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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : warum intra arterielle injektion so gefährlich?



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nochnixdoc
24.11.2002, 17:38
warum ist eine intra arterielle injektion so gefährlich?

was muss man machen wenn man versehentlich doch mal falsch injiziert hat?

danke für eine antwort
gruss nochnixdoc

24.11.2002, 19:07
Während bei einer Injektion in eine Vene der Wirkstoff relativ verdünnt wird, da ja über Seitenäste ständig Blut nachströmt, ist dass bei einer i.a.Inj. nicht der Fall, im Gegenteil, der Wirkstoff kommt faktisch unverdünnt bis in die feinsten Kapillaren. Diese krampfen dann und es kommt zur sauerstoffunterversorgung, bis hin zur Nekrose des entsprechenden Gebiets!

Wenn der Krampf nicvht gelöst werden kann, z.B. durch Gabe eines geeigneten Antidots, kann das bis zum Verlust eines Armes (bei versehentlicher intraarterieller Injektion in die Armschlagader) führen.

Chater

noodles
24.11.2002, 19:30
Das ist ne üble Geschichte und das passiert garnicht mal so selten. Ich habe irgendwo ein Bild von einem Arm nach versehentlicher Kaliuminjektion, das stell ich bei Gelegenheit mal rein... sowas rotes habe ich noch nie gesehen, wie der Arm des Teufels persönlich.
Deshalb erst überall sonst reinstechen nur nicht gleich in die Ellebeuge:-), ausserdem hat man dann noch proximal Spielraum wenn was am Handrücken etc. nicht fluppt:-)

noodles
Out.

1234556
24.11.2002, 21:23
Soviel ich weiss gilt das "nur" für Barbiturate/Zytostatika sowie andere "agressive" Substanzen, also ne intaateriele injektion von NaCl od ASS dürfte prakt folgenlos bleiben....
Was die gegenmassnahmen betrifft so empfehlen die Anästhesisten und Toxikologen folgendes:
1) Mundschutz hoch ziehen
2) die Dokumentation vernichten
3)die nächte Kirche aufsuchen und da beten dass sich der Pat. deinen Naman/Gesicht nicht gemerkt hat
4)Deinen Rechtsanwalt aufsuchen
5)sich eine neue Identität besorgen/auswadern CAVE!!!! nur nicht in die USA da dort das Schmerzensgeld in Milrd$$$$ berechnet wird...
6) Suizid begehen

das mit den Antidots ist meistens eher ein Gemisch aus Wunschdeknen Beschörungsritualen sowie Verzweiflungaktionen...

24.11.2002, 21:28
aha, Na dann! ASS intraarteriell bleibt folgenlos? Uiuiui! *versteck*

chater

noodles
25.11.2002, 18:52
*handvorgesichtsodasmichkeinerfindenkann*

noodles
Out.

Jugulum
25.11.2002, 22:23
Hallo,

Im Lippert auf Seite 713 ist ein leckeres Bild. Habe leider keinen Scanner aber ich kann euch sagen, mir ist Angst und Bange geworden.

Grüße

Christoph

RettAss
16.02.2003, 23:14
Hi!

Ich kann mich erinnern, in der Ausbildung von einem Nachspritzcocktail gehört zu haben. Ich denke ich weiß auch, wo's steht, aber das Buch habe ich gerade in der Arbeit liegen. Ich schreib's wenn ich's finde.

Zum Injektionsprocedere:

Ich bevorzuge auch ein Herangehen vom Handrücken aus. Hat den großen Vorteil, dass ich bei einer geplatzten Vene noch den ganzen Arm zur Verfügung habe. Beim Fehlversuch in der Ellenbeuge muss ich woanders hingehen. Sonst läuft's oben wieder raus.

Die Ellenbeuge hat zwar unter der Vene gleich eine Arterie, das Risiko hält sich aber bei einem völlig durchgestreckten Arm sehr in Grenzen (hängt glaube ich mit Fascienspannung vom Bizeps zusammen...).

Immer vorher palpieren bei lateralen handgelenksnahen Punktionen, gibt mehr lustige Arterienverläufe als ich dachte.

Ein (versehentlicher) arterieller Zugang taugt immer noch als Blutgasentnahmestelle und für invasive Blutdruckmessung!
Also dort belassen, aber mit Aufkleber deutlich als Arterie kennzeichnen!

