Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Psychotypen - Klaviatur der Charaktere für Erzählfiguren
Nicht nur Situationen, sondern auch die an den Situationen beteiligten Personen sind fuer das Verfassen von Texten wichtig.
Die Psychologie/Psychiatrie leistet hier mit einem Grundkatalog von "Standardcharaktertypen" mögliche Hilfe.
Diesen Katalog stelle ich euch zur Info vor.
Er kann bei der stofflichen Ausfuellung der Personen in euren Geschichten helfen.
Ich werde den hier zunächst nur stichwortartig vorliegenden Katalog von Zeit zu Zeit mit weiteren Einzelheiten fuellen.
Wie immer, zunaechst das Skelett moeglicher Charaktere, die Details und Nuancen folgen dann später.
Der Depressive
Bedrückheit
Gehemmtheit
Pessimismus
zaghaft-stiller Mensch
meist unfroh und bedrueckt wirkend
zögerlich, bedarf äusserer Impulse zum Handeln
neigt zu Zukuntfsaengsten
auffallend zuverlaessige und gewissenhafte sowie genaue Person
Der Zwanghafte
übertriebene Ordnungsliebe
Pedanterie
Auffallende Genauigkeit und Strenge
wenig Spielraum lassend
kaum kompromissbereit
risikoarme Lebensfuehrung
Streben nach allseits geordneten Verhaeltnissen
Perfektionismus
Pünktlichkeit
Sparsamkeit
Zuverlaessigkeit
manchmal Eigensinn bis hin zum Querulieren
kann keine spontanen Entscheidungen treffen, die Kompromisse erfordern
Der Schizoide
Kontaktscheue
Überempfindlichkeit
emotional wenig anteilnehmend
misstrauisch
zwiesplätig
distanziert
verschlossen
emotional kühl
neigt zu Isolation und Vereinsamung
mangelnde Anpassungsfaehigkeit
braucht feste Bezugspersonen, denen er vertrauen und denen gegenueber er sich oeffnen kann
Der Hysterische
geltungsbeduerftig
theatralisch
Aufmerksamkeit auf sich ziehend
lebhaft und spontan aktiv
auf Selbstdarstellung bedacht
Tendenz zu demonstrativen Verhaltensweisen
starkes Kontakbeduerfnis
neigt zu leichter Distanzlosigkeit
oftmals leicht bindungsschwach
Unstetigkeit, Wechselhaftigkeit, Launen
Anspruchshaltung gegenueber der Umwelt
Der Narziß
neigt zu Selbstueberschaetzung
Allmachtsgefuehl, alles zu beherrschen
Wunsch nach Bewundertwerden und Begehrtwerden
Grössenphantasien
Ehrgeiz und Neidgefuehle
Wunsch nach staendiger Bestaetigung der Grösse und Anerkennung
oft von Langeweile, innerer Leer und Reizhunger gequält
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Diese Klaviatur der Charaktere dient - wie auch die Klaviatur der Lebenssituationen - als Anregung, wenn es darum geht, den Charakter mit Eigenschaften zu versehen.
Diese Charaktere sind natuerlich "Idealtypen", die in der
Realitaet doch eher in Mischformen auftreten.
Wie gesagt, wird das ganze noch mit mehr Leben erfuellt, dient prinzipiell zur Info und Anregung bei der Charakterfindung fuer Eure Texte.
Kleine Aufgabe
Stellt euch vor, es ist Vorweihnachtszeit oder Weihnachten. Wie wuerden obige Charaktere wohl auf die Weihnachtszeit reagieren, sich in ihr verhalten und was geht in ihnen wohl am Heiligen Abend vor - wer mag, kann gerne die Charaktere mit der Weihnachtszeit verbinden, und daraus einen kl. Text oder Gedicht entwerfen.
So long
Cu
Jens
Hi,
wie auch schon bei dem Katalog der Lebenssituationen habe ich auch hier bei den grundsaetzlichen Skelett möglicher Charaktere mal die Variante erstellt, zu jedem Teil eines Charakters auch die mögliche Alternative darzustellen.
Das veraenderte Bild sieht daher einen beispielsweise Depressiven VERSUS Nicht-Depressiven-Grundtyp (und analog auch fuer die anderen 4 Typen) vor.
Entspricht zwar nich der psychiatrischen Katalogisierung (auf die es zur Anregung bei der Ausfuellung von Charakteren in texten ja auch nicht ankommt), gibt dem ganzen gleich - so finde ich - ein
viel abwechslungsreicheres und lebensnaeheres Bild.
