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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kreativität oder Die Denkblockade



ehem. alexandra_s (nun feuerblick)
14.11.2002, 17:46
Hallo!

Jens wollte wissen, warum mich das Thema "Kreativität und was mir dazu einfällt" nicht anspricht. Das zu erklären ist nicht so ganz einfach.

Zum einen ist es so, daß solche "Brainstormings" bei mir schon zu Schulzeiten immer eine Denkblockade ausgelöst haben. Meine Mitschüler haben fleißig gekritzelt und ich saß nach drei Stichpunkten auf meinem Platz und habe Smileys gemalt. Bei der Besprechung war ich dann immer verblüfft, was einem so alles einfallen kann.

Zum anderen ist das Wort "Kreativiät" doch fest definiert als "schöpferische Kraft". Das sagt zumindest mein Lexikon. Somit müßte also doch jeder, der etwas schafft, sei es nun ein Mineralwassersprudler oder ein Gemälde, kreativ ist. Genaugenommen kann sogar eine Sachbearbeiterin in ihrem Büro kreativ sein. Kreativität ist irgendwo doch immer abhängig vom Betrachter. Und gerade weil das so ist, kann ich nicht sagen, wer oder was für mich "kreativ" ist.

Wenn ich es genau betrachte, dann waren alle, die sich bisher hier zu Wort gemeldet haben, auf ihre Weise kreativ, denn seine Gedanken in Worte zu fassen, ist auch ein Teil von Kreativität....

Gruß
Alex

Jens
14.11.2002, 21:53
Hi Alex,
also ich finde, dafür, dass du meinst, das das Thema (oder die Art der Fragestellung? Stichwort: "brainstorming" = Denkblockade bei Dir) dich nicht anspricht, hast du aber ziemlich viel geschrieben. Zum Beispiel: Kreativität liegt immer im Sinne des Betrachters, finde ich auch, Kreativität findet auch im Alltag statt, finde ich auch, seinen Gedanken eine Form geben, kann auch kreativ sein.

Uebrigens, finde ich das Userbildchen lustig: kritzel, kritzel.. :-)

"seine Gedanken in Worte zu fassen, ist auch ein Teil von Kreativität.... "
und
"Kreativität ist irgendwo doch immer abhängig vom Betrachter. "
diese Ansichten teile ich auch,
nur:
"Und gerade weil das so ist, kann ich nicht sagen, wer oder was für mich "kreativ" ist."
<--- diese letzte Meinung/Einschaetzung/Ansicht verstehe ich dann nicht so ganz, aber ich will ja nicht nerven.... :-))

Woran liegt es, dass Stichworte wie "brainstorming" (ich hatte das ja gar nicht vorgegeben) diese wie du es nennst Blockade auslösen? Wäre auch mal interessant.

Cu
:-) Jens :-)

ehem. alexandra_s (nun feuerblick)
15.11.2002, 10:38
Hi Jens!

Zu dem von Dir "beanstandeten" Satz: Ich kann nicht konkret sagen (wie das ja einige andere hier getan haben), "diese Sache/ Tätigkeit oder dieser Mensch ist kreativ". Das ist ein Wort, das ich einfach im Alltag nicht verwende...
Alle Aussagen könnten also in gewisser Weise nur vage bleiben und keiner könnte erwarten, daß ich sie präzisiere. Daß ich letztlich doch noch ein paar Zeilen aus meiner Tastatur quetschen konnte, habe ich einer sterbenslangweiligen Vorlesung zu verdanken, in der ich mal nicht nur Smileys gemalt habe.... :-blush

Tja, und was meine Denkblockade angeht: Da müßte ich mich wahrscheinlich mal mit einem Psychologen drüber unterhalten :-)
Gruß
Alex

Jens
16.11.2002, 10:28
Hallo Alexandra,

Versucht hatte ich, einfach nur zu schauen, ob da vielleicht nicht doch etwas ist, an das Dich das Wort erinnnert. Und wenn dann eine grottenlangweilige Vorlesung den Ausschlag gab, doch noch ein wenig in dir herumzukramen, hat sich das "Nachbohren" vielleicht gelohnt. Und wenn das Ergebnis lautet, da ist nicht mehr, dann ist da eben nicht mehr, was ja auch nicht muss. Aber zum Beispiel aufzuschreiben "kreativ ist ein Wort, das ich im Alltag nicht verwende" ist auch ein Ergebnis und zum Beispiel mehr als "dazu faellt mir nichts ein" (ist ja dann doch was ein- oder aufgefallen).

