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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mündliche, Strategie?



Dice
24.03.2009, 13:44
Hallo liebe Leute,

ich will hiermit eine kleine Diskussion anstoßen zum Thema Mündliche Prüfung im Physikum.

Meine Frage: Man hat z.B. ab jetzt noch ca. 4-5 Monate zum Herbstexamen und damit zur mündlichen Prüfung.

WIE bereitet man sich optimal vor, d.h. welche Bücher zieh ich mir rein? Nehme ich die dicken, z.B. Klinke Silbernagel für Physio (ca. 900 Seiten) und lese ALLES 1x, hab aber wieder alles vergessen, wenn ich durch bin, oder nehme ich die Skriptenreihe von Medi-Learn und lese diese 150x, damit ich diese Inhalte zu 300% verlässlich reproduzieren und in der Mündlichen erzählen kann?
(Ich finde die Skriptenreihe übrigens super, sie enthält allerdings auch einige Fehler! Diese werden hier allerdings veröffentlicht per .pdf).

Was meint ihr, wie soll man vorgehen? Perfektionistisch mit extremen Leseorgien oder wenig Text - den aber supergut?

Gammaflyer
24.03.2009, 15:59
In der Mündlichen kommt es vor allem darauf an, dass man die Zusammenhänge verstanden hat und nicht nur in der Lage ist, eine gegebene Aufgabe irgendwie zu lösen, sondern diese Lösung auch in angemessener Zeit verständlich zu präsentieren(man kann nicht einfach mal einen Aufgabenteil weglassen und später wieder drauf zurückkommen, wenn der Prüfer vor einem sitzt und jetzt eine Antwort will). Es kommt zwar auch auf Fakten-Wissen an, aber nicht so sehr wie im schriftlichen Teil. Es geht nicht um Runterrattern und Reproduzieren auf Teufel komm raus.
Dessen sollte man sich bei der Vorbereitung bewusst sein.
Wie man sich jetzt am besten vorbereitet kann einem keiner vorschreiben. Man muss wissen(und das sollte einem nach 4 Semestern eigentlich gelungen sein), wie man am besten lernen kann. Und zwar sowohl für Fakten-Wissen als auch für Zusammenhänge. Das ist eine Frage des persönlichen Lern-Typs.

Ich zum Beispiel habe für Physio den Silbernagl gelesen, für Biochemie den Müller-Esterl und für Anatomie die Promethen, etwas Schiebler, Trepel und Taschenatlas 3. Damit kam ich gut klar.
Hab mir nichts neues speziell für die Mündliche gekauft und würde davon auch abraten. Man hat ewig mit den gleichen Büchern gearbeitet, weiß wo was ist und kennt den Stil, warum dann jetzt der Stress, noch was Neues anzufangen und vieles unnötig doppelt zu lesen.

Coffindancer
27.03.2009, 12:52
Hi,

ich habe im Herbst Physikum gehabt und hab es daher noch relativ gut in Erinnerung..

Zu allererst der allseits bekannte (und inzwischen vermutlich nervige) Rat: verschätz dich nicht mit der Zeit.. Das heißt nicht, dass du jetzt bis zur Prüfung büffeln sollst wie ein Tier, was ja auch aufgrund des nebenher laufenden Semesters schon gar nicht möglich ist..aber tu einfach regelmäßig etwas. Was bzw. wie genau ist für jeden unterschiedlich. Mir zum Beispiel hat es geholfen, mir einen Plan zu schreiben, den ich abhaken konnte (musste), da ich mich sonst nicht aufgerafft hätte.

Kauf dir nicht komplett neue Literatur, wenn du bisher gut mit deinen Büchern zurecht kommst.. Ich habe meine ganze Biochemie mit dem Buch der Dualen Reihe gemacht, weil es für mich persönlich am leichtesten nachzuvollziehen war. Ich habe mir nicht extra für das Physikum den hochgelobten Löffler, Müller-Esterl oder gar Stryer zugelegt, weil mein Buch für mich verständlicher war und letztendlich dieselben Inhalte (wenn auch nicht immer Stryer-detailliert) lehrt..

Wie mein Vorredner schon sagte, kommt es viel auf das Verständnis der Zusammenhänge an..klar ist manchmal Detailwissen gefragt, aber verlier dich nicht in absolutem Spezialwissen!Das passiert leider schnell..

In Biochemie und Physiologie habe ich mich zum Beispiel zu sehr großen Teilen an den Praktikums- und Seminarthemen orientiert, was möglich war, da bei uns die Praktika und Seminare wirklich sinnvoll aufgebaut und gut umgesetzt waren. Alle wirklich wichtigen Themen wurden hier behandelt und konnten so gut in meinen "Lernplan" übernommen werden.