Hier die Aufzaehlung moeglicher Charaktere sowie Gegencharaktere in möglichen Eigenarten
Der Depressive <-- ODER --> Der nicht-Depressive
Bedrückheit <-- ODER --> Gelassenheit
Gehemmtheit <-- ODER --> Unbefangenheit und Spontaneität
Pessimismus <-- ODER --> Optimismus
zaghaft-stiller Mensch <-- ODER --> forscher-redefreudiger Mensch
meist unfroh und bedrueckt wirkend <-- ODER --> meist heiter und freudig
zögerlich, bedarf äusserer Impulse zum Handeln <-- ODER --> spontan handelnd
neigt zu Zukuntfsaengsten <-- ODER --> macht sich um die Zukunft keine Gedanken
auffallend zuverlaessige und gewissenhafte sowie genaue Person <-- ODER --> manchmal unpuenktlich und schluderige Zuege
Der Zwanghafte <-- ODER --> Der Nicht-Zwanghafte
übertriebene Ordnungsliebe <-- ODER --> liebt das Chaos
Pedanterie <-- ODER --> Pragmatismus ('nimmt's nicht so genau)
Auffallende Genauigkeit und Strenge <-- ODER --> Duldsamkeit
wenig Spielraum lassend <-- ODER --> Freiheit lassend
kaum kompromissbereit <-- ODER --> kompromissfaehig
risikoarme Lebensfuehrung <-- ODER --> liebt das Leben wie das Risiko
Streben nach allseits geordneten Verhaeltnissen <-- ODER --> kann Unordnung etwas abgewinnen
Perfektionismus <-- ODER --> auch nicht Perfektes wird gewagt
Pünktlichkeit <-- ODER --> Unpünktlichkeit
Sparsamkeit <-- ODER --> Verschwendung, kaum Beziehung zum Geld
Zuverlaessigkeit <-- ODER --> Unzuverlaessigkeit
manchmal Eigensinn bis hin zum Querulieren <-- ODER --> teamfähig
kann keine spontanen Entscheidungen treffen, die Kompromisse erfordern <-- ODER --> kann spontan und flexibel auf die Ereignisse reagieren
Der Schizoide ODER Der nicht-Schizoide
Kontaktscheue <-- ODER --> Kontaktfreudigkeit
Überempfindlichkeit <-- ODER --> "dickes Felle"
emotional wenig anteilnehmend <-- ODER --> kann zuhören und mitfühlen
misstrauisch <-- ODER --> vertrauensseelig
zwiespältig <-- ODER --> hat klare Kontur
distanziert <-- ODER --> anteilnehmend und kontaktfreudig
verschlossen <-- ODER --> offen
emotional kühl <-- ODER --> warmherzig
neigt zu Isolation und Vereinsamung <-- ODER --> fühlt sich in der Gruppe wohl
mangelnde Anpassungsfaehigkeit <-- ODER --> flexibel und anpassungsfähig
braucht feste Bezugspersonen, denen er vertrauen und denen gegenueber er sich oeffnen kann <-- ODER --> kommt auch alleine klar
Der Hysterische ODER Der nicht-Hysterische
geltungsbeduerftig <-- ODER --> kann auch im Schatten stehen
theatralisch <-- ODER --> unauffaellig
Aufmerksamkeit auf sich ziehend <-- ODER --> lieber am Rande mitspielend
lebhaft und spontan aktiv <-- ODER --> braucht Anregung von Aussen
auf Selbstdarstellung bedacht <-- ODER --> ist das Urteil anderer egal
Tendenz zu demonstrativen Verhaltensweisen <-- ODER --> keine Absicht in seinem Verhalten
starkes Kontakbeduerfnis <-- ODER --> braucht nicht mega-Kontaktanzahlen
neigt zu leichter Distanzlosigkeit <-- ODER --> kann notwendige Distanz wahren
oftmals leicht bindungsschwach <-- ODER --> treu und bindungsfaehig
Unstetigkeit, Wechselhaftigkeit, Launen <-- ODER --> gleichbleibend stetig
Anspruchshaltung gegenueber der Umwelt <-- ODER --> Gibt der Umwelt auch
Der Narziß ODER Der nicht-Narziß
neigt zu Selbstueberschaetzung <-- ODER --> kann sich gut einschätzen
Allmachtsgefuehl, alles zu beherrschen <-- ODER --> beherrscht nur einiges und weiss das auch (realistisches Selbstbild)
Wunsch nach Bewundertwerden und Begehrtwerden <-- ODER --> Urteil der anderen ist gleichgueltig
Grössenphantasien <-- ODER --> Phantasiert nicht sondern orientiert sich an Realitität
Ehrgeiz und Neidgefuehle <-- ODER --> keine Konkurrenzdenken
Wunsch nach staendiger Bestaetigung der Grösse und Anerkennung <-- ODER --> Selbstvertrauen, das nicht staendiger Aussenurteile bedarf
oft von Langeweile, innerer Leer und Reizhunger gequält <-- ODER --> kann entspannen auch wenn keine Leistung erforderlich ist
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Sodele, weitere Details folgen dann später.
