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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 90 Tage Krankenpflegedienst - wer, wann, wo?



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tortet
10.08.2009, 15:09
Prinzipiell mache ich sowieso den Dreck weg, den ich verursacht habe.
Ansonsten:
Wenn er hingegen mobil ist, aber trotzdem inkontonent, andauernd hinfällt und sonst "ärger" macht (stufe 2) ist das erheblich Arbeitsintensiver.

Wohl wahr, nur der Patient konnte seinen Dreck eben nicht selbst wegmachen und ich hatte ihn an diesem Tag auch nicht betreut aber durfte natürlich mal wieder rennen, egal, wo es geschellt hat :-???(das Glas und die Porzellantasse hat er jedenfalls nicht von mir bekommen).... Habe mich jedenfalls doof gestellt und mir von der Putzfrau "zeigen lassen", wie es geht, dann hat sie es doch selbst gemacht.;-)....

In diesen beiden Monaten habe ich im Endeffekt nur die Servicekräfte entlastet und deren Aufgaben übernommen (Küchenschränke auswaschen, Kaffee kochen, Wäschewagen auffüllen, aufräumen, Putzen, Wasser verteilen). Sollte ich es mal gewagt haben, beim morgendlichen Waschen ect. bei einem Patienten etwas länger zu sein, gab es gleich einen Spruch, denn wen ich auf der einen Station fertig war, durfte ich gleich auf der anderen mit der Putzerei weitermachen. Ausserdem durfte ich auf beiden Stationen Pat. Essen anreichen während die Schwestern im Kabuff quatschen waren. Das einzige, was mir an dem Praktikum gefallen hat, war der Patientenkontakt.
Gebessert hat sich das erst in der letzten Woche, in der die neuen Schwesternschüler ihre Prüfung bestanden hatten, die haben noch alles selbst gemacht und sind tatsächlich auch selbst gegangen, wenn der Pat. klingelt.

@freierfall:
Jetzt weckst Du bei mir einige Erinnerungen....:-peng... ich denke nur an unseren 150kg Mann mit Halbseitenlähmung, der ständig Unsinn gemacht hat, z. B. an seinem Stuhl an irgendwelchen Hebeln gezogen, mit dem Ergebnis Pat. liegt in Horizontallage im Stuhl, Tablett daneben.... (das zu jeder Mahlzeit mindestens 1x)

B22
10.08.2009, 17:20
So, mein Fazit nach 8 Tagen Arbeit:

1.) Krankenpflege ist körperlich anstrengend. Das hätte ich in dem Umfang nicht wirklich geglaubt, musste ich allerdings recht schnell erfahren. Man ist den ganzen Tag auf den Beinen (wenn man sich um jeden Patientenwunsch kümmert, was man als neuer Praktikant tun sollte). Wenn man eine blöde Dienstkombination hat, geht man abends um 21.00 Uhr nach Hause und muss morgens um 6.00 Uhr wieder anfangen. Das geht einem ganz schön in die Beine.

2.) Krankenpflege ist eine teilweise ekelerregende Arbeit. Natürlich wird man als Praktikant gewissermaßen ausgenützt und muss -nur- die Arbeit machen, die kein Anderer machen möchte. Trotzdem gehört Fäkalien abwischen, Kotze wegspülen und stinkende Patienten umlagern zum Alltagsgeschäft der Pflegekräfte.

3.) Krankenpflege ist ein undankbarer Job. Die Patienten, obwohl ich mir den Arsch aufgerissen habe auch noch so freundlich zu sein, sind stinkig wenn der Arzt mal wieder etwas länger braucht. Dann wird über den Arzt und das Haus geschimpft bis zum gehtnichtmehr, und zu guter letzt wird dabei alles mitverdammt, was gerade im Raum steht.

4.) Krankenpflege ist ein geistig unanspruchsvoller Job. Der wohl einzige Lichtblick während der ganzen Zeit war, dass man beim Arbeiten wenig denken musste. Außer beim Puls messen, wo kurz mal das kleine Einmaleins abgefragt wird, gibt es keine Arbeit, die eine einzige Gehirnzelle anstrengt. Essen austeilen. ******* wegwischen. Betten verschieben. Putzen. Aufräumen. Patienten begleiten. Das kann ein dressierter Affe - warum brauch man dafür überhaupt eine Ausbildung?

