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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kein netter mensch sein und trotzdem Arzt werden?



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BingoIngo
18.06.2009, 21:31
Ich habe das gefühl, dass die meisten ärzte ziemlich nette menschen sind, die, zumindest während ihrer studienzeit wirklich den willen haben menschen zu helfen (auch wenn das bei manchen vielleicht auch etwas scheinheilig ist).

Ich bin keiner von dieser Sorte Mensch. Ich sehe zwar ziemlich lieb aus und für leute die mich nicht so gut kennen kommt das auch oft erstmal so rüber, bin aber eigentlich ganz anders. Mir ist es relativ egal wie es menschen geht die mir nicht nahe stehen oder die ich nicht kenne. Ob irgendwo in afrika jemand hungert oder so ist mir relativ schnuppe. Ich habe als ca. 10 bis 12jähiger meinen eltern geld gestohlen. heute mache ich das nur nicht mehr weil ich selbst genug geld habe. Ich habe meine freundin, mit der ich seit einem jahr zusammen bin desöfteren betrogen, zum teil mit prostituierten, und habe das noch keine sekunde bereut. erst wenn sie es herauskriegen würde, würde ich es bereuen, da es dann unmittelbare konsequenzen für mich hätte. Meine freundin und meine familie bedeuten mir viel, trotzdem kann ich mich ja nicht zwingen anders zu denken als ich es eben tue.

das waren jetzt nur ein paar beispiele. ich hoffe ihr versteht ungefähr was ich meine. naja ich bin jedenfalls so und denke auch nicht dass sich das in nächster zeit ändern wird.

trotzdem spiele ich mit dem gedanken medizin zu studieren. warum? Für einen ingenieurberuf bin ich nicht technikinteressiert genug. ein wirtschaftsstudium möchte ich nicht, da ich schon mehrere praktika in diesem bereich absolviert habe und gemerkt habe, dass ich bürojobs furchtbar finde. sozialwissenschaften sind mir von den zukunftschancen zu unsicher. lehrer ist mir zu prüde und langweilig.
außerdem muss ich zugeben, dass auch ein bisschen mit reinspielt, dass ärzte nunmal sehr angesehen sind. (jetzt schreiben sicher alle dass das auf keinen fall ein grund sein kann. aber ob ihrs zugebt oder nicht, ich bin mir sicher dass das bei einem großteil der medizinstudenten eine rolle spielt).

ich weiß was die entscheidung für ein medizinstudium bedeutet. ich habe mehrere ärzte und medizinstudenten in der näheren familie. ich denke aber dass ich das bewältigen könnte. hartes und langes arbeiten bzw. lernen sind für mich kein größeres problem.


meine frage ist: meint ihr ich mache mich mit einem medizinstudium unglücklich oder könnte es das richtige für mich sein?

ich habe etwas angst, dass das ganze hier in spam und flaming ausartet. deshalb möchte ich euch bitten zu versuchen ernsthaft zu antworten. mein post ist völlig ernst gemeint. ich bin wie ich bin. ich bin nicht stolz darauf aber ich kann es auch nicht ändern.

danke für eure hilfe

RSB
18.06.2009, 21:56
Wenn die Frage bei einem Vorstellungsgespräch für eine AA-Stelle in einem Krankenhaus gestellt wird:
Warum wollten Sie Arzt werden?

"warum? Für einen ingenieurberuf bin ich nicht technikinteressiert genug. ein wirtschaftsstudium möchte ich nicht, da ich schon mehrere praktika in diesem bereich absolviert habe und gemerkt habe, dass ich bürojobs furchtbar finde. sozialwissenschaften sind mir von den zukunftschancen zu unsicher. lehrer ist mir zu prüde und langweilig.
außerdem muss ich zugeben, dass auch ein bisschen mit reinspielt, dass ärzte nunmal sehr angesehen sind. (jetzt schreiben sicher alle dass das auf keinen fall ein grund sein kann. aber ob ihrs zugebt oder nicht, ich bin mir sicher dass das bei einem großteil der medizinstudenten eine rolle spielt)."

Ob du das dann sagst?

Ich glaube nicht, dass du mit der Einstellung ein guter, Arzt werden könntest.
Nicht, weil du dich mit Prostituierten triffst, oder weil du Geld geklaut hast, sondern weil dir der Mensch anscheinend(?) egal ist.
Er wird dir als Arzt aber nicht egal sein, weil wenn du Mist baust, es dir an den Kragen geht.
Und das willst du wahrscheinlich nicht..


