PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : MRSA



STWA
24.02.2009, 17:10
hey ihr lieben,
nur mal ne rückfrage, ob ichs richtig verstanden hab...

wenn man von MRSA spricht, meint man ja methicillin resistenter staphylokokkus aureus. im weiteren sinne ist ja gemeint, dass dieser keim gegen alles ß-lactamantibiotika resistent ist. aber warum schreibt man denn dann nur davor "methicillin" resistent? ist das historisch bedingt? denn resistent wäre mrsa ja dann gegen penicilline, cephalosporine, carbapeneme, monobactame und auch die kombi mit ß-lactamase hemmern, oder?

merci schonmal!

sama-doc
24.02.2009, 17:41
Im RS-Lehrgang wurde MRSA als "multi-resistent" verkauft... :-nix

Hellequin
24.02.2009, 17:50
Im RS-Lehrgang wurde MRSA als "multi-resistent" verkauft... :-nix
Ist aber falsch.:-))
An sich ist der Begriff MRSA auch schon antiquitiert, da Methicillin wohl nicht mehr im Handel. Korrekt wäre dann ORSA.

Flemingulus
24.02.2009, 19:11
Aaaalso: *etwas aushol* :-))

Penicilline (oder andere Betalactam-Antibiotika) stören ja die Zellwandsynthese, in dem sie bestimmte Enyzme hemmen, die den Aufbau und die Festigkeit der Zellwand regulieren.

Prinzipiell gibt es vier Möglichkeiten, warum ein Baki gegen Beta-Lactam-ABs resistent ist:

1) Ätsch! Bakterium hat gar keine Zellwand :-D (Chlamydien, Mycoplasmen usw., da ist dann leider nix zu machen :-keks )

2) Die Zellwand ist durch eine 2. Zellmembran nach außen abgeschirmt und es existieren Exportpumpen, durch die Penicilline, die die äußere Zellmembran passieren, direkt wieder nach draußen geschafft werden (als Reistenzfaktor allerdings alleine meistens nicht ausreichend für Betalactam-Resistenz; kommt bei Gram-Negativen Keimen vor - die aber gegen viele Beta-Lactam-ABs ganz exquisit sensibel sind, ist also wie gesagt meist kein soooo hammerharter Resistenzmechanismus)

3) Das Beta-Lactam-AB wird durch Penicillinasen (Cephalosporinasen) abgebaut (wichtig bei Gram-Negativen Keimen und bei Staph. Aureus)

4) Das durch das jeweilige AB eigentlich zu hemmende Zellwandbau-regulierende Enzym ist so verändert, dass das AB nicht mehr gescheit binden kann (wichtig bei MRSA)

Auf S. Aureus eingeengt sind also Mechanismus 3 und 4 besonders relevant.

Wegen der Penicillinasen (die in sehr vielen, aber nicht allen S. Aureus-Stämmen vorkommen) ist z. B. Penicillin G oder Amoxicillin nicht gut gegen diese Keime wirksam. Die in diesem Fall besonders wichtige Penicillinase hört übrigens auf den schönen Namen BlaZ, aber das ist unwichtig. :-D

Jetzt gibt es aber Penicillin-Derivate, die durch Penicillinasen nicht abgebaut werden können, die werden aus naheliegenden Gründen als "Staphylokokken-Penicilline" bezeichnet, und dazu gehören das alte (nicht mehr verwendete) Methicillin oder das Oxacillin. Btw. sind diese Pencillinase-festen Penicilline ziemlich doofe ABs, die zwar gegen die meisten Staphylokokken so lala wirken, aber gegen andere Kokken oder Gram-Negative Keime eigentlich nicht so der Bringer sind. Von daher muss man schon sehr genau wissen, dass der Patient eine Staphylokokken-Infektion hat, wenn man z. B. Oxacillin geben will. Eleganter ist es im Prinzip ein gescheites (nicht penicillinase-festes) Aminopenicillin oder Acylureidopenicillin mit einem Betalactamase-Inhibitor zu kombinieren, das ist z. B. das feine Augmentan.

Im Fall von MRSA (oder ORSA, was das gleiche ist) hat nun der S. Aureus aber nicht nur die Fähigkeit BlaZ zu bilden sondern zuätzlich auch noch veränderte Zellwand-synthetisierende Enzyme, so dass dieser Keim dann nicht nur gegen Penicillinase-empfindliche Beta-Lactam-ABs resistent ist sondern auch gegen Oxacillin oder die Kombi von z. B. Aminopenicillin + Lactamase-Inhibitor. Das M oder O im RSA soll also nur andeuten, dass hier ein Resistenzmechanismus zusätzlich am Werk ist, der über die Penicillinase hinausgeht. :-)

end of sermon

Schnatti
24.02.2009, 19:59
Und als Nachtrag, um die Frage noch direkt zu beantworten:


denn resistent wäre mrsa ja dann gegen penicilline, cephalosporine, carbapeneme, monobactame und auch die kombi mit ß-lactamase hemmern, oder?
Jau, mit all denen kommst du da nicht weit, musste schon andere Teilis auffahren.

Prinzipiell kann so ein MRSA dann aber auch gegen ein Tetracyclin oder irgendein Makrolid sensibel sein, er ist deswegen nicht unbedingt ein unlösbarer Keim der mit den brachialsten Antibiotika wegtherapiert werden muss.

Gruß,
Schnatti

STWA
24.02.2009, 21:44
danke euch! also ich rekapituliere nocheinmal, wie ich es verstanden habe...

generell sollte man gucken, dass man MRSA-, MRSE- und VRE- Infektionen schnell eindämmt, damit sich die Resistenzen auf andere Bakerien nich übertragen!

zu MRSA... der staph aureus bildet hier ein enzym für die mureinbiosynthese, das für penicilline nicht zugänglich ist. methicillin war eines der ersten AB's, bei dem diese resistenz beobachtet wurde, folglich wurde der keim Methicillin resistenter staph aureus genannt, obwohl die resistenz im eigentlichen sinne für alle ß-lactam-ab's gilt. richtig?

STWA
24.02.2009, 22:40
also sprich nochmal ein bissl umformuliert...

früher hat man bei staph aureus beim ersten penicillinase festen penicillin methicillin gemerkt: ups, es hat sich nen Resistenzemechanismus entwickelt, der auf eine Veränderung des mureinwandsynthetisierenden Enzyms zurückgeht (= MRSA). da methicillin heute nich mehr gegeben wird, hätte ich aber genau den gleichen Resistenzmechnaismus für Oxicillin (= ORSA)... aber da man das ganze ja bei methicillin zuerst entdeckt hat, heißts offiziell MRSA... und da methicillin ein ß-lactamAB ist, gilt diese bei methicillin erstmals entdeckte resistenz für alle ß-lactam-AB's... und sinn und zweck der ganzen expositionsprophylaxe ist ne verbreitung von nem weiteren resistenzmechanismus (denn wenn diese resistenz größer wird, muss man ja mit z.b. lipopetiden (dapsomycin) therapieren, und da steigt die gefahr einer neuen resistenzentwicklung; man will also die bereits bestehenden resistenzen möglichst niedrig halten)

:D