5.) Schwestern sind faul. Ich war sehr zuvorkommend. Habe immer gefragt, ob man was helfen kann, inwiefern man etwas für die Patienten tun kann. Das ist der Fehler. Der Praktikant und die Schülerin schuftet, die Schwestern sitzen auf Station, essen Kuchen und Trinken Kaffee, und regen sich währenddessen darüber auf, dass ja immer mehr Personalabbau betrieben wird, und dass sie ja sooo unter Stress stehen würden.

6.) Ärzte können arrogant sein. Ja, soll's geben. Aber bei uns bezieht sich das auf die kleinste Minderheit der dort-Arbeitenden.

7.) Schwestern können anmaßend sein. Der Assistenzarzt kommt vielleicht frisch-gebacken von der Universität, aber trotzdem heißt das noch lange nicht, dass er nichts diagnostizieren kann. Ganz schön peinlich kann es also werden, wenn die Schwester meint, vor dem Patienten eine entpsrechende Diagnose anzuzweifeln. Besonders peinlich wird es aber erst dann, wenn der Laborbericht zurückkommt und die Diagnose von Mr. Assistenzarzt bestätigt.

----

Nichts für ungut - ich weiß, dass es sicherlich nicht auf jeder Station so abläuft, aber ich habe mich als Praktikant selten ausgenutzter gefühlt. Mir macht die Arbeit Spaß, weil sie (wenn man den ekeleffekt überwunden hat) recht einfach ist, und ich die notwendige körperliche Fitness besitze, das ohne weitere Probleme zu überstehen.
Auch der Umgang mit Patienten ist richtig toll - ich bin grundsätzlich freundlich zu allen und jedem und die Meisten erwiedern diesen Grundsatz. Insofern gefällt mir der Job doch recht stark. Einzig und allein die Schwestern nerven, weil sie sämtliche Faulheits-Klischees erfüllen und ich mich teilweise recht ausgebeutet fühle.

Deelirium
10.08.2009, 17:30
So, mein Fazit nach 8 Tagen Arbeit:

1.) Krankenpflege ist körperlich anstrengend. Das hätte ich in dem Umfang nicht wirklich geglaubt, musste ich allerdings recht schnell erfahren. Man ist den ganzen Tag auf den Beinen (wenn man sich um jeden Patientenwunsch kümmert, was man als neuer Praktikant tun sollte). Wenn man eine blöde Dienstkombination hat, geht man abends um 21.00 Uhr nach Hause und muss morgens um 6.00 Uhr wieder anfangen. Das geht einem ganz schön in die Beine.

2.) Krankenpflege ist eine teilweise ekelerregende Arbeit. Natürlich wird man als Praktikant gewissermaßen ausgenützt und muss -nur- die Arbeit machen, die kein Anderer machen möchte. Trotzdem gehört Fäkalien abwischen, Kotze wegspülen und stinkende Patienten umlagern zum Alltagsgeschäft der Pflegekräfte.

3.) Krankenpflege ist ein undankbarer Job. Die Patienten, obwohl ich mir den Arsch aufgerissen habe auch noch so freundlich zu sein, sind stinkig wenn der Arzt mal wieder etwas länger braucht. Dann wird über den Arzt und das Haus geschimpft bis zum gehtnichtmehr, und zu guter letzt wird dabei alles mitverdammt, was gerade im Raum steht.

4.) Krankenpflege ist ein geistig unanspruchsvoller Job. Der wohl einzige Lichtblick während der ganzen Zeit war, dass man beim Arbeiten wenig denken musste. Außer beim Puls messen, wo kurz mal das kleine Einmaleins abgefragt wird, gibt es keine Arbeit, die eine einzige Gehirnzelle anstrengt. Essen austeilen. ******* wegwischen. Betten verschieben. Putzen. Aufräumen. Patienten begleiten. Das kann ein dressierter Affe - warum brauch man dafür überhaupt eine Ausbildung?

5.) Schwestern sind faul. Ich war sehr zuvorkommend. Habe immer gefragt, ob man was helfen kann, inwiefern man etwas für die Patienten tun kann. Das ist der Fehler. Der Praktikant und die Schülerin schuftet, die Schwestern sitzen auf Station, essen Kuchen und Trinken Kaffee, und regen sich währenddessen darüber auf, dass ja immer mehr Personalabbau betrieben wird, und dass sie ja sooo unter Stress stehen würden.

