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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Übersicht über Leukämien und Lymphome



Clem
12.06.2009, 13:00
Hallo,
ich versuche gerade krampfhaft zu verstehen, wie die verschiedenen Leukämien und Lymphome zusammenhängen und wie sie sich unterscheiden und schaffe es trotz Hilfe vieler schlauer Bücher nicht, weil mir einfach das große Bild fehlt, so eine Art "Stammbaum" der malignen Bluterkrankungen mit Gruppen und Untergruppen. Hier meine Bitte: Weiß einer von euch vielleicht, wo man so etwas finden kann oder blickt so weit durch, dass er ein Schema erstellen kann? Ich glaube, das würde einigen nützen, weil ich von vielen weiß, dass es ihnen ähnlich wie mir geht. :-???
Grüße vom Clementinchen :-)

ThunderRoad
15.06.2009, 13:44
Wir wurden Leukämien und Lymphome im mündlichen 2.Staatsexamen geprüft. Das ganze ist nicht ganz einfach zu durchsteigen, aber ich würd es folgendermaßen einteilen:

Zunächst gibt es die akuten Leukämien, das sind die AML und die ALL. Die würde ich mal zusammen lernen, da Symptome, Diagnostik und Behandlung teilweise ähnlich sind.

Dann würde ich die Lymphome angehen, die sind unterteilt in das Hodgkin Lymphom - das würde ich einzeln lernen - und in die Non-Hodgkin Lymphome, hierunter fällt auch die CLL, die im Grunde ein leukämisch verlaufendes NHL ist.

Dann gibt es noch die Myleoproliferativen Erkrankungen, das sind, wie der Name schon sagt, Erkrankungen, bei denen die Zellreihen normalerweise vermehrt vorliegen. Hierzu gehören, z.B. Polycythämia vera, die Osteomyelofibrose und auch die CML. Damit hättest du dann auch alle Leukämien durch.

Schließlich gibt es als vierte Krankheitsentität noch das Myelodysplastische Syndrom, wie der Name schon sagt, ist die Hämatopoese da vermindert. Das MDS kann man unterteilen in verschiedene Ausprägungen.

Wenn du dir diese Grundstruktur schonmal klar machst, dann ist das die halbe Miete. Dann musst du das ganze "nur" noch mit Wissen füllen, wobei es dabei kein Patentrezept gibt, vieles muß man sich leider einfach merken.
Ich kann dazu für den Überblick das Basislehrbuch Innere Medizin empfehlen, das geht in der Einteilung genau so vor, wie oben beschrieben.
Zur Vertiefung eigenen sich dann der Herold oder andere ausführliche Lehrbücher, allerdings würde ich das erst angehen, wenn du die Grundlagen verstanden hast.
Was die Therapien angeht, so sollte man sich einige Schemata merken (z.B. CHOPP oder COPP oder ABVD), alles weitere geht dann schon über das normale Studienwissen hinaus, zumal die Therapie meistens sowieso in kontrollierten Studien erfolgt.

Konkrete Fragen kann man hier übrigens leichter beantworten als allgemeine, da ist das Themengebiet einfach zu umfangreich.

Clem
25.06.2009, 16:34
Vielen Dank für deine Hilfe... alleine ist es doch sehr schwierig ein System da rein zu bekommen.
Ich hänge im Moment daran, ob der Morbus Hodgkin eher zu den hoch- (und damit schnell verlaufenden) oder niedrigmalignen (also langsam progredienten) Lymphomen gehört. Die Therapie ist ja auf Kuration ausgerichtet, aber ich hatte in Erinnerung, dass das HL langsam wächst. Oder kann man das so nicht sagen, weil es aus offensichtlichen Gründen kein NHL ist?

ThunderRoad
29.06.2009, 15:30
Man darf sich von der Einteilung nach der Malignität nicht verwirren lassen.
Beim Hodgkin Lymphom selber stellt sich die Frage nach niedrigmaligne oder hochmaligne eigentlich gar nicht. Der M. Hodgkin an sich hat eine gute Prognose, die allerdings auch von der Unterform der Erkrankung abhängt, denn auch da gibt es nochmal Einteilungen. Die sollten aber beim ersten Lernen erstmal nicht stören.

Genaugenommen ist es sogar so, daß man diese Einteilung in Morbus Hodgkin und NHL mittlerweilen sogar verlassen hat. Nach neueren Klassifikationen der WHO gibt es jetzt nur noch B-Zell Lymphome (aus Vorläuferzellen und reifen B-Zellen), T-Zell Lymphome (aus Vorläuferzellen und reifen Zellen) und eben den Morbus Hodgkin als dritten Form.
Das Kriterium hochmaligne oder niedrigmaligne kommt da zunächst nicht vor, zumindest nicht für die Klassifikation, obwohl natürlich schon einige Formen maligner sind als andere.

Für das Lernen würde ich mich persönlich aber schon an die "klassische Einteilung" halten, also den Morbus Hodgkin als eigene Krankheitsentität lernen. Und dann die NHL, die man nach B- und T-Zellreihe und nach niedrig und hochmaligne unterteilen kann. Denn das hat ja schon Konsequenzen für die Therapie.

Für einen Nichthämatologen ist das alles aber ziemlich schwierig zu durchschauen, ich selber bin auch "nur" Nuklearmediziner, ich hab es wie gesagt für das Staatsexamen gelernt. Und da bin ich mit der Einteilung in meinem ersten Posting recht gut gefahren.

Wichtig ist auch, daß du nicht versuchst, jedes einzelne B-Zell Lymphom auswendig zu lernen. Das klappt nicht. Du solltest nur wissen, was man z.B. bei B-Zell Lymphomen generell macht und dann vielleicht die ein oder andere Unterform. Also z.B. die CLL.

P.S. Zu deiner Frage bezüglich dem Morbus Hodgkin. Also unter Vorbehalt habe ich das so verstanden: der Morbus Hodgkin unterscheidet sich von den NHL zum einen durch das Auftreten von Sternberg-Reed-Riesenzellen, zum anderen aber auch dadurch, daß er länger auf das lymphsystem beschränkt bleibt und später generalisiert. Daraus leitet sich unter anderem auch die bessere Prognose ab. Mit hoch- oder niedgrigmaligne hat das erstmal nicht so viel zu tun.

Clem
31.07.2009, 17:45
Jetzt muss die Klausur nur noch kommen :-))