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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeit für Gespräche mit Angehörigen?



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Lava
20.07.2009, 18:05
Es gibt da ein Problem, das mich wirklich ganz ganz gewaltig nervt in der Klinik: "Die Angehörigen von Frau/Herr XY sind da und wollen einen Arzt sprechen." :-( Nicht, weil ich so ungern mit Angehörigen spreche, sondern weil die zu 99% NACH meinem Dienstschluss auftauchen. Und so langsam hab ich's einfach SATT immer in meiner Freizeit mit denen zu reden. Um 16Uhr hab ich halt Schluss, basta! Die Angehörigen gehen halt tagsüber arbeiten und haben auch erst um 16Uhr Schluss, aber ich nunmal auch! Leider ernte ich sowohl bei den Patienten und Angehörigen als auch den Schwestern eher blöde Bemerkungen, wenn ich sage "Nein, ich rede nicht mit denen, ich gehe jetzt nachhause." :-( Wie läuft das bei euch so? Fühlt ihr euch moralisch dazu verpflichtet, auch nach Dienstschluss noch mit Angehörigen zu reden? Ich meine, letztendlich tue ich es ja fast immer. Aber so langsam fängt es echt an zu nerven... zumal viele Patienten geistig fit genug sind, ihren Angehörigen selber zu erklären, was Sache ist. :-nix

Feuerblick
20.07.2009, 18:10
Ich mach es nur in Ausnahmefällen. Entweder muss sich der Diensthabende dieser Leute annehmen oder man sagt ihnen, wann man zu sprechen ist (am besten fixen Termin vereinbaren) und dass man JETZT Dienstschluss hat.
Und die Schwestern sollen mal nicht mosern. Die rühren in der Regel in ihrer Frühstückspause auch keinen Finger bzw. lassen nach der Übergabe den Griffel fallen und verdrücken sich. Warum sollte man als Arzt also das nicht auch dürfen. Einfach auf Durchzug schalten.

Eilika
20.07.2009, 18:12
Ich hab 18:30 Dienstschluss, da stellt sich das Problem nicht ;-)
Und ansonsten hab ich immer gesagt, wir machen nen Termin zwischen halb zwei und halb drei (das war so meine Angehörigenzeit in Deutschland) und ohne Termin hab ich echt nur mit denen geredet, wenn ich gerade viel Zeit hatte oder es was extrem ernstes und wichtiges gab. Und wenn sie mit mir reden wollen, dann müssen sie sich halt Zeit nehmen!
Und eins hab ich bezüglich Angehörigengesprächen gelernt: Nie nicht mit irgendwem reden, bevor man den Patienten gefragt hat, obs es ihm recht ist!
Und heute haben mich auch diverse Angehörige mal wieder dezent kirre gemacht!!

Muriel
20.07.2009, 18:14
Im Tagesgeschehen, wenn solch eine Anfrage kommt und ich gerade mit anderen Dingen beschäftigt bin, lehne ich das zum sofortigen Zeitpukt dann ab und teile mit, wann das möglich sein wird, schaue aber, dass es, wenn die Angehörigen denn schon mal da sind, auf jeden Fall innerhalb der nächsten Stunde geschieht. Die Zeit zu warten müssen sie dann haben. Nach Feierabend spreche ich dann schon meistens mit den Leuten, aber ich sage dann auch ganz klar "Ich habe eigentlich schon Feierabend, eine kurze Frage kann ich Ihnen aber gerne noch beantworten." Das zieht meistens ganz gut, die Fragen sind dann wirklich kurz und die Leute dankbar. Und in zwei Minuten kann man eine Menge erklären. Das ist einfacher als die Leute nicht anzunehmen, das gibt nur Stunk und im Zweifel durch ärgerliche Nachfragen am nächsten Tag noch viel mehr Arbeit.

