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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie schwer ist eine Praxisgründung / Praxisübernahme



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funny
22.11.2002, 14:19
Hallo,

mich würde mal interessieren, wie schwer oder leicht es ist, eine eigene Praxis zu gründen bzw. eine bestehende zu übernehmen. Wie teuer ist das eine, wie teuer das andere? Kann man sich gebrauchte Geräte kaufen oder leasen? Wie viele Jahre zahlt man Schulden ab? Verdient man besser als Praxisinhaber oder als angestellter Arzt einer Praxis? Und wie stressig ist das ganze im Vergleich zu einem Angestelltenjob als Arzt im Krankenhaus?

Danke für jede Antwort.

Grüsse :-top

hobbes
22.11.2002, 23:37
nur soviel: die Übernahme ist wohl um einiges einfacher als die Neugründung.-

Medusi
27.11.2007, 07:23
*beitragausgrab*

Bitte teilt euer Wissen oder eure Fragen mit mir - mich interessieren eure Erfahrungen.

Es gibt einen Beitrag, da schreit einer: bloß keine eigene Praxis, und studiert noch. Es wäre schon schön, wenn hier Leute posten, die Erfahrungen mit dem Thema gemacht haben. Gibt's noch Idealisten, die auch gerne Hausarzt werden wollen und sich schon erkundigt haben oder es sogar schon sind .... ?

Evil
27.11.2007, 13:00
:-winky Hier!

Habe 1 1/2 Jahre Anä und 1 Jahr Chir Ambulanz hinter mir und fange bald in der Inneren an, mal sehen, wie sich die Dinge bis dahin für die Niedergelassenen entwickeln.
Je nachdem, wo man sich niederlassen möchte, kann man ja nur eine bestehende Praxis wegen Niederlassungsstop übernehmen. Aber da ich noch nicht 100%ig weiß, wo ich denn bleiben werde (ruhrgebietsnah oder in Bayern), mache ich mir da noch keine allzu konkreten Gedanken... außer fleissig zu sparen :-?

Peter_1
28.11.2007, 17:52
Kommt halt drauf an was für eine Praxis man übernehmen will, eine Hausarztpraxis zu übernehmen ist mit Sicherheit einiges billiger als z.B. eine radiologische Praxis. Als Allgemeinmediziner hat man zur Zeit keine Probleme mit der Niederlassung, aber nicht jede Praxis rentiert sich auch wirklich und es gibt halt die Unwägbarkeiten der (kassen)ärztlichen Vergütung, sicher Planen ist schwer durch sich ständig ändernde Punktwerte ("EBM"). Praxisneugründungen sind sicherlich eine Rarität, weil dies bedeuten würde einen neuen Patientenstamm aufbauen zu müssen und ausserdem die meisten Gebiete "gesperrt" sind. Soll heissen: ein Risiko ist es (das hat man aber sicherlich immer als Niedergelassener), reich werden kann man eher nicht, ausreichend "Butter aufs Brot" und hin und wieder mal ein netter Urlaub sind aber (momentan meist) noch drin. Der Wert einer Praxis (und somit der "Einkaufspreis) ist übrigens abhängig von der Patientenzahl, der Patientenstruktur (Privatanteil) und der Lage der Praxis. In "attraktiveren" Städten somit potentiell teurer als in "Posemuckel", hoher Privatanteil verteuert das ganze, großer Patientenstamm ebenfalls. Somit sind Pauschalaussagen zu den Kosten einer Praxisübernahme auch schwer möglich, da gibt es eine große Spannweite.

Peter_1
28.11.2007, 18:22
Zum Verdienst: als angestellter Assistenzarzt in der Praxis verdient man in der Regel (es sei denn man hat echt richtig Glück) erheblich weniger als im Krankenhaus (teilweise nur den "Hungerlohn" der KV
Förderung (=2040 EUR brutto) oder sogar darunter).
Als angestellter Facharzt ist die Situation sicherlich anders, aber auch nicht pauschal zu beantworten ("Verhandlungssache", somit total unterschiedl. je nach Praxis oder auch Unterschied zw. Praxis und MVZ).
Zur Arbeitsbelastung: Die Anzahl der geleisteten Wochenstunden ist als Assistenzarzt in der Praxis niedriger wie im Krankenhaus (in der Regel keine Dienste somit WE frei ebenso wie Mittw. und Freitagnachmittag wenn nicht zu viele Hausbesuche anfallen). Als Praxisinhaber/Teilhaber ist die Arbeitsbelastung natürlich höher (Abrechnung, Dienste, Hausbesuche) aber wahrscheinlich in der Summe in etwa vergleichbar mit einem Oberarzt an einem (nichtuniversitärem) Krankenhaus mit Abweichungen nach unten oder oben.

