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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wirklich SOO viel einfacher als naturwissenschaftliche?!



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Evista
21.05.2009, 16:42
Hallo,

derzeit nervt es mich extrem, wie man von Naturwissenschaftlern im Labor behandelt wird. Die tun so, als ob wir den Titel geschenkt bekommen würden im Vergleich zu ihren "Elitearbeiten"-ständig müssen Sie sich heraushängen lassen, dass ihre Arbeit so viel höher stünde und man als Mediziner nur irgendwas zusammenschreiben könne.

Allerdings ist das keineswegs der Fall; ich habe mit meiner Arbeit schwer zu kämpfen und auch viele Kommilitonen jammern, brechen ab, sind am Limit, zweifeln.

Meiner Meinung nach ist null an diesen Gerüchten von den 3 monatigen Billigarbeiten dran; ich hab zumindest noch keine gesehen. Jeder erzählt davon, aber mich würde wirklich mal ein konkreter Link zu so was interessieren, als Beweis. Alle behaupten es, aber keiner kanns validieren oder mit Quellen untermauern.

Oder wo findet man definitiv eine derart "billige" und schlecht gemachte Diss im Internet? Auch auf den Volltextservern sind die Arbeiten umfangreich und mir scheint hinter jeder viel Arbeit zu stecken.

Lass mich aber auch gern vom Gegenteil belehren; was meint ihr? Kann mir jemand wirklich mal definitiv einen beweisenden Link schicken für diese 3Monatsdinger? Ich wills einfach wirklich mal mit eigenen Augen gesehen haben.

Angel Oak
21.05.2009, 17:23
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, da ich sowohl eine naturwissenschaftliche als auch eine medizinische Doktorarbeit gemacht habe. Ich habe zwar auch eine experimentelle Arbeit in Medizin mit anspruchsvoller Auswertung gemacht, aber der Aufwand ist mit der naturwissenschaftlichen trotzdem nicht zu vergleichen. Da war ich mehrere Jahre von morgens bis abends im Labor, auch an den meisten Wochenenden (dafür war ich auch nach dreieinhalb Jahren fertig). Ich hatte dafür eine halbe Stelle und musste zwei Studentenpraktika betreuen. Das war eine sehr intensive, arbeitsreiche Zeit und obwohl ich mir bei der medizinischen Doktorarbeit nicht den leichtesten Weg gesucht habe, war der Aufwand wesentlich geringer.

Ich finde es aber auch okay, dass der Aufwand geringer ist, da das Ziel ja der Titel und nicht die Forschung an sich ist.

der_querulator
21.05.2009, 17:26
Voll meine Meinung!

Für die Biologen ist Promovieren die tollste Zeit ihres Lebens: Studium fertig (wenn man fix ist nach 8 Semestern), jetzt erster "Job", bei dem man auch mal um 9 oder 10 im Labor eintrudeln kann, bekommt schon Geld und macht viel viel Party. Man ist halb Student, halb Arbeitnehmer und noch an der Uni.

Noch toller ist promovieren nur in Jura.

Wir Mediziner klemmen die Laborzeit (unbezahlt) noch zwischen 2 Pflichtkurse und an die Wochenenden und schreiben das ganze dann am Feierabend vom PJ zusammen, nach dem (unbezahlten) Braunülelegen.

Monty
22.05.2009, 18:03
Unsinn ist das alles! Wenn sich Naturwissenschaftler darüber amüsieren, wie leicht unsere Doktorarbeit ist, dann wollen sie damit ausdrücken, dass sie ihren Titel am liebsten genauso einfach bekommen möchten. Da sich für Neid aber niemand die blöße geben möchte, wird es halt in Form von Spott rübergebracht. Dein Laborpersonal, Evista, soll mal nicht vergessen, dass wir eigentlich Ärzte werden und diesen eigentlich ziemlich fachfremden Laborkram, den die Biologen und Chemiker (und Kombinationen daraus), hauptberuflich machen, nebenher erledigen. Das kann dann zwangsläufig nicht auf dem gleichen Niveau geschehen, denn wenn das so wäre, würde es die Naturwissenschaftler nicht gerade in ein gutes Licht rücken. Im übrigen kenne ich z.B. auch mind. ein Institut, wo eben diese Erkenntnis dazu führt, dass die NaWis sogar auf einem recht dünnen Ast sitzen, da dort extrem anspruchsvolle medizinische Doktorarbeiten laufen und die NaWis ihren Dicken schon lange wieder eingepackt haben und sich stattdessen um ihren Job bemühen, weil sie bedroht sind, ersetzbar zu werden.