6.) Ärzte können arrogant sein. Ja, soll's geben. Aber bei uns bezieht sich das auf die kleinste Minderheit der dort-Arbeitenden.

7.) Schwestern können anmaßend sein. Der Assistenzarzt kommt vielleicht frisch-gebacken von der Universität, aber trotzdem heißt das noch lange nicht, dass er nichts diagnostizieren kann. Ganz schön peinlich kann es also werden, wenn die Schwester meint, vor dem Patienten eine entpsrechende Diagnose anzuzweifeln. Besonders peinlich wird es aber erst dann, wenn der Laborbericht zurückkommt und die Diagnose von Mr. Assistenzarzt bestätigt.

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Nichts für ungut - ich weiß, dass es sicherlich nicht auf jeder Station so abläuft, aber ich habe mich als Praktikant selten ausgenutzter gefühlt. Mir macht die Arbeit Spaß, weil sie (wenn man den ekeleffekt überwunden hat) recht einfach ist, und ich die notwendige körperliche Fitness besitze, das ohne weitere Probleme zu überstehen.
Auch der Umgang mit Patienten ist richtig toll - ich bin grundsätzlich freundlich zu allen und jedem und die Meisten erwiedern diesen Grundsatz. Insofern gefällt mir der Job doch recht stark. Einzig und allein die Schwestern nerven, weil sie sämtliche Faulheits-Klischees erfüllen und ich mich teilweise recht ausgebeutet fühle.

Ich hoffe doch sehr dass das alles nicht wirklich dein Ernst ist :-???

B22
10.08.2009, 18:20
Ich hoffe doch sehr dass das alles nicht wirklich dein Ernst ist :-???

Sorry, ich weiß das ganze klingt echt wie "von Oben herab", aber das sind meine Erfahrungen. Wenn ich "Schwestern sind faul" schreibe, meine ich selbstverständlich nur jene, die ich auch kennen gelernt habe. Sicherlich gibt's da auf anderen Stationen andere Erfahrungen - aber ich kann eben nur von meinem Praktikum auf der Unfallchirurgischen PostOP Station sprechen.

Bin mir sicher, dass Intensivschwestern sicherlich mehr Wissen anwenden müssen, aber beim Pflegen von irgendwelchen Knochenbrüchen brauch man echt nicht viel Grips. =/

Saphira.
10.08.2009, 18:27
Also ich kann/muss vielen von dem was er geschrieben hat zustimmen.. ich hab schon in den Vorjahren (2006/2007) zwei einwöchige Pflegepraktikas und auch einzelne Praktikumstage gemacht und kann wirklich nicht behaupten, dass das was er schreibt, nicht stimmen würde. Vielleicht mag es in machen Kliniken und manchen Stationen anders ablaufen - aber bei mir war das nicht der Fall!

Ich fang mein drittes Pflegepraktikum (diesmal vier Wochen - wieder in der selben Klinik) nächsten Montag an und bin jetzt schon dabei mich seelisch auf meine Arbeit als Laufmädchen, Putzfrau und Kaffeeküchenhelferin vorzubereiten. Die einzige Hoffnung die ich habe liegt darin, dass ich dieses Mal etwas länger auf der Station sein werde und man mir dieses mal vllt etwas mehr Respekt und Hilfe entgegen bringen wird (nur so ein Beispiel, bei meinem letzten KPP musste ich einem bettlägerigen Patienten die "Windeln" wechseln ohne dies vorher jemals gezeigt oder geübt zu haben...)... Natürlich war nicht alles nur schlecht - ich war ja auf 2 vollkommen verschiedenen Stationen damals und überall gab es auch sehr kompetente und freundliche Schwestern - leider waren die beides Mal in der klaren Unterzahl. Mit den Patienten hatte ich sehr selten Probleme, sie waren höchstens sauer auf mich wenn ich sie vertrösten musste um eine andere Schwester zu holen, weil ich nicht helfen konnte (z.b. Infusionen wechseln und so etwas...). Prinzipiell waren die Patienten eigentlich das, was mir den Tag versüßt hat ;-) deswegen habe ich mir morgens und mittags auch etwas Zeit genommen den älteren Patienten beim Essen zu helfen oder mit ihnen zu Behandlungen zu fahren.