Eine Medikamentgabe über eine einfache Spritze mit Kanüle ist riskanter als über einen Verweilkatheter mit Infusionslösung. Da kann ich eine Rücklaufprobe machen (Arterie pulst rein), da seh ich eine eventuelle Schwellung, ist halt eleganter.

Diese Woche hatte ich eine Herzinsuffizienz mit kardiogenem Schock. Hände waren weiß, kaltschweißig und ohne erkennbare Venen. Praktischerweise hat aber die hohe Vorlast für prima Fußrückenvenen gesorgt, die ohne Stauen punktierbar waren...
Notarzt hat doof geschaut, aber ich fand's witzig.

Fröhliche Tage an Euch Stecher,

RettAss

ehemalige Userin 24092013
16.02.2003, 23:21
.......wie wärs denn mit ordentlich abziehen, wenn man`s noch rechtzeitig merkt, dass man in`nen art. Zugang gespritzt hat.................und dann kräftig durchspülen..................müsste doch auch ne recht gute Maßnahme sein oder?




Gruss Kaddel

Sebastian1
16.02.2003, 23:29
Bis du überhaupt die Spritze zum abziehen angesetzt hast, ist der Wirkstoff längst dort, wo du nicht mehr an ihn rankommst, Kaddel.
Achja, wenn (ich weiss es auch ned so genau) Ursache ein Vasospasmus der nachfolgenden kleinen Gefäße ist, kann man dann evtl. mit vasoduilatierenden Mitteln was retten?
(Wobei das natürlich auch ganz "nette" systemische Nebeneffekte haben dürfte....)

Gruß,
Sebastian

ehemalige Userin 24092013
16.02.2003, 23:37
..............das man da nicht mehr alles weg bekommt ist schon klar, aber wenigstens etwas..............unversucht sollte man jedenfalls nichts lassen.

Ist übrigens gerade n brandaktuelles Thema bei mir auf Station, das hat jemand Akrinor i.a. gespritzt..............und da kam nix mit Antidot, sondern da hiess es dann nur "zieh mal und dann spül ordentlich"...............



Gruss Kaddel

RettAss
16.02.2003, 23:39
Hi!

Abziehen wird nicht funktionieren. Wenn Du nicht unter Sog punktiert hast, merkst Du ja gar nicht, dass Du eine Arterie hast. Das merkst Du erst an der Schmerzsymptomatik. Und die ist glaube ich beim Substanzübertritt ins Gewebe. Also zu spät.

Ich hab düster in Erinnerung, dass der Cocktail Adrenalin drin hat, um die Gefäße sofort eng zu stellen, damit nicht mehr Gewebe betroffen ist. Eine systemische Wirkung denke ich, fällt nicht ins Gewicht. Nachdem unser aktuelles Problem ja eben keine Applikation ins System, sondern in eine kleine umschrieben Region ist.

Eine vasodilatation halte ich für ungünstig, da die Nekrose dramatischer wird mit dem "verseuchten" Gewebe.

Grund für den Zelltod ist in meinen Augen nicht ein Vasospasmus, ich kann mich da aber nicht festnageln lassen. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass hier Zellmembranen irreversibel zerstört werden.

RettAss

ehemalige Userin 24092013
16.02.2003, 23:42
...ich rede ja schon von vorhandenen art. Zugängen.....



Gruss Kaddel

RettAss
16.02.2003, 23:48
Okay, das ist eher möglich. Wie schaut der Arm jetzt aus? Hat's geholfen?
Ich hab selten Zugänge, die schon liegen, meine Gedanken sind dann eher auf's selber falsch installieren bezogen gewesen.

ehemalige Userin 24092013
16.02.2003, 23:57
...wie der Arm jetzt ausschaut kann ich net sagen, weil Pat. (von Beruf übrigens Staatsanwalt).....verlegt wurde.....aber bei mir im Dienst war noch alles o.k...........



Gruss Kaddel

RettAss
17.02.2003, 00:03
Seltsam, Antwort hat gerade nicht funktioniert, also nochmal.

Meine Welt gerade hat nicht so viele Zugänge, die schon liegen. Entweder ich mache den Fehler selbst (wär auch doof) oder ich bin dabei. Und dann ist die Situation eine andere.

Bei dem, was Du beschreibst, kann ich mir schon vorstellen, dass es klappt. Schnelles Arbeiten vorausgesetzt.
Hat's denn funktioniert? Wie sieht der Arm jetzt aus?

