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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : systemischer Lupus erythematodes



Summbine
01.06.2009, 14:12
Hallo zusammen,

auf die Anfrage von Jin Bean hin möchte ich - als selber Betroffene - etwas über den systemischen Lupus erythematodes bei mir schreiben (eigener Verlauf in Stichpunkten und Medikation):

Der systemische Lupus erythematodes zählt zu den Kollagenosen, ist also eine entzündliche Erkrankung des rheumatischen Formenkreises.
Betroffen sein können: Gelenke, innere Organe (im Prinzip kann jedes Organ betroffen sein), ZNS und peripheres Nervensystem, Haut, Blutgefäße (z. B. Raynaud-Syndrom)und Blutzellen (--> Hämolyse), Muskulatur.

Typischerweise kann man die sog. "DNS-Antikörper" (Doppelstrang-Antikörper) --> "ANA" <--im Blut feststellen.

Die Symptome sind sehr unterschiedlich und daher können bis zu Diagnose mehrere Jahre vergehen.

Meine Symptome - Diagnose nach ca. 8 Wochen Jan. 03: Arthritiden, "Schmetterlings"erythem im Gesicht, teilweise Zerstörung der Erythrozyten (--> Hämolyse), Leukopenie --> ca. 2.000 Leukozyten pro µl Blut, Fieberschüben bis über 39 °C, deutlicher Gewichtsverlust. Bei einem weiteren Schub - nach anfänglicher Gabe mit dem Malariamittel "Quensyl" als Dauermedikation - dann Glomerulonephritis WHO IV d --> nephrotisches Syndrom mit Krea 2,1, RR 180/110 (!), Proteinurie bis 20g/Tag, massive Ödeme.

- Perikarderguss (vermutlich beginnende Perikarditis).
"ANA" :1:3.200 --> normal sind 1: < 80 (?), Hb 7,5 g/dl, BSG 88:56.

Medikation: akuter Zustand: Kortison bis 500mg/Tag i.v. (morg. 250. ab. 250) über 3 Tage, dann stufenweises Ausschleichen. Gleichzeitig Gabe von 500mg Cyclophoshamid (Endoxan-Stoß-Therapie) i.v., im weiteren Verlauf zunächst Gabe von Azathioprin (Imurek) als Dauermedikation, dann, wegen unzureichender Wirkung, nach erneuter Endoxanstoßtherapie (6 Zyklen) Umstellung auf Mycophenolatmofetil (Cellcept) 1.000 mg morg. + 1.000 mg abends als Dauermedikation bei gleichzeitiger Gabe von 6,5 mg Kortison tägl.
Der Lupus seit Juni 2006 in Remission bzw. (fast) zum Stillstand gekommen. :-)

Uff- ganz schön lang, was ? Aber wer eine Frage hat, dem gebe ich gerne eine Antwort ;-) Medizinisch ist der Syst. Lupus jedenfalls für beide Seiten -Patienten und Ärzte*) jedes Mal eine Herausforderung!

*) Ausbildungsschwerpunkt: "internistische Rheumatologie":-stud

LG, Summbine

dantheg
02.06.2009, 05:12
Doppelstrangantikörper (dsDNA) sind nicht mit Antinukleären Antikörper (ANA) gleichzusetzen. ANA ist der Überbegriff für Antikörper die den Zellkern binden können (wie der Name schon sagt), dsDNA Antikörper sind eine Form von ANAs. Andere Antikörper die gegen Zellkerne gerichtet sind sind zum Beispiel anti-Sm, anti-Ro, anti-La, Scl-70 und viele andere...

Gemessen werden die nämlich ganz anders. Die einzelnen Antikörper kann man mittels ELISA oder Immunoblot messen. Bei ANAs wirft man Patientenserum auf eine humane Zelllinie und schaut ob es zu einer Bindung zwischen Patientenantikörper und Zellkern der Zelllinie gekommen ist, und wenn ja in welcher Verdünnung. 1:3.200 ist relativ hoch ... "normal" sind Titer die schon um den 1:80 Dreh sind aber mit zunehmendem Alter steigt der Titer (aber hat dabei keinen Krankheitswert). Insofern kann man alleine anhand von einem grenzwertigen ANA Titer nicht allzu viel sagen wobei alles über 1:1.000 eher krankheitswert hat (falls natürlich andere Symptome bestehen).

Summbine
02.06.2009, 11:12
Hallo Dantheg, danke für Deine ausführliche Antwort!:-top

Sorry, habe mich etwas unkorrekt ausgedrückt: Natürlich, "ANA" ist der Überbegriff ;-)...

Aber ich glaube, bei mir haben sie in der Klink anhand der Beschwerden und dem gleichzeitig deutlich erhöhten ANA-Titer schon gleich erkannt, dass ich den "Lupus" habe. :-( Ich hatte leider sehr deutliche und eindeutige Beschwerden - aber gleichzeitig wars auch mein Glück, dass ich "nur" 8Wochen für die Diagnose gebraucht habe...

Mittlerweile habe ich eine Selbsthilfegesprächsgruppe für Kollagenosenbetroffene gegründet, da habe ich sogar eine Betroffene mit dem noch selteneren "jo-1-Syndrom"... Was es nicht alles gibt...:-nix

Wenn Euch noch irgendwas interessiert zum Thema Lupus, was man nicht unbedingt in Lehrbüchern lesen kann z. B. Krankheitsbewältigung, (beruflicher) Alltag usw., dann fragt mich ruhig.

LG, Summbine