Naja mal schauen wie es dieses Jahr wird - in den letzten zwei Jahren kann sich ja vieles in der Klinik geändert haben und anders als gedacht - komme ich mal wieder auf eine andere Station ;-) ! Wenn ich meine ersten Eindrücke habe, werde ich mich wieder melden :) !

Freierfall
10.08.2009, 18:40
und ich hatte ihn an diesem Tag auch nicht betreut aber durfte natürlich mal wieder rennen, egal, wo es geschellt hat :-???
Bei euch gibts feste Patienten?!
Ich renne selbstverständlich, wenn es klingelt. Wenn nicht, gibts auch Ärger mit den Schwestern. Nervig ist es aber besonders dann, wenn ich gerade irgend etwas anderes mache und in der Pflege bin, eine Schwester ankommt, sagt "geht zur schelle!1" und ich irgendwie klarkommen muss.
dabei sitzen die schwestern oft in dieser zeit im büro und machen irgendwelchen papierkram, bei dem sie die hälfte der zeit mit quatschen verbringen.



4.) Krankenpflege ist ein geistig unanspruchsvoller Job.

Das würde ich differenzieren. Die Grundpflege, die 99% der Arbeit ausmacht, kann wirklich ein Pflegerobotter (sind gerade in der Entwicklung iirc.) erledigen.
Es braucht richtige, ausgebildete Schwestern nur für den Teil, der die Entscheidungen trifft, welches Beruhigungsmittel bekommt der Patient jetzt, was macht man wenn irgendwas schief läuft usw.
Außerdem muss man mehr Sekretärinnen einstellen.



Schwestern sind faul.

Nicht schwestern. So ziemlich jeder. Das Problem ist: Ich bin praktikant, und stehe in der Hackordnung ganz unten.
Der Gipfel der Unverschämtheit war IMO gestern, als ich pünktlich zur Arbeit kam, und schon mal in der Küche saß, kaffe Trank und auf den Beginn der übergabe wartete. Eine schwester kommt zu spät, und verlangt von mir, aufzustehen, damit sie sich hinsetzen kann. :-wand :-(



7.) Schwestern können anmaßend sein.

Jup. Die meißten Schwestern bei uns lästern sehr viel über die Ärzte, die Patienten usw. - ich will gar nicht wissen, was über mich geredet wird, wenn ich nicht da bin :|

Deelirium
10.08.2009, 18:56
@B22: Leider hörte es sich wie eine Pauschalisierung an. Und ich finde es auch anmaßend zu behaupten, die Krankenpflege sei ein anspruchsloser Job, den ein dressierter Affe machen könnte!
Das empfinde ich persönlich, die "etwas" länger als 8 Tage in diesem Beruf ist als Schlag ins Gesicht!

Ich denke auch nicht, dass du als Praktikant, die tiefe und Komplexizität der Arbeit beurteilen kannst.
Ich reisse mir jeden Tag der A... auf (denn ja, den Personalmangel gibt es tatsächlich! Und bei uns nicht zu knapp) , trage eine große Verantwortung (den es ist die Pflege, die am nächsten am Patienten steht und gefährliche Veränderungen beobachten muss und nicht der Arzt), führe durchaus Sachen durch, die bei falscher Handhabung lebensgefährlich werden können.

Natürlich kriegt man als Praktikant nur die Nebenarbeiten ab, aber was erwartest du? Alles andere wäre schon rein rechtlich gar nicht abgesichert.

Ärzte und Krankenpfleger/innen sollten als Team zusammenarbeiten und sich gegenseitig Respekt entgegenbringen und die Arbeit des anderen wertschätzen. Das sollte man früh genug lernen und auch leben.

tortet
10.08.2009, 19:11
Ich hoffe doch sehr dass das alles nicht wirklich dein Ernst ist :-???

Warum die rhetorische Frage?