Du kannst natürlich in die Forschung gehen, aber für wen tust du da forschen? Für einen Menschen, der vielleicht von deinen Erkenntnissen profitieren könnte. Der Mensch muss da ja auch gar nicht Anreiz für dich sein, sondern vielleicht das Ansehen, von den Kollegen, dass man gute Arbeit leistet. Das wäre dir wohl wichtiger. So schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klatsche..

Also für mich gehört zum Arztsein viel Herzblut dazu.
Dass man für den Arztberuf brennt, dass man vielleicht was verändern will, einen Unterschied machen will.
Sich selbst z.t. vergisst, und den Patienten, das Wohl des Pat., immer an 1. Stelle stellt.
Ein Ziel hat und Ehrgeizig ist. Das Ziel sollte jetzt aber nicht monetär sein, und krankhaft Ehrgeizig sein ist auch nicht gemeint.


Wer das nicht mitbringt, kann natürlich trozdem Arzt sein/werden. Aber ich glaube du bringst nichtmal in Ansätzen mit, was ein Arzt an Sozialer Intelligenz mitbringen sollte. Arzt sein ist ja nicht nur das richtige Medikament ausstellen, sondern dem Menschen zu helfen. Das tut man nicht immer mit Tabletten, sondern auch mit Worten.. also sei dir Bewusst, dass du auch eine Verantwortung trägst.

BingoIngo
18.06.2009, 22:02
erstmal danke für deine meinung und dass du ernsthaft geantwortet hast!




Ob du das dann sagst?

das werd ich mit sicherheit nicht sagen. aber da was passendes zu sagen wird wohl nich so ein riesen problem sein.



Du kannst natürlich in die Forschung gehen, aber für wen tust du da forschen? Für einen Menschen, der vielleicht von deinen Erkenntnissen profitieren könnte.

versteh mich nicht falsch. es gibt mir schon ein gutes gefühl anderen zu helfen. es stört mich aber auch nicht sehr anderen leuten zu schaden. trotzdem würde ich das nicht grundlos tun (außer es ist extrem witzig und nicht so schlimm^^).

RSB
18.06.2009, 22:23
hab ich mir schon gedacht, dass du das nicht sagen wirst, aber dass dann zu schreiben.. (ich kenn dich ja nicht und wollte nichts unterstellen ;)
wie alt bist du?

ähm ja, dann lügst du da eben. entweder kauft man es dir ab oder nicht.
Es gibt zwar so etwas wie Menschenkenntnis, sodass man es dir entweder anmerkt, dass du ehrlich bist, oder dass du lügst. Vielleicht kommst du ja damit durch.

BingoIngo
18.06.2009, 22:29
hab ich mir schon gedacht, dass du das nicht sagen wirst, aber dass dann zu schreiben.. (ich kenn dich ja nicht und wollte nichts unterstellen ;)
wie alt bist du?

ich bin 22


ähm ja, dann lügst du da eben. entweder kauft man es dir ab oder nicht.
Es gibt zwar so etwas wie Menschenkenntnis, sodass man es dir entweder anmerkt, dass du ehrlich bist, oder dass du lügst. Vielleicht kommst du ja damit durch.
ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in der situation irgendwas erzählen könnte und man es mir abkaufen würde. das ist nun wirklich nicht das woran das ganze scheitern sollte

hafenbrille
18.06.2009, 22:37
ich würde mir an deiner stelle mal die frage stellen, ob du dir vorstellen kannst, das dir die arbeit spaß macht.
Langes studium, schwere prüfungen, als assistenzarzt scheiß arbeitszeiten, als oberartzt sowieso nie pünktlich daheim.
Würde ich ehrlichgesagt nicht machen wenn ich nicht davon überzeugt wäre, das das das richtige für mich is.
Man könnte vllt von nem art "antrieb" reden, der viele leute dazu bewegt das trotzdem zu machen (hier im forum wohl die meisten).
Aber hätt ich diesen antrieb nicht, dann würd ich mal sagen, wär die aktion n ziemlich knieschuss.

roger rekless
18.06.2009, 22:39
Also für mich gehört zum Arztsein viel Herzblut dazu.
Dass man für den Arztberuf brennt, dass man vielleicht was verändern will, einen Unterschied machen will.
Sich selbst z.t. vergisst, und den Patienten, das Wohl des Pat., immer an 1. Stelle stellt.


Sorry, aber es war klar dass sofort jemand kommt der noch nichtmal studiert, und seine verklärte Sicht des Arztseins in die andere Waagschale wirft =)
Nichts gegen dich, es ist ja gut dass man es solange wie möglich versucht so zu sehen.