V.a. interessant koennte es sein, einzelne Charakterteilzuege mal in konkrete Handlungen mittels Verbdarstellung aufzuloesen, aber damit beschaeftigen wir uns dann spaeter ausfuehrlich.
Cu
Jens
Hidihei,
wenn es darum geht, sich Anregungen zu holen, welche Art von Typ Mensch man in seinen Texten darstellen koennte, darf natuerlich auch eine ergaenzende Betrachtung weiterer „Perlen“ aus der Charakterkunde nicht fehlen.
Daher hier zum ersten die Typologie von Kretschmer, die ich auch interessant und hilfreich finde (die Fremdworte habe ich nicht in ihrer genauen Bedeutung und Herkunft nachgeschlagen:
1. DER ZYKLOTHYME (rundwüchsig mit pyknischem Körperbau)
Körperliche Merkmale
- breites rundes Gesicht
- hohe gewölbte Stirn
- oft Doppelkinn
- Neigung zur Glatzenbildung
- Kurzer dicker Hals
- Gedrungene, leicht adipöse Figur
- Zarte Glieder und kurze, breite Hände
Psychische Eigenschaften
- Temperament: Schwingt auf der Achse „heiter bis traurig“
- Gefühlsbereich: gutmütig, warmherzig, humorvoll, einfühlsam, ausgeglichen
- Willenbereich: impulsiv, wenig zielstrebig und ausdauernd, labil
- Denken: vielseitig, konkret, praktisch, weitschweifig, flüssiger Gedankenlauf
- Verhalten: zugänglich, offen, gesellig, anpassungsfähig, mitteilsam
2. DER SCHIZOTHYME (schlankwüchsig mit leptosomen Körperbau)
Körperliche Merkmale
- Gesicht in steiler oder verkürzter Eiform
- Scharfes Profil mit Ecken, Kanten und Winkeln
- Oft vorspringende Nase
- Kinnpartie zurücktretend
- Schmale hager Gestalt mit abfallenden Schultern
- Langer, schmaler und magerer Hals
- Flacher Brustkorb
- Lange schmale Hände
Psychische Eigenschaften
- Temperament: schwingt auf der Achse „überempfindlich bis kühl“
- Gefühlsbereich: sensibel, verhalten, erregbar oder sehr stumpf, nervös
- Willensbereich: gespannt, entschlossen, zielstrebig, konsequent, wenig beeinflussbar
- Denken: einseitig, abstrakt, theoretisch, begrifflich-nüchtern, objektiv, sprunghaft
- Verhalten: zurückhaltend, verschlossen, ungesellig, korrekt, steif, förmlich
3. DER VISKÖSE (kraftwüchsig mit athletischem Körperbau)
Körperliche Merkmale
- derber Hochkopf mit mächtiger Kinnlade
- wulstige Augenbrauen
- Boxergesicht mit stumpfer, breiter Nase
- Massive robuste Gestalt mit kräftig entwickelter Brust
- Grosse, derbe, pratzenartige Hände
Psychische Eigenschaften
- Temperament: schwingt auf der Achse „phlegmatisch bis explosiv“
- Gefühlsbereich: unempfindlilch, gleichgültig, dickfellig, gelassen und stabil
- Willensbereich: zäh, ausdauernd, belastungsfähig, widerstandsfähig, unlenksam
- Denken: schlicht, verständlich, gründlich, trocken, oft pedantisch, wortkarg, wenig beweglich
- Verhalten: wenig ansprechbar, duldsam, passiv, gesellig, starr, ungewandt
Natürlich kann man auch hier wiederum zu den einzelnen Eigenschaften, die typisch sind, das jeweilige Gegenteil (aus wulstigen Augenbrauen werden schmale Augenbrauen, aus Zielstrebigkeit wird Wankelmut etc. pp) entwerfen und somit die Anzahl der beschriebenen Typen gleich verdoppeln. Aber das spare ich mir hier einmal.
