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Meistereder2000
28.04.2009, 03:17
Hi wollte mal fragen wie ihr Pat. mit Alkoholintox behandelt, bzw wann überhaupt. Wie werden sie überwacht? Ich finde es jedes Mal wieder ärgerlich, wenn so jemand ein Monitorbett blockiert wo ich schon für die wirklich kranken nicht genug habe. Und die meisten wollen ja auch garnicht bleiben. Lasst ihr Pat mit 4,5 Promille wieder gehen, wenn sie laufen können und orientiert sind? Bei uns kommt immer wieder das blöde Argument "wenn der vor ein Auto läuft ist der Arzt schuld!" Aber ist das nicht Quatsch? Ich mein in dem Zustand laufen in unserer Stadt am Samstag Abend 100 Leute rum, nur 1-2 haben halt das Pech im KH zu landen... bei Bewußtlosen ist es nat. anders...
also ich weiß nicht

icespeedskatingfan
28.04.2009, 09:30
wenn die Schluckspechte ins Delir abrutschen ist Schluss mit lustig - das kann man leider nicht vorhersagen.

Evil
28.04.2009, 17:18
Lasst ihr Pat mit 4,5 Promille wieder gehen, wenn sie laufen können und orientiert sind? Bei uns kommt immer wieder das blöde Argument "wenn der vor ein Auto läuft ist der Arzt schuld!" Aber ist das nicht Quatsch?
Das ist leider kein Quatsch, sondern korrekt.
Von daher überleg ich mir mittlerweile sehr genau, ob ich den C2-Spiegel überhaupt bestimmen lasse, wenn einer neurologisch unauffällig ist.
Ansonsten legen wir die auf eine Matratze, Monitor dran und ausschlafen lassen.

Relaxometrie
28.04.2009, 18:09
Ansonsten legen wir die auf eine Matratze, Monitor dran und ausschlafen lassen.
Habt Ihr wirklich ein Matratzenlager für die Alkoholiker?
Das ist nämlich genau DAS, was ich mir in meinen Aufnahmediensten in der Psychiatrie wünsche. Ich sage nicht, daß man den Hard-Core-Alkoholikern gar nicht helfen sollte. Fakt ist aber, daß die allerwenigsten therapiemotiviert sind.

Daher würde ich mir wünschen:
Matratzenlager, evtl. einen Krampfschutz eindosieren (je nach Vorgeschichte), auf Wunsch Behandlung bei vegetativem Entzug, auf jeden Fall Behandlung bei Entzugsdelir, Entlassung sobald der Patient gehen möchte + Garantie für den Arzt, daß diese Behandlungsweise kein forensisches Nachspiel haben wird.
Mich kotzt es massiv an, einerseits nicht genug Betten für die Alkis zu haben, andererseits gesagt zu bekommen, daß ich die Bettensituation bei meiner Entscheidung pro/contra stationäre Aufnahme nicht in Betracht ziehen soll, denn schließlich sei ich dafür verantwortlich, wenn ich den Patienten nicht stationär aufnehme und dann etwas schief geht.

dreamchaser
28.04.2009, 19:19
Wir haben einen schönen gekachelten Raum, in den zwei Liegen mit 10 cm Abstand zum Boden für C2-Patienten stehen. Wenn möglich gibts nen Zugang, Kalium, BZ und Alkohol abgenommen - ggf. Kaliumsubstitution.
Die werden dann initial von uns untersucht, dann (Tür steht offen) schauen wir immer mal wieder vorbei und machen einen Neuro-Check.
Wie es weitergeht bestimmt die Vorgeschichte: wenn Suizidalität oder Eigengefährdung dann müssen sie in die Psychiatrie wenn ausgeschlafen. Wenn aggressiv und soweit unauffällig, dann ggf. Übergabe an Polizei. Und die ganz unauffälligen, die meistens auch nicht viel intus haben, die gehen gegen Morgen nach dem Ausschlafen entweder gegen Unterschrift, oder sie entlaufen und verweigern die Unterschrift. Ist eben abhängig wie fit die sind.

Grombühlerin
28.04.2009, 20:49
Zu meiner internistischen Zeit (bis vor einem Jahr) gabs für Schnapsleichen ein Monitorbett, eine Infusion und sonst nix. Nichtmal ein Labor und erst recht keinen Alkoholspiegel. Zu teuer und keinerlei Konsequenzen (denn jeder komatöse wurde überwacht, unabhängig was er/sie für einen Wert gehabt hätte).

Eigentlich wenig Arbeit, aber wie schon geschrieben, ärgert man sich manchmal über das vergeudete Monitorbett.

Ätzend fand ich neben den meist jugendlichen Schnapsleichen besonders die stadtbekannten Alkis, die alle paar Wochen mal kame und entziehen wollten. Die bekamen dann auch noch Distra....genutzt hats aber wenig, sind nach 2 Tagen dann doch wieder heim!