stud_tir
22.05.2009, 18:31
Na ja, aus den Erfahrungen in meinem Bekannten und Verwandtenkreis heraus kann ich nur sagen, dass viele aber bei weitem nicht alle Promotionen im med. Bereich eher einer (umfangreichen?) Diplomarbeit im naturwissenschaftlichen Bereich entsprechen. (Als Beispiel: 3-5 Jahre echte Forschungs-Vollzeit (50-80h/Woche) ist Regelfall für eine Promotion im naturwissenschaftlichen Bereich).
Manche Arbeiten für den Dr. med. sind extrem umfangreich, manche Dr. rer. nat. eher ein Witz - gibt Alles (gerade bei Medizinern die eigentlich in die Forschung möchten, gibt es doch häufig sehr aufwendige Arbeiten mitsamt den üblichen Publikationen und so. Da nimmt sich der rer.nat. und der med. dann echt nichts mehr). Aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass der Dr. med. deutlich weniger Arbeit ist als der Dr. rer. nat.
Ob das Gut oder Schlecht ist überlasse ich jedem Einzelnen ;-)

Und ob bei den rer.nat. der Neid mitschwingt? Vielleicht. Auf der anderen Seite: Die meisten Menschen können zwischen "Dr. rer. nat." und "Dr. med." nicht unterscheiden... Dr. ist Dr. - und damit ist es irgendwo unfair, wenn die Arbeiten so extrem unterschiedlich sind. Warum ein Mediziner unbedingt den Doktortitel braucht (Beweis, dass man eigenständig Forschen kann) wenn man gar nicht in die Forschung will, ist nochmal eine andere Frage ;-)

jemand
22.05.2009, 18:40
Der Wert einer Arbeit hängt i.A. davon ab ob und wie diese publiziert wurde. Sonst ist jede Arbeit für den Arsch.... Eine naturwissenschaftliche umso mehr, weil man da mehr Zeit hat für die Durchführung. Da ist es nur logisch dass eine gut publizierte medizinische Promotion viiiiiiiiiiiiiiiiiiel mehr Wert ist als eine ähnlich publizierte naturwissenschaftliche. :-))

stud_tir
22.05.2009, 18:46
Bah, die Diss. selbst liest doch sowieso niemand. Deshalb schreibt man nebenher ja ein paar (oder auch viele) Paper ;-)

Sebastian1
22.05.2009, 21:01
Bei manchen Leuten Frage ich mich, was für eine Motivation sie überhaupt zum promovieren haben. Also wenn ich so den Threadeingang betrachte.... ist doch Hupe, wer es leichter oder schwerer hat, die Diss macht man oder nicht, aber in jedem Fall nur für sich selbst.

flopipop
23.05.2009, 00:11
soweit ich weiß, hat eine medizinische dr. arbeit z.b. in der biochemie ungefähr dasselbe niveau, wie eine projektarbeit der wahren biochemiker. für ihren dr.titel müssen die nämlich 3 jahre lang phd machen, deswegen belächeln sie auch mal gerne unsere arbeiten. aber so ganz unrecht haben sie nicht, der dr.med ist eben mit dem rer.nat o.ä. nicht vergleichbar und im vergleich dazu schnell und leicht zu bekommen.

Michael72
23.05.2009, 17:04
Ich finde auch, dass wir Mediziner uns schämen sollten. Nach dem absolut lächerlichen Studium, das jeder Hauptschüler locker nebenbei packt und dem Achte-Klasse-Realschule-Aufsatz, den wir Doktorarbeit nennen sollten wir dankbar sein, dass uns die Koryphäen der Wissenschaft (also die Biologen) überhaupt noch ohne uns anzuspucken ansehen.

Ich finde überhaupt, dass wir keine Gelegenheit auslassen sollten, uns als Mediziner so richtig klein zu machen, wir sind ja schliesslich alle Leistungsversager...

