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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Den Leser HÖREN lassen



Jens
18.11.2002, 19:25
REISE IN DIE WELT DER 7 SINNE:
Diese Woche: HÖREN

Der Sinn der Woche ist das Hören.

Nehmt euch die nächsten Tage einmal vor genauer hinzuhören: im
Alltag, in der Uni, zuhause und auf das was ihr hört vermehrt zu achten.

Hört genauer zu in Eurer Umgebung, was hört ihr und woran erinnert euch das?

Was hört ihr imTreppenhaus, am Kiosk, auf dem Balkon.

Wie könnte man das in Worte fassen und zwar derart, dass der Leser die Buchstaben nicht nur liest, sondern beim Lesen auch wahrhaftig mithört?

:-music Lasst euren Höreindrücken freien Lauf. :-music

Warum das ganze?
Lebendige Erzählungen greifen auf die Sinne zurück. Ein Roman in dem steht:

"Er setze den Fuß auf"

und ein Roman in dem steht

"Mit einem an militärisches Hackenzusammenschlagen erinnerndem Peitschen stampfte er auf."

unterscheiden sich gewaltig: der eine Satz sagt recht wenig, man hört nichts, der nächste Satz sagt mehr und man hört es
sogar beim Lesen!

Wir werden uns der Reihe nach die Sinne vornehmen. Ihr
könnt hier einfach frei nach Lust und Laune in Kurzform posten, was ihr in Analogie zu obigem Beispiel alles gehört habt, wenn ihr genauer hinhört.

Versucht dabei dass Geräusch derart anschaulich zu beschreiben, dass man es beim Lesen im Forum hören kann ;-)

:-music Jens :-music

eleni
19.11.2002, 15:18
Also sagt mir mal, ob ihr das hören könnt, bzw. ob ihr rausbekommt welche Kaffeemaschine ich hab: :-)

Die Kaffeemaschine brodelt in tiefen Basstönen bevor der Kaffee endlich in die Kanne läuft. Dabei zischt und pfeift es. Es wird immer lauter, höher und intensiver, bis man das Gefühl hat eine Rakete möchte starten-und dann endlich das Gluckern das mir anzeigt dass alles gut ist-die Maschine steht noch und der Kaffee ist fertig.


Ich hab seit Jahren nicht mehr geschrieben, deshalb hier noch ein Versuch:

Ein leises Zischen trifft mein Ohr. Doch ich sehe nix, was dieses Geräusch verursachen könnte. Da ist es wieder: Erst ein leises Pfeifen, beginnend mit niedrigen Frequenzen das stoppt wenn es die höheren Frequenzen erreicht hat, dann ein leises Zischen in umgekehrter Richtung. Ich schau mich nochmal um-da jetzt sehe ich einen alten Mann auf einer Parkbank-es ist sein Atem.

Gruß, Eleni

enja
21.11.2002, 10:47
sorry eleni,

meine espresso-maschine ist es jedenfalls nicht - aber es hört sich lecker an! Besonders schön finde ich die brodelnden basstöne und den vergleich mit der rakete! (vergleiche halte ich überhaupt für gut.) irgendwie fehlt jetzt nur noch die wunderbare kaffeeduft-beschreibung...
dein zweites werk erinnert mich natürlich an die verschiedenen atemgeräusche (biot-atmung, cheyne-stokes, u.s.w.) daraus könnte man sicher noch mehr machen... insgesamt finde ich es etwas farblos, was bestimmt erheblich am inhalt liegt, doch die unvorhergesehene auflösung "es ist sein atem" ist gut gelungen!
gruß,
enja

Pünktchen
04.12.2002, 14:54
hallo :-)

ich weiß, meine Antwort kommt ziemlich spät...aber ich werd mal versuchen meine Skizzen zusammen zu bauen...

hier sitz ich nun, gerade mal vor 45 minuten lag ich noch in meinem kuschligwarmen Bettchen und genoß meine träume...vorbei war der Traum. Jetzt lümmel ich hier auf harten Holzsitzen rum und höre teilnahmslos dem Alleinunterhalter vor der Powerpointpräsentation zu. Die Neonröhren an der schäbigen Decke summen. Puh ist das warm hier. Kugelschreiber und Bleistifte quälen sich kratzend müde über das Papier. Hastig schleifen Arme und Hand über den Block. was ist nur so wichtig an diesen Tabellen da vorne? Warum schreiben die alle so viel? ahh...das Klicken der Diaprojektors holt mich aus meinen Grübeln.
ich wende mich den bunten Bildern an der Wand zu und höre zum ersten Mal an diesem Morgen die Stimme eines älteren wohl weisen Mannes. Der Raum wird dunkler. Die Hörsaaltante hat wohl den Dimmer bedient. Hinter mir hat anscheinend jemand schon wieder eine Seite vollgeschrieben, denn ein Rascheln ist zu vernehmen. Oh mann, jetzt knistert auch noch jemand vor mir mit Plastikpapier. mach schneller oder warte bis nachher, Bonbons sind eh schädlich für die Zähne. Schade nun hab ich es wieder nicht verstanden was er will. Links hinter mir zischt eine Wasserflasche. Plötzlich...ein Brummen, die Wände scheinen zu vibrieren. Ein Schlagbohrhammer! jetzt um diese Zeit. Ein Gemurmel macht sich breit und das Projektorklicken ist verschwunden. Oh schon zu ende. Dann geh ich mal.