Aber dass man, v.a. in der Forschung, unbedingt "den Menschen hinter alldem" als Triebfeder haben muss, ist einfach Quatsch. Es gibt genug andere Motivationen. Ich denke dass (u.U. sogar der Großteil) der forschenden Mediziner das eher für Fame und Impact Factor macht. Oder auch aus Spaß am "tüfteln". Ist doch total egal ob man jetzt an einem Wirkstoff in der Medizin oder meinetwegen an einem neuen Superklebstoff in der Industrie forscht.

DeKl
18.06.2009, 22:44
warum sollte dir der job keinen spaß machen, nur weil dir die leute egal sind?

wenn du interesse aufbringst für das fach, denn das sollte man schon haben, da es schon ein kräftezehrendes studium sein kann, hau rein und leg los! :-)

wenn dich das fach nicht interessiert, dir die leute egal sind, du aber anpassungsfähig bist und dinge auch ohne freude daran durchziehen kannst, worauf wartest du?

machbar ist es sicherlich für dich. aber ob es dich glücklich macht wird niemand hier an von dir beschriebenen charaktereigenschaften beurteilen können. das kannst du nur selbst. vielleicht machst du mal ein praktikum?

achso, eins kann ich mir dennoch nicht verkneifen. fremdgehen ist pfui, aber das dürfte klar sein.

schmuggelmaeuschen
18.06.2009, 23:33
ich würd mir eher mal um mein ego gedanken machen... wenn man sich lieber für nicht nett hält... ist ja fast das gleiche wie nicht liebeswürdig, :-nix
Ansonsten fällt mir nur ein, dass ich nicht weiß ob mir deine Freundin/deine Freunde leid tun soll/en, oder ob ich denken soll boar sind die dumm

Mano
19.06.2009, 00:11
Bist du bisher mit deiner "unsozialen" Einstellung - ich nenn es mal so, du weiß was ich meine - aufgefallen? Wenn nein, warum sollte es dann später anders sein? Ich füchte nicht die Motivation warum man etwas in einer gewissen Weise tut ist wichtig, sondern eben dass man es so tut. D.h. ob du einen Patienten nun richtig behandelst weil du Geld verdienen willst oder weil er dir leid tut kommt - je nach Fachgebiet - aufs selbe hinaus. In der Chirugie macht es sicher keinen Unterschied - in der Allgemeinmedizin würde ich schon vermuten das man als "netter" Mensch eher empathisch gegenüber seinen Patienten handelt - und ihnen folglich mehr hilft.

Aber auch ich kann mir einen Kommentar nicht verkneifen: "Meine freundin und meine familie bedeuten mir viel, trotzdem kann ich mich ja nicht zwingen anders zu denken als ich es eben tue."
Wieso kannst du das nicht? Das ist blödsinn, man kann sich auch zwingen ein netter Mensch zu werden - die Gedanken sind frei und du bestimmst wer du bist und was du für eine Einstellung hast.

Autolyse
19.06.2009, 00:25
Der Kernsatz ist schon gesagt: Wenn du genug Interesse aufbringst um jahrelanges stupides Fakten lernen durchzuhalten - was sollte dich hindern?
Wobei Interesse eigentlich noch nicht mal Voraussetzung ist, eigentlich braucht es nur den Wille das Studium durchzuziehen, dann funktioniert das auch. Aber freu dich schon mal auf massenweise moralisierende Kommilitonen, welche die einzig und allein seeligmachende Wahrheit gepachtet haben, denn jeder, der nicht aus reinem Altruismus studiert ist ein böser und abgrundtief verdorbener Mensch, sowie pastorale Professoren, die jede Abweichung von der klinischen Tätigkeit als Sakrileg betrachten, dass als Blasphemie verfolgt gehört, und dies auch gerne und oft predigen.

Dr.Hope
19.06.2009, 09:13
Davon ausgehend, dass die Dinge welche du hier schreibst der Wahrheit entsprechen, würde ich sogar sagen, dass du absolut für den Arztberuf geeignet bist.

Warum?

Sich selbst zu kennen, seine eigenen Fehler und Schwächen zu realisieren ist eine sehr wichtige Fähigkeit speziell in sozialen Berufen. Stichwort Selbstreflexion. Wer von grund auf so ehrlich mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten umgeht, der weiß zumindest auch wo seine Grenzen liegen und überschätzt sich nicht.
Wie heißt es so schön: "Andere zu kennen bedeutet du bist weise - Dich selbst zu kennen bedeutet du bist erleuchtet!" :-stud

In diesem Sinne ist deine Einstellung zu Menschen nicht unbedingt die beste aber deine Ehrlichkeit und Selbsteinschätzung ein dicker Pluspunkt.