Wundert es Dich, dass man, wenn man 2 Monate lang so ausgenutzt wird, so eine Einstellung entwickelt? Ich kann mich da in einigen Punkten (wenn auch nicht allen) anschliessen. Ich kann nur sagen, man begegnet sich immer 2x im Leben und wer weiss, wie die Karten dann verteilt sind. Ich werde jedenfalls NIEMALS jemanden ausnutzen, nur weil er weniger Bildung hat oder scheinbar niedriger gestellt ist.

Positiv überrascht bin ich jedoch, dass es auch komplett anders laufen kann. (siehe jetziges Praktikum):-topBin super zufrieden und denke, dass ich mich später wahrscheinlich auch eher für ein kleineres, familiäres Haus entscheiden werde.

Freierfall
10.08.2009, 19:17
Natürlich kriegt man als Praktikant nur die Nebenarbeiten ab, aber was erwartest du? Alles andere wäre schon rein rechtlich gar nicht abgesichert.


ich würde meine 3 monate praktikum mit sehr viel mehr freude machen, wenn es vorher 2 wochen schulung oder so gäbe. die einen dann in die grundlegenden abläufe fundiert einweist.
außerdem erwartet man einen respektvollen umgang. Nur weil man kein Ausgebildeter Pfleger ist, muss man nicht wie Dreck behandelt werden. Eher sollten sie sich über die eigene Anwesenheit freuen und zumindest ein bisschen Dankbar sein, denn ein noch so inkompetenter und fauler Praktikant ist immer noch eine Arbeitserleichterung und besser als keiner.

Aber das hängt wirklich, wie von vielen hier bereits gesagt, von dem jeweiligen Krankenhaus und der jeweiligen Station ab.

Deelirium
10.08.2009, 19:17
@tortet: Meinst du mir wurde im ersten Lehrjahr der rote Teppich ausgerollt und ich hab den ganzen Tag die wunderschönsten Arbeiten verrichtet?
Und die Ausbildungszeit geht weit über 2 Monate hinaus ;)
Wir werden als Schüler so hemmungslos verheizt, das glaubt man kaum.
Also du brauchst mir nicht zu erzählen, wie das abläuft, aber ich finde man muss auch mal über seinen Tellerrand hinausgucken.

Schön das du anscheinend (schließe ich mal aus deiner Aussage, das du niemanden schlecht/respektlos behandeln wirst) nicht einer der Ärzte sein wirst, der meint die Pflege wär was für Idioten.

So eine Ärztin möchte ich auch nicht werden.

Freierfall
10.08.2009, 19:19
@tortet: Meinst du mir wurde im ersten Lehrjahr der rote Teppich ausgerollt und ich hab den ganzen Tag die wunderschönsten Arbeiten verrichtet?
Und die Ausbildungszeit geht weit über 2 Monate hinaus ;)
Wir werden als Schüler so hemmungslos verheizt, das glaubt man kaum.
Also du brauchst mir nicht zu erzählen, wie das abläuft, aber ich finde man muss auch mal über seinen Tellerrand hinausgucken.

Ein weiterer Beleg dafür, dass Betriebliche ausbildungen in der Form, in der sie praktiziert werden, wenig sinvoll sind.
Viele davon könnte man erheblich effizienter machen, wenn man nicht den "umweg" über echte betriebe, die ja auch was davon haben wollen, dass dort jemand arbeitet, nehmen würde.

Deelirium
10.08.2009, 19:20
@freierfall: natürlich soll man sich gegenseitig nicht wie Dreck behandeln. Alle Seiten sollten sich respektvoll entgegenstehen.
Und glaub mir, wenn ich mal nen netten, kompetenten, fleißigen Praktikanten kriege, dann bin ich auch gaaanz lieb zu ihm und zeige ihm viel wenn er interessiert ist, versprochen :)

Betriebliche Ausbildung ja, aber z.B. wie ich in einem privaten Haus, wo es leider Gottes um Gewinnmaximierung geht, häufig auf Kosten der Ausbildung. Schade. da muss man schon viel Eigeninitiative zeigen, wenn man gut etwas lernen will. Sparmaßnahmen sei dank :(
Konfessionelle und staatliche Häuser sollen da wohl etwas besser sein.

Muriel
10.08.2009, 19:22
Dann erläutere doch mal bitte, wie Du Krankenpflege als schulische Ausbildung lehren willst? Pflegerische Tätigkeiten muss man viele, viele Male ausgeführt haben, um sie sicher und routiniert zu können, das kann Dir kein Unterricht vermitteln.

