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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum sind Monochromaten lichtempfindlich?



tortet
11.07.2009, 12:07
Hallo Zusammen,

habe am Montag Physioprüfung und bin gerade über etwas gestolpert, was ich nicht ganz verstanden habe.

Stäbchenmonochromaten, also Patienten, die keine Zapfen haben, zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit den ganzen Tag mit Sonnenbrille herumlaufen.

Warum ist das so? Eigentlich befinden sich in der Fovea centralis ja nun weniger Photorezeptoren, weil Stäbchen dort (zumindest im normalen Fall) eine Lücke aufweisen, deshalb sollte der Reiz bei Lichteinstrahlung weniger stark als bei einem Normalsichtigen sein. :-meinung

Wo liegt da der Denkfehler? Vielen Dank für Eure Hilfe.

LG

"die Torte"

Feuerblick
11.07.2009, 12:11
Da aber die gesamte Netzhaut beleuchtet wird und man ungleich mehr Stäbchen als Zapfen hat, dürfte sich das leicht erklären lassen, oder?

tortet
11.07.2009, 12:27
Dann erklär es mir doch bitte :-angel

Was genau meinst Du damit, dass wir 120 Mio. Stäbchen und nur 6 Mio. Zapfen haben? Wie erklärt sich dadurch die höhere Lichtempfindlichkeit, wenn 6 Mio. Zapfen fehlen?

Wenn der Unterschied zu einem Normalsichtigen darin besteht, dass an der Fovea centralis die 6 Mio. Zapfen fehlen, kommt es hier doch zu weniger Antworten? In der Peripherie müsste sich der Lichteindruck dagegen mit dem eines Normalsichtigen vergleichen lassen.

Was ich allerdings verstehen würde, wäre, wenn diese Patienten anstelle der Zapfen in der Fovea centralis Stäbchen besitzen.

Feuerblick
11.07.2009, 12:50
Auch wenn Physio verdammt lange her ist, werd ichs mal versuchen:
Normalerweise nutzt du am Tag deine Zapfen. Die sind für die Tageslichtmengen ausgelegt. Die Stäbchen sind normalerweise am Tag "überblendet", d.h. mehr oder weniger schachmatt. Die Zapfen sind das, was vom Gehirn verarbeitet wird. Was aber nicht stört, denn sie sollen nichts weiter als peripheres Gesichtsfeld bringen. Da brauchst du keine Farbe und keine Details. Gehst du nun ins Dunkle, dauert es einen Moment, bis du dich adaptierst, die Stäbchen also wieder in der Lage sind, mitzuspielen im Sehakt.
Nun überlege dir, was passiert, wenn du mit den im Tageslicht überblendeten, überforderten Stäbchen herumlaufen und dich orientieren musst. Du bekommst kein scharfes Bild mehr von den funktionsuntüchtigen Zapfen, das das überblendete Bild der Stäbchen überdeckt. Es sind nur noch die Stäbchen da. Das Gehirn muss also mit dem überblendeten Sehen klar kommen. Und das macht ziemlich blendempfindlich!
Kurz: Zapfen sorgen dafür, dass Normalsichtige die geblendeten Stäbchen nicht bemerken (Hemmung). Sind die Zapfen weg, merkt man auch die Blendung...

Übrigens laufen Achromaten nicht mit reinen Sonnenbrillen durch die Gegend sondern normalerweise mit mehr oder weniger getönten Kantenfiltergläsern, die die Bereiche des Lichtspektrums herausfiltern, mit denen die Stäbchen nichts anfangen können.

P.S. Ich kanns nicht mehr physiologisch erklären, das ist zu lange her :-blush

tortet
11.07.2009, 13:14
Aber nein, das klingt total einleuchtend, vielen Dank!:-top

Dann weiss ich auch, wo mein Denkfehler liegt: die Stäbchen werden am Tag also durch die Zapfen gehemmt (ein anderer Vorschlag meiner Seite wäre, dass sie massiv helladaptieren). Ich habe bisher gedacht, dass Zapfen und Stäbchen untereinander getrennt verschalten (weil das so im Klinke-Silbernagel steht, bzw. man es so verstehen kann, Stäbchen über amakrine Zellen).

Ich werde mir das Kapitel nochmal anschauen, habe nämlich bisher gedacht, dass die Stäbchen für das schnelle Bewegungssehen des magnozellulären Systems verantwortlich sind, während die Zapfen dem parvozellulären System zugeordnet sind (Farbe, Kontur). Demnach würde das Bewegungssehen im taghellen Licht ja erschwert werden, das kann also nicht stimmen....

Ohmann, ich mache mir zuviele Gedanken, glaube ich :-blush