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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : OSG-Distorsion



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WackenDoc
05.03.2009, 17:02
Sagt mal, lasst ihr OSG-Distorionen eigentlich zum Ausschluss von knöcherner Beteiligung röntgen oder ist das unnötig? Hat von euch jemand dabei schon mal was gefunden?
Ich mach´s schon, aber mein Kollege,der wesentlich mehr Erfahrung hat nicht. Ich weiss jetzt nur nicht ob ich mal wieder übervorsichtig bin.

icespeedskatingfan
05.03.2009, 17:20
Wenn die seitliche Aufklappbarkeit < 10 Grad ist, kein Talusvorschub und wirklich keine klinischen Hinweise auf eine Fraktur da sind, ist eine Röntgenaufnahme überflüsseig und ein stabilisierender Salbenverband ggf. Air-Cast oder vergleichbare Schiene ausreichend .
Bei den Chirurgen haben wir immer geröngt - aber ich habe das teilweise als Reflex unter Ausschalten des Hirns empfunden, mehr vor der Sorge das der Chef fragt: und wie das Röntgenbild aus?
In GB bin ich mit dem Vorschlag so was zu Röntgen angesehen worden, als käme ich von einem anderen Stern.

Evil
05.03.2009, 17:53
Wenn die seitliche Aufklappbarkeit < 10 Grad ist, kein Talusvorschub und wirklich keine klinischen Hinweise auf eine Fraktur da sind, ist eine Röntgenaufnahme überflüsseig und ein stabilisierender Salbenverband ggf. Air-Cast oder vergleichbare Schiene ausreichend .
Bei Kindern geb ich Dir da recht, die kann man bei Beschwerdepersistenz ggf. auch nach ein paar Tagen noch röntgen.

Einen Erwachsenen würd ich schon röntgen, mir ist nämlich mal eine Weber-A-Fx untergekommen, wo ich nach der klinischen Untersuchung geschworen hätte, daß da nix ist.
Und bei BG-Fällen würd ich IMMER röntgen, sonst gibt das forensischen Ärger.

Lava
05.03.2009, 18:07
Ich sehe das so wie Evil, man kann sich sooooo täuschen. Manchmal denkt man, ach da ist nix und dann ist es doch gebrochen und dann wiederum gibt es Fälle mit mordsdickem Fuß, Gehunfähigkeit und blitzeblau und da gibt's weder ne knöcherne Läsion noch einen Bänderschaden.

Also, wir röntgen auch IMMER. Will der Chef so, dient auch eher unserer Absicherung als der Diagnostik. Wenn eine Fraktur ausgeschlossen ist, machen wir auch gehaltene Aufnahmen. Nur wenn es da wirklich ne Aufklappbarket gibt, geben wir Aircast für 6 Wochen, sonst nur Voltarensalbe und elastischen Verband. Ab ner gewissen Gradzahl (glaub 12 oder so) besteht bei uns im Haus auch eine OP Indikation zur Bandnaht. In meinem schlauen Buch steht, ne absolute Indikation erst ab 30° Aufklappbarkeit, vorher ergibt frühfunktionelle Behandlung den gleichen Erfolg.

Wie auch immer. Als ich das letzte mal umgeknickt bin, bin ich gar nicht zum Arzt gegangen. Hab ne Ibu geschluckt, n bissl hoch gelagert und gekühlt und schon am nächsten Tag konnte ich wieder laufen. :-party

Feuerblick
05.03.2009, 18:27
Wenn mir jemand mit einer gehaltenen Aufnahme käme, dann würd ich ihn standrechtlich erschießen! Ich wusste gar nicht, dass diese antiquierte Aufnahmetechnik immer noch durchgeführt wird. Sowohl an unserer Uni (O-Ton U-Chi-FA: "Völliger Blödsinn! Operiert wird sowieso nicht, bzw. WENN operiert werden muss, dann sieht man schon klinisch, dass das der Fall ist") als auch in meiner Chirurgie-Zeit wurde das nicht durchgeführt. Bei Unklarheiten notfalls ein MRT, aber keine gehaltenen Aufnahmen. Und wer mal eine deftige Distorsion mit Bänderriß hatte, der wird wissen, warum man sich als Patient gegen diese Aufnahme wehren sollte. *jault in Gedanken*
Einen Aircast hatte ich allerdings sofort (den Termin fürs MRT auch...) und habe das Ding geliebt. Ohne zu laufen wäre aufgrund der Instabilität nicht denkbar gewesen.

Lava
05.03.2009, 18:31
An den gehaltenen Aufnahmen scheiden sich die Geister. Bei uns an der Uni sind die nämlich auch Standard. ;-) Ich selber hab auch mal welche bekommen und gehe daher nicht mehr zum Arzt *g*

Sagen wir mal so: eine Aufklappbarkeit von 30° wirst du klinisch sehen können, 12° kannst du aber klinisch nicht sicher feststellen und bei uns gilt das schon als OP Indiaktion :-nix

(Du kannst die gehaltenen Aufnahmen auch ablehnen übrigens! Du musst dafür auch niemanden erschießen, du musst einfach nur deutlich sagen, dass du das nicht willst ;-) )

Feuerblick
05.03.2009, 18:33
:-)) Nee, also wirklich. Bei 12° hätten bei uns die Chirurgen nicht mal das Messer gewetzt. Ein Glück... Ich möchte nicht wissen, was eine gehaltene Aufnahme bei mir ergeben hätte. :-))

WackenDoc
05.03.2009, 18:36
Also dann schein ich zumindest mit dem Röntgen zumindest nicht so falsch zu liegen.
Ich glaub gehaltene Aufnahmen wurden bei unseren Patienten noch nicht gemacht(und damals in der Notaufnahme auch nicht). So kaputt dass operiert werden musste hat auch noch keiner seine Bänder gekriegt. Ist das in der UCH ne häuftige OP?
Allerdings sind wir sehr großzügig mit Aircasts, die kriegt fast jeder. Viele unserer Patienten kommen allerdings erst nach 1-2 Tagen wenn´s nicht von allein besser wird oder sofort wenns dick und blau ist.