THawk
10.08.2009, 19:27
Natürlich kriegt man als Praktikant nur die Nebenarbeiten ab, aber was erwartest du? Alles andere wäre schon rein rechtlich gar nicht abgesichert.


Ganz so ist es ja nun auch wieder nicht. Wenn man den Auftrag annimmt, Praktikanten etwas beizubringen, darf das auch über Nebenarbeiten heraus gehen. Du musst es ihnen halt zeigen und sie dabei beaufsichtigen. Natürlich ist es einfacher, ihnen unkomplizierte Arbeiten aufzutragen und sie machen zu lassen (wobei auch da was passieren kann - ich habe im Zivi am ersten Tag einen Mann nach SH-Fraktur und Osteosynthese geduscht und hatte kaum Hintergrundwissen - passiert ist zum Glück nichts). Aber wenn man ein gutes Praktikum anbieten möchte, muss man die Zeit investieren. Ich kann verstehen, dass es zum einen schwierig ist, weil die Zeit an anderer Stelle fehlt und zum anderen vielleicht auch die Motivation nicht allzu hoch ist, weil der Praktikant ja nur für 4 Wochen da ist und nachher nicht weiter in der Pflege arbeiten wird.
Da sollte die Motivation der Ärzte bei Famulanten natürlich höher sein. Trotzdem finde ich es auch wichtig, dass die Pflegenden den jungen Medizinern etwas zeigen - schließlich wissen sie vieles, was es weiterzugeben wert ist.
Natürlich kostet es Zeit, aber es lohnt sich doch, denke ich. Wenn ich mich in eine Aufnahme unserer Famulantin reinsetze, könnte ich es auch in der Hälfte bis 2/3 der Zeit selber machen. Aber so wird sie es nie lernen.

Also - der Appell! Bringt euren Praktikanten, Famulanten, PJlern was bei! :-)

Grübler
10.08.2009, 19:31
Ich muss B22 in einer Reihe von seinen Beobachtungen Recht geben. Wenn man eine schlechte Station erwischt (so wie ich das in meinem KPP auch gehabt habe), kann es so laufen.

Merkwürdigerweise habe ich, seit ich Famulaturen mache, und nicht mehr direkt der Pflege unterstellt bin, ein viel besseres und harmonisches Verhältnis zu den Schwestern. Kein Vergleich zu meinem Pflegepraktikum! Ich hätte ehrlich gesagt nie geglaubt, dass es so laufen kann ...zugegebener Weise bin ich auch nie mehr in das KH meines KPP zurückgekehrt ;-) Es kann also auch anders und besser laufen (auch als Pflegepraktikant), auch wenn die Arbeit überall die gleiche ist.

Mit der fachlichen Qualifikation ist das so eine Sache - wenn jemand wirklich an dem Fach interessiert ist, dann ist er auch meistens hochqualifiziert (Stichwort: Intensivpfleger). Wenn sich aber das Lebensziel auf Kaffee trinken und Tratschen beschränkt, dann ist entsprechend weniger Qualifikation da. Liegt wirklich an jedem einzelnen. Nicht nur in der Pflege!


EDIT: Wenn gute Praktika auch von der Pflege angeboten würden, würde das auch viel besser den geforderten Einblick in die Pflege fördern (den das Praktikum ja bringen soll). Wenn man als kleiner Schulabsolvent ins kalte Wasser geworfen und nur noch klein gemacht wird während des Praktikums, hilft das nicht unbedingt. Irgendwann steht dann da ein Arzt, der immer noch latente Aggressionen gegen Schwestern aus dem KPP hat, und es dann auslässt, sobald er nicht mehr "klein" ist.

