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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kreatininanstieg



nonametoo
22.06.2009, 17:01
Hallo!

Es gibt akutes Nierenversagen, dass polyurisch verläuft.
Wie kommt es denn dann zu einem SerumCreaAnstieg? Das müsste doch sinken?
Vielen Dank für eure Hilfen,
nonametoo

THawk
22.06.2009, 17:58
Hm, also meines Wissens nach:
Die Polyurie tritt beim ANV erst in der "Abheilungsphase" auf, also nach der olig-/anurischen Phase. Hat die Polyurie erstmal eingesetzt, sinken auch die Retentionsparameter (evtl. etwas hinterher hängend). Das Auftreten der Polyurie ist somit ein gutes Zeichen, du musst mittels ausreichende Flüssigkeitssubstitution schauen, dass der Patient diese Zeit gut übersteht.

Ganz gut ist z.B. dieses pdf: http://www.nephrologie-tuebingen.de/download/curr_niere_tag7_2005.pdf

nonametoo
22.06.2009, 18:23
Danke für deine Antwort.
Du hast Recht, die Erholungsphase verläuft polyurisch.

Allerdings stehen in diversen Büchern auch Sätze wie "Ca. 15% (Zahl schwankt) der ANV verlaufen normo-oder polyurisch. Ein Anstieg der Retentionswerte im Serum ist dann häufig der erste Hinweis auf das Nierenversagen" [Zitat aus Basislehrbuch Innere Medizin]
Das klingt schon so, als ob sie komplett so verlaufen und nicht erst in der Erholungsphase. Aber schon in diesen beiden Sätzen frage ic mich, wie können die Retentionswerte bei Polyurie ansteigen?

umr
22.06.2009, 19:40
Die Wasserauscheidung der Niere sagt doch nicht zwangsläufig aus, ob die Entgiftungsfunktion auch funktioniert. Beispiel: Dialysepatienten scheiden auch Wasser aus, dabei ist die Niere aber weder zu einer vernünftigen Bilanz fähig, noch zu einer Ausscheidung von Giftstoffen. Auch beim akuten NV können die Retentionsparameter in der polyurischen Phase noch weiter ansteigen. Menge des ausgeschiedenen Wassers ist nicht der einzige Parameter, an dem man die Nierenfunktion festmachen kann (wohl aber ein Prognosefaktor beim ANV)

Flemingulus
22.06.2009, 20:02
Aus Nierensicht hängt das Serumkrea hauptsächlich von der GFR und nachrangig noch von einer Verdünnung durch Wasserretention oder Ankonzentrierung durch Dehydradation ab.

Das Urinvolumen aber hängt von der Wasserreabsorption im Tubulussystem und - bei extremen Konstellationen - natürlich auch von der GFR ab.

Bei einem primär polyurischen Nierenversagen ist die GFR wie bei jedem gescheiten Nierenversagen natürlich deutlich verringert, aber zusätzlich ist durch die Tubulopathie die Wasserreabsorption relativ noch stärker tangiert. Und bei noch durchgängigen Tubuli mit defekter Reabsorptionsfähigkeit rauscht auch bei deutlich eingeschränkter GFR noch genug Wasser durch die Niere, um eine Polyurie zu produzieren. In dieser Situation steigt das Krea aus 2 Gründen an: 1) wird wg. der eingeschränkten GFR weniger Krea abfiltriert und 2) wird durch den Wasserverlust (Dehydradation) das Krea im Serum ankonzentriert.

Wenn aber ein an/oligurisches Nierenversagen in die polyurische Phase übergeht, "springt" das Glomerulum wieder an, während die Wasser-Reabsorption in den Tubuli noch eingeschränkt ist. In dieser Situation wird - ausgehend von einem sehr hohen Ausgangs-Serumkrea-Wert - wieder vermehrt Krea abgefiltert und damit sinken die Retentionswerte wieder.

nonametoo
22.06.2009, 20:21
Vielen Dank :-)