helicobacter
29.11.2007, 07:05
Zur Arbeitsbelastung: Die Anzahl der geleisteten Wochenstunden ist als Assistenzarzt in der Praxis niedriger wie im Krankenhaus (in der Regel keine Dienste somit WE frei ebenso wie Mittw. und Freitagnachmittag wenn nicht zu viele Hausbesuche anfallen).

man kann seine assizeit/ facharzt, vermutlich versteh ich das falsch, in einer praxis machen? :-nix

Hardyle
29.11.2007, 09:22
Ich dachte immer, dass man für den Facharzt in Allgemeinmedizin keine andere Wahl hat als den in einer Praxis zu machen ...

Bis vor ca einem Jahrzehnt brauchte man als Allgemeinmediziner die Facharztweiterbildung noch nicht mal um eine Praxis aufzumachen, wenn mich nicht alles täuscht.

helicobacter
29.11.2007, 11:13
hmm, ok. watt dazu gelernt :)

Peter_1
29.11.2007, 14:29
FA Allgemeinmedizin neue Weiterbildungsordnung (in den meisten Bundesländern so oder so ähnlich)= 5 Jahre WB davon:
36 Monate in der stationären internistischen Patientenversorgung, davon können bis zu 12 Monate in den Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung (auch 3 Monats-Abschnitte) angerechnet werden, die auch im ambulanten Bereich ableistbar sind
und
24 Monate Weiterbildung in der ambulanten hausärztlichen Versorgung, davon können bis zu 6 Monate in Chirurgie (auch 3 Monats-Abschnitte) angerechnet werden
und
80 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Psychosomatische Grundversorgung

MouseMan
29.11.2007, 14:42
Wie schwer ist eine Praxisgründung / Praxisübernahme?

Puuh, schwer zu sagen... vielleicht so 5-6 Kilo?


:-oopss schämt sich für den schlechten Witz...

MouseMan
29.11.2007, 15:00
Erratum! Meine neue Tischnachbarin bei der Dr-Arbeit sagt es sind eher 500-600 Kilo...

Gruß,

MouseMan

Hardyle
29.11.2007, 21:08
@Peter: Danke für die genauen Infos! :-winky

tarumo
30.11.2007, 21:39
CAVE:
Ja nach Fach und Örtlichkeit kann die Arbeitsbelastung ganz erheblich über der einer Kliniktätigkeit liegen, wo ja zumindest in der Theorie dann doch mal eine Ablöse oder ein Urlaubsvertreter vorhanden ist. Zusätzlich kommt ja noch der Notdienst/KV-Dienst dazu, zu dem man soagr gesetzlich verpflichtet ist. Wie oft- das interessiert hier keinen.
Und die Kollegen, die ich kenne, gehen am Mittwochnachmittag entweder einer Nebentätigkeit nach oder arbeiten den Paperkram auf.
Zum Verdienst:
Unser Gesundheitssozialismus billigt MAXIMAL ein halbes Oberarztgehalt von 1993 zu-was darüber hinausgeht, ist aus Privatabrechungen, IGEL etc. zu erlösen. Dafür, daß diese Rechnung momentan eher weniger aufgeht, spricht die im Verhältnis zu den Neugründungen stetig steigende Zahl an Aufgaben.
Ich werde als Arzt zwar mit Windkraftfonds "behelligt", ich kann mich aber nicht erinnern, offensiv Praxisgründungsdarlehnen aufgedrängt zu bekommen. Die einzigen Herrschaften, die immerzu von der "goldenen Zukunft" reden, kommen doch ausnahmslos aus dem Umfeld Politik-KK-KV und deren Interessen sind den unsrigen um 180% entgegengesetzt, also nochmal: CAVE!
Nachdem sich ja eher wenig niedergelassene Ärzte tummeln, empfehle ich ganz dringend, weitergehende Fragen in einem Niedergelassenen-Forum wie Aerzteforum.de zu stellen.

