PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ- Zeugnis:



Seiten : [1] 2

Blutsaugerin
08.04.2009, 14:06
Hallo,
folgendendes Zeugnis habe ich über meinen Einsatz bekommen, vielleicht kann mir jemand bei der Interpretation helfen.
Insgesamt glaube ich , dass die Beurteilung nicht so gut ist, was meint Ihr?
..Sie betreute Patienten von der stationären Aufnahme bis zur Entlassung unter Anleitung mit Anamneseerhebung, körperlicher Untersuchung, eigenständiger Vorstellung bei den Visiten und Röntgenbesprechung, Festlegung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, Abschlussuntersuchung und Schreiben vorläufiger Arztbriefe.
Zu ihrem Aufgabenbereich gehörte auch die Durchführung von ... (Aufzählung der Untersuchungen).
In die Grundzüge der EKG- Befundung hat sie sich eingearbeitet.
An den Fortbildungen hat sie mit Interesse teilgenommen.
Sie hat sich rasch in den Stationsalltag integriert und die ihr übertragenen Aufgaben verantwortungsbewußt ausgeführt.

LMD
08.04.2009, 15:37
Es ist nicht toll, aber auch nicht schlecht. letztendlich nur ein Widerspiegeln deiner "handwerklichen" Tätigkeiten, aber ohne größere Wertung, was positiv als auch negativ sein kann....würde stutzig werden, aber mit den letzten 2 positiven sätzen ganz gut auffassen, wenn ich in der perso-abteilung wäre.

Ersa
08.04.2009, 16:09
Klingt meiner Ansicht nach wie so ein 08/15-Zeugnis, dass dort jeder PJler bekommt...

Blutsaugerin
08.04.2009, 19:50
Es ist nicht toll, aber auch nicht schlecht. letztendlich nur ein Widerspiegeln deiner "handwerklichen" Tätigkeiten, aber ohne größere Wertung, was positiv als auch negativ sein kann....würde stutzig werden, aber mit den letzten 2 positiven sätzen ganz gut auffassen, wenn ich in der perso-abteilung wäre.

ja das genau irritiert mich daran, diese fehlende Wertung- normalerweise kann man ja abstufend mit verschiedenen Wortwendungen werten.
Ausserdem finde ich den Ausdruck " unter Anleitung" (klingt wie bei einem Famulus in der ersten Famulatur) komisch und ich wundere mich, dass nur bei der Patientenvorstellung das Wort eigenständig auftaucht.
Eigentlich wollte ich das Zeugnis haben, weil ich mich in einer sehr beliebten Stadt in einem sehr beliebten Fach bewerben wollte, das kann ich jetzt wohl vergessen....

dreamchaser
08.04.2009, 20:05
Hat wohl auch forensische Gründe, warum in einer PJ-Bewertung "unter Anleitung", "unter fachärztlicher Supervision" oder ähnliches steht - denn ein Student muss eigentlich immer unter Anleitung handeln!!! Der Chef, der in dem PJ-Zeugnis schreibt, dass der PJ alles alleine gemacht hat, schneidet sich ins eigene Fleisch.
Habe selbst auch 150 Narkosen komplett alleine gemacht ohne Anästhesisten im Saal - im Zeugnis stand nur "hat an ... Narkosen mitgewirkt". Geht eben nicht anders.

Michael72
09.04.2009, 18:54
Hallo,
folgendendes Zeugnis habe ich über meinen Einsatz bekommen, vielleicht kann mir jemand bei der Interpretation helfen.
Insgesamt glaube ich , dass die Beurteilung nicht so gut ist, was meint Ihr?
..Sie betreute Patienten von der stationären Aufnahme bis zur Entlassung unter Anleitung mit Anamneseerhebung, körperlicher Untersuchung, eigenständiger Vorstellung bei den Visiten und Röntgenbesprechung, Festlegung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, Abschlussuntersuchung und Schreiben vorläufiger Arztbriefe.
Zu ihrem Aufgabenbereich gehörte auch die Durchführung von ... (Aufzählung der Untersuchungen).
In die Grundzüge der EKG- Befundung hat sie sich eingearbeitet.
An den Fortbildungen hat sie mit Interesse teilgenommen.
Sie hat sich rasch in den Stationsalltag integriert und die ihr übertragenen Aufgaben verantwortungsbewußt ausgeführt.