Lava
20.07.2009, 18:15
Unser Problem ist, dass wir keine Termine machen können. Ich weiß ja nie, ob ich nicht im OP bin! Ich sag halt immer, die sollen anrufen. Am Telefon bin ich noch am ehesten zu erreichen. Wenn es um wichtige Dinge geht, mach ich auch schonmal einen Termin nach 16Uhr... aber wenn die einfach nur wissen wollen, obs der Oma gut geht und wann sie nachhause kommt, können die auch anrufen *find*

Muriel
20.07.2009, 18:16
Zumal solche Fragen, lava, auch vom Pfleegepersonal gefiltert werden können. Ganz ehrlich, die wissen doch eh besser als die Ärzte Bescheid, ob es der Omma gut geht ;-)

Leelaacoo
20.07.2009, 18:18
Bei uns hängen "Sprechzeiten" der Assis an den Arztzimmern (Innere, 15-16 Uhr), daran halten sich natürlich nicht alle, aber wenn es Patienten sind, die länger da sind (also nicht die kritischen, da kann man mehrfache Nachragen ja verstehen) verweise ich darauf oder mache einen separaten Termin. Ich hab festgestellt, dass die Angehörigen oft zufriedener sid, wenn ich von vornherein (bei Aufnahme) sage, dass wir erst mal alle Untersuchungen sammeln und dann besprechen, wozu wir einen Termin ausmachen-> ergo: wenn ich zwischendurch angesprochen werde, sage ich, dass wir noch nicht alle Untersuchungen haben und wir ja alles beim Termin besprechen, welcher meist nicht länger als 15 Min. dauert, dafür aber täglich viel Zeit spart. Und die Angehörigen üssen sich dafür halt frei nehmen, wenn sie arbeiten, das muss ich ja auch, wenn ich aufs Rathaus will, oder sie können zu einer bestimmten Zeit anrufen. Allerdings sollte man sich auch als Arzt an die Termine halten (ich weiß nicht, ob das in Chir. geht???). Und fitte Patienten sprechen SELBST mit Angehörigen (wozu mach ich Visite?), nur wenn er/sie was nicht verstanden hat, kann der Patient SELBST mich wieder fragen, über 3te kommuniziere ich nicht (hat auch was mit Schweigepflicht zu tun, was ich auch so sage...ist genaugenommen ja auch so!).

LG Lee (die auch nicht immer nerviges penetrantes Klopfen and er Arztzimmertür verhindern kann...und Schwestern, die das anders sehen, werden halt zu jeder Übergabe und Frühstückspause von MIR gestört...die gehen IMMER pünktlich!).:-dafür

Lava
20.07.2009, 18:21
Allerdings sollte man sich auch als Arzt an die Termine halten (ich weiß nicht, ob das in Chir. geht???).


Nicht wirklich.

Muriel
20.07.2009, 18:22
Wenn jemand an meine geschlossene Tür des Arztzimmers klopft, reagiere ich grundsätzlcih nicht. Die Schwestern kommen eh so rein, alles Andere muss draußen bleiben. Ich mache die Tür ja nicht zu, um gemütlich nen Kaffee zu trinken, und selbst wenn ich es täte, steht mir das einmal am Tag wohl auch zu, zumal dann eh Papierkram nebenbei gemacht wird.

Feuerblick
20.07.2009, 18:23
Japp, bei am Arztzimmer klopfenden Menschen hab ich grundsätzlich ne plötzliche Hörstörung...:-))

Eilika
20.07.2009, 18:29
Wie seht Ihr das eigentlich mit Auskunft am Telefon? Ist ja an sich rechtlich nicht ganz einfach, aber wird trotzdem immer gemacht. Wobei ich auch da meist vorher die Patienten "um Erlaubnis" frage...

dreamchaser
20.07.2009, 18:36
Am Telefon erkläre ich den Leuten, dass ich da aus rechtlichen Gründen keine Auskunft geben dürfte und beantworte Fragen mit ja und nein.
Zum persönlichen Gespräch (was vor einem Telefonat, vor dem ich jedoch den Patienten nochmals um Erlaubnis bitte) können die Angehörigen zwischen 14 und 16 Uhr (Innere) kommen und sollen dann eben Bescheid sagen, bevor sie zum Patienten gehen. Ich komme dann ins Zimmer, damit auch alles mit und vor dem Patienten besprochen wird. Feste Termine kann ich nicht ausmachem, da am Nachmittag auch der Oberarzt zur Kurvenvisite kommt oder der Chef zur Chefvisiste. Aber wenn sie da sind komme ich dann schnellstmöglich. Und je fiter der Patient, umso weniger auskunftsfreudig bin ich, vor allem wenn ich in der Visite alles besprochen habe und es dann einfach noch heisst "ich wollte das nochmal von Ihnen hören" und der Patient sitzt daneben und erklärt die Sache wunderbar - er hat es verstanden. Und dafür renn ich dahin...
Die meisten Schwetsren wissen genau wann ich Feierabend habe und verleugnen mich dann auch und gebenden Angehörigen die o.g. Zeiten durch. So klappt das wunderbar.