HalloBallo
30.11.2007, 23:39
Unser Gesundheitssozialismus billigt MAXIMAL ein halbes Oberarztgehalt von 1993 zu-was darüber hinausgeht, ist aus Privatabrechungen, IGEL etc. zu erlösen. ...

Sorry, aber das ist quatsch.... Ein halbes Oberarztgehalt wäre z.T: weniger als das eines Assis. (allerdings weiß ich nicht was ein Oberarzt 1993 verdient hat, wenn ich dich richtig verstehe?)

Ich komme aus dem tiefsten Osten; Privatpatienten gibt es demzufolge recht wenige und kenne aber trotzdem Verwandte und deren Kollegen, wo ich sehr genau weiß, dass deren Einkommen eher Richtung Chefarzt geht; auf alle Fälle aber über dem tariflichen Maximal-Lohn für Oberärzte (ca. 7500 Euro glaube ich mich zu erinnern) liegt.

Grüße

tarumo
01.12.2007, 06:17
Sorry,
bitte erst mal informieren. Für den EBM 2000 ist eine MAXIMAL abrechenbare Punktmenge festgelegt worden, betriebswirtschaftliche korrekt mit einem 1993er BAT Oberarztgehalt als Basis und einer 40-h-Woche festgelegt worden, Resultat
ist ein Punktwert von 5.11 ct. "Dummerweise" ist der aktuell zur Auszahlung kommende Punktwert je nach Fach und Region zwischen 2 und 3,5, also knapp die Hälfte. Es handelt sich hierbei auch nicht um eine Verdienstgarantie, sondern um die OBERGRENZE! Der EBM 2008 sieht eine weitere zehnprozentige Absenkung vor.
Die Niedergelassenen, die mehr verdienen, erzielen den Mehrverdienst nicht aus der GKV, sondern anderswo her. Und das ist nur schwer im voraus zu kalkulieren.

Jeder, der in einer Arztpraxis tätig ist, wird das so bestätigen.

tarumo
01.12.2007, 06:22
auf alle Fälle aber über dem tariflichen Maximal-Lohn für Oberärzte (ca. 7500 Euro glaube ich mich zu erinnern) liegt.


7500 für einen Oberarzt dürfte aber einem seeeehr kleinen Personenkreis vorbehalten sein, wenn er nicht im Ausland arbeitet oder nebenher noch im Bundestag sitzt. Und im Osten erst recht nicht.

HalloBallo
01.12.2007, 08:43
Wie gesagt, habe ich Leute im engsten Verwandtenkreis, die dir das Einkommen so nicht bestätigen können. Ich gebe zu, kein Experte auf dem Gebiet zu sein; dennoch stimmt es einfach nicht, dass jeder niedergelassene Arzt mit 3-4000 Euro rechnen muss, und alles andere nur "Glücksbonus" ist.

Nach deiner Aussage würde es ja bedeuten, dass der Arzt für den gesamten Unterhalt seiner Praxis nur 3-4000 Euro von der GKV bekommt....wonmit soll er da dann die Schwestern, Miete und Material bezahlen und dann auch noch leben???? Ist offensichtlich utopisch.

Außerdem ist es bekannt, dass gutgehende chirurgische Praxen, Radiologen, Orthopäden und auch spezialisierte Internisten ein relativ gutes Leben ermöglichen. (und das auch OHNE einen Privatpatientenanteil von 50%)

Die ca. 7500 Euro bezogen sich, wie gesagt, auf ein Maximalgehalt; geltend für stellvertretende Chefärzte (1. Oberarzt) im Westen.

tarumo
01.12.2007, 19:29
Nach deiner Aussage würde es ja bedeuten, dass der Arzt für den gesamten Unterhalt seiner Praxis nur 3-4000 Euro von der GKV bekommt....wonmit soll er da dann die Schwestern, Miete und Material bezahlen und dann auch noch leben???? Ist offensichtlich utopisch.
.
Nach meiner Aussage bedeutet es, daß die festgelegte Maximaleinkunft (nicht Umsatz!) einer fiktiven nur-GKV Durchschnittspraxis ohne Rechenkünste am Rande des möglichen netto ein halbes Oberarztgehalt beträgt. Ein Faktor für Personal (auf dem Stand der 90er)etc. ist bereits einkalkuliert-und die Erhöhung dieses Faktors wurde für 2008 gerade abgebügelt. Wovon er dann leben soll, interessiert die GKV wenig.
Warum haben denn dann soviele noch einen Nebenjob?