In Schulnoten ausgedrückt wäre ein solches Zeugnis eine 4. Massgeblich hierfür sind:

"Zu ihrem Aufgabenbereich gehörte..." heisst: "Leider hat sie es nicht erledigt"

"Sie hat die ihr übertragenen Aufgaben verantwortungsbewusst ausgeführt" - auch hier fehlt jeglicher Ausdruck von Zufriedenheit und Güte (Beispiel: "Sie hat die ihr übertragenen Aufgaben verantwortungsbewusst und zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt" wäre eine 2-3)

"An den Fortbildungen hat sie mit Interesse teilgenommen" - Aber hat sie auch etwas mitgenommen? Eher nicht.

Gaaaanz wichtig: Fehlende Wünsche für die Zukunft sind Ausdruck massivster Unzufriedenheit! (Floskeln wie: "Wir wünschen N für die berufliche und private Zukunft alles Gute" (= Note 2))

Weglassungen drücken immer eine schlechte Bewertung aus!

Somit 2 Möglichkeiten: 1) Du solltest ein schlechtes Zeugnis bekommen. 2) Das Zeugnis wurde von jemandem geschrieben, der keine Ahnung hat. Im zweiten Fall unbedingt korrigieren lassen!

SynC
09.04.2009, 19:29
Wow, da kennt sich ja jemand echt mit Zeugnissen aus. Dann krame ich direkt mal mein Zeugnis vom Krankenpflegepraktikum hervor ;-)

gyrasehemmer
09.04.2009, 19:31
Guck doch mal in Internet, es gibt ein paar ganz gute Seiten, wo die ''Zeugnis-Codes'' erläutert sind.;-)

Blutsaugerin
10.04.2009, 17:24
@ Michael 72:
der Satz wir wünschen Ihr alles Gute für die Zukunft steht drinne, ich hatte ihn nur aus Bequemlichkeit weggelassen, da mir die Bedeutung nicht so klar war.
Aber warum sollten die vorher so schlecht urteilen und dann diesen Abschluss setzen?
Das Zeugnis wurde von dem leitenden Oberarzt, der für die PJler zuständig ist, geschrieben- er hat aber kaum ein Wort mit mir gewechselt und mich auch nur bei den Chefvisiten gesehen.

Wie wichtig ist denn so ein PJ- Zeugnis?
Mein Physikumszeugnis war leider nicht so gut und ich wollte mich schon vor dem Examen damit um eine Stelle in einem sehr beliebten Fach bewerben ?
Würdet Ihr noch einmal zu dem OA hinhegen und fragen, wie dieses Zeugnis zustande kommt- ich habe meine Leistung ganz anders gesehen ?
Wenn ich Pech habe, habe ich dann genau diese OA als Prüfer im Wahlfach.
@Gyrasehemmer: kannst Du mir bitte mal ein paar solcher Seiten nennen? Danke

Muriel
10.04.2009, 17:48
Ich würde dieses Zeugnis nicht einer Bewerbung beilegen. Kein Zeugnis macht einen besseren Eindruck als dieses. Woher sollst Du auch groß Zeugnisse bisher haben? Du hast ja noch nicht gearbeitet (oder in einem anderen Beruf? Dann wäre das sowieso aussagekräftiger als ein PJ-Zeugnis). Von PJ-Zeugnissen halte ich im Allgemeinen nicht viel, da sie meistens mehr oder minder hingerotzt werden. Ich habe in sehr vielen Vorstellungsgesprächen mit gesessen von vielen Berufsanfängern. Fast keiner hatte ein PJ-Zeugnis, und wenn, ist es auch nicht sonderlich ins Gewicht gefallen.

tinach
11.04.2009, 07:58
Ich habe in sehr vielen Vorstellungsgesprächen mit gesessen von vielen Berufsanfängern. Fast keiner hatte ein PJ-Zeugnis, und wenn, ist es auch nicht sonderlich ins Gewicht gefallen.

darf ich fragen, wonach dann ausgewählt wird? ich meine nach irgendwas muss man doch auswählen und da fände ich als laie ein pj-zeugnis aussagekräftiger als ein examenszeugnis..denn viel anders kann man doch die praktische tauglichkeit eines anfängerbewerbers gar nich einschätzen..:-nix
kann ja nich einfach nur nach sympathie gehen..;-)

test
11.04.2009, 08:07
darf ich fragen, wonach dann ausgewählt wird? ich meine nach irgendwas muss man doch auswählen und da fände ich als laie ein pj-zeugnis aussagekräftiger als ein examenszeugnis..denn viel anders kann man doch die praktische tauglichkeit eines anfängerbewerbers gar nich einschätzen..:-nix
kann ja nich einfach nur nach sympathie gehen..;-)

Naja ein Arbeitszeugnis ist auch sehr subjektiv, mag der Schreiber denjenigen oder nicht, kennt er ihn vielleicht schon länger usw....
Daher kann man sich auf sowas auch nicht sooo viel verlassen. Denke die Examenszeugnisse sind da schon was handfesteres. :-nix

Michael72
11.04.2009, 12:53
der Satz wir wünschen Ihr alles Gute für die Zukunft steht drinne, ich hatte ihn nur aus Bequemlichkeit weggelassen, da mir die Bedeutung nicht so klar war.