Lava
20.07.2009, 18:48
Ist vielleicht mein Fehler, dass ich Dinge auch nach Dienstende mache, wie Blutentnahmen und Braunülen legen, weil ich das ungern meinen diensthabenden Kollegen aufbürde :-keks (Ich finde es auch nicht gut, wenn die mir im dienst unerledigte Sachen ihrer Station hinterlassen)

Muriel
20.07.2009, 19:01
Das ist der Vorteil eines regulären Spätdienstes im Gegensatz zum Bereitschaftsdienst. Natürlich soll die Station so gut es geht fertig sein, aber wenn dann noch ein Aderlass zumachen ist oder neue Patienten relativ spät kamen, dann ist das ganz normal Aufgabe des Spätdienstes.

eve05
20.07.2009, 19:23
Oder man hat wie wir immer 2 Kollegen, die (bezahlt wie im Dienst) bis 20 Uhr bleiben um solchen Kram für die man die Patienten nicht wirklich kennen muss weg zu arbeiten- eignet sich an ruhigen Tagen übrigens wenn man selber dran ist auch hervoragend dazu den eigenen Schreibtisch und das Postfach aufzuräumen bzw. auch mal geplant Gespräche zu führen.

Jeannychen
20.07.2009, 19:51
Wenn jemand an meine geschlossene Tür des Arztzimmers klopft, reagiere ich grundsätzlcih nicht. Die Schwestern kommen eh so rein, alles Andere muss draußen bleiben. Ich mache die Tür ja nicht zu, um gemütlich nen Kaffee zu trinken, und selbst wenn ich es täte, steht mir das einmal am Tag wohl auch zu, zumal dann eh Papierkram nebenbei gemacht wird.

Ich würde dies auch gerne so machen, aber unser Arztzimmer (nur auf dieser Etage) hat auch Glas-Anteile. Ergo: der Angehörige sieht, dass ich drine sitze und KOMMT AUCH GLEICH REIN!!!!:-kotz:-kotz:-kotz:-kotz:-kotz

Heute hatte ich einen netten Angehörigen: der wollte mich sprechen, aber war schon nach 17 Uhr (ich arbeite bis 16) und diktierte immer noch im Arztzimmer. Er fragte die Schwestern, ob ich Zeit hätte. Er würde auch morgen kommen, wenn es mir besser passen würde. Das finde ich super! Morgen kann er mich jederzeit sprechen!:-)

Evil
20.07.2009, 21:35
Wenn ich Zeit hab, red ich kurz mit den Angehörigen, ansonsten haben wir reguläre Sprechzeit zwischen 15 und 16 Uhr (oder auch 15:30, wenn ich mal wieder der Intensiv-Assi bin).

Allerdings sind auf der Onko Patienten- und Angehörigengespräche wahrscheinlich von größerer Bedeutung als in der Augenheilkunde, vor allem, wenn es um Erstdiagnosen geht. Da kann man dann die Leuts nicht kurz abfertigen, sondern muß das manchmal schrittweise erklären.

In der Unfall-Chirurgie kann ich mich eigentlich an kein einziges Angehörigen-Gespräch erinnern, wenn ich ehrlich bin ;-)

