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MonairM
10.07.2009, 17:02
Hallo,

ich bin zwar noch nicht Assistenzarzt aber so langsam auf dem Weg dahin...

Schon vor dem Studium stand für mich fest ich wolle in die Neurologie doch jetzt nachdem ich mich mit Neurologen unterhalten habe bin ich mir gar nicht mehr sicher...
Ich habe da einiges gehört von "ich bin nur in die Neurologie weil ich zwei linke Hände hab" bis "ich habe drei Kinder und deshalb bin ich Neurologe geworden"

Ausserdem klagten viele über zu akribische Diagnostik und wenig Therapiemöglichkeiten...

Wie auch immer, auf jeden Fall weiss ich nicht mehr welche Fachrichtung für mich die richtige ist.

In jedem Fachgebiet in dem ich bisher war, wurde ich nur desillusioniert, die Ärzte waren überarbeitet , schlecht gelaunt und hatten keine Lust einem etwas zu erklären.
In Chirurgie musste ich als Student(!) die Station alleine schmeißen weil die OÄ im OP waren(ich kein einziges Mal) und die Stationsärztin zur Forschung "freigestellt" war...
Ausserdem finde ich das mann als Assistenzarzt in der Chirurgie oft nur der letzte Depp vom Dienst ist...
In anderen Fachgebieten wars ähnlich...

Ich überlege jetzt zwischen Derma und Innere, vor allem auch weil ich ne Dr.Arbeit gerne in dem Fachgebiet mache würde wo ich später arbeiten will...

Wie ist es in der Derma, wie in der Inneren?
Innere finde ich interessant, aber die Arbeitszeiten sind schlecht und mann kann sich später schlecht niederlassen (es sei denn ich bin Kardiologe und Spezialist für Interventionelle Kardiologie - doch die Ausbildung dauert verdammt lang und ich weiss nicht ob ich es an einem Uniklinikum so lange aushalten könnte..)

Derma ist gut was Arbeitszeiten angeht, allerdings interessiert es mich nicht so wie Innere wobei mann sich da wiederum besser niederlassen kann und auch besser verdient...

Was würdet ihr machen?

lala
10.07.2009, 17:07
"ich bin nur in die Neurologie weil ich zwei linke Hände hab" bis "ich habe drei Kinder und deshalb bin ich Neurologe geworden"


Das sind ja coole Statements!!:-top

Ich bin übrigens (u.a.) Neurologin geworden, weil ich die digital-rektalen Untersuchungen im Innere-PJ doof fand...und das Rohre-Irgendwo-Reinschieben...achja Derma fand ich auch fies...da juckts einen jedesmal wenn man konsiliarisch hin muss:-D

netfinder
10.07.2009, 17:14
die rektale Untersuchung find ich nur doof, weil sie nie ueberprueft werden und ich somit nie lernen werde, ob das, was ich befunde, auch so ist...

MonairM
10.07.2009, 17:20
Das sind ja coole Statements!!:-top

Ich bin übrigens (u.a.) Neurologin geworden, weil ich die digital-rektalen Untersuchungen im Innere-PJ doof fand...und das Rohre-Irgendwo-Reinschieben...achja Derma fand ich auch fies...da juckts einen jedesmal wenn man konsiliarisch hin muss:-D



Im PJ erst?
Ach das musste ichs chon viel früher machen...:-top

icespeedskatingfan
10.07.2009, 17:44
Derma ist gut was Arbeitszeiten angeht, allerdings interessiert es mich nicht so wie Innere wobei mann sich da wiederum besser niederlassen kann und auch besser verdient...

Was würdet ihr machen?

Offensichtlich scheint die Niederlassung für Dich eine wichtige Option zu sein - wie wäre es dann mit FA für Innere- und Allgemeinmedizin?
Dauert fünf Jahre, drei Jahre stationäre Innere, dannach kannst du als WBA in eine Praxis - Stellen gibts wie Sand am Meer und die Niederlassungsmöglichkeiten oder Einsteigemöglichkeiten in ein MVZ oder Gemeinschaftspraxis o.ä. sind derzeit sehr gut .

alex1
11.07.2009, 00:18
Ausserdem klagten viele über zu akribische Diagnostik und wenig Therapiemöglichkeiten...
Das ist tatsächlich ein sehr bekanntes Vorurteil, was aber auch in meinen Augen wahr ist.

a)
Ich erinnere mich an Neurologie-Kollegen aus dem Konsiliardienst, die ein Konsil grundsätzlich gemacht haben, erst wenn von dem Patienten ein cerebrales MRT vorlag. Egal was die Symptome oder Fragestellung waren.
"Rufen Sie mich nochmal an, sobald Sie das MRT UND den schriftlichen Befund haben! Vorher komme ich nicht." war quasi der Standardsatz.
Die ausgefüllten Konsilscheine an sich waren die reinste Tortur, da alle möglichen Tests mit Ergebnissen aufgelistet wurden und zum Schluss als Fazit mindestens 3 verschiedene Differentialdiagnosen mit 3 total unterschiedlichen Therapievorschlägen standen. Dazu noch mindenstens 2 zusätzliche diagnostische Massnahmen, zu denen meistens ein MRT der spinalen Achse oder ein EMG gehörten.
Die diversen neurologischen Untersuchungen mit vielen Tests (die irgendwelche Namen von berühmten Neurologie Profs tragen) sind allen von uns aus dem Studium bekannt.

b)
http://2.bp.blogspot.com/_e85U4QbYG7s/Rt2SVKdaKGI/AAAAAAAAAXQ/hmxzq1oDByU/s400/12+stereotypes+panel+02.jpg

lala
11.07.2009, 09:19
Das ist tatsächlich ein sehr bekanntes Vorurteil, was aber auch in meinen Augen wahr ist.
[/img]

Naja, was wahr sein KANN.... Vorurteile gibt es quasi für jede Fachrichtung - aber das wird ja gerade auch im anderen Thread diskutiert...Viel Diagnostik + wenig Therapie hat man ja auch in anderen Fächern (und da meine ich jetzt nicht Diagnostikfächer wie Pathologie, Radiologie, Labormedizin sondern auch zB die Onkologie, Palliativmedizin und und und...).