Giant0777
23.05.2009, 19:26
naja, man muss halt schauen, wie man mit der schmach umgehen kann, nur in der humanmedizin promoviert zu haben.

mir persönlich ist es eigentlich wurscht, wieviel meine arbeit für andere wert ist. für mich zählt, dass ich mich mit einem thema auseinander gesetzt habe, dass mich wirklich reizt und interessiert. und ich möchte als arzt auch gerne promoviert sein. wenn es eben arbeiten gibt, die "nur" das für einen promovierten arzt hergeben, ist es doch ok so. :-meinung

im übrigen finde ich, dass auch eine "einfache" statistische arbeit mühe macht ( jedenfalls mir ) und ich habe schon einen gewissen respekt vor den menschen, die viele tage im labor damit zubringen, irgendwas zu erforschen. aber ich vermute, dass auch ein biologie oder chemiker die idee toll fände, sowas leichtes machen zu können, wie wir mediziner.

und uns bleibt ja immer noch das physikum und das hex - ob darauf biologen scharf wären???:-))

EzRyder
23.05.2009, 20:54
Unsinn ist das alles! Wenn sich Naturwissenschaftler darüber amüsieren, wie leicht unsere Doktorarbeit ist, dann wollen sie damit ausdrücken, dass sie ihren Titel am liebsten genauso einfach bekommen möchten. Da sich für Neid aber niemand die blöße geben möchte, wird es halt in Form von Spott rübergebracht. Dein Laborpersonal, Evista, soll mal nicht vergessen, dass wir eigentlich Ärzte werden und diesen eigentlich ziemlich fachfremden Laborkram, den die Biologen und Chemiker (und Kombinationen daraus), hauptberuflich machen, nebenher erledigen. Das kann dann zwangsläufig nicht auf dem gleichen Niveau geschehen, denn wenn das so wäre, würde es die Naturwissenschaftler nicht gerade in ein gutes Licht rücken. Im übrigen kenne ich z.B. auch mind. ein Institut, wo eben diese Erkenntnis dazu führt, dass die NaWis sogar auf einem recht dünnen Ast sitzen, da dort extrem anspruchsvolle medizinische Doktorarbeiten laufen und die NaWis ihren Dicken schon lange wieder eingepackt haben und sich stattdessen um ihren Job bemühen, weil sie bedroht sind, ersetzbar zu werden.

:-meinung

THawk
23.05.2009, 20:56
Ich wollte mit den Biologen nicht tauschen. Eine wissenschaftl. Mitarbeiterin aus meinem (klinischen) Labor ist promovierte Biologin, daher habe ich ansatzweise einen Einblick. Allein die Verteidigung (30 Minuten Vortrag + 60 Minuten Fragen, wenn ich mich nicht irre) ist kein Pappenstiel im Vergleich zur unserer 10+10-er Verteidigung. Und auch vom Umfang her - ich mache zwar schon viel für eine klinische Arbeit, aber da komme ich bei weitem nicht dran.

ehem-user-02-08-2021-1033
24.05.2009, 08:54
Mag sein, dass wir hier immer von den "richtigen" Naturwissenschaftlern geärgert werden....
Aber wie sieht es denn mit Geisteswissenschaftlern aus ?

Schaut einfach mal unter http://www.d-nb.de/ über den Umfang und das Thema mancher Geisteswissenschafter nach...
Da kann ich mit meiner Doktorarbeit auch mithalten. (Die wird übrigens mehr als 30 Seiten haben. ;-) )

astrophys
28.05.2009, 21:39
Man muss sich doch nur die med. Doktorarbeiten auf einer der vielen Uniserver herunterladen, da hat man den direkten Vergleich.

Wenn man sich den unterschiedlichen Zeitaufwand anschaut (und die Tatsache, dass in den Naturwissenschaften nicht umsonst ein Abschluss nötig ist, bevor man mit der Arbeit anfangen kann) dann wäre es schon sehr merkwürdig, wenn der Dr. rer. nat. nicht deutlich aufwändiger wäre.

Bisamratte
29.05.2009, 22:39
Voll meine Meinung!

Für die Biologen ist Promovieren die tollste Zeit ihres Lebens: Studium fertig (wenn man fix ist nach 8 Semestern), jetzt erster "Job", bei dem man auch mal um 9 oder 10 im Labor eintrudeln kann, bekommt schon Geld und macht viel viel Party. Man ist halb Student, halb Arbeitnehmer und noch an der Uni.

Noch toller ist promovieren nur in Jura.



Deswegen promoviert ja auch so ein „großer“ Teil der Jura-Absolventen.

Es heißt wohl eher: Gute Noten als Voraussetzung, dann Halbtagsstelle bekommen, die als solche bezahlt wird, aber die Arbeit einer vollen Stelle bedeutet, und dann zwei Jahre lang keine Zeit finden, sich mit der Dissertation zu beschäftigen bzw. das Schreiben an der Arbeit letzlich außerhalb der Arbeitszeit.

Ulle
05.06.2009, 16:04
Es gibt tolle Mediziner, die viel Arbeit in ihre Dissertation stecken, die Regel ist dies sicherlich nicht.