Tibia
20.07.2009, 22:30
Also ich habe zum Thema Angehörigengespräche ein zwiespältiges Verhältnis, weil ich einfach schon die "schärfsten" Dinger erlebt habe.
Wenn auf Anklopfen im Arztzimmer (nach 17:00 Uhr) niemand reagiert, heißt das natürlich "Herein!". Und wenn man dann dort mit dem Oberarzt sitzt und wichtige Dinge bespricht, interessiert das kaum und man kriegt das Anliegen gleich ohne Anstand vor die Füße geknallt. Schließlich muss der Arzt immer zur Verfügung stehen :-kotz
Wo ich auch regelmäßig Brechdurchfall kriegen könnte, ist, wenn die Mutti, der Vati, der Bruder, die Nichte oder der Cousin oder alle zusammen, nacheinander versteht sich, von mir detailiert und wenn möglich täglich, über die Krankengeschichte, des gut differenzierten, orientierten (gut das ist jetzt nicht sooo häufig) und INFORMIERTEN Patienten, Auskunft erteilt haben möchten. Hallo? Die können ja wohl auch miteinander sprechen, oder wie seht ihr das? :-nix Bei dem "üblichen" Patientengut versteh ich das ja, und da ist es mir auch wichtig, mit einem Angehörigen zu sprechen.
Und wo wir gerade dabei sind: Dieses "Frau Dokdoor, wann ist mein Brief endlich fertig?" (obwohl man vor 10 Minuten besprochen hat, dass es erst am Nachmittag nach hause geht, weil der charming boy Chefarzt ja GERADE EBEN erst, mal so spontan, die Entlassung beschlossen hat) gehört auch verboten!
Und prinzipiell gilt: Will man mal einen Angehörigen/Betreuer erreichen, ist dieser gerade auf Kreuzfahrt und man kann gucken wie man die 88 jähr. demente Oma durch die Gastro, Kolo und wenns geht noch Kapsel kriegt, auf Grund einer persistierenden Inappetenz und AZ-Verschlechterung, versteht sich. Und die anschließende Entscheidung zur PEG-Anlage darf man auch gleich selbst auswürfeln :-wow
So, ich glaub jetzt bin ich fertig, sorry, aber ich finde diese "Ich bin hier im all-inclusiv-hotel-Mentalität" so schrecklich, und "Danke" sagt ja auch kaum noch jemand.
Eigentlich bin ich ganz lieb und harmlos :-)) aber nur noch 2 Tage - dann hab ich URLAUB :-party und dann werd ich die Akutmedizin wohl erstmal verlassen, mich kotzt das zur Zeit alles nur noch an :-dance

alphawelle
20.07.2009, 23:30
Nach Feierabend spreche ich dann schon meistens mit den Leuten, aber ich sage dann auch ganz klar "Ich habe eigentlich schon Feierabend, eine kurze Frage kann ich Ihnen aber gerne noch beantworten."
Finde ich sehr elegant.

Ich hake dann an; wollen Sie was besonderes wissen?

Trotzdem klappt es nich immer, manche Angehörigen haben ein Bedürfnis zu reden, und machen sich sorgen, wie es weitergeht, ohne dass sie sich Bewusst sind, womit ich helfen kann, und womit nicht. Dann besteht meine Hilfe bloss darin, pseudo-seelessorge anzubieten.

Ich finde das besonderes schwierig, denn ich empfinde das als eher unangenehm, leute abzulehnen. Ich bin sicher genauso ein egoistisches Tier wie meine Kollegen, die ganz krass bescheid sagen, aber manche von uns sind wohl halt mer reward-dependent.

Je fordender die A, und je unpassender der Zeitpunkt, umso mehr taucht der Gedanke bei mir auf, die A seien egoistische A**löcher. Z.B wenn ich während des Braunülelegens bei einem unruhigen, mit brüchigen Venen ausgestatteten, dementen Mann, ein paar Mal hingehen muss (und meine Kollegin auch (!)), und ich dazwischen von den A des gleichen P darum gebeten werde, ein Gespräch zu halten, dann werde ich echt sauer. Gott sei dank hatte ich dann zu viel stress, um was krasses auszudenken.

Man muss von der P-seite schon sagen; das Krankenhaussystem ist nicht leicht zu kapieren, und es gibt bei uns keine neonleuchtende tafel mit "patienteninformation." Von der Patientenseite wäre ich auch mit dem unzufrieden, was mein KH zu bieten hat, allerdings werden diejeniege (ich) mit diesem Ärger konfrontiert, die nichts dafür können.

icespeedskatingfan
21.07.2009, 10:32
klare Sprechzeiten die mit Aushang akklamiert sind und Termine, die durch die Schwestern vergeben werden, sind für Angehörige eine wirkliche Hilfe, und helfen einem selber den Tag zu strukturieren und nicht ständig unterbrochen zu werden.
Die ganzen Wichtigtuer an Angehörigen, die "ich muss mal den Arzt sprechen" als Ersatz für mangelnde Zuwendung für den Kranken halten :-kotzkann man damit so schön ins Leere laufen lassen. Viele Gesprächswünsche erledigen sich komischerweise von selber, wenn sie nicht sofort stattfinden können.
Einmal hab ich einem Angehörigen, der mit großer Empörung "dann muss ich Arbeiten"auf den Hinweis, das ich Sprechzeiten habe reagierte mit " jetzt muss ich arbeiten" geantwortet.;-) hat sich noch ein bisschen weiter aufgeregt, kam dann aber brav zwei Tage später zu Sprechstunde.