Insgesamt ist es eben sehr schwierig, ein Arbeitszeugnis zu schreiben, denn dieses muss "wohlwollend" und "wahrheitsgemäss" sein. Zwei Dinge, die sich manchmal ausschliessen. Gerade im Fall der Zukunftswünsche für einen Praktikanten kann dies daher so aussehen:

Note 1: Wir wünschen N im Studium weiterhin viel Erfolg und in persönlicher Hinsicht alles Gute. (Wir würden es begrüßen, wenn er/sie sich nach Abschluss des Studiums bei uns bewürbe.)

Note 2: Wir wünschen N im Studium weiterhin Erfolg und in persönlicher Hinsicht alles Gute.

Note 3: Wir wünschen ihm/ihr weiterhin alles Gute.

Note 4: Wir wünschen ihm/ihr alles Gute.

Note 5: Wir hoffen mit ihm/ihr. dass er/sie sein/ihr Studium abschließen und künftig in der Praxis Erfolg haben wird.

Note 6: Keine Zukunftswünsche.

Und eins noch: ein mieses Zeugnis und übertriebene Zukunftswünsche sind ebenfalls ein Signal für schlechtes Arbeiten. Ebenso wie Auslassungen, Ironie oder falsche Reihenfolgen. Ist ein kompliziertes Gebiet und das ganze sprengt auch den Rahmen dieses Forums :-)

Antracis
11.04.2009, 14:06
Wobei ich den Eindruck habe, dass im medizinischen Bereich, vor allem aber bei Famulanten und PJlern, oft nicht die gleichen Maßstäbe anzulegen sind, wie in der "freien Wirtschaft". Ich hab längere Zeit vorher auch in einer anderen Branche gearbeitet und bei einigen Zeugnissen, die mir in der Medizin untergekommen sind, mußte ich schon schlucken. Entweder wollte man da dem Pjler gezielt eins auswischen (was offensichtlich nicht der fall war), oder es lag schlicht und einfach Desinteresse und/oder Unprofessionalität vor.

Ich würde ein PJ-Zeugnis immer dann beilegen, wenn es halt nicht nach 08/15-Zeugnis klingt und vor allem personalisiert ist, also z.B. wirkliche fachliche Ausnahme-Kompetenzen des Bewerbers zum Ausdruck bringt, die über den "normalen" PJler hinausgehen.

Ein Kommilitone von mir war in der glücklichen Lage, so eines zu bekommen. Da stand halt nicht nur drin, was er alles schon tolles konnte, sondern auch, dass man seine angestrebte FA-Ausbildung im angestrebten Bereich nach Kräften unterstütze, da er ausgezeichnete Voraussetzungen mitbringe und so weiter...das war dann bei den Bewerbungen schon ein Thema.

Muriel
11.04.2009, 16:04
darf ich fragen, wonach dann ausgewählt wird? ich meine nach irgendwas muss man doch auswählen und da fände ich als laie ein pj-zeugnis aussagekräftiger als ein examenszeugnis..denn viel anders kann man doch die praktische tauglichkeit eines anfängerbewerbers gar nich einschätzen..:-nix
kann ja nich einfach nur nach sympathie gehen..;-)

Es gibt zwei Dinge, die sehr wichtig sind, die man nicht aus einer Bewerbungsmappe ersehen kann:
1) Passt der Bewerber von der Persönlichkeit ins Team? Das ist so absolut wichtig und wird leider häufig unterschätzt
2) Wie gibt sich der Bewerber. Ja, man kann tatsächlich, wenn man einige Gespräche mitverfolgt hat, relativ gut abschätzen, wie die Arbeitsweise des Bewerbers aussieht. Damit meine ich nicht das Fachliche, das weiß man einfach nicht, das wird sich bei jedem Bewerber erst zeigen, wenn er angefangen hat, aber ist es eher ein Schluffi, ein zielstrebiger, einer, der sich gerne reden hört und auch so arbeiten wird, einer, der sehr bescheiden und zurückhaltend ist...

Das klingt banal, aber hat mir in den letzten anderthalb Jahren wirklich gezeigt, dass es sehr wichtig ist.

