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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : trilogie I (das startgedicht)



jurij
14.11.2002, 14:01
Notwendige Fragen

Das Gewicht
der Angst
Die Länge und Breite
der Liebe
Die Farbe
der Sehnsucht
im Schatten
und in der Sonne

Wieviel Steine
geschluckt werden müssen
als Strafe
für Glück
und wie tief
man graben muß
bis der Acker
Milch gibt und Honig


Erich Fried

jurij
14.11.2002, 14:02
Was zählt
(im Nachdenken über H. und als Antwort auf E.F.)

Wenn Liebe
tiefe Liebe ist
wie tief
ist dann
die Sehnsucht
und wie schwer
zieht das Gewicht
der Angst
am Herzen
und wie stark
schmerzt allein
die Vorstellung
des Verlustes?

Das alles
sind Fragen
nach Preisen
die ich längst gezahlt habe.

Daher weiß ich
daß dies
- die Tiefe der Sehnsucht
das Gewicht der Angst
und vielleicht
der Schmerz des Verlustes -
wiederum
nur Namen sind
für das einzige
was eines Tages
in die Waagschale
geworfen wird:

die tiefe Liebe.


Lena Stellwacht

jurij
14.11.2002, 14:03
"Die tiefe Liebe"


Was ist das
Liebe
und was ist das
tief
und wer definiert schon
die Tiefe
der Sehnsucht
das Gewicht der Angst
den Schmerz des Verlusts
oder auch nur
die Vorstellung davon?
Wer vermag in Worte zu kleiden
was das Herz selbst
nicht mehr fähig zu fassen
und keine konkreten Gedanken
mehr nur noch das es
ist einfach immer da...


(im Nachdenken über und als Antwort auf "Was zählt" von L. Stellwacht)
Jurij

Jens
14.11.2002, 22:22
Hallo Jurij,
ich möchte mal einfach spontan antworten, was mir beim Lesen - v.a. des ersten Gedichtes - einfiel und woran ich dachte.

Wenn man liebt
dann zahlt man den Preis
den die Liebe fordert

Die Forderung der (wahren) Liebe ist
Preise zahlen zu können
Preise zahlen bedeutet, etwas geben
Preise zahlen bedeutet, etwas vergeben

Wer liebt,
zahlt die Preise
schluckt die Steine
gräbt weiter
arbeitet weiter am Acker der Liebe
in der Hoffnung auf die Ernte

Liebe fordert
ihre Preise
die zu schluckenden Steine
die Hinnahme des "Ackerzustands",
der bebaut, ausgebaut, wachsen muss

Liebe erkennen
heisst Licht und Schatten akzeptieren können

----
Soviel spontan zu dem ersten Gedicht von E. Fried, der m.E. vor der "Illusion einer Liebe" warnen möchte, die einfach nur toll ist.

Erinnert mich an den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtsein - zwei für mich völlig verschiedene Dinge. Moment da faellt mir was ein.

Wollte noch eben - daher die Änderung - ein Zitat von Hermann Hesse (Zitat aus "Der innere Reichtum" in "Die Kunst des Müssiggangs") hinzufügen, das ich gerade mal rausgesucht habe:

"...macht jeder von uns die Erfahrung, dass kein Gefühl uns treu bleibt und zuverlässig ist, dem wir nicht Blut vom eigenen Blut, dem wir nicht Liebe und Mitleben, Opfer und Kämpfe dargebracht haben. Jeder weiß und erlebt es, wie leicht es ist, sich zu verlieben, und wie schwer und schön es ist, wirklich zu lieben."

So long
Cu
Jens

aione
15.11.2002, 23:54
Hallo Jurij!

Die Idee, ein Fortsetzungsgedicht zu schreiben gefällt mir sehr, ich muß zugeben, daß ich die Gedichte nicht kannte, sie sind sehr gut ausgewählt und auch Deine Antwort finde ich wirklich gelungen.
Mir fehlen jetzt leider ein wenig die Worte, um zu begründen, was mir daran so gut gefällt, es ist eher das Gefühl, das angesprochen wird und mich positiv stimmt. Deshalb :-top !!!

Viele Grüße,
aione

Jens
17.11.2002, 14:18
Hallo Jurij,
mal eine Frage sowie ein verspätetes Kompliment.

Erst die Frage: möchtest Du, dass als Antwort auf Deine Trilogie nur Gedichte erscheinen oder dürfen es auch Zwischenkommentare ohne Versmass, Verdichtung und Reimschema sein?

Dann das Kompliment: die Idee, online-Fortsetzungsgedichte zu schreiben, finde ich :-top , ich habe das, was man damit erreichen könnte erst jetzt erkannt. Übrigens ne kreative Leistung (um mal dezent auf das Thema der Woche hinzulenken).

Also, wie machen wir es mit den Online-Fortsetzungsgedichten aus Deiner Sicht am besten?

Antwort wäre nett.

Cu
Jens

jurij
17.11.2002, 19:47
Also, ich würde es einfach mal der Kreativität eines jeden einzelnen überlassen, was er unter dem Thema Fortsetzungsgedichte versteht. Was Du mit "Zwischenkommentare" meinst, ist mir allerdings unklar, v.a. da mein dichterisches Schaffen sich durchweg außerhalb unkreativer Zwänge wie Versmaß, Reinschema etc. abspielt... ;-) Nee, ehrlich, ich habe das versucht, aber das macht alles kaputt. Bei anderen Leute ist das vielleicht anders. Muss aber sagen, dass meiner Empfindung nach gereimte Gedichte oftmals nicht so gut traurige und ernste Stimmung widerzuspiegeln vermögen.
Ich finde aber schon, dass Fortsetzungsgedichte auf das Vorherige Bezug nehmen sollten, d.h. Antworten auf Fragen finden oder sich einfach mit der Thematik auseinandersetzen. Kurze Kommentare kann man doch in die "normale" Kritik einfließen lassen...

Jens
17.11.2002, 20:02
Hallo Jurij,

gemeint hatte ich die Frage folgendermassen.

Du schriebst: "Was Du mit "Zwischenkommentare" meinst, ist mir allerdings unklar,"

Damit meinte ich, ob wir hier in deinem Sinne handeln, wenn wir nicht in Form von Gedichten auf Deine Trilogie antworten, sondern sie kommentieren, so wie Aione und ich das gemacht haben. Hättest Du lieber, dass wir uns mit den Kommentaren zurückhalten und wenn dann nur in Form von fortsetzenden Gedichten antworten?

jurij
17.11.2002, 20:09
nein, wie gesagt: kommentare im sinne einer kritik oder gedichte. beides ist mir recht... :-)