Ist ja ein bisschen meine Auffassung, die vielleicht schon hier und dort durchklingt, dass man am Beginn eines Weges (hier: kreatives Schreiben) zunächst auch einmal schaut, was bei sich im Einzelnen so für Vorstellungen herrschen und Assoziationen auftauchen. Dann fällt es vielleicht im weiteren Verlauf unseres Projektes leichter, daran anzuknüpfen. Ich möchte das ungern als kompletten "Frontalunterricht" abhalten, da ich persönlich dies eher langweilig empfinde, und langweilig soll es nicht werden. In der letzten Woche war bewusst die Sparflamme angesetzt, was Themenvielfalt und Inhalt anging. Ich möchte auch die anderen bitten, sich möglichst einzubringen, etwas von sich zu berichten, Geschichten vorzustellen, das Ruder auch einmal selbst in die Hand zu nehmen. Daher freue ich mich immer gerade dann, wenn man versucht, so weit man das kann, auch denjenigen Themen, die einen zunächst nicht so ansprechen, doch noch etwas abgewinnen zu können.

Natürlich dreht es sich nicht alles um "Kreativität", dieses Wort, das manchmal auch Reizwort ist. Wir werden auch noch andere Themen abgrasen, aber immer möchte ich an einer Stelle hier im Forum Gelegenheit geben, sich gedanklich und schriftlich ein wenig damit auseinanderzusetzen: so individuell wie nötig, zeitlich und inhaltlich so wie für jeden möglich und gewünscht. Aber es kommen zum einen noch andere Themen (Stiltheorie, Sprachspiele etc.) an die Reihe, zum anderen weitere Formen (Schreibabende etc.).

Die Kreativitätstechniken, auf die wir noch eingehen werden, sind eher als eine Art Katalysator zu betrachten, der den Reisebus in das Land des Schreibens ein wenig schneller und v.a. abwechslungsreicher fahren lässt. Man stelle sich vor, alle Reisebusse hätten dieselbe Farbe, dasselbe Motorgeräusch und im Innern den selben Geruch des Sitzmobiliars... Schreiben wollen wir in erster Linie und in den verschiedensten Formen, die Kreativitätstechniken (für die ich lieber die Phrase "Denken, Malen, Skizzieren, Assoziieren" verwende) helfen uns dabei, das Motorgeräusch, den Innengeruch und die Aussenlackierung des Reisebusses etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Zum Thema: Denkblockade: gerade bei den Stichworten "Kreativität", "brainstorming" etc. sind sie weit verbreitet. Ich erinnere mich hier an unseren Kunstunterricht, als der Lehre meinte: so jetzt machen wir mal ein brainstorming: Schweigen in der Klasse, der eine kritzelte smilies und sagte "so´n neumodischer Kram is nichts fuer mich, der andere liess einfach seinen Ideen freien Lauf: nichts ungewoehnliches also, dass die individuelle Ansprechraten unterschiedlich sind. Ich gehörte damals übrigens auch zu denen, die da eher wenig auf´s Papier brachten.

Heute sehe ich das ein wenig anderes: man könnte sich ein wenig auf diese Techniken einlassen, aus den gewohnten Denkrichtungen ein wenig ausbrechen, und das erfordert Gewöhnung, aber auch Geduld. Hat man dieses Phase überstanden, dann sieht man sie als das an, was sie in meinen Augen sind: manchmal hilfreich und Abwechslung ins Spiel bringend, wenn die Ideen (z.B. beim Schreiben) versiegen, aber kein "Allheilmittel".

Sodele, das fiel mir so ein und auf, ist wieder einmal ein langes Posting, daher mal der zwischenzeitliche Fettdruck als Ankerpunkt... :-)

So long
Cu
Jens