Investitionen und ein Großteil des Personalgeldes müssen daher zwingend von anderwo kommen-und oft genug hilft ja nun auch schon die Ehefrau mit. Die aktuellen EBM-Punkte befinden sich auf der CD im Ärzteblatt dieser Woche (sicher auch im Internet), einfach mal mit dem schon genannten Faktor multiplizieren und grob überschlagen, wie bei diesen Endpreisen dann noch Personal, Miete und Geräte finanziert werden sollen. Es ist ja alles kein Geheimnis. Den EBM gibt es auch bei den Kven auf der homepage.



Außerdem ist es bekannt, dass gutgehende chirurgische Praxen, Radiologen, Orthopäden und auch spezialisierte Internisten ein relativ gutes Leben ermöglichen. (und das auch OHNE einen Privatpatientenanteil von 50%)

Sorry, Allgemeinplätze. Gerade in der Radiologie ist es besonders heikel, weil auf der Ausgabenseite gewaltige Kosten auflaufen. Der Kostensatz der GKV für ein konventionelles Bild ist etwas mehr als die reinen Filmkosten, ein CT oft zwischen 20-80 EUR und ein MRT manchmal nicht mehr als 100. Alleine der Wartungsvertrag für ein CT beträgt ca.. 35.000 EUR, Ersatzteile, Zins, Tilgung und Personal nicht gerechnet. Im Krankenhaus geht das komplett in der Fallpauschale mit auf, egal wieviele CTs am Patient gemacht werden. Die meisten Radilogen leben demzufolge von Privatpatienten und IGELs, wobei da durchaus 10% P-Patienten reichen und nicht 50%.
Daß es "bekannt ist" , daß Radilogen reichlich Einkünfte haben, sehe ich gerade an einem Bekannten, dem die Banken die benötigten Kredite für eine Geräteparkerweiterung nicht eben hinterherwerfen.

tarumo
01.12.2007, 19:46
Und was die gutverdienenden spezialisierten Internisten angeht:

Nehmen wir mal eine Ösophago-Gastroduodenoskopie:

Posten 13400, Quelle: www.kbv.de

Obligater Leistungsinhalt
Ösophagoskopie
und/oder
Ösophagogastroskopie
und/oder
Ösophagogastroduodenoskopie,

Patientenaufklärung zur Untersuchung und zu den möglichen therapeutischen Maßnahmen in derselben Sitzung in angemessenem Zeitabstand vor dem Eingriff,
Information zum Ablauf der vorbereitenden Maßnahmen vor dem Eingriff und zu einer möglichen Sedierung und/oder Prämedikation,
Nachbeobachtung und -betreuung,
Foto-/Videodokumentation(en)
Fakultativer Leistungsinhalt
13C-Harnstoff-Atemtest (Nr. 02400),
Ureasenachweis, einschl. Kosten,
Probeexzision,
Probepunktion,
Fremdkörperentfernung(en),
Blutstillung(en),
Prämedikation/Sedierung

Insgesamt gibt es dafür 2360 Punkte, mulipliziert mit einem Wert von 3ct (weil wir heute mal nett sind) 7080 cent,
also 70 EUR BRUTTO für eine ganze Stunde Arbeit von zwei oder drei Leuten, es gehen noch ab Miete, Geräte, Personal, EDV, Steuern, KV-Beiträge Laborkosten und alles, was oben noch genannt ist. Last but non least eigene Altersvorsorge, Zinsen, Tilgung und Rücklage für evt. Strafzahlungen an die KV.
Viel Spaß mit einer gastroenterologischen Schwerpunktpraxis!