Wenn alles gut läuft mit den Schwestern, hab ich überhaupt kein Problem. Sobald ich aber irgendwie - in meinen Augen ungerechtfertigt - doof angemacht werde (eine Schwester schreit mich über den Gang hinweg an, bei geöffneten Zimmertüren, weil ich sie etwas fragen wollte :-)) ), fällt bei mir ziemlich schnell ne Klappe.

apple89
10.08.2009, 19:32
Ich finde dass Freierfall echt recht hat- es kommt doch sehr auf die Station und das Personal an.
Ich persönlich wurde sehr nett aufgenommen und es waren eigentlich alle Pfleger/innen bemüht mir trotz des Zeitmangels was beizubringen. So konnte ich ihnen auch wirklich arbeit abnehmen und sie entlasten. Das sollte ja auch der Sinn der Sache sein- dass beide Seiten davon profitieren.
Bei mir wars sogar so, dass der Stationsleiter die Stationsassistentin sehr deutlich darauf hingewiesen hat, dass ich "Pflegepraktikantin" und nicht ihre Putzassistentin sei.
Geputzt hab ich also im Endeffekt fast gar nicht- halt mal die Handtücher weggeräumt oder Essen eingesammelt wenn nichts anderes zu tun war.

Was ich ein bisschen schade fand, war dass viele schwestern sich stundenlang über die ärzte aufgeregt haben, weil die nicht kämen um eine nadel zu legen oder blut abzunehmen. Anstatt dass sie es selbst probieren in dieser Zeit- denn gelernt haben es in dem Haus in dem ich war alle.
Als ich es dann konnte, wurde ich zum probieren losgeschickt und die Situation hat sich ein wenig entspannt, aber trotzdem schade, weil das Klima zwischen Ärzten und Schwestern ansonsten echt super war.
Genau das war mein Glück, deswegen hab ich auch von ärztlicher Seite ziemlich viel mitgekriegt.

Freierfall
10.08.2009, 19:39
Dann erläutere doch mal bitte, wie Du Krankenpflege als schulische Ausbildung lehren willst? Pflegerische Tätigkeiten muss man viele, viele Male ausgeführt haben, um sie sicher und routiniert zu können, das kann Dir kein Unterricht vermitteln.

es geht mir nicht darum, den praxisteil rauszunehmen, das ist natürlich quatsch. was allerdings stört, ist eben der aspekt des echten betriebs, der nunmal keine zeit hat, sich hauptsächlich um die ausbildung des pflegers zu kümmern, sondern eben hauptsächlich seinen betrieb aufrechterhalten will.
private lehreinrichtungen, die dieses problem lösen, wären schon mal eine Idee IMO.
Oder auch einfach: das Gehalt, dass der Azubi bekommt, mal nicht ihm zahlen, sondern einem Pfleger zahlen. Als Ausgleich dafür, dass er selbst weniger bekommt, weil er ~1/3 seiner Zeit oder so (ich weiß grade nicht, wie der Verdienst eines Pflegers ist...) sich hauptsächlich mit der Ausbildung des Schülers kümmert. Würde die Ausbildungszeit massiv verkürzen, da die Zeiten, in denen man eben stumpfsinnige Arbeiten verrichten soll, weil man dem Betrieb was bieten muss fürs Geld ohne Ahnung zu haben weniger werden.

tortet
10.08.2009, 19:43
Natürlich kriegt man als Praktikant nur die Nebenarbeiten ab, aber was erwartest du? Alles andere wäre schon rein rechtlich gar nicht abgesichert.


Kommt mir irgendwie bekannt vor, diese Argumentation - dumm ist nur, dass der Lerneffekt des Praktikums ganz gewaltig auf der Strecke bleibt, wenn die Vorschriften so eng ausgelegt werden....

Was genau sind "Nebenarbeiten"? Ich kann als Praktikant ja wohl kaum eine komplette Station mit 26 Patienten, von denen immer einige gleichzeitig schellen, alleine betreuen, während 4 Schwestern vorne sitzen und sich nett unterhalten. Und das ist sicher auch nicht die Aufgabe des Praktikanten, die Schwestern hier voellig zu ersetzen, muskelschwache Patienten (egal wie schwer) ALLEIN in den Stuhl zu mobilisieren, alleine nach dem Abführen sauberzumachen und nach 3h Wartezeit des genervten Pat. die durchgelaufene Infusion selbst abzustöpseln.

Ich hatte einfach das Gefühl, dass viele der Schwestern und Pfleger ausgebrannt waren. Wie gesagt, anders bei den Neuen, die gerade frisch ihre Prüfung bestanden hatten, denen hat man noch den Spass am Beruf angemerkt. Und mit denen machte es dann auch Spass, zusammen zu arbeiten.