Hi,
hier noch ein grundsätzlicher Katalog menschlicher Eigenschaften, der auf der Funktionslehre des Schweizer Nervenarztes und Psychiaters C.G. Jung beruht. Sie stellt das Verhältnis Mensch – Umwelt in das Zentrum der Beobachtungen und entwirft in den Einstellungen des Menschen zur (Um-)Welt die beiden grundsätzlichen Typen des Introvertierten und des Extravertierten, mit denen er sich in den 4 psychischen Hauptfunktionen nach Jung (Denken, Fühlen, Erschauen, Empfinden) handelnd bemerkbar macht.
Vorab noch der kurze Hinweis: Jeder Mensch ist von Natur aus zu BEIDEN Einstellungen fähig und trägt auch weiterhin Möglichkeiten der Wandlung vom einen zum anderen Typus in sich, auch sind in der Realität Mischformen von „Otto Normaltyp“ sicherlich am häufigsten. Leben als rhythmischer Wechsel von Insichhineinhören und Aussichherausgehen, also zwischen Besinnen und Handeln, das sind die Pole, die dieser Typenlehre zugrunde liegen.
Hier nun die Typenbeschreibungen:
1. DER EXTRAVERTIERTE (nach aussen gewandte Typ)
Allgemein
- ganz und gar der Aussenwelt zugewandt
- Mitschwingen, Teilhaben und Gestalten an der Umwelt
- Offener, umgänglicher, heiterer Typ, der mit jedem auskommt
Verhalten zur Umwelt
- beschäftigt sich nicht so sehr mit seinem Innenleben
- kann sich gut in Situationen ein- und an sie anpassen
- schliesst sich dem allgemeinen Urteil der Mitwelt an („Tut, was man tut.“)
- gern gesehener Typ mit Selbstbewusstsein und Unternehmungslust
Arbeit und Freizeit
- organisiert, repräsentiert und kommuniziert gerne
- macht Urlaub an belebten Orten (nicht einsame Berghütte, sondern Strand)
- kann eher schlecht mit sich selbst etwas anfangen, langweilt sich dann
Gefühlsleben
- hat keine grosse Zeit sich mit dem Innenleben zu beschäftigen, da ihn die Umwelt eher reizt
- Gedanken eher kindlich-naiv und ggf. abergläubisch
- Will die Welt nich in seinem Kopf gestalten, sondern richtet sich nach der Welt so wie sie in realiter ist
2. DER INTROVERTIERTE (nach innen gewandte Typ)
Allgemein
- ihm ist die Welt von früh auf fremd und er zeiht sich in seine eigene Welt zurück
- ist eher der verschlossene, schwer zu durchschauende, scheue Typ
Verhalten zur Umwelt
- Tendenz sich zu bewahren und zu erhalten, eher wenig preiszugeben
- Leichte Anwandlungen von „Sonderling“ und „Eigenbrötler“
- Fühlt sich Menschen und Dingen oft nicht gewachsen, ist unsicher
- Flüchtet in die sicher Innenwelt, die er kennt und versteht
- Nachdenklich, besinnlich, grüblerisch
Arbeit und Freizeit
- oftmals der theoretische Gelehrtentyp (Forscher, Erfinder, Künstler), kein Praktiker
- verwirklichen oftmals in der Stille entwickelte Ideen
- ideal dazu ist ein antreibender, extravertierter Partner
- arbeitet lieber allein als im Team
- eher nicht aufgeschlossen und weniger anpassungsfähig
- ist von sich und seiner Denkweise überzeugt (eigensinnig, rechthaberisch)
- reibt sich in Auseinandersetzungen mit anderen (innerlich) auf, so dass er die zurückgezogene Ruhe liebt, wo ihn niemand stört
- taut unter gleichgesinnten Introvertierten gut auf und gibt sich preis
Es gibt wie gesagt in realiter die verschiedensten Schattierungen mit Vorherrschen der einen oder anderen Richtung und Mischtypen sowie lebensgeschichtliche Richtungsänderungen, nichtsdestotrotz ist auch dieser Ansatz eine weitere Möglichkeit, die menschlichen Charaktere in Texten mit Leben zu füllen.
Jens
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