Feuerblick
05.03.2009, 18:41
Aircasts sind toll!!! Wie toll merkt man erst, wenn man nach ein paar Tagen angesichts angenommener Schmerzfreiheit das Teil abnimmt und versucht, ohne zu laufen. *eier* Da merkt man doch, wie instabil ein OSG sein kann...

WackenDoc
05.03.2009, 19:09
Meine "Schäflein" findens auch gut. Zusammen mit etwas Diclo und schon hüpfen sie wieder wie die jungen Rehlein....Meistens lassen wird die dann nach und nach weg. Also für so Sachen wie Fußballspielen lassen wir die Dinger ziemlich lange dran.

Lava
05.03.2009, 20:15
Naja, so ne Aircast kostet über 100€. Die gibt's bei uns nur wenn wirklich eine Aufklappbarkeit vorliegt - oder wenn der Patient gehaltene Aufnahmen ablehnt sozusagen als Strafe für 6 Wochen. :-)) Ich hatte damals auch ne Aircast, ich fand das Ding nicht gut, weil ich allergisch auf dieses Plastik reagiert habe - trotz Socke drunter :-(

Bille11
05.03.2009, 20:30
meine 2cent:

ich gugge mir primär das osg an.

schwellung lokal/diffus?
sz lokal/diffus?
beweglichkeit allseits frei/schmerzhafte einschränkung/ablehnung der bewegung?
krepitation ja/nein?
talusvorschub ja/nein?
bandhaftenkontinuität tastbar bei aufklappen? (aller 3 bänder)

unfallmechanismus passend zum beschwerdebild?

röntgen: osg ap/seitlich.
wenn ich da nen verdacht auf eine fraktur/verletzung hab und im normalen osg rö nix seh, dann lass ich gehaltene aufnahmen machen, um die aufklappbarkeit (ergo ein- oder mehrere rupturen) zu checken.

wenn da was mehr aufklappt oder eine inkongruenz auftritt, dann gibts ne aircast. für 6 wochen. ohne wenn und aber. und die empfehlung, in 2 wochen bei persistenz der schmerzen nochmal zum arzt zu schlappen und klinisch zu untersuchen, ggf. röntgen.

wenn das nahezu dem normalen osg ap/seitl. ähnelt, dann den voltarensalbenverband. - den kriegen also die meisten.
wenn ich nicht so den verdacht hab, dass da was kaputt ist und das normale ap/seitl. in ordnung ist, dann gibts auch den voltarensalbenverband.

wenn auftreten nicht geht, gibts uagst. (das widerum auch ohne aircast, oder auch aircast ohne uagst).

bändernähte werden in meinem haus (und dem vorigem und dem pj-haus) nicht gemacht. nicht primär. die dürfen erstmal verheilen. und wenn das dann immer noch probleme macht - mit konservativen möglichkeiten (bandagen zur stabilisierung) versorgt. wenn dann nicht besser - mrt, dann op.

hennessy
05.03.2009, 20:35
ein schönes, schlüssiges regime, bille!

Lava
05.03.2009, 20:38
Janz jenauso machen wir das auch. So in etwa. :-)

Und bevor man ein MRT macht, darf man dem Patienten ruhig mal unter Schmerzmedikation gehaltene Aufnahmen machen, finde ich. Geht schneller, kostet weniger und hat sicherlich weniger/keine falsch positive Befunde. Im MRt sieht man häufiger mal Rupturen, die gar nicht da sind.

Evil
05.03.2009, 20:42
unter Schmerzmedikation
Könnt Ihr das? So als Chirurgen meine ich :-))

Lava
05.03.2009, 20:44
Mein Stationskollege hat neulich ein Schema in unserem Intranet entdeckt. Seitdem ordnen wir keine einzelnen Schmerzmedis mehr an - es heißt bei Visite nur noch "nach Schema" :-))

Bille11
05.03.2009, 20:46
*hihi*

tramaltropfen findet sie sicherlich :-)

(wobei das bei uns ja gerne die schwestern machen... "duuu, der/die dings hat schmerzen, darf er/sie etwas haben?" "ja/nein (bei v.a. bruch nat. nicht) "was soll ich ihm/ihr geben?" "ehm...." "novalgin? keine allergien" "oke. 30 trp. gute idee"

Lava
05.03.2009, 20:47
Wenn ich in der Ambulanz den Schwestern sage, ein Patient darf 20° Novalgin haben, gucken die mich immer ganz komisch an. Scheint irgendwie unüblich zu sein. Aber die Schwestern sind z.T. schon arg verroht, muss man sagen :-D

Evil
05.03.2009, 20:51
bei v.a. bruch nat. nicht
Wieso nicht? Auch bei starken Schmerzen? Gehört Ihr auch zu denen, die akute Bäuche bis zur OP ohne Schmerzmittel lassen, "weil das die Diagnose verfälschen könnte"?

Ich hatte dies Vorgehen eigentlich mehr in der chirurgischen Steinzeit gewähnt *malganzprovokantfrag*

Bille11
05.03.2009, 20:54
iiiivau gerne. aber ned oral.

ich bin gern bereit mal eben ne nadel zu legen.

(und was die mit den bäuchen hier machen, ist mir gottseidank sehr sehr egal, solang es ned mein eigener ist)