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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anforderungen an einen Chirurgen



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Evista
12.04.2009, 20:05
Hallo,

mein Traum ist es, einmal ein chirurgisches Fach zu machen, wobei ich bei der Subspezialisierung gar nicht einmal wählerisch wäre.

Momentan scheint mir, dass es nur ein Traum bleiben wird. Bin weiblich, körperlich ziemlich "schwach", außerdem etwas depressiv. Kann mich schlecht durchsetzen. Besitze wenig Selbstbewusstsein.

Allerdings bin ich extrem ehrgeizig und würde für diesen Traum alles tun; mir stellt sich nur die Frage, wie man sich genau vorbereiten soll, was genau die Anforderungen für eine Stelle später sind, wie man da rein kommt und vor allen Dingen wie man sich dort halten kann.

Was sind eure Erfahrungen? Wie muss "ein Chirurg" sein, was sind die Mindestanforderungen?

Diese Frage mag dumm klingen, aber mich beschäftigt das momentan sehr stark. Könnte man mit einer Depression so ein Fach überhaupt durchhalten? Oder wäre das ein Ausschlussgrund?

Angel Oak
12.04.2009, 20:25
Also ich kenne eine unfallchirurgische Oberärztin, die ist einen 1,60 m klein, 50 Kg leicht und klopft die Hüften rein, das hast du noch nicht gesehen... Ich denke also groß und stark muss nicht sein, abgesehen davon, dass es ja auch nicht die Hüften sein müssen. Augenheilkunde und HNO sind auch operative Fächer. Eine Grundfitness ist sicher keine schlechte Ausgangsvoraussetzung. Und psychisch, das ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Selbstbewusstsein kommt oft mit der Zeit und erreichten Zielen, und was die Depression angeht, das hängt von der Ausprägung ab. Ich persönlich habe mit zunehmenden Alter (und stabilerer Lebenssituation) immer weniger depressive Verstimmungen (daher mutmaße ich dass in meinen Zwanzigern noch einiges unter spät- und postpubertär fiel). Wähle Deine Famulaturen, Praktika und das Wahltertial im PJ so, dass du viel chirurgischen Alltag schnupperst auch in den verschiedenen Unterbereichen. Das wird dir am ehesten zeigen, ob du dich in einem solchen Umfeld auf Dauer wohlfühlst.

Feuerblick
12.04.2009, 20:30
Lass es mich mal so formulieren: Körperliche "Schwäche" ist nicht die allerbeste Voraussetzung, kann aber durch Technik durchaus kompensiert werden.
Aber: Ein gesundes Selbstbewusstsein, hohe Belastbarkeit (die Dienste und die Anforderungen im Alltag sind nicht von Pappe, Depressionen sind da vielleicht keine gute Voraussetzung) und Durchsetzungsvermögen sind besonders für Chirurgen wichtig. Lies dir doch mal die Berichte der Chirurgen hier im Forum durch (gerade Bille11 hat ja in den letzten Tagen einiges geschrieben, das Blog von Anette ist auch aufschlussreich) und überlege dir, ob du das mit deiner psychischen Grundkonstitution wirklich durchhalten könntest. Ehrgeiz alleine reicht nicht, um die Belastung durchzustehen. Und dann stell dir vor, du hast zu all der Belastung noch einen mobbenden Oberarzt...
Kurz: Ich für meinen Teil habe mich meiner Psyche zuliebe nach acht Monaten aus der Chirurgie verabschiedet. Und ich bin weder schlecht belastbar (5 Jahre Rettungsdienst lehren einiges) noch neige ich zu Depressionen. Trotzdem war ich nach acht Monaten nah am Ulcus ventriculi/duodeni. Wäre ich an sich schon psychisch bekanntermaßen nicht auf der Höhe, würde ich die Finger von der Chirurgie lassen.
Aber das ist nur meine Meinung...

Grüße
Feuerblick

P.S. Was klappen könnte, wäre eines der kleinen chirurgischen Fächer vielleicht. Ist halt die Frage, ob du dich mit HNO oder Auge o.ä. anfreunden könntest...

Relaxometrie
12.04.2009, 20:36
das Blog von Anette ist auch aufschlussreich
Vielleicht eine doofe Frage. Aber wer ist Anette? Ein chirurgisches Blog würde ich auch mal gerne überfliegen.


Trotzdem war ich nach acht Monaten nah am Ulcus ventriculi/duodeni.
Jetzt schiebe ich direkt noch 'ne doofe Frage hinterher :-))
Woran hast Du das nahende Ulcus gemerkt? Magenschmerzen? Übelkeit? Oder hast Du das, was Du oben geschrieben hast, im übertragenen Sinn gemeint, daß Du von der Chirurgie einfach die Faxen dicke hattest?

Muriel
12.04.2009, 20:41
Vielleicht eine doofe Frage. Aber wer ist Anette? Ein chirurgisches Blog würde ich auch mal gerne überfliegen.
Geh mal in der linken Leiste "Inhalt" zu Weblog und dann Assistenzarzt. Dort findest Du einige Blogs, unter anderem den von Anette (auch wenn sie im wahren Leben ganz anders heißt ;-)).