Ich denke aber auch, dass bei vielen LifeScience-Leuten auch Frust mitschwingt - man begeistert sich für Forschung und arbeitet sich durch schwerste Studiengänge (mal Hand aufs Herz, die Prüfungen des Medizinstudiums sind nun echt machbar - der Umgang mit Verantwortung etc. im Berufsleben ist was anderes), um im Endeffekt in einem super kompetitiven Feld unter schwierigsten Bedingungen sein Dasein zu fristen und wird dabei nicht mal annähernd so gut bezahlt wie Ärzte (im öffentlichen Dienst).

Fair fühlt sich das für mich nicht an, gerade wenn man dann in der Bevölkerung als Genforscher kritisch beäugt wird und dem Arzt nebenan auf die Schulter geklopft wird, weil er es geschafft hat, einen rekombinanten (!) Herceptin-Antikörper oder ähnliches zu verschreiben. Was die Medizin (gemeint sind die Ärzte) doch heute alles kann...

Meist ist es auch so, dass die Naturwissenschaftler eigentlich eine lustige Truppe sind, die sich aus meiner Erfahrung bei weitem nicht so wichtig nehmen wie die Ärzteschaft und auch durch flache Hierachien (faktisch keine) geprägt sind.

Ich bevorzuge seit jeher das anglo-amerikanische System - automatisch mit Abschluß des Studiums den MD, wer sich dennoch austoben mag, darf dann noch einen PhD machen, der dann auch wirklich die Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit nachweisst. Das würde dann auch die Mediziner in ein anderes Licht stellen, die wirklich wissenschaftlich arbeiten und im Moment mit dem Rest in einen Sack gestopft werden.

MediJulia
06.07.2009, 19:17
Ich finde auch, dass wir Mediziner uns schämen sollten. Nach dem absolut lächerlichen Studium, das jeder Hauptschüler locker nebenbei packt und dem Achte-Klasse-Realschule-Aufsatz, den wir Doktorarbeit nennen sollten wir dankbar sein, dass uns die Koryphäen der Wissenschaft (also die Biologen) überhaupt noch ohne uns anzuspucken ansehen.

Ich finde überhaupt, dass wir keine Gelegenheit auslassen sollten, uns als Mediziner so richtig klein zu machen, wir sind ja schliesslich alle Leistungsversager...

Manchmal frag ich mich wirklich, weshalb sich so viele Medizinstudenten einbilden, dass ihr Studium so viel schwerer wäre als das der anderen...

Ich finde, dass naturwissenschaftliche Doktorarbeiten viel schwerer und aufwändiger sind als unsere. Aber man muss auch sehen, dass wir allein schon länger studieren und wir danach (zumindest die meisten) nicht in die Forschung gehen.

Ungeachtet dessen, ziehe ich vor jedem den Hut, der es schafft eine Doktorarbeit neben dem Studium zu schreiben. Denn so oder so ist ein erheblicher Zeitaufwand nötig.

fangzahn
09.12.2012, 11:48
Es wäre ja auch absolut traurig für die Naturwissenschaftler, wenn ein Mediziner neben dem Studium das gleiche schaffen würde wie sie in 3-5 Jahren. Und gerade wenn Biologen behaupten, dass Mediziner die Dr. arbeit hinterhergeschmissen kriegen, kann man denen mal sagen, dass sie ihr Studium hinterhergeschmissen kriegen. Jedenfalls weiss ich von einer guten Freundin, die von Medizin auf Biologie gewechselt hat dass der Arbeitsaufwand im Biostudium wesentlich geringer als im Medstudium ist. Dazu studieren sie 2 Jahre weniger und kriegen alle eine eins oder eine zwei.

Die rer nat Doktoranden die ich kennengelernt habe, arbeiten eigentlich nur so etwa 9 Stunden am Tag und halten sich das Wochenende möglichst frei. Also weniger als ein Medizinstudent, der sich nebenbei noch mit der Dr. arbeit abrackert.

Es gibt eigentlich auch keinen Grund sich darüber aufzuregen, denn meines Wissens kann man als Dr. med nur dann eigene Forschungsanträge stellen, wenn man auch einen Facharzt hat. Man ist also tatsächlich nicht gleichwertig.

Kackbratze
09.12.2012, 12:04
Es gibt eigentlich auch keinen Grund sich darüber aufzuregen, denn meines Wissens kann man als Dr. med nur dann eigene Forschungsanträge stellen, wenn man auch einen Facharzt hat. Man ist also tatsächlich nicht gleichwertig.

1. ist das nicht korrekt, da es auf die Uni ankommt und
2. warum gräbst Du diesen Thread wieder aus?