Meistereder2000
29.04.2009, 03:18
Also ich meinte mit meinem Beitrag nicht, dass ich denen nix helfen will. Klar ist mir auch mulmig den mit 4 Komma irgendwas Umdrehungen heim zu lassen. Aber wie schon angesprochen haben diejenigen, die noch wach genug sind ja null Therapie/Überwachungswunsch. Aber wenn ich die gehen lasse, ggf gegen Unterschrift hat das bei nachgewiesenen 4 Promille ja Null Wert. Und die Polizei nimmt die auch nicht mehr. Muss ich mir dann überlegen, ob ich die Verantwortung auf mich nehme oder soll ich sie ggf zur Überwachung zwingen und fixieren? Auch nicht unproblematisch.
Patienten mit C2 intox gar nicht zu untersuchen / Blut abzunehmen halte ich für problematisch; schließlich muss die Diagnose ja schon stehen; bzw zumindest einfache DDs bei neuropsychiatrischen Symptomen ausgeschlossen sein.´Also Standard-Aufnahmelabor gibts immer.
Ärgerlich ist es halt, weil ich in meiner Aufnahmestation chronisch zu wenige Monitorbetten hab und dann den ACS-Patienten nicht mehr vernünftig überwachen kann. Das ärgert mich halt.

Grombühlerin
29.04.2009, 10:21
also wenn die meist jugendlichen Schnapsleichen in die Notaufnahme gekotzt haben war die Diagnose eindeutig zu riechen, da brauchts kein weiteres Labor!

Und klar könnte man immer mehr Diagnostik und tralala machen, wenn man aber im Dienst alleine für Notaufnahme, Intensiv und alle internistischen Stationen plus Neuro zuständig ist und sich nicht zerteilen kann, muss man halt gucken, wem man seine Zeit widmet. Und da haben die jugendlichen Komasäufer sicher bei keinem die erste Priorität.

LieberInvasiv
29.04.2009, 11:37
Also das mit dem auf die Matratze und dann ab und an (oder auch regelmäßig) nach dem Pat. gab es in unserem Wald- nd Weisenkrankenhaus bis vor kurzem auch. Bis ein Pat. sich plötzlich erbrach, aspirierte und dann eine aphyktischen Kreislaufstillstand erlitt (der nicht rechtzeitig erkannt wurde).
Und das nicht mal in einem seperaten Zimmer sondern auf dem Flur direkt neben dem Schwesternzimmer internistische Notaufnahme/Überwachungsstation...
Seit dem kommt jeder Alkoholisierte der auch nur ansatzweise neurologische Defizite/verminderte Schutzreflexe aufweist auf ITV oder zumindest auf der Überwachungsstation an einen Monitor....
Ist zwar ein häufig ärgerlicher Zustand (denn chronisch zu wenig Betten gibt es wohl überall) aber was soll man machen, das Patientenwohl steht - auch bei unseren lieben Hilos - schließlich an erster Stelle...

dreamchaser
29.04.2009, 19:19
Wir legen die ja nicht auf den Rücken, sondern jeden in die stabile Seitenlage. Und wenn einer keine Schutzreflexe mehr hat, der muss sowieso schutzintubiert werden und gehört auf die Intensiv.

LieberInvasiv
30.04.2009, 12:58
Naja, die SSL ist natürlich ein guter Aspirationsschutz, aber bei weitem kein absoluter..
Selber schon mehrfach erlebt.. gut das ich Handschuhe anhatte und die Absauge nicht weit war :-peng
Mal ganz abgesehen davon, dass die lieben C2er es selbst bei elefantentoxischen Mengen an konsumiertem Alkohol noch schaffen auf den Rücken zu drehen (am liebsten dann wenn keiner guckt)...
Wie gesagt, bis zum betreffenden tag hatte weder von derpflegerischen, noch von der ärztlichen Seite Bedenken was das Verfahren anging..
(Um potentiell vitalbedrohte Pat., oder solche die gar Schutzintubiert werden mussten hat es sich dabei niemals gehandelt)

Summbine
16.05.2009, 18:16
Hallo zusammen,

also ich wollte mich dazu auch noch mal melden. Ich finde es sehr fahrlässig, so einen laufen zu lassen. Es ist dann auch nicht nur sein Problem, wenn er vor ein Auto läuft oder sonstigen "Blödsinn" im Suff macht - andere, nüchterne (!) Personen, die gerne noch etwas leben wollten, sind ja dann - z. B. durch ne Vollbremsung, die dann nötig wird - genauso gefährdet und darauf habe ich als Unbeteiligter wirklich keine Lust! Aber wenn er "stabil" ist, gibt es ja für solche Fälle noch die schönen Ausnüchterungszellen bei der Polizei :-)) - das wird dann auch ein teurer Kneipenabend für den. Ich finde, jeder, der so "voll" ins KH kommt, sollte auf jeden Fall seinen Aufenthalt und die ganze Behandlung selber bezahlen und nicht auf Kosten der anderen Versicherten seinen Rausch ausschlafen.

