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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reha?



Lava
17.04.2009, 16:11
Hi. Eins meiner größten Probleme zur Zeit ist die Sache mit dem Sozialdienst. Es wäre schön, wenn wir diesbezüglich mal eine interne Fortbildung bei uns bekämen, müsst ich mal anregen, aber das ist ne andere Geschichte. ;-)

Also: für wen melde ich eine Reha an? Und was für eine Reha? BG is klar, da kriegt eigentlich so gut wieder eine Rehamaßnahme. Femurfrakturen kriegen eigentlich auch in 99% der Fälle ne Reha, weil die ja wieder laufen lernen müssen, die alten Leute. Wirbelsäule kriegt bei uns auch immer Reha, obwohl ich finde, dass die jungen Patienten nach einer Spondylodese eigentlich wieder schnell fit sind :-nix Knie- und Hüft-TEPs kriegen auch Reha.
Soooo, aber wie ist das bei Sprunggelenksfrakturen? Oder bei vorderen Beckenringfrakturen, die man ja konservativ behandeln kann, die aber u.U. sau weh tun?

Was genau ist die Indikation für eine Reha? Was für eine Geri-Reha? Oft ist das Problem eigentlich nur, dass die Patienten zeitweise in ihrere Mobilität eingeschränkt sind und wenn jemand allein lebt, kann er sich halt schlecht versorgen, wenn er 6 Wochen an Krücken laufen muss. Jetzt kann man aber auch nicht junge Patienten (<70) in eine Kurzzeitpflege stecken...

BTW, Kurzzeitpflege. Wer bezahlt das? Muss man das tatsächlich komplett privat tragen? Oder wird sowas zumindest teilweise übernommen, wenn man ne Pflegestufe hat? Oder zahlt das am ende evtl. sogar die Krankenkasse?

OK, so genau muss ich mich mit dem Kram ja gar nicht auskennen, immerhin haben wir einen Sozialdienst, der sich darum kümmert. Es heißt für uns dann nur "Sozialdienst einschalten". Allerdings muss ich denen ja schon eine Richtung vorgeben, was wir für den Patienten wollen.

Nächstes Problem: wie fülle ich einen Rehaantrag geschickt aus? Macht man den Patienten "zu gut", wird die Reha abgelehnt, macht man ihn "zu schlecht" lehnen die Rehakliniken ab, weil sie keine hyperkomplizierten Patienten wollen :-nix

dreamchaser
17.04.2009, 17:26
Ich lass da ja immer unseren höchstkompetenten Sozialdienst ran, ein paar Sachen konnte ich aber schon von denen lernen:
Bei ner geriatrischen Reha gibt man am besten alle Diagnosen an, die auch nur sein könnten, um die Komplexität und Multimorbidität zu zeigen. Für diese Rehaform dürfen die Leute auch nicht zuuu fit sein. Also schön nen Barthel-Index machen, der sagt da schon was.
Leute, die sich sehr gut selbst versorgen können, gehen i.d.R. in die Anschlussheilbehandlung - egal welches Alter. Wenn die zu fit sind im Alter wird mitunter ne geriatrische Reha abgelehnt (ist mir gerade passiert).
Bei der Kurzzeitpflege kann die KK was zuschiessen, wenn eine Pflegestufe da ist.Aber meistens bleibt der Grossteil der Kosten an den Angehörigen hängen.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Evil
17.04.2009, 21:27
Reha ist ein Kapitel für sich.

Also, die ganzen TEPs kriegen natürlich immer eine, Ziel:
1. Verbesserung von Beweglichkeit und Belastbarkeit
2. selbstständiges Gehen
3. Wiederherstellung der eigenständigen Selbstversorgung
Das sind so die Schlagworte, die die Kassen Hören wollen. Die besten Chancen für Reha hat übrigens ein Barthel-Index zwischen 50 und 70.

Geri-Reha kriegen alle alten Patienten, die Du nicht wirklich wieder fit bekommst, aber die auch noch nicht bettlägerig sind. Da üben die so alltägliche Sachen wie waschen, paar Schritte laufen, etc. Ist eher für internistische Patienten.

Die Kurzzeitpflege wird meist von der Kasse gezahlt, aber nur, wenn zumindest Pflegestufe 1 durch ist. Heißt oft, daß entsprechendes beantragt werden muß. Da kennt sich aber der Sozialdienst aus.

Beckenring-Fx ist denk ich erstmal nix für Reha, weil die ja erst nach 6 Wochen mobilisiert werden. Dann je nach Alter eher Geri oder Ortho.
Sprunggelenk-Fx... naja, die Jungen brauchen keine, und wenn die Alten eine brauchen, dann sind sie wohl eher was für die Geri.