Ok...ein kleiner Versuch...ich find gut :-blush wie wirkt es? liegt es am Schreibstil oder doch an den geräuschen?

Das Blaue Wort würde ich gerne ersetzen, wenn jemand einen besseren Begriff weiß...*grübel* mir fällt grad keiner ein.

gruß
pünktchen :-)

PS. Die Geschichte ist nicht authentisch (schreibt man das so?) :-D

Pünktchen
04.12.2002, 15:06
Falls jemand keine Idee hat, kann er ja meine sonstigen "skizzen" in eine Szene einbauen.

Autos Reifen rutschen über das nasse schmierige Kopfsteinplaster

Fahrrad monotone klicken einer Kette über ein Zahnrad...angestrengte auf und ab des Dynamos

Baustelle ohrenbetäubende monotone dumpfaufschlagende Geräusch...Kopfschmerzerregend

Ventilator leises Hintergrundbrummen

Wie beschreibt man am besten ein Kühlschrankgeräusch?

gruß
pünktchen :-)

Feuerblick
06.12.2002, 21:05
Leise surrt mein Computer wie ein weit entfernter Bienenschwarm, immer wieder unterbrochen von einem dezenten Klick, wenn sich die Chat-Seite erneuert. Ein munteres "Hello" einer männlichen Stimme ertönt blechern aus dem Lautsprecher...ein neuer User hat sich eingeloggt...
Im Fernsehen stellt Günther Jauch mit monotoner Stimme seine schwierigen Quizfragen. Der Kandidat grübelt leise in rauhem Tonfall, manchmal setzt seine Stimme ganz aus. Im Hintergrund die dudelt die spannungserzeugene Musik mit einem an den menschlichen Herzschlag erinnernden Grundrhythmus. Leises Husten macht sich im Publikum breit, begleitet von noch leiserem Rascheln.
Was hat dieses surrende, laut klappernde Geräusch aus meinem Bad zu bedeuten? Es poltert ja, als käme Nikolaus persönlich den Kamin heruntergefallen! Ach so, die Waschmaschine schleudert meine Wäsche.
Meine Katze liegt auf meinen Beinen und gibt ein nähmaschinengleiches, unglaublich beruhigendes Schnurren von sich. Hach, schlafen könnte ich jetzt auch mal.... Warum eigentlich nicht?
Gute Nacht! :-))


Naja, dafür, dass ich das in fünf Minuten gekritzelt habe, gehts....

Gruß
Feuerblick

aione
07.12.2002, 01:27
Die Wiese um mich ist hoch gewachsen und die Gräser kitzeln an meinen nackten Beinen. Der Rücken ist kühl vom Boden unter mir und mein Bauch glüht bestrahlt von einem heißen Sommertag. Ein leiser Wind weht über meine Haare und krauselt mir eine Locke in mein Gesicht und versperrt mir so den Blick auf die Sonne. Um mich ist die Luft angefüllt mit dem Summen der unzähligen Insekten, die sich im wilden Flug lauter und leiser werdend um mich tummeln. Rechts von mir höre ich das montone Zirpen einer traurigen Grille. Seit Stunden versucht sie vergebens, mit ihrem melancholischen Gesang ein Männchen heran zu locken. Das Schwirren der heißen Luft um mich läßt das Rufen und Schreien der spielenden Kinder in den Hintergrund treten. Nur noch als Kulisse nehme ich es wahr, wie sie planschend ins Wasser springen, spritzend um sich schlagen und nach Luft japsen.
Plötzlich bemerke ich ein Vibrieren, ein dumpfes Brummen meines Körpers noch lange bevor ich etwas hören kann. Der Boden unter mir scheint sich zu bewegen, in kleiner, kaum wahrnehmbarer Weise und doch ist es ganz deutlich. Ich werde ganz eins mit dem festen Untergrund und nehme die Schwingung in mir auf, die sich immer deutlicher spüren läßt. Ein wiederkehrender Rhythmus durchdringt meinen Körper als ob etwas auf mich zu käme.
GAnz von fern vernehme ich ein leises Signal, einen hohen, schrillen Ton, der das Licht durchschneidet und direkt in mein Hirn eindringt.
Und dann kann ich es hören, entfernt zuerst und dann immer lauter werden stampft etwas auf mich zu . Begleitet von den rhythmischen Vibrationen bewegt sich ein wütendes Untier auf mich zu begleitet von einer hohen Rauchsäule, die in den blauen Himmel aufsteigt.
Dmmm- dmmmm-dmmmm.......lauter und lauter -tschtschtsch.....tschtschtsch......tschtschtsch... ...
Mit vor Schreck geweiteten Augen blicke ich in das Angesicht der Maschine, die neben mir vorbei rast. Ich liege direkt neben Gleisen, die seit Jahren still gelegt waren.....