Sebastian1
11.04.2009, 17:18
Meine Meinung dazu: Eine Bewerbung macht dich allenfalls interessant für ein Vorstellungsgespräch. Was deiner BEwerbung als Berufsanfänger beiliegt, ist herzlich egal, wenn du eingeladen wirst. Daher muss die Bewerbung gut sein.

Aber wenn du erst einmal eingeladen bist, dann vergiss deine Bewerbung, dann kommts drauf an, einen guten Eindruck zu machen.
Wie man den macht, ist natürlich von Stelle zu Stelle unterschiedlich (Uniklinik wird wert auf Forschung legen, Provinznestklinik eher nicht.)

Aber als Berufsanfänger kann man dir viel beibringen. Aber du musst ins Team passen. Und das muss dann rüberkommen.

Das Zeugnis würde ich auch eher weglassen.

Blutsaugerin
12.04.2009, 08:53
Danke erst einmal für die vielen ANtworten.
Zusammengefasst ergeben Eure Antworten, die Aussage, dass es sich um ein Standardzeugnistext handelt, dem die positiven Aussagen, wie eine Bewertung meiner Tätigkeit etc. herausgenommen wurden bzw. bewußt nicht erwähnt wurden.
Mir war klar, dass ich mich mit diesem Zeugnis nicht bewerben brauche, aber ich wollte von Euch noch einmal eine etwas genauere Interpretation bitten.
Allerdings sehe ich meine Leistung etwas anderes und frage mich jetzt, ob es sich lohnt mit dem leitendem Oberarzt noch einmal das Gespräch zu suchen wegen des Zeugnisses.
Auch kann es mir passieren, dass er oder der KLinikchef, der das Zeugnis mitunterschrieben hat, mir in meiner mündlichen Prüfung gegenüberstehen.
Dann kann sich ihre schlechte Meinung über mich ziemlich negativ auswirken.
Was meint Ihr?:-nix

Michael72
12.04.2009, 12:44
ob es sich lohnt mit dem leitendem Oberarzt noch einmal das Gespräch zu suchen wegen des Zeugnisses.

Nicht wegen eines PJ-Zeugnisses, dass man problemlos weglassen kann und niemandem zeigen muss.


Auch kann es mir passieren, dass er oder der KLinikchef, der das Zeugnis mitunterschrieben hat, mir in meiner mündlichen Prüfung gegenüberstehen.
Dann kann sich ihre schlechte Meinung über mich ziemlich negativ auswirken.
Was meint Ihr?:-nix

Naja, er hat's unterschrieben, aber hat er's auch gelesen? Drüber sprechen schadet jedenfalls nie, vor allem dann nicht, wenn Du einen anderen Eindruck von Dir hast, als ihn Dir das Zeugnis bestätigt.

derAnda
13.04.2009, 18:05
Ein Kommilitone von mir war in der glücklichen Lage, so eines zu bekommen. Da stand halt nicht nur drin, was er alles schon tolles konnte, sondern auch, dass man seine angestrebte FA-Ausbildung im angestrebten Bereich nach Kräften unterstütze, da er ausgezeichnete Voraussetzungen mitbringe und so weiter...das war dann bei den Bewerbungen schon ein Thema.

Ist dieser Satz echt so viel wert ? In meinem PJ Haus hat (in einem bestimmten Fach) jeder PJler ein vorformuliertes Zeugnis mit genau dieser Aussage bekommen. Wusste der zeichnende Chef instinktiv was für tolle HechtInnen wir waren? ;-)

Antracis
13.04.2009, 18:53
Man muß das immer im Kontext sehen. Das ganze Zeugnis war sehr ausführlich und zumindest in Teilen sicher kein Massenprodukt. Und so ein Satz ist halt was nettes, genauso wie es gut ist, wenn das berühmte "stets zur vollsten Zufriedenheit auftaucht".
Klingt zumindest besser als "War stets nach seinen Kräften bemüht". :-))

Letztendlich wird das aber immer von dem Abhängen, der die Entscheidung trifft, den Bewerber einzuladen. Bei Medizin scheinen mir da allgemein etwas andere Regeln zu gelten. Einige Freunde von mir haben sich mit Bewerbungsmappen beworben, die in einem Großunternehmen als schlechtes Beispiel längst in der Vitrine ausgestellt wären. Sie wurden aber trotzdem eingeladen und auch eingestellt - und wenn man die teils recht absurden Wettläufe um die gepimpteste Bewerbungsmappe mal mitbekommen hat, ist das sicher nicht zu unserm Nachteil. :-)