Feuerblick
12.04.2009, 20:52
Jetzt schiebe ich direkt noch 'ne doofe Frage hinterher :-))
Woran hast Du das nahende Ulcus gemerkt? Magenschmerzen? Übelkeit? Oder hast Du das, was Du oben geschrieben hast, im übertragenen Sinn gemeint, daß Du von der Chirurgie einfach die Faxen dicke hattest?Nein, ich meine das ganz im medizinischen Sinne. Mir war dauerübel, ich hatte ständig Magenschmerzen etc. Und nur unter Nexium/Omep o.ä. einigermaßen klarzukommen war für mich auf Dauer nicht akzeptabel. Dabei waren die Kollegen und die meisten OÄ nett, aber der Stress, die Arbeitsbelastung und eine mobbende Oberärztin waren für mich der Grund, das Weite zu suchen. Und ich bin wahrlich nicht zart besaitet oder psychisch instabil... :-nix

LasseReinböng
12.04.2009, 21:20
Mich würde an dieser Stelle mal interessieren, wie in der Chirurgie eigentlich die Lebensperspektive aussieht ? Was wird aus denjenigen Chirurgen nach dem FA, die nicht OA werden ? Ist man dann ewiger Underdog im KH ?

Relaxometrie
12.04.2009, 21:43
Dort findest Du einige Blogs, unter anderem den von Anette (auch wenn sie im wahren Leben ganz anders heißt ;-)).
Wenn man die aktuellen Threads verfolgt hat, weiß man sofort, wer "Annette" ist.

icespeedskatingfan
13.04.2009, 07:41
Mich würde an dieser Stelle mal interessieren, wie in der Chirurgie eigentlich die Lebensperspektive aussieht ? Was wird aus denjenigen Chirurgen nach dem FA, die nicht OA werden ? Ist man dann ewiger Underdog im KH ?

..- oder sich als Chirurg mit D-Arzt-Zulassung niederlassen. CTS oder eine Emmet-Plastik ist zwar "das höchste der Gefühle" was man ambulant in der Praxis operiert, aber die Bude ist garantiert immer voll.
Hier haben zwei niedergelassenen Chirurgen ihre Praxis IN die Räumlichkeiten der Klinik verlegt - die haben Arbeit ohne Ende, können das Klinikequipment (Röntgen) mitnutzen und die chirurgische Krankenhausambulanz ist deutlich entlastet worden; win-win-Situation für beide Seiten.

Muriel
13.04.2009, 09:34
Wenn man die aktuellen Threads verfolgt hat, weiß man sofort, wer "Annette" ist.

Das ist allerdings wahr ;-)

LasseReinböng
13.04.2009, 10:16
..- oder sich als Chirurg mit D-Arzt-Zulassung niederlassen. CTS oder eine Emmet-Plastik ist zwar "das höchste der Gefühle" was man ambulant in der Praxis operiert, aber die Bude ist garantiert immer voll.
Hier haben zwei niedergelassenen Chirurgen ihre Praxis IN die Räumlichkeiten der Klinik verlegt - die haben Arbeit ohne Ende, können das Klinikequipment (Röntgen) mitnutzen und die chirurgische Krankenhausambulanz ist deutlich entlastet worden; win-win-Situation für beide Seiten.

Danke für die Info. Ich dachte immer, die Niederlassungsmöglichkeiten für Chirurgen seien sehr begrenzt !

Kackbratze
13.04.2009, 10:31
Begrenzt sind die Möglichkeiten in einer Praxis. Das darf man nicht vergessen. Man wird ein wenig zum "Zuarbeiter" der Kollegen im KH. Verbände, kleinere OPs und Indikationen/Vorbereitung für die OPs im KH stehen da eher im Vordergrund als "der nächste perforierte Magen"...

Lava
13.04.2009, 17:06
Das mit der hohen Belastung kann ich bestätigen. Und davon bekommt man in Famulaturen/PJ eigentlich wenig mit. Ging mir jedenfalls so. Man braucht Ressourcen, um abschalten zu können und Kraft zu tanken zwischen den Arbeitstagen.

gyrasehemmer
13.04.2009, 17:15
Mhh aber manche dieser Ressourcen haben es dann irgendwann satt von dem häufigen "habe mal wieder keine Zeit/Lust/Energie" oder "will gerade bloß schlafen" usw.:-nix Man muss halt erfinderisch bleiben, was den Ressourcen angeht:-)
Ansonsten würde ich sagen, dass man eine gewisse, sagen wir mal, innere Robustheit braucht um in diesem Fach nicht unterzugehen.

Lava
13.04.2009, 17:39
Ich meine ja auch nicht, dass man ständig weggehen und sich mit Freunden treffen muss. Man braucht nur einfach eine Art Rückzugsgebiet, wo man sich wohl fühlt. Und vielleicht ein Hobby, auf das man sich freuen kann.

gyrasehemmer
13.04.2009, 17:52
^^ Habe ich auch nicht so verstanden, deswegen meinte ich ja, dass man erfinderisch bleiben soll. :peace::-)

Lava
13.04.2009, 17:55
Aber recht hast du. Ich musste leider schon oft mit einem "ich bin zu müde" absagen. Aber so langsam bin ich etwas fitter als ganz am Anfang. Schlafen kann ich, wenn ich tot bin :-D

Kackbratze
13.04.2009, 18:00
Counterstrike hilft...zumindest mir...

derAnda
13.04.2009, 18:07
Counterstrike hilft...zumindest mir...

Mein Gott, ballerspielende Chirurgen. Wenn das die Presse mitkriegt. ;-)

gyrasehemmer
13.04.2009, 18:09
@Lava: ich spreche aus meiner bescheidenen 3monatigen Erfahrung durch chirurgischen Famulaturen. Aber ich finde auch, dass man im Laufe der Zeit fitter wird :-) Man soll bloß die anderen Aspekte des Lebens, außer die Arbeit nicht soweit vernachlässigen, dass sie nicht mehr existieren.:-meinung
gyrase, noch Ferien genießend ,heute mit einem guten Buch in der Sonne:-winky