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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ingenieur und keinen Bock mehr :-(



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Ingenieur0815
10.06.2009, 23:53
Hallo,

ich bin 30 Jahre alt und habe einen Abschluss als Dipl.Ing.(FH) Nachrichtentechnik und arbeite zur Zeit bei einem Marktführer in Berlin.

Toll könnte man meinen, ist es aber nicht. :-kotz Die Arbeit ist monoton und ich fühle mich geistig absolut unterfordert. Dazu kommt, dass das Gehalt und die Arbeitsbedingungen wirklich nicht das sind, was ich immer erwartete (verdiene nun mit fast 3 Jahren Erfahrung nur um die 35k Brutto per anno : und das mitm 1er Diplom und mittlerweile dem 2. Stellenwechsel. :-nix

Ich habe eine Weile mit dem Gedanken gespielt woanders hin zu gehen aber was ich so von Bekannten aus dem ganzen Land höre führt mich zu der Erkenntnis das es anderswo kaum besser aussieht und ich habe generell das Gefühl die Technologie hat keine grosse Zukunft mehr in Deutschland und das die Entwicklung von sinnlosem Spielzeug auch keinen wirklichen Sinn im Leben gibt. Da finde ich den Gedanken Menschen zu helfen wirklich erfüllender.

Ich schreibe das nicht aus einer Laune herraus, dies ist kurz gesagt meine
Einschätzung der Lage nach nun fast 3 Jahren Berufstätigkeit.

Nun bin ich fast seit einem Jahr am überlegen, wie ich meinem Leben irgendwie eine neue Perspektive geben kann und lande immer wieder bei dem Gedanken doch noch Medizin zu studieren. Dies hatte ich nach dem Abi eigentlich auch vor (Bio-LK und später freiwillig als Sani zum Bund, dort war ich dann Sprechstundenhilfe und Nachtwache auf der Krankenstation)
Aber ich hatte damals viele verschiedene Interessen und hab mich von den angeblich blendenden Berufsaussichten für Ingenieure absolut verleiten lassen. Für mich zählte vor allem die Aussicht von der Gesellschaft gebraucht zu werden. Heute ist mir klar das es keinen Fachkraeftemangel sondern einen Mangel an billigen devoten Leuten gibt die unter relativ miesen Bedingungen 8h täglich in die Röhre gucken. Dazu die Gefahr mit 50 nicht mehr tauglich für die Verheizindustrie zu sein...ich denke da haben die Mediziner bessere Karten.. :-meinung


Wie seht Ihr das, ist man mit 30 schon zu alt für einen Neuanfang? Ich hätte keine Angst davor, mir noch mal so ein Studium aufzuhalsen, zumindest wäre dann die Langeweile beendet und irgendwie kann man doch sicher nebenbei arbeiten und das finanzieren!?

Wie ist die Chance einen Zweitstudienplatz zu bekommen für mich?

Bin gespannt auf Eure Kommentare/Erfahrungen.

MfG, ein desillusionierter Techniker :-heul

-Pluto-
11.06.2009, 00:06
Hey,
wow ich persönlich denke, dass man nie zu alt für etwas ist!!!

Mit deiner Vorstellung vom Leben eines Arztes bist du aber leider weit entfernt!!
Naja vielleicht willst du ja ins Ausland, dort sind anscheinend die Ärzte besser gestellt.
Das alte Problem ist, dass man zu Beginn nur sehr wenig verdient! Aber als Ober- bzw. Chefarzt verdient man richtig Kohle, nur erstmal dort hinzukommen dauert bestimmt etliche Jahre Erfahrung.

Aber ich will dir nichts vermiesen.

Feuerblick
11.06.2009, 00:08
Zu alt bist du sicher nicht, aber hast du dich schon mal im Assistenzarzt-Unterforum umgeschaut, was Arbeitszeiten, Verdienst und Arbeitsbedingungen für Ärzte angeht? Acht Stunden/Tag wirst du als Arzt nicht haben, von Wochenenden kannst du dich teilweise verabschieden und sooooo riesig ist der Verdienst am Ende auch nicht... zumindest nicht, wenn du es auf die Stundenzahl umrechnest. Und der Depp vom Dienst bist du auch mit schöner Regelmäßigkeit... :-nix

Ingenieur0815
11.06.2009, 00:09
Mag sein. Aber ist es nicht einfacher als Mediziner einen Sinn im Berufsleben zu finden? Und nebenbei hab ich noch nie Ärzte gesehen die mit 50 zu alt für ihren Beruf waren...

MfG!

