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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hämorrhagischer Infarkt bei Lungenembolie?



June
14.11.2002, 10:41
... oder: Die June ist zu blöd für Patho!
Habe diese Woche zwei mal die Erklärung dafür gehört, warum es bei Lungenembolie und gleichzeitiger Linksherzinsuffizienz zu einem hämorrhagischen Lungeninfarkt kommt, aber ich kann trotzdem nicht behaupten, daß ich es verstanden hätte.
Daß die A.pulmonalis (bzw ein Ast) verstopft ist und von dort kein Blut mehr kommt ist klar. Daß bei normal funktionierendem linken Ventrikel die Versorgung über die A. bronchialis ausreichend gewährleistet ist auch.
Wie aber ist es bei der Linksherzinsuffizienz? Bislang hatte ich mir das immer so erklärt, daß es der Rückstau in die Pulmonalvenen ist, der die Einblutung ins Infarktareal verursacht. Nun hab ich diese Woche immerhin mitgenommen, daß die Blutung wohl aus der A. bronchialis kommt. Aber den Mechanismus dazu verstehe ich beim besten Wilen nicht!
Kann mir das einer von euch so erklären, daß ich es kapiere? :-blush Wäre echt klasse! :-top
Ach ja: Es kursiert das Gerücht, unser Patho-Prof hätte in ein paar Bereichen von der gängigen Lehrmeinung abweichende Ansichten - falls dieses Thema also dazu gehören sollte und doch die Pulmonalvenen schuld sind, dann will ich hiermit niemanden von euch verwirrt haben!!! :-notify
Die June :-)

airmaria
14.11.2002, 14:09
Mh... irgendetwas paßt da nicht!
Der typische Lungeninfarkt ist der hämorrhagische Infarkt!

Der Lungeninfarkt tritt, eben wegen des dualen Kreislaufs, nur bei etwa 10% der Lungenemboli auf.
Er ist typischerweis hämorrhagisch, weil Blut aus den Bronchialgefäßen austritt.

Wenn jetzt eine zusätzliche Linksherzinsuffizienz hinzukommt, kann dies eigentlich nur in Extremfällen zum ischämischen Lungeninfarkt führen, wenn nämlich der Perfusionsdruck im geschädigten Lungenareal nicht mehr dazu ausreicht, Blut aus den Bronchialgefäßen austreten zu lassen.


Nochmal etwas allgemeines:
Durch eine große Embolie an sich, kommt es zur Rechtsherzbelastung und zum Vorlastanstieg.
Eine Linksherzinsuffizienz führt zur Lungenstauung und zum Ödem (Wasser, nicht Blut).
Kommt es nun bei vorbestehender Linksherzinsuffizienz zu einer hämodynamisch wirksamen Lungenembolie, bessert sich zumindest die Situation der Linksherzbelastung und Rückstauung in diesem Moment, weil ja bereits "weiter vorne" gestaut wird.

Naja... so irgendwie jedenfalls :-))

"Mary" airmaria

Froschkönig
14.11.2002, 15:25
:-lesen :-lesen :-lesen
Das Pulmonal und Bronchialarteriensystem sind über anastomosen verbunden.
Beim embolischen Verschluß eines mittleren oder kleinen Pulmonalarterienastes reicht die Blutzufuhr über die Bronchialarterien gerade noch aus, den Bllutfluß in der Endstrombahn und in den Pulmonalvenen aufrechtzuerhalten.
Es entsteht kein Lungeninfarkt.

Liegt jedoch gleichzeitig eine Druckerhöhung im Pulmonalvenensystem (z.B. Linksherzinsuffizienz) vor, so ist die Bronchiale Blutzufuhr nicht mehr in der Lage, den Blutfluß aufrecht zu erhalten. Es kommt zur Stase und damit zur Hypoxie und Gewebsnekrose, in welche aber über das offene Gefäßgebiet der A. bronchialis noch eine Sickerblutung erfolgrt...


Alles Klar ? :-top

June
14.11.2002, 19:29
...nun hab ich es endlich auch verstanden! :-top
Die June :-)

hiddl
14.11.2002, 21:48
und ich auch ... :-blush

Gruß, Ute

Froschkönig
15.11.2002, 00:26
Nichts zu danken, da ich gezwungen war, es nachzuschlagen, hab ich es jetzt selber auch endlich verstanden :-blush

hobbes
15.11.2002, 14:30
Also, der Lungeninfarkt tritt nur bei Linksherzinsuffizienz und LE statt, weil dann die vasa privata Durchblutung via Bronchialarterien aus dem linken Herzen gestört ist, bzw. ausfällt. Fällt nun durch LE auch die Durchblutung über die A. pulmonalis (diese führt zwar venöses Blut, aber wegen bronchopulmonalen Anastomosen trotzdem Sauerstoffversorgung möglich) kommt es zur Ischämie. Dadurch zur Nekrose von Lungenanteilen mit Auflösung des Parenchyms und auch der kapillären Strukturen und somit Einblutung = hämorrhagischer Infarkt. ^
Soweit die Lehrmeinung der Pathologen.

Bei uns waren allerdings die Kliniker der Ansicht, dass die Linksherzinsuffizienz keine conditio sine qua non für die Entstehung eines Lungeninfarktes ist, sondern, dass bei grossen LE die Blutversorgung über das Bronchialgefässsystem nicht mehr ausreichend ist.
irgendwie so war das.