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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stimmungsaufhellung Interferontherapie



SteffiH
05.04.2009, 13:31
Hallo zusammen,
ich hab mal ne fachliche Frage aus privatem Interesse an die erfahreneren unter euch ;)
Ein Bekannter hat im Sommer ein malignes Melanom diagnostiziert bekommen, mit Befall von einem LK. Seither bekommt er eine Therapie mit pegyliertem Interferon einmal pro Woche. Bezüglich der "grippeartigen" Nebenwirkungen verträgt er es echt ganz gut und hat kaum Beschwerden. Allerdings ist er seit er das nimmt ziemlich antriebslos, hockt nur noch zuhause rum und kann sich kaum aufraffen vor die Türe zu gehen, weil er keine Lust dazu hat. Er ist da auch völlig beratungsresistent, wenn man sagt, er soll doch mal rausgehen, es würde ihm sicher gut tun. Und das ist dann halt auch eine ziemliche Belastung für seine ganze Familie.
Jetzt meine Frage dazu: Was würdet ihr denn vorschlagen dass man ihm so medikamentös n bisserl zur Stimmungsaufhellung geben könnte? SSRI? Ein trizyklisches? Und verträgt sich das dann auch mit dem Interferon? Meine Erfahrungen diesbezüglich halten sich leider in Grenzen, daher wär ich für Tips sehr dankbar :)
Grüsse
Steffi

dantheg
08.04.2009, 04:41
Also bevor du gar keine Antwort bekommst probier ichs mal ... wenn du Zugang zu uptodate hast haben die übrigens genau zu diesem Thema ein Artikel, kann selber darauf gerade leider nicht zugreifen. Es ist sicherlich immer eine Abwägung was man in so einem Fall macht, die Spanne liegt zwischen gar nichts zusätzlich geben und Interferon absetzen. Studien zu Wechselwirkungen von Interferon und anderen Medikamenten bezüglich der Wirkung der Immunotherapie gibt es glaube ich kaum, insofern begibt man sich auf dem Terrain des "Expertenwissens" was bekanntermaßen nicht so toll ist. Persönlich würde ich sagen dass man SSRIs geben würde ... im Zuge der Interferontherapie sollte man aber die Schilddrüsenwerte kontrollieren da gewisse autoimmunologische Phänomene auftreten können und diese sich als Depression manifestieren können (wobei ich nicht mehr weiß ob Interferon eine Über oder Unterfunktion induziert). Grundsätzlich ist es nicht sonderlich empfehlenswert Nebenwirkungen von Medikamenten mit Medikamenten zu behandeln aber ich bin eher der Auffassung dass man alles machen sollte um Interferon nicht abzusetzen.

Und zur Info, nach Absetzen von Interferon kann es schon dauern bis die Nebenwirkungen weg sind ... mehrere Wochen bis Monate...

Bitte korrigiert mich wenn ich Unrecht habe.

WackenDoc
08.04.2009, 16:59
Ich würd ihn eher mal konsiliarisch in der Psychiatrie vorstellen.
Vielleicht hilft ihm ja auch schon mal eine nicht-medikamentöse Therapie zur Unterstützung. Und wenn nicht kann man immer noch interdisziplinär überlegen was sich mit dem Interferon verträgt.

Evil
08.04.2009, 17:21
Grundsätzlich ist es nicht sonderlich empfehlenswert Nebenwirkungen von Medikamenten mit Medikamenten zu behandeln
Prinzipiell hast Du da recht, aber fast alle gängigen Chemotherapie-Schemata beinhalten Antiemetika und Mittel gegen spezifische UAWs wie z. B. Lyrica bei Parästhesien, Kortikoide bei Gabe von Gammaglobulinen, etc.
In der Regel sind die Onkologen auch nicht zimperlich, Antidepressiva zu verordnen, dies allerdings nicht studienbasiert. Von daher würde ich es einfach mal mit Cipramil 20 1-0-0 versuchen und schauen, was passiert.

lala
08.04.2009, 20:24
Mensch Evil - von wem wirst du denn alles gesponsort ;-)?
Gibt natürlich noch andere Medis für PNP als Pregabalin (was aber sehr gut ist!!) und andere SSRI! Im Prinzip gebe ich dir aber Recht- SSRI oder auch SNRI, wobei da jeder seine Vorlieben hat...

lala

Evil
08.04.2009, 20:39
Die Chemo-Hersteller sind sehr freigiebig, hab schon einige USB-Sticks abgestaubt :-))

Das ist aber auch das einzig Gute an der Onko (abgesehen von der Sterbebegleitung), zumal wenn man sich nicht die Bohne für Chemotherapie-Schemata interessiert :-oopss