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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Perforierter Appendix - wie lange post op Antibiotika?



Fino
04.07.2009, 14:43
Wir hatten die letzten paar Wochen ueber mehrere Kinder und Jugendliche, die mit perforiertem Appendix bei uns vorstellig wurden. Nach offener Appendektomie bekamen sie erst mal Antibiotika iv. Dabei neigen die Chirurgen dazu, die ABx nach ca 1-2 Tagen abzusezten und die Kinder mit oralen Antibiotika nach Hause zu schicken. Die Paediater haben da eine andere Vorhehensweise: wenn es nach ihnen ginge, muss das Kind

a) mindestens 24 Stunden fieberfrei sein
b) Entzuendungsparameter normal oder nahezu normal sein

bevor sie auf orale ABx umgestellt werden (wir hatten mehrere Kinder ein paar Tage nach Entlassung wieder auf Station, weil sich erneut Eiter im Bachraum angesammelt hatte. Die wurden dann erneut in den OP geschoben:-notify)


Wie wird das bei Euch gehandhabt?

Evil
04.07.2009, 16:34
Mein Chef als habilitierter Infektiologe handhabt das so, daß normalerweise jede Antibiose (soweit oral verfügbar) bei klinischer Besserung nach 3 Tagen auf oral umgesetzt werden kann.
Läuft die Antibiose länger als 3 Tage und


a) mindestens 24 Stunden fieberfrei sein
b) Entzuendungsparameter normal oder nahezu normal sein
setzen wir die Antbiose sogar ab.

Allerdings haben wir auf der Inneren natürlich ein ganz anderes Klientel mit Pneumonien, exazerbierten COPDs, Divertikulitiden, etc., daher weiß ich nicht, ob das auf die Pädiatrie übertragbar ist.

Schnatti
04.07.2009, 17:02
Bei uns ist's so, dass bei perforiertem Appendix post-op eine 3-tägige Antibiose gefahren wird (mit Piperacillin/Tazobactam allerdings sicher auch vergleichsweise recht hoch gegriffen) und danach bei unauffälligem Verlauf komplett beendet wird.

Womit initiiert ihr denn antibiotisch und wie setzt ihr sequentiell fort?

Grüße,
Schnatti

Fino
04.07.2009, 18:24
Womit initiiert ihr denn antibiotisch und wie setzt ihr sequentiell fort?

Grüße,
Schnatti

Zunaechst Co-amoxiclav und Metronidazol iv dann dieselbe Kombi oral.

Schnatti
04.07.2009, 19:09
Aha, wofür braucht man bei Amoxicillin/Clavulansäure noch Metronidazol?

Damit's nicht ganz offtopic wird:
Wurden in den Fällen, wo eine Wiedereinweisung erfolgte, nochmal Kulturen bestimmt? Falls ja, handelte es sich denn dann tatsächlich um gleiche Erreger wie zuvor - falls Identifitikation erfolgte - oder war's was ganz anderes?
Nur bei ersterem könnte man ja davon ausgehen, dass die Antibiose unzureichend lange lief.

dantheg
04.07.2009, 21:06
Bei meiner kurzen Rotation in der Kinderchir haben wir iv Antibiotika mit Zosyn bis zur Entlassung geführt. Entlassungskriterien waren Fieberfreiheit x 24 h, Leukos normal, Bauch schmerzfrei und Essen toleriert. Meist ein Paar Tage nach der OP. Wenns bis dahin nicht besser wurde muss man kucken ob sich nicht ein Abszess gebildet hat und dementsprechend handeln.

Wenn Patienten wiederkommen müssen dann wird schon noch eine Kultur abgenommen (angenommen der Abszess wird drainiert oder gespült und nicht antibiotisch behandelt). Weiß aber nicht ob es sich um denselben Keim handelt ... aber bei perforiertem Appendix finden sich eh anerobische Mischflora, insofern weiß ich nicht ob man von einem einzigen Keim ausgehen kann.

Fino
05.07.2009, 14:55
Aha, wofür braucht man bei Amoxicillin/Clavulansäure noch Metronidazol?



Du willst und musst ja auch gegen Anaerobier abdecken - da ist Co-amoxiclav nur bedingt geeignet

Schnatti
05.07.2009, 22:06
Spontan wüsste ich jetzt keinen Anaerobier, der da nicht mit erwischt wird.

Inwiefern dein "bedingt geeignet"?