LG, Summbine

Bille11
16.05.2009, 18:23
von welchem geld???

Summbine
16.05.2009, 18:29
Hallo Bille 11, es sind ja nicht alles Alkoholiker, die da eingeliefert werden. Manches sind sogar gutverdienende Akademiker... :-stud Man glaubt gar nicht, was sich alles so "vollaufen" lässt... :-(

LG, Summbine

Coxy-Baby
16.05.2009, 18:45
Hallo Bille 11, es sind ja nicht alles Alkoholiker, die da eingeliefert werden. Manches sind sogar gutverdienende Akademiker... :-stud Man glaubt gar nicht, was sich alles so "vollaufen" lässt... :-(

LG, Summbine

Naja aber in der Summe ist es ja dann doch immer der gleiche Personenkreis.
Und eine Unterscheidung Akademiker=selber zahlen und Kernassi=nicht selber zahlen ist ja auch son kleines bisschen Ungerecht.:-meinung

WackenDoc
16.05.2009, 18:49
Normalerweise wird ja nur der Rettungsdienst bzw Polizei gerufen wenn jemand "hilflos" ist, sonst noch ein medizinisches Problem dazu kommt oder jemand aggresiv etc. ist.
Einen Rausch kann man schließlich auch zu Hause ausschlafen. Bin ja selber schon das ein oder andere Mal gut angetüddelt durch die Stadt gewandelt, hab´s aber noch zu Fuß nach Hause geschafft. Wenn ich dann vielleicht einfach gestolpert wäre und mit ner OSG- Distorsion über Nacht im Krankenhaus gelandet wäre und die mich nicht gehen lassen könnten wegen C2-Intox fänd ich das ziemlich bescheuert.

Das Problem ergibt wohin mit den Leuten ergibt sich meist erst wenn jemand den RD gerufen hat. Die müssen den aufgrund ihrer Anweisungen meist mitnehmen, und die Notaufnahme darf so jemanden aus forensischen Gründen auch meist nicht einfach wieder gehen lassen. (Wir hatten auch mal nen stadtbekannten Obdachlosen, den gabs nur in der Version alkoholisiert, aber ansonsten friedlich und kein Interesse an Therapie. Da gab´s genau das Problem,dass jemand den RD gerufen hatte.Den hat der RD allerdings nach grober Untersuchung allerdings dann netterweise wieder an seinen Schlafplatz gebracht- war aber ne absolute Ausnahme)

Wir haben z.B. bei jemanden, der nicht komplett volltrunken und in Begleitung mit ner einfachen Schnittwunde bei Feierlichkeit kam niemals den C2- Spiegel gemessen. Dann durfen die nämlich wieder gehen.

Summbine
16.05.2009, 18:58
... aber dann sollte wenigstens die Polizei geholt werden. Ich bin schon mehr als nur einmal von einer betrunkenen Person tätlich angegriffen worden - ich habe heute noch genug davon. Klar, kann man einen Rausch auch zu Hause ausschlafen. Aber derjenige muss doch erst mal nach Hause kommen. Außerdem kann sich der Gesundheitszustand ja auch noch deutlich verschlechtern, denn Du weißt ja nicht, ob derjenige nicht kurz vor der Einlieferung nicht noch was getrunken hat, was erst verzögert wirkt. Das Bewusstsein kann sich ja noch trüben und dann kann er erbrechen und aspirieren - und dann??

LG, Summbine

Bille11
16.05.2009, 19:22
ich bin gottseidank keine 11.

in meinen diensten sind es bisher zu 90% nicht zahlungsfähige gewesen, die unter c2-intox gebracht wurden. über die zahlungsbeanspruchung von zahlungsfähigen patienten zu diskutieren ist genauso redundant wie die rtw-debatte.

Summbine
16.05.2009, 19:30
ich bin gottseidank keine 11.

in meinen diensten sind es bisher zu 90% nicht zahlungsfähige gewesen,

... ok, das war vielleicht etwas unüberlegt von mir. Die eigentliche Problematik liegt ja, denke ich, sowieso eher woanders... aber dafür müsste man ein neues Thema eröffen.

LG, Summbine

Bille11
16.05.2009, 19:34
... über die zahlungsbeanspruchung von zahlungsfähigen patienten zu diskutieren ist genauso redundant wie die rtw-debatte.

siehe vllt dort: http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=50952