Wenn die Neurologen, die Du so kennengelernt hast in dem beschriebenen Stil konsiliarisch tätig sind, sind sie einfach verdammt schlechte Ärzte!! Gerade in der Neuro kannst Du als guter Kliniker durch klinische Untersuchung, syndromale Zuordnung und dann gezielte Diagnostik viel machen und viel Zeit/Geld sparen
Leider neigen aber v.a. die noch jüngeren Kollegen (aber auch schon Oberärzte, die länger dabei aber immer noch seeehr unsicher sind) immer mehr dazu, sich im Zeitalter des MRT nur noch auf blinkende Punkte in der Diffusionswichtung zu konzentrieren, ordnen massenhaft sinnlose Neurophysiologie an (weil sie den Schädigungsort durch ihre eigene klinische Untersuchung und mangelden Neuroanatomie-Kenntnisse nicht finden können und auch keine Ahnung haben, was EP,EMG, NLG eigentlich genau messen..) und belasten so Patienten, Mitarbeiter und v.a. das Budget....

Ich bin froh, größtenteils noch bei Neurologen der "alten" Schule gelernt zu haben:-top

Harvey
11.07.2009, 09:41
Hab mich für die Neurologie entschieden - weil ich nach vier Monaten PJ-Wahlfach noch genauso viel Lust auf das Fach hatte, wie zu Beginn. Fand es früher auch blöd, weil ich dachte zuviel Diagnostik, zu wenig Therapie.

Bin heute aber anderer Meinung. Finde, es gibt kein Fach, in dem durch Anamnese und besonders die körperliche Untersuchung - wenn sie richtig durchgeführt wird - klar sein kann, wo die Störung liegt und was es sein kann. Und dann kann man sehr gezielt Diagnostik anmelden, die eventuell vollkommen ausreicht.
Und zum Thema Therapie: klar kann man in der Neurologie nicht soviel machen wie in anderen Fächern, doch wer weiß, wie das in 10 oder 20 Jahren ist?

Würde jetzt aber gern wieder zum eigentlichen Thema kommen: MonairM, lass dir nicht von irgendwelchen Leuten ein Fach ein- oder ausreden. Famulaturen und PJ sind eine große Hilfe, um ein Fach kennen zu lernen, das Arbeitsklima ist natürlich überall verschieden und sollte dir nicht das Fach an sich vermiesen. Gibt neurologische oder chirurgische oder internistische oder dermatologische Abteilungen, die schrecken ab oder begeistern. Und während der Assistenzarztzeit kann man ja immer auch noch wechseln, gegebenenfalls sich Zeit anrechnen lassen und die richtige Stelle, die einem gefällt, findest du auch heutzutage leichter, weil die Auswahl groß ist.

Wenn du gern noch einmal die Neurologie als Famulatur oder Hospitation ausprobieren willst, lade ich dich gerne ein in ein Krankenhaus in Norddeutschland (Unterkunft wird gestellt) mit einer sehr guten Arbeitsatmosphäre. Einfach PN an mich für weitere Infos.

MonairM
12.07.2009, 13:43
Hab mich für die Neurologie entschieden - weil ich nach vier Monaten PJ-Wahlfach noch genauso viel Lust auf das Fach hatte, wie zu Beginn. Fand es früher auch blöd, weil ich dachte zuviel Diagnostik, zu wenig Therapie.

Bin heute aber anderer Meinung. Finde, es gibt kein Fach, in dem durch Anamnese und besonders die körperliche Untersuchung - wenn sie richtig durchgeführt wird - klar sein kann, wo die Störung liegt und was es sein kann. Und dann kann man sehr gezielt Diagnostik anmelden, die eventuell vollkommen ausreicht.
Und zum Thema Therapie: klar kann man in der Neurologie nicht soviel machen wie in anderen Fächern, doch wer weiß, wie das in 10 oder 20 Jahren ist?

Würde jetzt aber gern wieder zum eigentlichen Thema kommen: MonairM, lass dir nicht von irgendwelchen Leuten ein Fach ein- oder ausreden. Famulaturen und PJ sind eine große Hilfe, um ein Fach kennen zu lernen, das Arbeitsklima ist natürlich überall verschieden und sollte dir nicht das Fach an sich vermiesen. Gibt neurologische oder chirurgische oder internistische oder dermatologische Abteilungen, die schrecken ab oder begeistern. Und während der Assistenzarztzeit kann man ja immer auch noch wechseln, gegebenenfalls sich Zeit anrechnen lassen und die richtige Stelle, die einem gefällt, findest du auch heutzutage leichter, weil die Auswahl groß ist.

Wenn du gern noch einmal die Neurologie als Famulatur oder Hospitation ausprobieren willst, lade ich dich gerne ein in ein Krankenhaus in Norddeutschland (Unterkunft wird gestellt) mit einer sehr guten Arbeitsatmosphäre. Einfach PN an mich für weitere Infos.


Vielen Dank für die Einladung. :-)
Ich werde darauf zurückgreifen wenn ich eine Famulatur mache