Lava
17.04.2009, 21:46
Die Kurzzeitpflege wird meist von der Kasse gezahlt, aber nur, wenn zumindest Pflegestufe 1 durch ist. Heißt oft, daß entsprechendes beantragt werden muß. Da kennt sich aber der Sozialdienst aus.

Beckenring-Fx ist denk ich erstmal nix für Reha, weil die ja erst nach 6 Wochen mobilisiert werden. Dann je nach Alter eher Geri oder Ortho.

Nö. Die stehen sofort auf, die vorderen Beckenringfrakturen! IdR schicken wir die ja nach ein paar Tagen Einstellung der Schmerzmedikation wieder nachhause :-nix

Diese DRG Geschichte fand ich ja früher immer ganz schlau, aber jetzt in der Praxis merke ich, wie unpraktikabel das ist. Unsere Liegezeiten sind eigentlich in den meisten Fällen zu lang und häufig stecken eher soziale als medizinische Probleme dahinter, nämlich die häusliche Versorgung. Mann jemanden, der allein lebt, nicht einfach so nachhause schicken, wenn der nicht mobil ist. :-?

Evil
17.04.2009, 23:45
Nö. Die stehen sofort auf, die vorderen Beckenringfrakturen!
Stimmt, irgendwie war ich bei den instabilen... :-oopss

Naja, Reha versuchen kannste ja, schaden tut's ja nicht.

Bille11
18.04.2009, 07:47
solche, die sich eine stabile vordere oder hintere beckenringfraktur zuziehen, sind i.d.r. ältere menschen mit wenig potential für eine normale reha, manchmal geriatrische reha möglich, oft einfach kurzzeitpflege..

bei denen, denen man ein reha-potential attestieren würde, also den jüngeren menschen, liegen i.d.r. instabile beckenringfrakturen, acetabulum-frakturen, usw. vor, die liegen dürfen. bei vertikalen frakturen sogar mindestens 6 wochen, ansonsten kann nach 3 wochen ein mobilisationsversuch nach radiologischer (und vor radiologischer) kontrolle gemacht werden.. und ob dann eine reha wirklich überhaupt notwendig ist, hängt davon ab, wie schnell die wieder auf die beine kommen.

--> beckenringfrakturen = äusserst selten reha-fähig.

annekii
18.04.2009, 14:11
Ich weiß nur zur Kurzzeitpflege was. KZP bekommt man von der PFLEGEkasse, wenn man mind. Pflegestufe 1 hat, und zwar bis 1470 € im Jahr und es dürfen nur bis zu 28 Tage sein. Zusätzlich haben die Patienten mit mind. PS1 auch Anspruch auf Verhinderungspflege, wiederum bis 1470 € und bis 28 Tage im Jahr, die auch oft für solche Aufenthalte eingesetzt wird. Allerdings muss die Person vorher mind. 1/2 Jahr schon gepflegt worden sein, um den Anspruch zu haben. Dummerweise wird dieses "gepflegt worden" meist gleich gesetzt von den Kassen mit bestehender Pflegestufe seit 1/2 Jahr, was aber nicht korrekt ist.
Ggf. können auch noch die Zusätzlichen Betreuungsleistungen bei "eingeschränkter Alltagskompetenz" eingesetzt werden, das sind 100 Euro pro Monat, bzw. in schweren Fällen auch 200 Euro. Diese können auch ohne Pflegestufe beantragt werden.

LG
Annekii

janni
18.04.2009, 15:14
Auch wenns nix unfallchirurgisches ist: Wir hatten neulich eine Fortbildung zum Thema neurologische vs geriatrische Reha, da es bei uns sehr oft Ärger mit einer bestimmten Krankenkasse gibt die möglichst alle Patienten geriatrisch hätte, da nämlich günstiger... da wurde uns dann erzählt dass Geriatrische Reha immer Multimorbidität voraussetzt, das heißt man sollte auf dem Antrag für eine "normale" Reha auch explizit erwähnen dass keine Multimorbidität vorliegt. Der Barthel-Index sollte bei den Patienten nicht zu schlecht (und vor allem nicht im negativen Bereich) aber natürlich auch nicht supergut sein. Andersrum ist es für die geriatrische Reha wichtig dass der Patient alt ist (bei uns i.d.R. >80) und multipel internistisch vorerkrankt. Diese dürfen dann auch ruhig einen schlechten Barthel-Index haben.
Beim Barthel ist außerdem noch wichtig, dass für eine Frühreha, für die ja immer die Krankenkassen zahlen der Barthel weniger als 65 Punkte beträgt und für eine AHB die von den Rentenversicherungen gezahlt wird über 75 liegen sollte.