Tut mir leid, dass ich so überreagiere, aber da hat sich einiges angestaut.... :-wand

tortet
10.08.2009, 19:59
@tortet: Meinst du mir wurde im ersten Lehrjahr der rote Teppich ausgerollt und ich hab den ganzen Tag die wunderschönsten Arbeiten verrichtet?

Schön das du anscheinend (schließe ich mal aus deiner Aussage, das du niemanden schlecht/respektlos behandeln wirst) nicht einer der Ärzte sein wirst, der meint die Pflege wär was für Idioten.

So eine Ärztin möchte ich auch nicht werden.

1. Selbst die Schüler auf unserer Station wurden nicht dazu verdonnert, die Arbeit der Servicekräfte zu machen.... Im Gegenteil, die bekamen recht viel gezeigt und ihnen wurde schon recht früh Verantwortung übertragen.
Übrigens: Du hast als Schüler sicher nicht umsonst gearbeitet, oder?

2. Das anscheinend kannst Du weglassen - wird mir mit Sicherheit nicht passieren, dass ich Menschen respektlos behandle, auch wenn es Putzfrauen sind.
Allerdings habe ich mit Entsetzen den Ausführungen der Schwestern und Pfleger gelauscht, die ausnahmslos über die Assistenzärzte, einen der Oberärzte und ab und zu auch über den Chef abgelästert haben!!! :-??? Alles in allem ein nicht sehr angenehmes Arbeitsklima.

Deelirium
10.08.2009, 20:21
Trotzdem finde ich es auch wichtig, dass die Pflegenden den jungen Medizinern etwas zeigen - schließlich wissen sie vieles, was es weiterzugeben wert ist.


Danke für diesen Satz!

@tortet:okay, in unserer Klinik haben wir keine Servicekräfte, von daher fällt es in den Aufgabenbereich der Pflege (leider) und somit auch eine beliebte Aufgabe für Schüler und Praktikanten. Um etwas gezeigt zu bekommen habe ich mich in den meisten Fälen selbst eingesetzt. (leider)
Umsonst habe ich sicher nicht gearbeitet.

Mal ein Spruch ist sicherlich okay, aber fiese Lästereien gehen gar nicht.

Ich kann deinen Standpunkt verstehen, weil glaub mir, es sind Sachen, die mir auch schon viel Ärger und Kopfzerbrechen bereitet haben.
Ausgebrannt sein bzw. Burn-out ist auch ein wichtiges Schlagwort.

Ich bin ja quasi auch frisch. Jetzt im August durch..juhuu :D also vielleicht auch noch etwas motivierter, habe auch schon Schüler im ersten Lehrjahr angeleitet und handhabe es persönlich so, dass man am Anfang sowieso nicht alleine losgeschickt wird. Man muss ja zunächst auch die Person beurteilen die einem da gegenüber steht. Wenn der Praktikant/ Schüler dann einigermaßen orientiert ist (auf Stat, mit den Abläufen, Tätigkeiten etc) kann man schon einige Sachen wie z.B. Körperpflege, Mobi selbstständig durchführen nach vorheriger Anleitung. Nebenarbeiten fallen leider häufig an, wenn sehr viel los ist. Dann ist es wirklich ein Segen, dass jmd. die Wäschewägen sauber macht, Verbandswägen auffüllt etc. Das ist eine große Entlastung, wenn man nicht weiß was man zuerst machen soll und Sachen anfallen, die der P/S noch nicht darf.

Ich persönlich freue mich immer sehr wenn interessierte Leute da sind die gerne etwas lernen wollen und es auch annehmen. Nur dann muss auch die Basis stimmen, denn alle haben klein angefangen. Wichtig finde ich auch, dass man an hektischen Tagen, wo eben viele Nebenarbeiten abgewälzt werden, eine Rückmeldung wie "Danke für deine Hilfe" o.Ä.

Das was du schreibst ist ein No-Go: Stat. versorgen, als Einziger immer zur Klingel rennen, Infusionen abstöpseln, unsichere Pat selber monilisieren- das grenzt für mich an gefährlicher Pflege und bietet den Praktikanten keinen Lerneffekt. Es führt nur zur Überforderung und Frustration.

Leider sind viele Sachen einfach sehr Festgefahren.