Feuerblick
11.06.2009, 00:30
Das sicher nicht. Aber du wirst, wenn du mit 30 dein Studium beginnst, mit 50 auch noch nicht allzu lange arbeiten. Stellt sich die Frage, ob du dir nicht sehr falsche Vorstellungen von der Arbeit als Arzt machst. Du gehörst mit 50 nicht zum alten Eisen, aber mit 50 Nacht- und Wochenenddienste ist nun auch kein Zuckerschlecken. Dazu unser nettes Gesundheitssystem, was häufig die Arbeit frustran erscheinen lässt. Hast du keine Möglichkeiten, aus deinem Beruf mehr herauszuholen?
Ich sags dir offen: Ich an deiner Stelle würde nicht noch Medizin studieren... :-nix

0liver
11.06.2009, 00:31
Das sicher nicht. Aber du wirst, wenn du mit 30 dein Studium beginnst, mit 50 auch noch nicht allzu lange arbeiten. Stellt sich die Frage, ob du dir nicht sehr falsche Vorstellungen von der Arbeit als Arzt machst. Du gehörst mit 50 nicht zum alten Eisen, aber mit 50 Nacht- und Wochenenddienste ist nun auch kein Zuckerschlecken. Dazu unser nettes Gesundheitssystem, was häufig die Arbeit frustran erscheinen lässt. Hast du keine Möglichkeiten, aus deinem Beruf mehr herauszuholen?
Ich sags dir offen: Ich an deiner Stelle würde nicht noch Medizin studieren... :-nix

Wenn ich diese Postings sehe, habe ich langsam keinen Bock mehr Medizin zu studieren. :-kotz

Ich will zwar eh kein Arzt werden, falls ich nen Platz bekomme, sondern gleich in die Industrie gehen, allerding habe ich starke Bedenken, dass es da überhaupt so viele Stellen gibt.

Ingenieur0815
11.06.2009, 00:39
Klar könnte man kurzfristig irgendwas löten, aber ich denke ernsthaft für die Industrie und die Entwicklung gehen in Deutschland bald die Lichter aus.
Ich will raus aus dem ganzen Schlammassel egal wie. Mit dem "Ingenieurmangel" und der ganzen Industrie will ich am liebsten nichts mehr zu tun haben.
Den Arztberuf halte ich für nachhaltig. Ein Arzt wird immer irgendwo gebraucht und wird wohl auch nicht als Harz IVler oder sesselfurzender Schreibtischtäter enden. Vor viel Arbeit habe ich keine Angst,
davor in meiner Firma den ganzen Tag gelangweilt rumzusitzen und Löcher in den Bildschirm zu gucken und Kaffee zu trinken schon :-kotz

Was spricht denn Deiner Meinung nach dagegen Medizin zu machen?
Du darfst auch nicht vergessen wie es in anderen Berufen abgeht.



Das sicher nicht. Aber du wirst, wenn du mit 30 dein Studium beginnst, mit 50 auch noch nicht allzu lange arbeiten. Stellt sich die Frage, ob du dir nicht sehr falsche Vorstellungen von der Arbeit als Arzt machst. Du gehörst mit 50 nicht zum alten Eisen, aber mit 50 Nacht- und Wochenenddienste ist nun auch kein Zuckerschlecken. Dazu unser nettes Gesundheitssystem, was häufig die Arbeit frustran erscheinen lässt. Hast du keine Möglichkeiten, aus deinem Beruf mehr herauszuholen?
Ich sags dir offen: Ich an deiner Stelle würde nicht noch Medizin studieren... :-nix

Feuerblick
11.06.2009, 00:44
Vergesse ich nicht, keine Sorge. Aber du solltest dir im Klaren sein, dass nach mindestens sechs Jahren Medizinstudium nicht das gelobte Land wartet sondern viel Arbeit, viel Ausbeutung, viel Strampeln für nichts ... und ich glaube nicht daran, dass das in absehbarer Zeit besser wird. Und auch die Bezahlung ist kein Traum schlafloser Nächte.
Kurz gesagt: Ich wäre mir nicht sicher, ob die jahrelange Strampelei im Studium und auch danach in der Assistenzzeit es wirklich wert ist. Wenn du das glaubst, dann lass dich nicht aufhalten. Aber denk immer daran, dass du am Ende genauso frustriert dastehen könntest wie jetzt auch. Nur mit dann zwei abgeschlossenen Studiengängen, auf die du keinen Bock mehr hast.
Du wirst zwar vermutlich immer gebraucht werden, aber die Rahmenbedingungen dürften in den nächsten Jahren vermutlich nicht besser werden und eine Menge Kompromisse verlangen. :-nix Und arbeitslose Ärzte gibt durchaus auch.

Ingenieur0815
11.06.2009, 00:48
Irgendwie hört man aber doch immer in den Medien, dass verzweifelt irgendwelche Leute für Landarztpraxen gesucht werden?

Ich verstehe das gar nicht. Ich finde es schön auf dem Land und würde mich freuen aus der Betonwüste der Grossstadt rauszukommen.

MfG!

Hoppla-Daisy
11.06.2009, 00:54
Naja, wenn du das nötige Kleingeld hast, ne Praxis irgendwo auf dem Land zu übernehmen :-nix.

Mich persönlich würde die Verantwortung für Mitarbeiter und das ganze Gehampel mit dem ganzen Verwaltungskack abschrecken.