Ich persönlich finde natürlich dein Verhalten deiner Freundin gegenüber ziemlich mies. Aber da ich schließlich kein Beziehungsberater bin werd ich da auch keine Lösungsstrategien geben :-wow

Aber Medizin solltest du wie gesagt ergreifen wenn du meinst, dass es die Spaß machen wird, denn

1. Man lebt nur einmal
2. Willst du ja wohl keinem was Schlimmes antun

Robin06
19.06.2009, 09:14
Ich finde, dass du zum Teil einen sehr unreifen Eindruck machst wenn du sagst

Mir ist es relativ egal wie es menschen geht die mir nicht nahe stehen oder die ich nicht kenne. Ziel eines Arztes ist es immerhin sich um die Gesundheit anderer Menschen zusorgen bzw. diese zuverbessern. Wenn es dir egal ist ob der Pat. gleich stirbt der vor dir liegt wirst du nie 100% bringen, davon bin ich überzeugt, gibt aber bestimmt noch andere Meinungen...

walden
19.06.2009, 09:22
Immerhin siehst du ja in gewisser Weise einen Konflikt zwischen deinem Motiv, Arzt zu werden und gewissen Eigenschaften, die du jetzt hast. Das ist doch schon mehr Integrität als man erwarten könnte von jemandem, der behauptet kein netter Mensch zu sein.
Außerdem entwickelst du dich doch noch durch das Studium. Das Ausmaß an Verantwortungsgefühl, das du benötigst, wirst du schon im ausreichenden Umfang aufbringen können.

icespeedskatingfan
19.06.2009, 15:58
na ja, zumindest besteht wenig Gefahr das Du irgendwann im burn-out landest.
nur: wer möchte wirklich von einem klauenden, herumhurenden Arzt ohne Empathie behandelt werden, der nur Medizin studiert hat weil er die anderen Fächer alle doof fand :-))

Espressa
19.06.2009, 16:12
Spontan dachte ich - klar, man kann guter Mediziner sein, auch wenn man sich arschig benimmt. (So wie Dr. House :-wow)
ABER.
Ich denke man kann es nicht werden wenn man es nicht schon ist. (Also, guter Mediziner.)
Denn es hängt auch in der Ausbildung viel davon ab wie du so bist, wieviel man dich machen lässt, dir zeigt und erklärt. Unsympathen werden da nicht gerade bevorzugt behandelt. Außerem kriegst aus deinen Patienten oft nicht die notwendigen Infos raus, weil die auch lieber jemandem was erzählen, der empathisch ist und ihnen Hilfsbereitschaft signalisiert.
Auf der Uni gelerntes ist eben nicht alles, vieles (eigentlich fast alles) lernt man dann in der Praxis, und da sehe ich eine narzistisch-egozentrische Persönlichkeitsstruktur als seehr hinderlich an.

AySe88
19.06.2009, 17:32
Ich finde, dass du zum Teil einen sehr unreifen Eindruck machst wenn du sagst
Ziel eines Arztes ist es immerhin sich um die Gesundheit anderer Menschen zusorgen bzw. diese zuverbessern. Wenn es dir egal ist ob der Pat. gleich stirbt der vor dir liegt wirst du nie 100% bringen, davon bin ich überzeugt, gibt aber bestimmt noch andere Meinungen...

Nö bin voll deiner Meinung.

Warum studiert BingoIngo denn nicht einfach Jura? Ist auch ein angesehener Beruf, verdienst weit mehr als ein Arzt, musst auch weniger arbeiten. Naja ok das Studium ist halt genauso trocken und anstrengend. Und wenn dir der Mensch mal egal ist wirds auch nicht gleich lebensbedrohlich. Könntest gut so einen Juristen verkörpern.

Nix gegen Juristen natürlich... :-blush

Bisamratte
19.06.2009, 19:50
Nö bin voll deiner Meinung.

Warum studiert BingoIngo denn nicht einfach Jura? Ist auch ein angesehener Beruf, verdienst weit mehr als ein Arzt, musst auch weniger arbeiten.

Holla, mal wieder lustiges Bedienen von Klischees? Viele Juristen krepeln mit Wald-und-Wiesen-Fällen am unteren Ende der Akademiker-Gehaltsfahnenstange rum und haben keine sichere Perspektive (im Gegensatz zu einem Arzt). Jene, die wirklich „weit mehr“ verdienen, haben a) weit überdurchschnittliche Noten und b) einen extrem arbeitsintensiven Job.

Flemingulus
19.06.2009, 19:59
Mag jemand Apfelkuchen?

Linda.1001
19.06.2009, 20:04
Mag jemand Apfelkuchen?

Aber bitte mit Sahne... :-))