden musst, aber eine Arbeit im weiten Feld der biomedizinischen Forschung, der Molekularbiologie oder auch der Labordiagnostik ist als Arzt sehr wohl möglich.

Es scheiden halt denn die "typischen" Fachärzte, wie Chirugie oder Innere wohl aus, aber vielleicht sind ja Fächer wie klinische Chemie, Humangenetik oder medizinische Virologie genau dein Ding. Für alle diese gibt es ebenfalls Facharztbezeichnungen.

Das ein hoher Anteil im Medizinstudium natürlich klinisch orientiert ist, ist natürlich absolut richtig. Aber das Studium macht ja nur 6 Jahre deines Lebens aus, der Beruf danach aber vermutlich ungefähr vierzig. Daher würde ich nicht so sehr aufs Studium schielen sondern eher auf die Zeit danach. Dies wäre allerdings auch ein Argument gegen den Abbruch deines Chemiestudiums, dreh es wie du es willst. :)

gruß
XZar