Feuerblick
11.06.2009, 01:01
Irgendwie hört man aber doch immer in den Medien, dass verzweifelt irgendwelche Leute für Landarztpraxen gesucht werden?

Ich verstehe das gar nicht. Ich finde es schön auf dem Land und würde mich freuen aus der Betonwüste der Grossstadt rauszukommen.

MfG!Ähm ja, und warum werden die gesucht? Nicht so sehr, weil die Leute vom Landleben abgeschreckt sind sondern weil man heute leider, leider sich sehr strecken muss, um von den Gelden, die die Kassen einem überlassen pro Patient eine Praxis am Leben halten zu können. Und auf dem platten Land muss man auch erst mal genügend Privatpatienten zusammensuchen, die beim Finanzieren behilflich sind. Dazu kommt, dass man erst mal den Facharzt hinbekommen muss, wenn man alleine eine Praxis betreiben möchte (in deinem Fall: 6 Jahre Studium, 5 Jahre Facharzt... sprich, du bist Anfang/Mitte 40). Mit einer Praxis auf dem Land dürftest du vermutlich nicht deutlich mehr verdienen als momentan (man möge mich korrigieren, wenn der Verdienst exorbitant höher ist), hättest aber die Verantwortung, den Verwaltungsaufwand (Krankenkassen sind extrem lästig) etc. pp.
Tu dir selbst den Gefallen und stöbere mal im Assistentsarzt-Unterforum. Da bekommst du einen realistischen Eindruck von dem, was dir so blüht.
Und versteh mich nicht falsch: Ich will dich nicht vom Studium abhalten, aber ich will dich warnen davor, mit falschen Vorstellungen dieses Studium zu beginnen. Mir gings damals nicht um Kohle und nicht um Jobaussichten und ich hatte sogar Einblick in das Fach, das ich heute ausübe... und trotzdem würde ich nicht wieder studieren, wenn ich nochmal wählen könnte. :-nix

Ingenieur0815
11.06.2009, 01:02
Ich denke die Fähigkeit oder das Interesse daran Verantwortung zu übernehmen kommt mit dem Alter.

MfG!

Feuerblick
11.06.2009, 01:03
*lach* Ich glaube, WENN hier jemand das beurteilen kann, dann Daisy...

Ingenieur0815
11.06.2009, 01:04
@ Feuerblick : Was würdest Du denn heute studieren?

Feuerblick
11.06.2009, 01:05
Gar nichts. Ich würde meinen erlernten Beruf ausüben, hätte keine Wochenenddienste, wenig Überstunden und sehr viel mehr Ruhe in meinem Leben.

Hoppla-Daisy
11.06.2009, 01:08
Danke Funkel :-))

Ich denke, ich weiß schon, was Verantwortung ist, da hast du ganz eindeutig Recht ;-).

MfG
Ne (wie schreib ich das jetzt positiv???) jungebliebende (:-D) ältere Schachtel

Ingenieur0815
11.06.2009, 01:50
Welcher Beruf war das denn, der dich mehr befriedigt als der Arztberuf?


Gar nichts. Ich würde meinen erlernten Beruf ausüben, hätte keine Wochenenddienste, wenig Überstunden und sehr viel mehr Ruhe in meinem Leben.

Lava
11.06.2009, 08:20
Mag sein. Aber ist es nicht einfacher als Mediziner einen Sinn im Berufsleben zu finden?

Auch das bezweifelt man als Arzt mehr als einmal täglich. Gut, Erfolgserlebnisse hat man natürlich. Aber der heroische Retter, dem alle Menschen dankbar sind, ist man weiß Gott nicht. Ich könnte das jetzt noch ausführen, aber ich muss zum Dienst.

luckyscrub
11.06.2009, 09:05
Tu dir selbst den Gefallen und stöbere mal im Assistentsarzt-Unterforum. Da bekommst du einen realistischen Eindruck von dem, was dir so blüht.


wahre Worte: das Studium ist kein Zuckerschlecken, und ich denke, der Arbeitsalltag toppt das ganze noch. Ich würde dir zu Feuerblicks Tip noch ans Herz legen mal die Blogs von Medilearn zu lesen;-)

trina1081
11.06.2009, 10:09
Aber ist es nicht einfacher als Mediziner einen Sinn im Berufsleben zu finden?
MfG!

Naja, manchmal fragt man sich schon nach dem Sinn. Wenn man Abends um 20Uhr Angehörige da stehen hat, die "jetzt sofort und gaaaanz dringend" einen Arzt sprechen wollen und regelmäßig rummotzen, wenn entweder der zuständige Arzt zu Hause ist ("nie ist einer der Ärzte zu sprechen wenn man da ist") oder die einfach mal warten müssen bis man Zeit hat ("typisch Arzt, hat nie Zeit").

Da frag ich mich echt, was die Leute erwarten. An keinen anderen Beruf wird von der Öffentlichkeit so hohe Erwartungen gestellt wie an unseren.

Aber es gibt natürlich auch viele schöne Momente, das sollte man trotz allem Ärger und Stress nicht verleugnen.