In Anatomie scheint alles erst kaum zu bewältigen..umso wichtiger war es für mich, mir zu überlegen, wie ich anfangen will (z.B. ganz einfach: von außen (Muskulatur/Skelett) über die "Mitte" (Situs) bis innen (Neuro) und dabei von "oben" nach "unten".. Klingt simpel, hat aber funktioniert.
Hier ebenso wichtig: nicht in Minidetails verlieren!
Statt z.B. jeden klitzekleinen Ursprung und Ansatz jedes noch so fitzeligen Muskeln zu kennen, werde dir lieber über die funktionellen Gruppen klar...welche Muskeln arbeiten warum zusammen (z.B. Extensoren / Flexoren oder so)? Damit leuchtet dann auch die Innervation in den meisten Fällen ein.. ;-)
Ein anderes Beispiel wär die "Hierarchie" des Gehirns..oder wie sind die Aufgaben der verschiedenen Organe des Verdauungssystem miteinander verzahnt..?
Ich hatte in der Mündlichen z.B. den absolut gefürchteten Anatomen..statt aberwitzige Details abzufragen, zeigte er sich von solchem "Überblick"-Wissen jedoch viel beeindruckter, da es einfach relevanter für die Praxis ist, dass dir klar ist, was funktionell wie zusammengehört / -arbeitet (so hat er die Gewichtung seiner Fragen auch begründet).

Und zuletzt: gliedere deine Lerneinheiten so, dass du Themen fächerübergreifend lernst (und somit viel besser verstehst)..
Wenn du dir zum Beispiel in Anatomie das Herz vornimmst, lern in deinen nächsten Einheiten die Physiologie und die biochemisch relevanten Fakten zum Herz..wenn man die Themen so lernt, verinnerlicht man die wichtigen Fakten viel besser und erkennt die Zusammenhänge..und -zumindest bei mir- bleibt alles besser hängen.
In meiner mündlichen Prüfung war mir das unmittelbar von Vorteil, da die Physiologin bei jedem Prüfling (so es möglich war) gerne die abgefragten Themen des Anatomen aufgegriffen hat und diese dann vertiefend nach physiologischen Fakten abgefragt hat..

Falls du auch noch schriftlich ran musst, kreuze am nächsten Tag die gelernten Themen um zu sehen, in welcher Art und Weise gerne danach gefragt wird.


Fazit:

Überleg dir früh genug deine Strategie.

Falls du der Typ dafür bist, mach dir einen Zeitplan, in dem du die zu lernenden Themen festhältst (nicht nur Mo.: Biochemie, Di.: Anatomie etc.) und plane vor allem auch Pausen und freie Tage ein, die du unbedingt einhalten solltest..so schwer es auch fällt.

Lerne einzelnde Themen fächerübergreifend und versteh die Zusammenhänge.

Verliere dich nicht in zu speziellen Details.

Unterschätze die verbleibende Zeit nicht.

Falls es dir liegt, repetiere das Gelernte in Gruppen / fragt euch gegenseitig ab (evt. im Stil einer Prüfung). Falls nicht, erzähl das Gelernte zusammenfassend und laut dir selber, deinem Nachbarn, deinen Eltern oder sonstwem.. Dadurch lernst du, frei über ein Thema zu referieren. Wenn dein Prüfer dich lässt, ohne großartig Zwischenfragen zu stellen, ist dir das absolut von Vorteil! Du schindest Zeit und kannst evt. weitere Fragen vermeiden, wenn du ihm die wichtigen Fakten im sinnvollen Zusammenhang halbwegs stotterfrei und flüssig darbieten kannst. Außerdem macht es natürlich einen souveräneren Eindruck als zu jeder Frage nur eine drei-Wort-Antwort geben zu können..das verleitet Prüfer gerne, unangenehmer nachzubohren..

Gönne dir Auszeiten (geh joggen, triff dich mit Freunden..egal, bekomm den Kopf irgendwie frei zwischendurch).

Und als letztes ein Rat, der sich leichter sagen als umsetzen lässt:
Höre nicht auf die Horrorgeschichten derer, die es hinter sich haben!

Ich habe das leider nicht getan und mich völlig wahnsinnig gemacht vorher..
Letztendlich war meine mündliche Prüfung trotz einer vermeintlichen Todeskombination von Prüfern wirklich sehr, sehr human..
Wir wurden sehr ernst genommen, die Prüfer versuchten eine lockere Atmosphäre aufzubauen. Das ganze wurde mehr wie ein Fachgespräch unter "Kollegen" aufgebaut; es kam sich niemand vor, wie der dumme Schüler, der vom bösen Oberlehrer bloßgestellt werden soll.
Es wurde niemandem übel genommen, wenn man mal hing oder in die falsche Richtung unterwegs war, solange man sich durch geschicktes Hinterfragen wieder auf die richtige Fährte locken ließ.Keiner wurde durch fiese, hinterlistige Fragen versucht, in die Irre zu führen.
Nach einer wirklich anspruchsvollen, aber fairen Prüfung freuten sich die Prüfer sichtlich mit uns.

Sicherlich gibt es da auch mal andere Szenarien, aber den Horror an meiner Mündlichen habe ich mir völlig alleine bereitet. Wäre ich nur etwas gelassener und auf mein Wissen vertrauend in die Prüfung gegangen, hätte alles weitaus entspannter sein können!

So, ellenlanger Post, aber ich hoffe, es ist der ein oder andere brauchbare Tipp dabei..viel Erfolg!!!