Sebastian1
17.02.2003, 00:09
Hm, das setzt aber voraus, das ich das direkt bei der Injektion merke. Wahrscheinlicher wäre aber

- daß ich es erst mekre, wenn was "faul" ist, der Patient also Schmerzen verspürt oder aber
- der schlimmere Fall, es ist ein sedierter Patient, bei dem ich es erst anhand der eingetretenen Schädigung merke.

Ich hab's allerdings noch nie mitbekommen, daß so was mal passiert wäre, jedenfalls nich bei uns auf der Station.

Gruß,
Sebastian

ehemalige Userin 24092013
17.02.2003, 00:10
....ich hab Dich schon verstanden Rett.............ich kanns Dir net sagen...........die Fehlinjektion ist im Frühdienst passiert, ich hatte den Pat. im Spätdienst..............die Hand und dcer Arm waren da noch absolut o.k..............was jetzt ist weiss ich net, denn der Pat. wurde den Tag darauf auf eine andere Station verlegt.


Gruss Kaddel

RettAss
18.02.2003, 17:52
So Ladies and Gents, ich habe das anästhesiologische Notizbuch befragt. :-lesen
Gebe den Eintrag wörtlich wieder.

Symptome:
plötzlich einsetzender, heftigster Schmerz im Einflussbereich der Arterie (nicht obligat, evtl. auch mit Latenzzeit), Hautabblassung mit nachfolgender Hyperämie und evtl. Zyanose, Hyperästhesie, Anästhesie, Parese, Paralyse möglich, evtl. Gangrän mit Schwellung, Blasenbildung proximal der Injektionsstelle

Ursache:
Arteriitis durch chemische Reizung -> Gefäßspasmus, Thrombosierung (verzeih mir, Sebastian...)

Therapie:

sofort: Injektion abbrechen
Kanüle in loco lassen
Verdünnung (z.B. 20 ml NaCl 0,9 % und mehr i.a.)
Operation (wenn möglich) verschieben

Gefäßspasmus beseitigen:
Papaverin 40-80 mg in 10-20 ml NaCl i.a.
Lidocain oder Procain 1% 5-10 ml i.a.
Plexusblockade oder Ganglion stellatum-Blockade
evtl. auch Phentolamin bolusweise oder Na-Nitroprussid
(z.B. 5 mykrog/kg KG/min) i.a.

Thromboseprophylaxe:
i.v. Heparinisierung in PTT-wirksamer Dosierung

Thrombolyse:
bei Verdacht auf arterielle Thrombosierung -> Dopplersono, Angiographie; zur Thrombolyse wurden unterschiedliche Vorgehensweisen beschrieben
evtl. chirurgische Thrombektomie

Komplikation:
trotz intensiver Therapie: Kompartmentsyndrom, Nekrose der Extremität mit erforderlicher Amputation

auslösende Medikamente:
vor allem Thiopental und Methohexital, aber auch Diazepam, Antibiotika, Steroide, viele Medikamente noch nicht untersucht

Prophylaxe:
1. sorgfältige Palpation der Vene (Pulsationen)
2. Ellenbeuge wegen atypisch verlaufender Arterien möglichst meiden (A. brachialis superficialis)
3. an venösen Zugang nach Entstauen stets Infusion anschließen (Arterie: Infusion wird durch Blut zurückgetrieben)
4. Arterielle Zugaänge stets deutlich kennzeichnen (Etikett, roter Drei-Wege-Hahn), Spülspritze beschriften (Verwechslungsgefahr der Spritzen beim Spülen)!

So, das war erschöpfend.

Was ist Papaverin? Was ist Phentolamin?

Fröhlichen Abend,

RettAss

June
18.02.2003, 18:49
Phentolamin ist ein Sympatholytikum. Es blockiert alpha1- und alpha2-Rezeptoren. Durch die alpha1-Blockade werden Gefäße relaxiert.
Auch Papaverin führt zur Relaxation glatter Muskulatur, wobei der Mechanismus nicht komplett geklärt ist. Es greift aber wohl direkt an der glatten Muskulatur an. Dabei spielt es dabei keine Rolle, um welche Art der glaten Muskulatur es sich handelt (z.B. von Gefäßen oder auch in der Darmwand). Die Wirkung ist umso stärker, je stärker die Muskulatur vorher kontrahiert war.
Die June :-)